Neue Ausstellung im Papiermuseum Düren: Glanz und Glitter – Luxuspapiere aus der Sammlung
Die Ausstellung „Glanz und Glitter – Luxuspapiere aus der Sammlung“ im Papiermuseum Düren zeigt 141 Objekte aus der Blütezeit der Luxuspapiere (1850–1930). Präsentiert werden Glückwunschkarten, Kalender, Sammelalben, Papierkrippen, Zigarrenringe und mehr, mit Fokus auf aufwendig gestaltete Kulissenkarten.
Dank moderner Stanz-, Präge- und Drucktechniken wie der Chromolithografie zeichnen sich diese Papiere durch außergewöhnliche drucktechnische Qualität aus. Besondere Highlights sind prächtig verzierte Karten mit Glanz- und Lackbildern sowie montierten Materialien wie Seide, Fransen und Glitzer. Im 19. Jahrhundert war Deutschland führend in der Produktion von Luxuspapieren, die auch international Bedeutung erlangten. Die Herstellung erfolgte jedoch oft unter schlechten Arbeitsbedingungen, insbesondere für Frauen und Kinder in Heimarbeit.
Die Ausstellung verdankt ihren Umfang großzügigen Überlassungen von Sammlungen durch private Sammler*innen wie Anna Karina Fries, Prof. Dr. Peter W. Schatt und weitere. Sie läuft im Papiermuseum Düren und knüpft an die erfolgreiche Ausstellungstradition seit 2018 an.
Ab 2025 ist eine Publikationsreihe des Arbeitskreises Buntpapier geplant.
Der Titel „Irispapier. Buntpapiere in Forschung, Handwerk und Kunst“ spiegelt die Vielfalt von Buntpapier wider. „Irispapier“ soll das Buntpapier in seiner Gesamtheit sowie den Arbeitskreis Buntpapier und das dort vorhandene vielfältige Wissen über den unmittelbar beteiligten Personenkreis hinaus bekannt machen.
Die Publikation wird jährlich erscheinen. Der Vertrieb der ersten Ausgabe wird bis 15. Januar 2025 in Subskription erfolgen (gedrucktes Heft + PDF > für die Ausgabe 2025 zum Preis von 25,00 € incl. Inlandsversand/Deutschland), später nur einzeln.
Das Format des gedruckten Heftes ist A4, der Umfang beträgt etwa 60 Seiten mit vierfarbigen Abbildungen. Sprachen sind Deutsch oder Englisch, die Zusammenfassung der Artikel erscheint in der jeweils anderen Sprache.
Auf dem Instagram-Account von paho. Zentrum für Papier werden Informationen zur Geschichte der Papierfabrik Hohenofen und über aktuelle Papierkunstprojekte und Arbeiten des paho-Künstlernetzwerks veröffentlicht. Mit der Verbindung von Papiergeschichte und Papierkunst wollen wir auf die Papierfabrik als technisches Denkmal von nationaler Bedeutung aufmerksam machen und gleichzeitig über die künstlerische Auseinandersetzung mit Papierthemen informieren. So wollen wir dazu beitragen, neue Zusammenhänge für den ehemaligen Industriestandort zu entwickeln und ein Netzwerk von Papierfachleuten aus verschiedenen Bereichen aufzubauen.
Den DAP erreichte die traurige Nachricht, dass am 12. April 2024 unser langjähriger DAP-Tagungsteilnehmer Dietmar Simon verstorben ist. Herr Simon war gemeinsam mit seiner 2021 verstorbenen Ehefrau Heide, über viele Jahre geschätzte DAP-Tagungsteilnehmer.
Andrea Lothe vom Deutsches Buch- und Schriftmuseum / Papierhistorische Sammlungen informierte den DAP, dass ein weiterer wichtiger Abschnitt der Erschließung der Wasserzeichensammlung geschafft ist. Im dazugehörigen und gut bebilderten Blog-Beitrag (https://blog.dnb.de/thueringer-wasserzeichen/) heißt es weiter:
Thüringer Wasserzeichen (16. April 2024; von Andrea Lothe, Julia Rinck, Margareta Schultz)
Im Januar 2024 wurde im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek die Erschließung von über 17.000 Thüringer Wasserzeichen (in Originalpapieren oder als Pausen) auf Einzelblattebene abgeschlossen. Die Datensätze sind nun im Online-Katalog weltweit verfügbar.
Damit ist ein weltweit einmaliger, äußerst dicht belegter Bestand an digital eingearbeiteten Papiermühlen, Papiermacher*innen und Wasserzeichenbelegen entstanden. Dieser ermöglicht es, vergleichende Untersuchungen der erschlossenen Wasserzeichen vorzunehmen, die wiederum papiergeschichtliche und musikwissenschaftliche (etwa in der Bachforschung), wie auch kunsthistorische, literatur- und buchwissenschaftliche Forschungen untermauern können. (…)
Die Leipziger Wasserzeichensammlung
Die Wasserzeichensammlung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek ist mit mehr als 400.000 Objekten die weltweit größte Sammlung ihrer Art. Sie enthält sowohl originale Papiere als auch Reproduktionen von Wasserzeichen (Handpausen oder Kopien). Die Wasserzeichenbelege dienen als Grundlage für die Echtheitsprüfung sowie die Herkunfts- und Altersbestimmung von Papieren.
Papierherstellung in Thüringen
In Thüringen gab es im Vergleich zu anderen Landschaften besonders viele Papiermühlen. Ein Grund dafür sind die günstigen Wasserverhältnisse, die für die Anlage von Papiermühlen Voraussetzung waren. Menge und Qualität des Wassers waren sowohl als Antriebskraft als auch direkt für das Papierschöpfen ausschlaggebend. Ohne gutes Wasser kann kein gutes Papier hergestellt werden.
Thüringen gilt als eines der bedeutendsten kulturellen Zentren Deutschlands, besonders im Zeitraum von der Reformationszeit bis zur Deutschen Klassik.
Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Martin Luther
und Johann Sebastian Bach arbeiteten und wirkten hier und sie schrieben
ihre Gedichte, Dramen, Thesen oder Noten häufig auf das in der Region
produzierte Thüringer Papier.
** Rinck 2016, S. 260.
Der Thüringer Bestand umfasst ca. 95 Papiermühlen, etwa 500 Papiermacher und Papiermacherinnen und annähernd 25.000 Wasserzeichen, die auf über 17.000 Wasserzeichenbelegen überliefert sind. Eine solche flächendeckende Wasserzeichen-Erschließung eines größeren Gebietes über die Jahrhunderte hinweg ist weltweit einzigartig. Die Wasserzeichen sind im Online-Katalog der Deutschen Nationalbibliothek recherchierbar unter dem Suchwort „Wasserzeichenbeleg“: DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Literaturhinweise
* Rinck 2015. Julia Rinck: Das Projekt Wasserzeichen-Informationssystem (WZIS). In: Dialog mit Bibliotheken, 27. Jahrgang, 2015, Heft 1, Leipzig und Frankfurt: Deutsche Nationalbibliothek.
Dialog mit Bibliotheken 2015/1 (d-nb.info)
** Rinck 2016. Julia Rinck: Digitalisierung und Erschließung von Thüringer Wasserzeichen aus den Papierhistorischen Sammlungen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen
Nationalbibliothek in Leipzig im Rahmen des DFG-Projekts „Wasserzeichen-Informationssystem“ (WZIS). In: Wasserzeichen – Schreiber – Provenienzen. Hrsg. von Wolfgang Eckhardt ; Julia Neumann ; Tobias Schwinger ; Alexander Staub. Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann GmbH, 2016.
Den DAP erreichte die traurige Nachricht, dass am 8.3.2023 unser langjähriger DAP-Tagungsteilnehmer Martin Cuppen verstorben ist. Martins Berufsweg war viele Jahre mit der Firma Kufferath, Düren eng verbunden und seine Schöpfsiebe auch im DAP sehr geschätzt.
Tagungsbericht zur Buntpapier-Tagung 2024 in Moritzburg
Die diesjährige Buntpapier-Tagung fand am 23. und 24. Februar im Käthe-Kollwitz-Haus in Moritzburg, unweit Dresdens statt. Am Freitag, dem 23. Februar, begann die Tagung um 12:30 Uhr mit einer herzlichen Begrüßung und organisatorischen Hinweisen von der Veranstalterin, Julia Rinck. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, zeigte Lutz J. Walter eine faszinierende Präsentation über die alten Druckmaschinen in der Tapetenfabrik Pihlgren ja Ritola Oy in Finnland und den für seine Firma Nachdrucken historischer Tapeten. Es folgten Einblicke in japanische Techniken der Papierveredelung durch Julia Rinck. Kerstin Stöver referierte über die faszinierende Katagamisammlung des Kunstgewerbemuseums Dresden und hatte einige Beispiele mitgebracht. Nach einer kurzen Pause präsentierten Graham Horton und Mitchel Gundrum innovative Ansätze in der digitalen und analogen Forschung von Buntpapier. Holger Birkholz rundete diesen Themenblock mit einem Bericht über Buntpapier in Büchern des späten 18. Jahrhunderts ab. Die Tagung endete mit einer Diskussion über die Idee zu einer Schriftenreihe des Arbeitskreises. Am Samstag, dem 24. Februar, begann der Tag mit einer auf Ledertapeten und Buntpapiere konzentrierten Führung im 1 OG von Schloss Moritzburg. Die Tagung wurde mit weiteren interessanten Vorträgen fortgesetzt, darunter Gisela Möllers Einblicke in Buntpapiere von Tapeten-Fischer und Ilse Mühlbachers Bericht über die Gründung einer Tapetenfabrik in Wien. Dirk Lange präsentierte verschiedene Buntpapiere, gefolgt von inspirierenden Projekten zeitgenössischer Künstler wie Philip Wiegards „Kids‘ Factory“ und Susanna Mihm-Lutz und Dominic Feys Projekten aus der Studienwerkstatt Buch & Papier der Kunsthochschule Kassel. Die Tagung endete gegen 16:30 Uhr.
An dieser Stelle sein den Veranstaltern und Organisatoren – insbesondere Julia Rinck, Susanne Krause und Barbara Schinkow – für eine spannende Tagung gedankt. Sie war eine reichhaltige Quelle an Wissen und Inspiration für alle Teilnehmer, die sich für die Vielfalt und Anwendungsmöglichkeiten von Buntpapier interessieren.
Vereinsgründung „Freunde der alten Papierfabrik“, Neu Kalliß
Mark Riedel, Parchim machte den DAP auf die aktuellen Entwicklungen rund um die alte Papierfabrik Neu Kalliß, aufmerksam. Es hieß hierzu weiter:
„Gute Nachrichten!
Die Nachbarschaft der alten Papierfabrik konnte zum Jahresende den Mittelteil mit der historischen Fassade der alten Papierfabrik Neu Kalliß ersteigern.
Den im jahrelangen Dornröschenschlaf gefangenen Geländeteil schönster Industriekutur gilt es nun wieder zu erwecken!
Wir möchten mit dem neu zu gründenden Verein „Freunde der alten Papierfabrik“, der Gemeinde, der Bausch – Stiftung und dem Denkmalschutz das marode Gelände so gut es geht erhalten und sichern.
Dafür laden wir Euch herzlich zur Vereinsgründung in Neu Kalliß am 5.April 2024 um 16 Uhr im Kontorhaus der alten Papierfabrik ein.“
Der DAP wünscht eine erfolgreiche Vereinsgründung, viel Erfolg und freut sich zukünftig über weitere Nachrichten.
Springende Hirsche. katagami – Japanische Papierschablonen zur Textilfärbung
25.11.2023 – 19.5.2024
Eröffnung: Freitag, 24.11.2023, 19 Uhr
Kuratiert von Gastkurator Walter Bruno Brix, Köln, und Jutta Reich, Leopold-Hoesch-Museum und Papiermuseum Düren
Aus der Pressemittelung vom 20.11.2023:
Die Ausstellung „Springende Hirsche. katagami – Japanische Papierschablonen zur Textilfärbung“ präsentiert erstmalig japanische Musterschablonen (katagami) aus der Sammlung des Leopold-Hoesch-Museums und des Papiermuseums Düren. Aus traditionellem Maulbeerbaumpapier (washi) gefertigt, dienen katagami der Färbung von Gewändern, Bannern und Textilien der Inneneinrichtung. Die mit Stanzwerkzeugen und Messern bearbeiteten Papiere werden mit dem gerbstoffhaltigen Saft (kakishibu) der Kakifrucht verklebt, um die Schablonen, die dann in einem Reservefärbeverfahren (katazome) für die Gestaltung traditioneller japanischer Textilien verwendet wurden, wasserfest und widerstandsfähig zu machen. Nachdem dieses Verfahren Anfang des 20. Jahrhunderts weitgehend durch industrielle Produktionstechniken ersetzt wurde, gelten katagami heute als Kunstwerke, die spannende Einblicke in die textile Ästhetik Japans gewähren.
Die Ausstellung im Papiermuseum gibt einen Einblick in die verwendeten Materialien und Techniken und stellt anhand zahlreicher Beispiele die Bedeutung der verwendeten Muster und Symbole vor. Schließlich wird ein Einblick in die Geschichte der Papierschablonen und deren Weg in europäische Sammlungen gegeben. Die Muster der 87 präsentierten Schablonen aus der Edo- (1644–1868) und Meiji-Zeit (1868–1912) zeigen Pflanzen und Blüten, Naturerscheinungen, Tiere und von Menschen hergestellte Gegenstände. Dabei sind die Motive, die sich meist auf die Jahreszeiten beziehen, oft stark stilisiert. Nur für „Insider“ ist die Bildsprache sofort lesbar. Die im Titel zitierten Hirsche sind einerseits ein melancholisches Herbstmotiv, andererseits gelten Hirsche auch als Boten zwischen den Welten der Götter und Menschen.
In vielen Schablonen finden sich Kirschblüten (sakura). Das Motiv bezieht sich auf das in Japan alljährlich gefeierte Kirschblütenfest (hanami), bei dem die kurzzeitig entfaltete Pracht der rosafarbenen Blüten im Mittelpunkt steht. Gleichzeitig stellen die wie Schnee fallenden Blütenblätter einen Verweis auf die Unbeständigkeit des Lebens dar. Bambus und Kiefern beschwören Nachgiebigkeit und das Bestehen schwieriger Lebensphasen. Muster mit Sechsecken gelten als Wunsch für ein langes Leben. Sie verweisen auf den Panzer von Schildkröten, denen man eine Lebensspanne von 10.000 Jahren nachsagte. Eine Besonderheit bilden Schablonen mit atemberaubend feinen Mustern (Edo-komon) aus winzigen gestanzten Punkten und Formen, die ursprünglich den formellen Gewändern der Samurai-Elite vorbehalten waren, aber im 19. Jahrhundert auch auf den Kleidern des Bürgertums in Mode kamen. Somit erlaubt die Ausstellung nicht nur einen tiefen Einblick in die mannigfaltige Welt der Textilmuster, sondern auch in die japanische Vorstellungswelt.
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts faszinierten die Papierschablonen mit ihren außergewöhnlichen Mustern und dem Spiel von positiven und negativen Partien, mit ihren lederartigen Oberflächen und feinsten Reparaturen auch den Westen. Aus dem Werkzeug wurde ein Gegenstand der ästhetischen Wertschätzung. Wie die in Düren beherbergte katagami- Sammlung ihren Weg ins Papiermuseum fand, ist heute leider nicht mehr bekannt. Vermutlich wurde sie in den frühen 1930er Jahren vom Museumsverein Düren e.V. für die Papierstadt Düren und das damals bereits angedachte Papiermuseum Düren, das erst 1990 gegründet wurde, erworben.
Zur Präsentation der Schablonen in der Ausstellung werden von KKS Architektur + Gestaltung gestaltete, beleuchtete Plexiglasscheiben verwendet, die dem Papiermuseum Düren freundlicherweise von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden auch im Sinn der Nachhaltigkeit zur Verfügung gestellt worden sind. Die hinterleuchtete Präsentation lässt die Objekte ausdrucksstark wirken und erlaubt den Besucher*innen, den Detailreichtum der katagami wahrzunehmen. Vielen Dank daher an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und KKS Architektur + Gestaltung. Darüber hinaus gilt der Dank dem Kreismuseum Zons für ihre Leihgabe von vier Basisschablonen, Anita Bauer, Wien, für ihren Beitrag zur Ausstellung, der Galerie Werner Klein, Köln, für die Leihgabe von Werkzeugen und Walter Bruno Brix für die inspirierende und schöne Zusammenarbeit.
Die Ausstellung wird großzügig unterstützt durch den Museumsverein Düren e.V.
Seit langer Zeit hat sich der DAP vom 2. bis 5. November zu einer Tagung getroffen – diesmal gemeinsam mit den Schweizer Papierhistorikern (SPH). Insgesamt fanden sich 43 Teilnehmer zu unserer Tagung im Schulzentrum Papiertechnik an der Papiermacherschule in Gernsbach ein. Gernsbach hat seit vielen Jahrzehnten einen festen Platz in der Ausbildung des Papiermachernachwuchses und bot alles, was wir für unsere Tagung benötigten. Der DAP möchte sich an dieser Stelle bei der Papiermacherschule herzlich bedanken !
Weitere Informationen zur DAP-Tagung 2023 in Gernsbach finden Sie hier.
Den DAP erreichte die traurige Nachricht, dass am 30. September unser langjähriger DAP-Tagungsteilnehmer Fred Siegenthaler verstorben ist. Herr Siegenthalers Redebeiträge und Einschätzungen als „Mann der Praxis“ waren im DAP stets geschätzt.
Zum download der Todesanzeige von Herrn Siegenthaler bitte hier klicken
Fred Siegenthaler in der Sammlung des Leopold Hoesch Museum Düren (auf youtube)
Prof. Dr. Ulman Weiß (10. Juni 1949 bis 6. August 2023)
Aus Erfurt ist vor wenigen Tagen die Nachricht eingetroffen, dass dort nach kurzer schwerer Krankheit der Historiker und Hochschullehrer Prof. Dr. Ulman Weiß am 6. August 2023 gestorben ist und seine Urne am 29. August im Familiengrab auf dem Erfurter Hauptfriedhof beigesetzt wurde. Er war der Sohn des Papierhistorikers Dr. Wisso Weiß und der Enkel von Dr. Karl Theodor Weiß, dem geistigen Gründer des Deutschen Papiermuseums. Der Nachruf der Universität Erfurt zeigt im Bild sehr eindrücklich, wie diese drei Generationen nun im Familiengrab zusammengefunden haben:
Ulman Weiß sorgte dafür, dass die Forschernachlässe von Vater und Großvater eine dauernde Bleibe im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek gefunden haben und für die Forschung zur Verfügung stehen. Bei der Tagung des DAP 2013 in Leipzig berichtete er uns über die Papiermühle Friedrichroda in Thüringen, ein Beitrag, den er anschließend im Gutenberg-Jahrbuch Bd. 91, 2016, S. 225–237 veröffentlichte. Seine gründliche Art beim Forschen und Publizieren war stets vorbildlich, sein zum jetzigen Zeitpunkt überraschender Tod macht betroffen.
40 Jahre im Dienste der Wasserzeichen und des Papiers – der DAP gratuliert Andrea Lothe vom Deutschen Buch- und Schriftmuseums herzlich und sagt DANKE für die gute Zusammenarbeit!
Am 1. September 1983 ist Andrea Lothe in den Öffentlichen Dienst eingetreten und hat seitdem ununterbrochen in der Wasserzeichensammlung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Bücherei bzw. der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig gearbeitet, zunächst als Mitarbeiterin von Gertraude Spoer und dann in eigenständiger Verantwortung für diese bedeutende Sammlung. Ihr verdanken viele forschende Menschen des In- und Auslands sehr wichtige Hinweise zur sachlichen, zeitlichen und regionalen Zuordnung von Wasserzeichen. Auch bei bruchstückhafter Bildinformation erkennt sie mit sicherem Blick Zusammenhänge, die man so selbst in bestens erschlossenen Wasserzeichendatenbanken nicht gezielt abrufen kann. Eine Vielzahl dankender Anmerkungen in Dissertationen, Editionen und anderen Publikationen bezeugen dies. Ganz herzlichen Glückwunsch zum 40-jährigen Dienstjubiläum!
Lieber Frieder, zufällig habe ich bei einem sporadischen Besuch dieser Webseite diesen Artikel entdeckt. Ja, meine Verbindung ist trotz allem nicht abgerissen! Dabei tauchten bei mir emotional liebe Erinnerungen der früheren Treffen auf. Es war eine sehr schöne Zeit mit all den Freunden des Papiers. An dieser Stelle möchte ich ebenfalls einen lieben Gruß an Frau Lothe übersenden! Letztlich und bei dieser Gelegenheit gilt noch ein stilles Gedenken an all die lieben Freunde, die uns schon in schmerzlicher Weise verlassen haben!
Ich wünsche ALLEN Freunden des Papiers mit meinen lieben Grüßen alles erdenklich Gute!
Tage der offenen Tür am 23. Und 24. September 2023 anlässlich der „Tage der Industriekultur am Wasser“ in Neu Kaliß – alte Papierfabrik
Die „Alte Papierfabrik Neu Kaliß“ im Kreis Ludwigslust Parchim Mecklenburg-Vorpommern ist ein bedeutendes, technisches Denkmal der deutschen Industriekultur aus dem Jahr 1872. Die Fabrik wurde 1995 stillgelegt und nun erwacht der Lost Place aus dem Dornröschenschlaf.
Straße des Friedens 13 (Fabrikhof), 19294
Neu Kaliß „Lost Space im Aufbruch“
Offene Fabrik Samstag, 23.9. | 14:00 bis 19:00 Uhr und Sonntag, 24.9. | 14:00 bis 17:00 Uhr
Geführter Rundgang über das Gelände Samstag, 23.9. und Sonntag, 24.9. | jeweils ab 15:00 Uhr Cafébetrieb & Grillvergnügen
Samstag, 23.9. und Sonntag, 24.9. |Kreatives aus Papier für die Kleinen – Papierschöpfen Samstag, 23.9. und Sonntag, 24.9. | jeweils 14:00 bis 16:00 Uhr
Industrie Salon (mit Voranmeldung): Der Freundeskreis Papierfabrik Eldenland stellt sich vor – interessierte Mitstreitende sind zum Ideenaustausch herzlich willkommen!
Papiermaschinenverzeichnis von Klaus B. Bartels jetzt online recherchierbar
Klaus B. Bartels war im DAP als “Aktenfresser” bekannt, der sich durch unzählige Dokumente zur Papiergeschichte in Bibliotheken wühlte, um die Papiermaschinenkonfiguration jeder auch noch so kleinen Papierfabrik herauszufinden. (An dieser Stelle sei auf die Buchrezension von Herrn A.Block verwiesen. Diese finden Sie hier.)
In seinen letzten Lebensjahren erarbeitete Klaus Bartels mit großem Fleiß an einer Inventarisierung aller Papiermaschinen in Deutschland. Diese Datei ist nun posthum online zugänglich und recherchierbar.
Hans-Joachim Drissler verstorben (*Frankfurt, 19.7.1935 – 28.6.2023, Ludwigshafen) – Nachruf auf meinen Geschäftspartner, der mir zum Freund wurde
Mitten im Leben stehend, aktiver als manch 50-Jähriger, neugierig wie immer und lebensbejahend bis zum Schluss verstarb am 28.6.2023 unser langjähriges DAP-Mitglied Hans-Joachim Drissler an den Folgen eines Sturzes.
Hans-Joachim Drissler war im DAP für seine fesselnden, aber mitunter jede Tagungszeitplanung sprengenden „Japanpapiervorträge“ bekannt und geschätzt. Als Ältestes von 4 Kindern einer Frankfurter Papier- und Außenhandelskaufmannsfamilie, interessierte er sich schon sehr früh für die Materie Papier. Neben verschiedenen Aufenthalten bei der Firma Stempel AG und in den Papierfabriken Kabel, Schoellershammer und Crompton schloss Hans-Joachim Drissler 1960 sein BWL-Studium an der Universität in Frankfurt ab. Mit seiner Diplomarbeit „Die Ausschaltungsgefahr im Binnensortiment, Großhandel und die einzelwirtschaftlichen Möglichkeiten der Bekämpfung“ hatte er für sich erkannt, dass es in Deutschland – ähnlich wie zuvor schon in Amerika – ein massives Betriebsgrößenwachstum geben wird, in welchem nur in größeren Firmeneinheiten organisierte Unternehmen überleben werden.
Am 1.1.1961 trat Hans-Joachim Drissler in die Drissler & Co. Feinpapiergroßhandel und die noch in Bilanzgemeinschaft geführte (und in die auf den Handel mit Japanpapieren spezialisiert) Japico – Japanpapier Import Gesellschaft Drissler & Co. ein. Er durchlief zunächst verschiedene Funktionen innerhalb der Firma, um dann von 1964 bis 1998 als einer der geschäftsführenden Gesellschafter die gemeinschaftliche Leitung und Verantwortung beider Geschäftsbereiche zu übernehmen. Über viele Jahre wuchsen sowohl die Japico als auch die Drissler & Co. Feinpapiergroßhandel stetig. „Japico“ und „Japanpapier“ wurden zum eigentlichen Hauptinteresse von Hans-Joachim Drissler, sodass er sich zunehmend ganz bewusst um die Japico-Aktivitäten kümmerte. Seine Gesellschafteranteile an der Drissler & Co. Feinpapiergroßhandel trat er an seine Brüder ab und übernahm die alleinige Geschäftsführung der Japico bis zu deren Verkauf an die Firma Schleicher & Schüll/Hahnemühle, 1996. Zu diesem Zeitpunkt war die Japico Arbeitgeber für rund 80 Mitarbeiter. Sie war in Deutschland und den angrenzenden Ländern international vertreten. Auch danach blieb Hans-Joachim Drissler dem Handel mit Japanpapieren verbunden. Er hätte im nächsten Jahr sein 63. Berufsjubiläum und 100 Jahre Japico gefeiert.
Neben dieser Tätigkeit im Papierhandel war Hans-Joachim Drissler von 1974 bis 2008 Handelsrichter am Landgericht Frankfurt, von 1987 bis 1994 bei der IHK Frankfurt (im Großhandelsausschuss, als Beisitzer und zum Schluss als einer der sieben Vizepräsidenten) tätig und engagierte sich seit 2011 in der Wählergemeinschaft Bad Sodener Bürger (BSB) aktiv in der Kommunalpolitik.
In Anerkennung um seine Verdienste erhielt Hans-Joachim Drissler den „Kaiserlichen Orden der aufgehenden Sonne am Band der goldenen Strahlen“/ Kyoku Shitsu (2003) und das Bundesverdienstkreuz (2006).
Sein umfangreiches Fachwissen, seine jahrelangen Erfahrungen und sein breites Interesse werden mir fehlen. Die Fortführung seines Lebenswerkes sind mir Anspruch und zugleich Verpflichtung. In großer Dankbarkeit – mach’s gut, geschätzter Mentor und Freund!
Heute erreichte den DAP die traurige Nachricht, dass unser langjähriger DAP-Teilnehmer Hans-Joachim Drissler verstorben ist. Der DAP wird ihn in würdiger Erinnerung behalten.
Bei einer Besichtigung der ehemaligen Papierfabrik Scheufelen in Lenningen (Schwäbische Alb) habe ich dieses Gefäß fotografiert. Da ich dieses Bild nun in einer Ausstellung präsentieren möchte, würde ich gerne erfahren, wie dieses Gefäß heißt und wozu man es benutzt hat. Könnten Sie mir hierbei kurzfristig behilflich sein?
Dieter Pothmann – Papieringenieur und Papierhistoriker (28.11.1927 – 28.05.2023)
(Ein Nachruf von Dr. Frieder Schmidt, Stuttgart)
Kein anderer Mensch ist mir je begegnet, dessen Leben enger und vielfältiger mit Papier, den Papiermachern und der Technologie des Papiermachens verwoben war und bleibt, wie das von Dieter Pothmann. Als Unternehmer war er mit der Aufbereitung von Altpapier zu in den letzten Jahren immer stärker begehrtem Wellpappenrohpapier befasst, zunächst allein am Standort Düsseldorf-Bilk, dann auch im sächsischen Trebsen. Beim 125-jährigen Gründungjubiläum der Firma Julius Schulte Söhne GmbH & Co. KG eröffnete der Diplomingenieur am 9. Oktober 2011 seinen Festvortrag zur Gründung der Papierfabrik am 15. Februar 1886 mit der Bemerkung, zunächst wolle er „mit ein paar Worten erklären, was Papier ist, und wie es gemacht wird.“ Da ging es um pflanzliche Fasern, um Cellulose und Photosynthese, um die Blattbildung und die Reversibilität dieses Vorgangs, weshalb man Altpapier im Pulper wieder so auflösen kann, dass es für die erneute Papierproduktion taugt. Bevor Dieter Pothmann die Festgäste mit Details der Familiengeschichte und der Unternehmensgeschichte vertraut machte, ging es ihm erst einmal um das, was man heutzutage die Basics nennt.
Als der Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker und -Ingenieure (Verein ZELLCHEMING) 2005 sein 100-jähriges Jubiläum feierte, berichtete Dieter Pothmann zusammen mit Hans-Joachim Putz in der Festschrift, wie es dazu kam, dass er lange Jahre – von 1976 bis 1996 – Obmann des unter seiner Ägide entstandenen Fachausschusses für Altpapier war. Man kann da Dinge nachlesen, die ihre Aktualität nicht verloren haben: „Um 1970 begann die Bevölkerung unter dem Eindruck der Veröffentlichungen des ‚Club of Rome‘ sich der Grenzen des Wachstums bewusst zu werden und vor allem die Begrenztheit des Planeten Erde mit seinen Ressourcen zu erkennen. Es galt, mit Primärstoffen hauszuhalten und diese weitgehend durch nach Ge- oder Verbrauch wiedergewonnene Stoffe zu ersetzen. Das Stichwort Recycling wurde für das geboren, was unsere Industrie schon seit langem in gewissem Umfang praktizierte. Weiter wurde man sich bewusst, dass die Abfallberge nicht weiter wachsen dürfen. Somit ging es auch darum, Abfälle zu vermeiden.“ Wenige Jahre später nahm Dieter Pothmann als Vertreter der Papierindustrie an einem der Thematik gewidmeten Symposium an der Universität Stuttgart teil, dann entstand beim ZELLCHEMING ein Arbeitskreis für Altpapierverwertung, woraus sich der bereits erwähnte Fachausschuss für Altpapier entwickelte.
Dieter Pothmanns Vorfahren waren schon seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Papiermacher gewesen. Im Jahr 2018, als ihm der Verein Zellcheming den Ehrenring für Papiergeschichte verlieh, fasste er diesen persönlichen Hintergrund am 27.06.2018 so zusammen: „Meine Mutter stammte aus der Familie Jagenberg, die zur Papiermacherfamilie wurde, als mein Ururgroßvater Johann Ferdinand Jagenberg (1794–1871) 1826 die Solinger Papiermühle und 1838 die Altenkirchener Papiermühle kaufte. Wesentlich älter ist die Papiermachertradition der Familie Schulte, aus der die Mutter meines Vaters kam. Meine Schulte-Vorfahren lassen sich bis etwa zum 30jährigen Krieg zurückverfolgen, und alle waren Papiermacher, zunächst in Broich (gegenüber Mülheim/Ruhr), dann im Märkischen Teil des Sauerlandes, also im Raum Hagen-Iserlohn-Hemer. Mein Ururgroßvater Friedrich Schulte (1802–1872) legte den Grundstein für das Geschichtsbewusstsein der Familie, als er 56jährig seine Lebenserinnerungen aufschrieb. Ich trug dem APV [=Akademischen Papieringenieur-Verein, FS] in den Jahren 1986, 1987 und 1988 daraus vor. Ein Urenkel dieses Friedrich Schulte, mein Onkel 2. Grades, Alfred Schulte (1900–1944) war hauptberuflich Papierforscher. Er wurde der erste Leiter der Papierforschungsstelle, die 1938 vom Zellcheming am Gutenbergmuseum in Mainz gegründet worden war. Er fiel im Krieg, und seine Witwe Toni Schulte sprang in die Bresche, bis sie in den 1960er Jahren von Albert Haemmerle abgelöst wurde.“
Seit dem Jahr 1997, seitdem er in den Ruhestand getreten war, unterstützte Dieter Pothmann mit reger Hilfe seiner Gattin Ine aktiv die Arbeit des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) durch viele Vorträge und Tagungsberichte sowie die Organisation der Tagung 2012 in Edenkoben (Pfalz). Er forschte über die Gesuche Adolph Kefersteins zur Unterstützung des Baues einer Papiermaschine und über den Papierfabrikanten und Papiermaschinenbauer Johannes Oechelhäuser. Auf vier Reisen in den Jahren 1999 bis 2003 schlossen sich seine Frau und er den im Rahmen der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker (IPH) organisierten Forschungsreisen von Elaine und Sidney Koretsky an, die in China den Spuren der traditionellen Handpapiermacherei nachgingen. Darüber berichteten die beiden immer in sorgfältig ausgearbeiteten Diavorträgen bei den DAP-Tagungen 1999, 2001, 2002, und 2005.
Seit 2006 organisierte Dieter Pothmann zusammen mit Johannes Follmer alle zwei Jahre in der Papierscheune Museum Papiermühle Homburg am Main ein eintägiges „Papierhistorisches Seminar“ für die Studenten des Papierfachs an der Technischen Universität Darmstadt und samt ihrem akademischen Lehrer Prof. Dr.-Ing. Samuel Schabel. In gewisser Weise schloss sich da ein Kreis, denn sowohl der Vater Kurt Pothmann (1898–1984) als auch er hatten dort ihren Hochschulabschluss erhalten.
Seit langer Zeit wird sich der DAP wieder zu einer Tagung treffen. Die diesjährige Tagung soll gemeinsam mit den Schweizer Papierhistorikern (SPH) vom 2. bis 5. November im Schulzentrum Papiertechnik an der Papiermacherschule in Gernsbach stattfinden. Gernsbach hat seit vielen Jahrzehnten einen festen Platz in der Ausbildung des Papiermachernachwuchses und bietet alles, was wir für unsere Tagung benötigen.
Gemeinsam mit den Schweizer Papierhistorikern und Hans-Georg Wöllmer werde ich in den nächsten Wochen das Rahmenprogramm für unsere Tagung zusammenstellen und an dieser Stelle veröffentlichen.
Da wir gegenüber der Papiermacherschule Gernbach (für die Zimmerreservierungen), dem Busunternehmen etc. Buchungszusagen machen müssen, ist Ihrerseits eine verbindliche Anmeldung bis zum 12.5.2023 erforderlich.
UM VORTRÄGE FÜR DEN VORTRAGSTAG WIRD GEBETEN. Thematisch haben wir die diesjährige Tagung noch offen gehalten. Ich bitte daher alle, die einen Vortrag beisteuern möchten, um ihre Angebote – bis zum 12.05.2023.
Die Vortragsdauer sollte 20 min. nicht überschreiten.
Kosten:
Die Tagungskostenpauschale kann erst auf Basis der tatsächlichen Anmeldungen genau berechnet werden. Hierin eingeschlossen wird der Bustransfer zu den Exkursionszielen und die Pausenversorgung am Tagungstag sein.
Zu den Gesprächspartnern gehören die Unternehmer von IP Verpackungen in Aldenhoven, die in der Papierfabrik Zerkall Fasergussprodukte herstellen wollten, als das Juli-Hochwasser 2021 große Zerstörung brachte. Jetzt geht es um den Wiederaufbau der Büttenpapierproduktion, die Weltruf hat. Felix Renker erläutert die Qualität von Zerkall Bütten für den künstlerischen Prozess. In einem Rundgang durch die Fabrik kommen die sachkundigen Erläuterungen zum Hochwasser der Kall, zum Materialfluss in der Produktion und zu den verschiedenen Rundsieben für unterschiedliche Formate. Detaillierte Erläuterungen machen die Behandlung der einzelnen Papiersorten anschaulich, es geht um die ehemalige kohlebeheizte Kraftanlage, die früher den ganzen Ort mit Elektrizität versorgte und um die Funktion der hochwertig ausgestatteten Hausdruckerei. Dann geht es ins Papiermuseum Düren, wo es um die Zukunft des Papiers und neuartige Faserstoffe geht. Jutta Reich erläutert die vielfältigen Aspekte der Papierstadt Düren (Erzeugung, Verarbeitung, Sieb- und Filzindustrie) und neuartige Produkteigenschaften. In einer Sonderausstellung wird u. a. ein Künstlerbuch von Gangolf Ulricht vorgestellt, das weiße Zellstofffaserschrift auf schwarzem Grund zeigt. Eingeblendete Textpassagen von Armin Renker aus dem Jahr 1952 („Die Geburt des Papiers“) vertiefen immer wieder das Verständnis des Mediums Papier. Ein Gespräch über den Markt für Künstlerpapiere mit dem Plakatgestalter, Grafikdesigner und Typografen Stefan Guzy in Berlin beschließt die Sendung, die der Autor Thorsten Jantschek fortsetzen will, weil ihn das Überleben der Papierfabrik Zerkall doch sehr interessiert.
Den DAP erreichte folgende Anfrage, mit der Bitte um entsprechende Kommentare/Antworten:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Ich habe folgende Frage. Haben Sie schon einmal etwas von Papierstuck gehört?
Papierstuck wurde Ende des 19. Jh. als preiswerte Alternative für Gipsstuck etabliert und bis in die 1930er Jahre produziert. Dabei handelte es sich nicht um Papiermaché. Es wurden vielmehr einzelne ganze Papierlagen in eine Form gepresst und miteinander verklebt. Die Papierstuckleisten wurden dann bemalt und an die Wand genagelt.
Ein Restaurierungs-Student, Franz Rewoldt, von der Hochschule für Bildende Künste in Dresden beschäftigt sich im Moment in seiner Seminararbeit mit dem Thema und lässt von mir entsprechende Papierproben untersuchen. Obwohl Papierstuck um 1900 sehr verbreitet war, gibt es heute nur noch wenige konkrete Informationen darüber. Die zeitgenössischen Hauptquellen von Herrn Rewoldt sind im Moment ein Buch von Andés „Die Fabrikation der Papiermaché- und Papierstoff-Waren“ (1900) sowie diverse Firmenanzeigen und -kataloge.
Haben Sie eine Idee oder wissen vielleicht sogar, wo man genauere Informationen zu den verwendeten Papieren und den Papierstuck-Herstellungstechnologien finden könnte?
Pieske, Christa (Hg.) (1983): Das ABC des Luxuspapiers. Herstellung, Verarbeitung und Gebrauch 1860 – 1930 ; [Veröffentlichung anlässlich der Ausstellung Das ABC des Luxuspapiers, Herstellung, Verarbeitung und Gebrauch 1860 – 1930 im Museum für Deutsche Volkskunde, Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz, Berlin, 24.7.1983 – 27.2.1984]. Unter Mitarb. von Konrad Vanja u.a. Berlin: Museum für Dt. Volkskunde (Schriften des Museums für Deutsche Volkskunde, Berlin, 9). Den entsprechenden Artikel zu Papierstuck auf S. 206 hat Christa Pieske selbst verfasst. Sie gibt den Hinweis, dass Papierstuck auch als Xylogenit bezeichnet wurde.
Für alle, die sich für die Papiergeschichte im deutschsprachigen Raum interessieren, hat das Wochenblatt für Papierfabrikation (WfP) mit seiner Jubiläumsausgabe (Heft 11 vom November 2022) jede Menge Lesestoff bereitgestellt. Das erste Heft der Zeitschrift wurde im Januar 1870 von dem Teilhaber einer Metalltuchfabrik, Heinrich Güntter, unter der Firma Güntter-Staib im oberschwäbischen Biberach an der Riß veröffentlicht. Bedingt durch den 2. Weltkrieg kam es zwischen dem 74. und dem 75. Jahrgang zu einer mehrjährigen Unterbrechung des eigenständigen Erscheinens (vgl. https://d-nb.info/012686905). Unter dem Titel „150 Jahre Wochenblatt für Papierfabrikation. Eineinhalb Jahrhunderte im Dienste der Papierindustrie“ stellen Dr.-Ing. Kerstin Graf, seit 2010 Chefredakteurin, und ihr Team sehr anschaulich die Entwicklung der seit 1991 im Deutschen Fachverlag erscheinenden Zeitschrift vor (S. 16–27). Reich illustriert folgen auf den S. 30–44 sehr detaillierte Ausführungen zur „Papierherstellung in den vergangenen 150 Jahren. Ausgangsbedingungen und Faserstoffe“, für die u. a. auf Veröffentlichungen der Darmstädter Professoren Walter Brecht und Lothar Göttsching anlässlich des 100. bzw. 125. Jubiläums zurückgegriffen wurde. „Fit für die Zukunft. Wie die Papierindustrie den aktuellen Herausforderungen begegnet“ (s. 44–49) benennt „Vier große Topics“, denen sich die Papierindustrie stellen muss: 1. Dekarbonisierung, 2. Digitalisierung, 3. Demografischer Wandel, schließlich 4. Globalisierung – Renationalisierung. Dr.-Ing. habil. Manhart Schlegel, der von 1991 bis 2010 als Chefredakteur des Wochenblatts wirkte, macht in einem Grußwort (S. 50) darauf aufmerksam, dass zu Beginn der 1990er Jahre noch fünf Papierfachzeitschriften existierten (Das Papier, Zellstoff und Papier, IPW, APR und WfP). Das Wochenblatt für Papierfabrikation ist davon als einziges Fachmagazin übrig geblieben. Der Deutsche Arbeitskreis für Papiergeschichte (DAP) freute sich stets über die Aufgeschlossenheit, die Herr Schlegel und Frau Graf für papiergeschichtliche Belange an den Tag legten und legen. Immer wieder wurde solchen Thema gebührender Platz eingeräumt. Man denke unter anderem an die ganzen Beiträge im Zusammenhang mit Friedrich Gottlob Kellers 200. Geburtstag im Jahr 2016. Der Gratulation zum erfolgreichen Abschluss des 150. Jahrgangs sei deshalb auch ein herzliches Dankeschön beigefügt.
Beim DAP-Treffen in Düren hat uns am 26.10.2019 Paul Schweitzer-Martin über „Ergebnisse und aktuelle Forschung aus dem Heidelberger Projekt“ (gemeint ist der Sonderforschungsbereich 933 Materielle Textkulturen) berichtet. Inzwischen ist die Dissertation veröffentlicht und via Open Access für jede und jeden frei zugänglich: Kooperation und Innovation im Speyerer Buchdruck des ausgehenden Mittelalters. Sie wird am 5. Dezember 2022 als Buch (ISBN: 9783110796469) und als eBook veröffentlicht und ist auch als pdf kostenlos abrufbar (Achtung! 162,43 MB, nicht unterwegs auf das Smartphone laden!): https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110796599/html
Sehr Gute Artikel zum Papier,machen Sie weiter so! Vermisse Informacion ueber Voith-Heidenheim,Weltweit taetiger Papiermaschinen und Stofftechnikmaschinen -Hersteller.
Bereits im Jahr 2009 hatte der Papierkünstler John Gerard ein handgeschöpftes Papier „Westfassade des Kölner Doms“ geschaffen und einen Teil des Erlöses an den Zentralen Dombau-Verein Köln gespendet: https://www.gerard-paperworks.com/bilder/pulp-paintings/k%C3%B6lner-dom-projekt/
Früher gab es auch ein aufwändiges Hell-Dunkel-Wasserzeichen der Kölner Doppelturm-Fassade mit der Unterschrift: DOM ZU KÖLN AM RHEIN, flankiert links mit dem aufsteigenden Schriftzug: ZUR ERINNERUNG AN DEN BESUCH IN DER FIRMA, und rechts gegenläufig: ZANDERS FEINPAPIERE GMBH BERGISCH GLADBACH U. DÜREN.
Buntpapiertagung 2023
aus Leipzig erreichte uns nachstehende erfreuliche Nachricht von Julia Rink:
Liebe Buntpapier-Interessierte, liebe Kolleginnen und Kollegen,
2020 fand die letzte Tagung unseres Arbeitskreises Buntpapier in Weimar statt. Nun wollen wir einen NEUSTART unserer Tagungsreihe für 2023 ins Auge fassen.
Wir treffen uns am 17. und 18. Februar 2023 in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig.
Eine hybride Veranstaltung (vor Ort + digital) ist aus technisch-organisatorischen Gründen nicht möglich.
Wegen der noch bestehenden Unwägbarkeiten wird unsere Arbeitstagung mit einer begrenzten Teilnehmerzahl stattfinden.
Es gibt 2023 keinen speziellen Themenschwerpunkt, sondern einen Rückblick auf Aktivitäten, Projekte, Publikationen und Erfahrungen der letzten drei Jahre sowie einen Ausblick auf die Zukunft unseres Arbeitskreises.
Dafür bitten wir um zahlreiche inhaltliche Beiträge.
Dafür sind folgende Formate möglich:
1. Vorträge von 20 min (mit anschließender Diskussion)
2. Kurzbeiträge von ca. 10 min (mit Diskussion nach Bedarf)
3. Präsentationen, z.B. von Buntpapieren, Büchern oder Objekten
4. Teilnehmer*innen, die nicht nach Leipzig kommen können, aber gern einen Beitrag (z.B. Video, Präsentation, Text) beisteuern möchten, wenden sich bitte via Mail an mich. Wir werden versuchen, diese Beiträge in unser Programm aufzunehmen.
Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl werden Anmeldungen mit Beitrag zuerst berücksichtigt; alle anderen Anmeldungen werden danach in Reihenfolge des Maileingangs aufgenommen.
Anmeldedaten:
– Vorname Name
– Teilnahme: Freitag und/oder Sonnabend
– inhaltlicher Beitrag: ja/nein
> falls ja: welche Art Beitrag (Vortrag, Kurzbeitrag, Präsentation o.a.) + Thema (kann auch nachgereicht werden)
Anmeldungen bitte bis spätestens 16.12.2022 an: j.rinck@dnb.de
Rückfragen aller Art ebenfalls gern an mich.
Ich freue mich auf unser Treffen!
Viele Grüße aus Leipzig
Julia Rinck – für den Arbeitskreis Buntpapier
Organisatorisches:
Tagungszeiten:
Freitag, 17.02.2023, ca. 13.00-18.00 Uhr
Sonnabend, 18.02.2023, ca. 10.00-15.00 Uhr (anschließend optional gemeinsamer Ausstellungsbesuch)
Für die Tagung wird vor Ort ein Kostenbeitrag (in bar) erhoben. Dieser Beitrag muss noch kalkuliert werden, darin enthalten: Verpflegung während der Tagung, ggf. Ausstellungsbesuch. Ein gemeinsames Abendessen kann 2023 (mit großer Wahrscheinlichkeit) nicht organisiert werden.
Bitte senden Sie uns Ihre Vortragspräsentation (möglichst als PowerPoint- oder pdf-Datei) vor der Tagung via Mail (bis 5 MB) oder per WeTransfer (j.rinck@dnb.de) zu oder bringen Sie diese auf einem USB-Stick mit.
Für die Tagung kann folgende technische Ausstattung genutzt werden:
– Mikrophon
– Notebook mit Internetanschluss
– Beamer
Die offizielle Einladung mit Programm und detailliertem zeitlichen und inhaltlichen Ablauf wird Anfang 2023 via Mail verschickt.
Neue Veröffentlichung von Nedim Sönmez “Homage to Monet” – MARBLED WATER LILIES“
with 6 original samples of marbled water lilies by Nedim Sönmez (Izmir, 2022)
“Water-lilies are another prominent subject. Nedim Sönmez alludes openly to Monet’s paintings, which he has seen as originals. He approaches this difficult motif in large-scale compositions. Yet unlike Monet’s paintings, his flower pieces are shaped by patterns. They are works of restrained vigour and tenderness. Intricately designed areas of water contrast with large blossoms that have a certain staged looked. Monet’s impression of nature served as the point of departure for his multiply reflected representation. Ebru, the marbling art employed here, heightens the artistic challenge posed by Monet’s water-lilies by virtue of its limited repertoire of patterns and the difficult process involved in creating form. But here as well, Nedim Sönmez proves a master of his art.”
Dr. Barbara LIPS-KANT, Art Historian, Tübingen/Germany
Only 33 limited copies containing 6 original tipped-in samples of marbled water lilies. Format: 24 x 34 cm,
Hand-bound, numbered and signed by Nedim Sönmez
For orders placed by December 31, 2022: Euro 433,- After that Euro 760,- Additional 47,- Euro postage costs with DHL (50% of the total postage costs).
In memoriam Dr. Hans B. Kälin (21.2.1931 – 4.10.2022)
Einer Traueranzeige (https://tagesanzeiger.sich-erinnern.ch/traueranzeige/hans-b-kaelin) entnehmen wir, dass unser guter Papierhistorikerfreund Dr. Hans B. Kälin im Alter von 91 Jahren von uns gegangen ist. Der Kontakt zu diesem feinsinnigen Mann bereitete über lange Jahre viel Freude. Nunmehr seit fast einem halben Jahrhundert gehört seine 1974 im Selbstverlag publizierte Dissertation mit dem Titel Papier in Basel bis 1500 zu den häufig zitierten Standardwerken und findet sich in den Literaturverzeichnissen vieler Publikationen. Im selben Jahr wählte ihn auch die Internationale Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker (IPH) zu ihrem Präsidenten. Aus diesem Anlass schrieb Fred Siegenthaler in IPH-Information (Bd. 8, 1974, Nr. 4, S. 70) u.a. folgende Zeilen:
„Als Sohn eines Eisenbahners wuchs er im Kreis von sechs Geschwistern auf. Er besuchte in Pfäffikon im Kanton Schwyz die Primarschule und von 1944 bis 1950 das Gymnasium in Immensee. Noch vor Beendigung des Mittelschulstudiums trat er in die Schriftsetzerlehre, die er 1954 erfolgreich abschloss. Darauf war er viele Jahre in Genf, Zürich, Winterthur, Langnau im Emmental, Neuallschwil und Basel als Korrektor tätig. In dreieinhalb Jahren absolvierte H. KäIin neben seiner Berufstätigkeit in einem Abendkurs die Matur der sprachlichhistorischen Richtung und erwarb sich im Frühjahr 1967 den Fähigkeitsausweis, der ihm die Pforten der ältesten Schweizer Universität öffnete.
An der Universität Basel widmete sich H. Kälin dem Studium der allgemeinen und Schweizer Geschichte, der historischen Hilfswissenschaften sowie der Ur· und Frühgeschichte, der Kunstwissenschaft und der deutschen Philologie. Zu seiner papierhistorischen Doktorarbeit “Papier in Basel bis 1500“ regte ihn Prof. Dr. h.c. Albert Bruckner an. Mit dieser gründlichen Forschungsarbeit schloss Hans Kälin im Mai 1972 seinen zweiten Bildungsgang ab.
Neben dem Studium war Kälin Assistent der Schweizerischen Papierhistorischen Sammlung und für Hunderte von Besuchern Führer durch deren Papiermühle und Museum. Von der Gründung der Stiftung “Basler Papiermühle, Museum für Papier, Schrift und Druck“ an übte er auch das Amt des Aktuars des Stiftungsrats aus. Für seine papierhistorische Tätigkeit im Dienste der IPH, der SPH und der Stiftung sowie seine weitern Forschungen kann Hans Kälin jedoch nur die knapp bemessene Freizeit einsetzen. Hauptberuflich ist Dr. Kälin im Personalwesen der ChemieFirma SANDOZ AG angestellt.“
Das Amt des Präsidenten versah er bis 1984 und redigierte nicht nur mit Umsicht die IPH-Information. Zudem hatte er mit all den Problemen zu kämpfen, die sich bei der Realisierung seiner eigenen Idee, ein eigenes IPH-Jahrbuch zu schaffen, einstellten. Das auf den August 1980 datierte Vorwort zum IPH Yearbook of Paper History Vol. 1 (1980) lässt erkennen, wie kräfteraubend diese Arbeit war. Er bedankt sich dabei vor allem für die Unterstützung, die er bei seiner Frau Chantal und beim späteren IPH-Vizepräsidenten Georg Th. Mandl gefunden hatte. Im Juni 1982 heißt es dann im Vorwort zum 2. Band des Jahrbuchs: „Leider haben Ueberfülle an Arbeit, gesundheitliche Schwierigkeiten des Redaktors und Uebersetzungsprobleme seinen Druck verzögert.“ Schließlich finden sich im Vorwort des Herausgebers zum 4. Band im Jahr 1986 folgende Bemerkungen: „Band 3 des IPH-Jahrbuchs ist vor zwei Jahren erschienen. Inzwischen wurde dem Herausgeber ein Berufswechsel auf gezwungen. Die Ubernahme neuer, schwieriger Aufgaben und die labile Gesundheit verhinderten die vorgesehen Herausgabe des 4. Bandes im Jahr 1985. […] Dieser Band ist das letzte von mir zum Druck vorbereitete IPH-Jahrbuch! Leider bin ich nicht mehr länger in der Lage, das Jahrbuch zu betreuen und die viele Freizeitarbeit zu leisten. […] Ich hoffe, das von mir gegründete IPH-Jahrbuch der Papiergeschichte werde noch viele Jahrzehnte lang papierhistorische Arbeiten verbreiten. Mit diesem Wunsch verabschiede ich mich von den Artikel-Verfassern wie auch von den treuen Lesern, deren Geduld ich übermässig in Anspruch nahm.“
In der Folge entschied sich die IPH, zukünftig nur noch Kongressbücher anlässlich der in zweijährigem Abstand abgehaltenen Tagungen zu veröffentlichen. Eine weitere papiergeschichtliche Arbeit wurde 1986 von den Schweizer Papierhistorikern veröffentlicht: Wappen in Schweizer Wasserzeichen. Ein heraldischer Rundgang durch schweizerische Papiermühlen. In den folgenden Jahren galt Hans B. Kälins Engagement vor allem der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft der Regio Basel und deren Zeitschrift Regio-Familienforscher, die er mit großer Akkuratesse betreute.
„Historisches Fachwissen, gepaart mit Idealismus, Aufgeschlossenheit, Toleranz und herzlicher Freundlichkeit“ hatte ihm Fred Siegenthaler in dem eingangs zitierten Artikel zugesprochen. So mögen wir den Ehrenpräsidenten der IPH in Erinnerung behalten.
Papier und seine Geschichte in der Wikipedia
(ein Bericht von Frieder Schmidt, Stuttgart)
Zum 36. Kongress der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker (IPH), der vom 15. bis 19. August 2022 in Krems (Österreich) stattfand, steuerte ich via Zoom einen Beitrag bei, der sich mit einer Bestandsaufnahme zum Thema „Papier und seine Geschichte in der deutschsprachigen Wikipedia“ befasste. Die Wikipedia ist seit dem 15. Januar 2001 als gemeinnütziges Projekt online und stellt auf der Basis von Spenden als freie Enzyklopädie lexikalisches Wissen zur Verfügung, das nach dem Prinzip des kollaborativen Schreibens erarbeitet wird. Inzwischen gibt es über 300 Sprachversionen mit über 55 Millionen Artikeln. Die Wikipedia rangiert in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter den 10 am häufigsten aufgerufenen Websites. Sie hat sich bezüglich Publikumsnachfrage und Verbreitung zu einem Massenmedium entwickelt und ein Ende der großen gedruckten Allgemeinenzyklopädien bewirkt. Die Fragestellung beim Vortrag war:
Wie hat innerhalb von zwei Jahrzehnten der Themenkreis Papier und seine Geschichte in diesem Auskunftssystem seinen Niederschlag gefunden?
Wie sehr haben die Papiergeschichtsforschung und die Filigranologie dazu beigetragen?
An welchen Stellen kann der papiergeschichtlich Interessierte von der Arbeit Dritter an durchaus überraschenden Stellen profitieren?
Ursprünglich sollte der Kongressbeitrag durch ein knappes digitales Arbeitsdokument ergänzt werden, das auf wichtige Artikel verweist. Doch innerhalb weniger Wochen ist jetzt eine Dokumentation entstanden, die der sprachlichen Vielfalt der Wikipedia in breitem Umfang Rechnung trägt. Diese „List of Wikipedia Links” wird über die Homepage der IPH bereitgestellt: https://www.paperhistory.org/index.php führt in der linken Spalte den Tab „Wikipedia“ auf. Darüber kann eine pdf-Datei geladen werden: https://www.paperhistory.org/Wikipedia/wiki_links_paper.pdf.
Diese ist dem englischsprachigen Inhaltsverzeichnis entsprechend mit bookmarks intensiv gegliedert (bis zu 5 Stufen!) und ist mit Stand 17. September 2022 114 Seiten lang. Sie wird in Zukunft noch weiter ausgebaut. Für Hinweise bin ich immer dankbar (siehe Colophon). Manchen Aspekt wird man darin vergeblich suchen. Dies liegt dann aber daran, dass zu vielen wichtigen Personen oder Begriffen noch kein Artikel verfasst wurde. Das ist auch bei sehr vielen Wasserzeichenmotiven der Fall.
Noch ein Hinweis zur Benutzung. Ich persönlich verwende immer den Chrome-Browser von Google und kann mir mit diesem sofort Übersetzungen aus anderen Sprachen ins Deutsche anzeigen lassen. Das klappt auch bei nichtlateinischen Schriften wie Kyrillisch, Japanisch oder Hangul und bringt eine große Bereicherung unserer Sicht auf die (Papier-)Welt.
Verleihung des Ehrenringes für Papiergeschichte an Magdalene Christ
Am Freitag, dem 1.7.2022., verlieh der „Zellcheming“ auf seiner diesjährigen Jahresversammlung in Wiesbaden den Ehrenring für Papiegeschichte an unsere langjährige DAP-Teilnehmerin Magdalene Christ.
Der DAP gratuliert sehr herzlich und freut sich mit Magdalene Christ über die Würdigung ihrer langjährigen beruflichen Tätigkeit bis zu ihrer Pensionierung Ende 2021 für die Stiftung Zanders. Ihre Arbeit als Geschäftsführerin der Stiftung Zanders war geprängt vom beständigen Aufbau und und Erhalt der dortigen (Papier-) Sammlung und des Firmen- und Familienarchives Zanders, zahlreichen Ausstellungen im Kulturhaus Zanders und ihren damit einhergehenden papiergeschichtlichen Publikationen. Auch bei IPH ist Magdalene Christ seit vielen Jahren ein aktives Mitglied.
Das Naturhistorisches Museum Schloss Bertholdsburg benötigt Hilfe
Am 8.4.2022 erreichte den DAP nachstehende Anfrage:
Sehr geehrte Mitglieder des DAP,
Frau Kämpfe von der Volkskundliche Beratungs- und Dokumentationsstelle des Freistaats Thüringen hat mir empfohlen, mich mit meinem Anliegen an Sie zu wenden. Ich suche Rat beim Ab- und Aufbau von Bauteilen einer ehemaligen Papiermühle.
Im Naturhistorischen Museum Schloss Bertholdsburg, Schleusingen sind in der Abteilung Regionalgeschichte verschiedenen Objekte einer Papiermühle ausgestellt, um das Thema „Papierherstellung“ zu vermitteln. Sie sind ursprünglich aus der Papiermühle Dietzhausen, Südthüringen.
Es handelt sich dabei um folgende Bauteile:
Papierpresse (von 1828),
Walzenpresse,
Schöpfrad,
Holländer,
Formatwalze,
Rundsieb,
Hadernschneider.
Der Ausstellungsbereich besteht seit den 1950er Jahren. In den kommenden Jahren ist eine Neukonzeption der Dauerausstellung „Regionalgeschichte“ geplant. Zuvor werden die historischen Räume renoviert und für den musealen Betrieb ertüchtigt (bis 2027). Dafür müssen die historischen Objekte der Papierherstellung aus den Räumen umgezogen, eingelagert und später wieder am selben Ort aufgebaut werden. Der Zeithorizont beträgt auf Grund der anstehenden Bautätigkeiten einige Jahre.
Ich wende mich nun an Sie mit der Bitte, ob Sie eine Expertin oder Experten für diese Technik kennen und an uns empfehlen können. Für den Abbau und die Dokumentation benötigen wir jemanden vom Fach. Weil die Auslagerung der Objekte über einen längeren Zeitraum sein wird, tentieren wir für einen Wiederaufbau auch während der Einlagerung.
Herr Dr. Witowski ist aktuell in Elternzeit und betreut die Neukonzeption der Dauerausstellung. Ich bin bis Ende Mai seine Vertretung und frage bei Ihnen stellvertretend an.
Ich freue mich auf Ihre Antwort und danke Ihnen sehr für Ihre Mühe,
mit freundlichen Grüßen
i.A. Alwine Glanz
(Herr) Dr. Janis Witowski
stellv. Direktor/Historiker
Leiter d. Abt. Geschichte und Bibliothek
Naturhistorisches Museum Schloss Bertholdsburg
Burgstraße 6
D–98553 Schleusingen
Führungswechsel im Papiermuseum Alte Dombach, Bergisch Gladbach
In der Papiermühle Alte Dombach stehen Veränderungen an: Ich werde zum 30.4.2022 in Ruhestand gehen. Eine neue Kollegin, Sonja Nanko, tritt an meine Stelle; Annette Schrick und Beatrix Commandeur sind weiterhin in der Alten Dombach tätig. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit wird die Neueinrichtung der vom Hochwasser im letzten Jahr betroffenen Museumsräume sein.
Hiermit möchte ich mich von Ihnen und Euch zumindest in meiner Rolle als Dombach-Leiterin verabschieden! Ich wünsche dem Arbeitskreis und allen persönlich alles Gute – Gesundheit und spannende Themen!
Ausstellung „BAMP! Bauen mit Papier“, 6.3.2022 – 9.10.2022
Eröffnung: Sonntag, 6.3.2022, 12 Uhr
kuratiert vom Fachgebiet Plastisches Gestalten des Fachbereichs Architektur der TU Darmstadt
Ein Haus aus Papier? Gebaut in kürzester Zeit und aus nachwachsenden Rohstoffen? Was heute noch utopisch klingt, könnte bald schon Realität werden. Die interdisziplinäre Forschungsgruppe „BAMP! Bauen mit Papier“ der Technischen Universität Darmstadt beschäftigt sich seit 2017 mit der Frage, wie Papier als nachhaltiges Baumaterial etabliert werden könnte und welche Herausforderungen, aber auch Möglichkeiten und Chancen für Gestaltung und Architektur mit diesem Thema einhergehen. 2021 wurden die Ergebnisse bereits in einer ortsspezifischen Installation auf der Architekturbiennale in Venedig ausgestellt, die vom „ECC – European Cultural Centre“ die Auszeichnung für das beste Universitätsprojekt erhielt. Das zukunftsweisende Projekt wird nun in einer Ausstellung am Papiermuseum Düren präsentiert, die vom Fachgebiet Plastisches Gestalten des Fachbereichs Architektur der TU Darmstadt kuratiert und entwickelt wurde.
Seit über fünf Jahren arbeiten Wissenschaftler*innen und Gestalter*innen unterschiedlicher Fachdisziplinen der Fachbereiche Architektur, Ingenieurwissenschaften, Mathematik, Maschinenbau und Chemie an der TU Darmstadt zusammen und entwickeln Ansätze, Papier und Karton als Baumaterial zu verwenden.
In der Baubranche ist die Verwendung von Papier, abgesehen von einigen Ausnahmen, aktuell noch Zukunftsmusik. Nachteile sind, dass Papier empfindlich auf das Einwirken von Feuchtigkeit reagiert und der Klasse der leicht entflammbaren Baustoffe angehört. Doch den negativen Aspekten stehen Positive gegenüber: Hohe Festigkeitseigenschaften bei geringem Eigengewicht, die gute Form- und Modifizierbarkeit und eine einfache chemische Funktionalisierung sind nur einige davon.
Papier und Karton werden aus Zellulosefasern hergestellt, die wiederum aus Holz oder anderem Pflanzenmaterial und damit aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden. Die Verknappung von Beton, Sand und anderen Baustoffen wird sich in den kommenden Jahren verstärken. Zudem lassen sich die heute verwendeten Baustoffe oftmals nur schwer oder gar nicht recyclen – ganz im Gegensatz zu Papier, dessen Fasern mehrfach in den Materialkreislauf zurückgeführt werden können. Genau hier könnte das größte Potenzial von Papier liegen.
Wie kann im Rahmen der Forschung das Bauen mit Papier weiterentwickelt werden? Wie kann man Papier feuchtigkeitsabweisend ausstatten? Kann Papier durch Nachbehandlung feuerbeständig werden? Welche neuen Anforderungen für eine Architektur aus Papier ergeben sich? Diesen und vielen anderen Fragen ist das interdisziplinäre Forschungsteam nachgegangen. Entstanden ist ein breites Spektrum an Modellen und Objekten, Verarbeitungsmethoden, Erkenntnissen zu Eigenschaften des Materials, sowie Methoden des Fügens, des Verformens, des Ausrüstens und der Kombination.
Eine Vielzahl an Exponaten kann bis zum 9. Oktober 2022 in einem überdimensionalen Regal aus Pappröhren im Papiermuseum Düren besichtigt werden. Das Baumaterial für die Ausstellung wird von der Firma Paul & Co GmbH & Co KG zur Verfügung gestellt.
Pressevorbesichtigung am Donnerstag, den 3.3.2022, 11 Uhr, Papiermuseum Düren
Die Pressevorbesichtigung und die Eröffnung am 6.3.2022 um 12 Uhr finden unter Einhaltung der 2G-Regel und Maskenpflicht statt.
Die beigefügte Pressemitteilung informiert Sie über die Ausstellung. Bitte beachten Sie auch das vielseitige Veranstaltungsprogramm.
Helen Wobbe
Stadt Düren
Der Bürgermeister
Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren
Helen Wobbe M.A.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hoeschplatz 1
52349 Düren
Postanschrift: Stadt Düren, Amt 42, 52348 Düren
Tel. 02421 – 25 2593
Fax 02421 – 25 1802560
Das gösste Blatt Papier der Welt schwebt und liegt demnächst, scheinbar schwerelos, auf dem Bodensee in Bregenz.
Es ist das zentrale Element des Bühnenbildes für Giacomo Puccinis Oper „Madame Butterfly“ der Bregenzer Festspiele.
Die gesamte Fläche beträgt 1‘300 m2 und ist 3 Tonnen schwer und stellt die japanische Welt dar. Es soll das weiss Japans und den Spiegel der Seele versinnbildlichen. Mit dem sehr feinen, zerbrechlichen Blatt Papier, das auf dem Wasser schwebt, wird eine Künstlichkeit und Leichtigkeit in der Naturkulisse des Sees erreicht, die für Spannung und den Widerspruch sorgt, die für den See und die Kulisse der Oper gebraucht werden.
Teil des Papierblattes in der Montagehalle
Dieses Blatt mit einem Ausmass von 33 x 23 Meter soll eine Lebensdauer von mindestens 2 Jahren haben. Normale Papierfasern sind dazu jedoch nicht geeignet. Das Blatt im Bodensee muss dem Seegang und Wind und Wetter widerstehen. Es ist aber auch die Bühne für 100 Figuranten, Schauspieler, Sänger, die darauf laufen, tanzen, springen. Als Alternative dient Styropor, Holz und Fassadenputz auf einem Gerüst aus Stahl.
Blattkonstruktion
Das Blatt, das in Vorarlberg, in Lauterach, hergestellt wird, stellt auch eine besondere Herausforderung des Transportes dar und soll bis Juni 2022 vollständig fertig gestellt sein.
Collagen aus Papierbötchen, amerikanischer Flagge sowie japanischer Malerei ergänzen, zusammen mit Videoprojektionen, die fertige, spannende Kulisse der Bregenzer Festspiele.
„Madame Butterfly“ gelangt an insgesamt 26 Abenden zur Aufführung, vom 20. Juli bis 21. August 2022.
Triesenberg, 20. Februar 2022
Hanspeter Leibold
Ehrenpräsident der Schweizer Papierhistoriker
Den DAP erreichte soeben die traurige Nachricht, dass Alfred (Abbi) Renker vor einigen Tagen verstorben ist. Alfred (Abbi) Renker und die Firma Zerkall mit ihren hervorragenden Büttenpapieren war vielen DAP-Mitgliedern – auch persönlich – wohlbekannt. Der DAP wird seiner Gedenken und wünscht Familie Renker viel Kraft für die kommende Zeit.
Anlässlich des 90. Geburtstages von Walter Niemeyer im Jahr 2019 hatte Martin Cuppen einen Bogen mit dem Porträtwasserzeichen von Walter Niemeyer geschöpft.
Im Text hierzu hieß es: Sehr geehrter Herr Niemeyer,
der Deutsche Arbeitskreis für Papiergeschichte (DAP) gratuliert Ihnen zur Vollendung des 90. Lebensjahres. Wir alle, die seit einer langen Reihe von Jahren in den Genuss Ihrer wohldurchdachten und mit großem Engagement vorbereiteten und umgesetzten Arbeitskreistagungen gekommen sind, wünschen Ihnen von Herzen alles nur erdenkliche Gute, vor allem Gesundheit und Wohlergehen. Gemeinsam mit Ihnen durften wir Papierfabriken in Osnabrück, Penig und Weißenborn zum Teil mehrfach besuchen und dabei besondere Einblicke in die Welt der Papiermacher erlangen. Speziell ausgesuchte Exkursionsziele bleiben in lebhafter Erinnerung. Mit Ihren persönlichen Gaben für uns alle, es seien die Ratte in Hameln oder der Friedensreiter von Osnabrück genannt, haben Sie uns Erinnerungsstücke mit auf den Weg gegeben, die deutlich machen, wir sehr Sie jeder und jedem aus unserem Kreis mit Respekt begegnet sind. Dies wissen wir alle sehr zu schätzen und danken Ihnen aus dem gegebenen Anlass in besonderer Weise mit dem von Martin Cuppen geschaffenen Porträtwasserzeichen.
Im Namen des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte und in großer persönlicher Verbundenheit
Frieder Schmidt
Ab 2. Januar 2022 ist die Papiermühle Alte Dombach wieder geöffnet.
Das Hochwasser vom 14. Juli 2021 hat in der Alten Dombach große Schäden hinterlassen. Alle Räume im Unter- und Erdgeschoss sind betroffen und weitgehend ausgeräumt. An vielen Wänden musste im unteren Bereich der Putz abgeschlagen, Holzfußböden herausgerissen werden.
Die Räume in den beiden oberen Etagen können ab 2.1.2022 jedoch wieder besichtigt werden. Das Papierschöpfen sowie die Labor-Papiermaschine werden vorgeführt. Ein Teil der historischen Objekte, die den Papiergebrauch in vergangenen Zeiten dokumentieren, werden im Sonderausstellungsraum präsentiert – vom liebevoll gestalteten Freundschaftsalbum aus den 1830er Jahren über Papierverpackungen bis zu Koffern und sogar einer Schallplatte aus Papier. So können die Besucherinnen und Besucher wieder alles rund um die Herstellung und die Bedeutung von Papier auf vergnügliche und anschauliche Weise erfahren.
Selbstverständlich gelten im Museum die aktuellen Corona-Regeln (2G). Eine Vorab-Buchung von Eintrittskarten im Webshop des Museums wird empfohlen, ist aber nicht Bedingung. Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sollten sich vor ihrem Besuch im Museum erkundigen, ob der defekte Aufzug wieder repariert werden konnte (Tel. 02202 936680).
Den DAP erreichte soeben die traurige Nachricht aus Osnabrück, dass Walter Niemeyer am vergangenen Wochenende verstorben ist. Neben dem Semestertreffen der Papier Ingenieure München, welches seit 1952 für ihn in jedem Jahr ein wichtiges Ritual war, lagen Walter Niemeyer die DAP Tagungen sehr am Herzen. Er war dem DAP seit Mitte der 1990er Jahre sehr aktiv verbunden. Hier wird sicher noch vielen seine – manchmal fast militärisch – exakte Tagungsorganisation in Erinnerung sein.
Gern denken wir an die DAP-Tagungen in Osnabrück und Weißenborn zurück, sowie auch die vielen anderen DAP-Tagungen, die ohne sein aktives Zutun, um Vieles ärmer gewesen wären. Walter Niemeyer war stets der Erhalt der Handwerkskunst rund ums Papiermachen sehr wichtig. Fragen rund ums Thema Papier beantwortete er gern, exakt und half auch gern mit dem einen oder anderen Kontakt aus.
Die Beerdigung fand am Do 21.12.2021 – Corona bedingt – im engstem Familienkreis statt.
ONLINE-Tagung: Das „Weimar-Projekt“ der niederländischen Zeichnungen 2018–2021 . Die Zeichnungswissenschaft zwischen klassischer Kennerschaft und moderner Technologie
XRF-Scan zur Eisenverteilung in der Zeichnung „Federschneider“ (Eisen ist Bestandteil der verwendeten Eisengallustinte. Besonders starke Eisenkonzentrationen sind meist mit einer starken Oxidation = Tintenschwärzung verbunden.)
Das Forschungsprojekt Kennerschaft heute. Die wissenschaftliche Erschließung der niederländischen Zeichnungen in Weimar (Nov. 2018 bis Okt. 2021), hat sich zum Ziel gesetzt, den stilkritischen Umgang mit Zeichnungen mit Hilfe von neuen materialwissenschaftlichen Untersuchungen auf ein methodisch ausgewiesenes Fundament zu stellen. Bei dem untersuchten Bestand von über 1500 niederländischen Zeichnungen, die sich im Besitz der Graphischen Sammlungen der Klassik Stiftung Weimar befinden, handelt es sich um einen der umfangreichsten und bedeutendsten Bestände außerhalb der Niederlande. Auf der online durchgeführten Tagung sollen erstmals einzelne Ergebnisse des Forschungsprojekts den Kolleginnen und Kollegen in den Graphischen Sammlungen sowie den Restaurierungswerkstätten, aber auch der interessierten Öffentlichkeit dargelegt werden. Im Zentrum der Vorträge steht die Vorstellung der zur Anwendung gelangten zerstörungsfreien materialwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden (Multispektralanalyse, Röngtenfluoreszenzanalyse), die neue Aufschlüsse über die verwendeten Zeichenmaterialien und Papiere zu geben vermögen.
Neben den am Weimarer Projekt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern werden auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Sammlungen (Kupferstichkabinett Berlin, Kupferstich-Kabinett Dresden, Graphische Sammlung im Städel, Hamburger Kunsthalle, Cultural Heritage Agency, Amsterdam) ihre materialwissenschaftlichen Untersuchungen vorstellen. Ziel der Tagung ist es, die Möglichkeiten und Grenzen der Zusammenarbeit zwischen Materialanalyse und Kennerschaft im Bereich der Zeichnungswissenschaft genauer in den Blick zu nehmen.
Ausstellung: „Zitruspapiere – Fashion für Orangen“ im Papiermuseum Düren
Vom 8.10.2021 bis 6.2.2022 zeigt das Papiermuseum Düren eine neue Ausstellung mit dem Titel „Zitruspapiere – Fashion für Orangen“. In der Pressemitteilung der Stadt Düren vom 30.9.2021 heißt es weiter:
Viele Menschen kennen Sie aus ihrer Kindheit: Bunt bedruckte Papiere, in die Orangen und Mandarinen beim Obsthändler eingepackt waren. Heute werden sie seltener, stellen aber immer noch einen Kaufanreiz dar, sprechen für die Kostbarkeit der einzeln verpackten Frucht und versprechen einen zauberhaften Ge- schmack. Zitruspapiere sind seit dem Ende des 19. Jahrhunderts mit Grafiken geschmückt: Alltagsgrafik, die einerseits der Werbung diente, aber andererseits auch Moden und Werte ihrer Entstehungszeit spiegelt. In den Jahren 2014 und 2019 wurden dem Museumsverein Düren zwei Sammlungen mit jeweils 2410 und 615 Papieren geschenkt, von denen ca. 300 Blätter in der Ausstellung „Zitruspapiere – Fashion für Orangen“ vorgestellt werden.
Während Zitronen schon im 13. Jahrhundert in Europa verbreitet waren, kamen die süßen Orangenarten erst mit den portugiesischen Seefahrern im 16. Jahrhundert aus den regenreichen Monsunländern Asiens nach Europa. Die Anbaugebiete der wärmeliebenden Bäume liegen seitdem vorwiegend in den südlichen Mittelmeergebieten, wie Sizilien oder der Region um Valencia, in Kalifornien und zwischen Südafrika und Australien. Erst die steigende Mobilität durch Eisenbahn und Schiff und später durch LKW und Flugzeug ermöglichte den Handel mit Zitrusfrüchten nördlich der Alpen.
Zitrusfrüchte werden vollreif geerntet, da sie nicht wie viele andere Obstsorten nachreifen. Daher sind sie leicht verderblich, anfällig für Schimmelbildung und Verletzungen während des Transports. Nur ein effektiver Schutz der Orangen ermöglichte den internationalen Handel mit dem Obst – das war den Produzenten bewusst, als sie Mitte des 19. Jahrhunderts begannen, die kostbaren Früchte in Orangenpapiere zu verpacken. Zunächst noch aus derbem, saugfähigem Papier, das eine Übertragung von Schimmel innerhalb einer Orangenkiste verhindern sollte, entwickelten sich schnell edlere, seidig glatte und bedruckbare Papiere.
Mittels der ersten bedruckten Papiere versuchten die Orangenbauern direkt in Kontakt mit ihren Kunden zu treten. Druck und grafische Gestaltung wurden zunächst von den Familienbetrieben, später von Druckereien übernommen. Von Anfang an zeichnen sich die Motive durch beeindruckende grafische Vielfalt aus. Während man in Italien technisch mit Iris- und Zweifarbendruck begann, ging man im Mittelmeerraum bald zu Offsetdruck über. In Spanien wurden bis in die 1930er Jahre die schönsten Papiere als Lithografien gefertigt.
Die frühesten Papiere sollten mit der Abbildung der Namen der Produzenten die Apfelsine in ein Markenprodukt verwandeln oder über grafische Motive ihre Kostbarkeit vermitteln. Schnell entwickelte sich eine ganze Bandbreite an Motiven. Viele davon priesen die Süße des Produkts an, weckten mittels Bildern von Obstbäumen, dem Meer oder schönen Frauen Träume vom Urlaub in Italien. Die Motive verknüpften den Kauf einer Apfelsine mit der antiken Vergangenheit Griechenlands oder der Kultur Italiens. Die populär-kulturellen Darstellungen von Märchen- und Tierfiguren, wie Rotkäppchen, Superman oder Popeye, wollten Kinder für das Obst gewinnen. Mit der Wiedererkennbarkeit von Motiven, wie Struwwelpeter oder Max und Moritz, versuchte man auf dem deutschen Markt die Aufmerksamkeit der Kunden zu erreichen. Als eine Form der Alltagsgrafik erzählen die Zitruspapiere viel über gesellschaftliche Werte, Selbstbilder und kulturelle Projektionen. Sie erzählen Geschichten des Wirtschaftswunders, des Glaubens an die Moderne und den technischen Fortschritt, der Verbindung von Gesundheit und gesellschaftlicher Leistungsfähigkeit, von der Exotisierung des Südens mit deutlich rassistischen Zügen sowie der zunehmenden Globalisierung, in der Tourismus-, Migrations- und Warenströme sich kreuzen.
Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren
Helen Wobbe M.A.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hoeschplatz 1
52349 Düren
Ein Hinweis auf eine ungewöhnliche Publikation: Eine Graphic Novel mit dem Titel „Lehrjahre“ von Guy Delisle. Gibt es mit deutschen Texten. Ein Student arbeitet in den Ferien in einer Papierfabrik in Quebec und schildert seine Arbeit dort, aber auch viel sonstiges aus seinem Leben. Es geht also auch um Jugendkultur.
Aus der Alten Dombach in Bergisch Gladbach gibt es zwei Neuigkeiten. Die gute Nachricht zuerst: Zu der Ausstellung „Von der Rolle. KloPapierGeschichten“ liegt jetzt ein kleines Begleitheftchen vor. Mit vielen Fotos informiert es auf 30 Seiten über die Geschichte der Toilette, des Toilettenpapiers und anderer Hygieneprodukte.
Die schlechte Nachricht: Das Hochwasser vom 14. Juli hat schwere Schäden hinterlassen, größere als 2013. Das gesamte Untergeschoss ist betroffen. Glücklicherweise sind keine unersetzbaren historischen Objekte in Mitleidenschaft gezogen worden. Es wird vermutlich länger als ein Jahr dauern, bis die Schäden beseitigt sind.
Zur Zeit ist die Dauerausstellung geschlossen. Wir hoffen, dass wir die beiden oberen Etagen Mitte Oktober wieder öffnen können. Die Ausstellung „Von der Rolle“ ist bis 10. Oktober verlängert.
Der DAP trauert um Heide Simon (7.9.1939 – 31.7.2021)
Heute erhielt der DAP die traurige Nachricht, dass mit Heide Simon eine langjährige Tagungsteilnehmerin verstorben ist. In der Nachricht von Herrn Simon heißt es weiter:
Wer will, kann vermutlich ab 8. August 2021 unter https://trauer.tagesspiegel.de/traueranzeigen-suche/meistbesuchte-trauerfaelle für Heide Simon „eine Kerze anzünden“, wie es dort heißt. Eine mir bisher unbekannte Einrichtung, aber wohl nicht schlecht.
Die Trauerfeier mit Beisetzung wird Dienstag, dem 17. August, um 12 Uhr sein auf dem
Waldfriedhof Zehlendorf, Potsdamer Chaussee 75 , besser Eingang Wasgensteig 30, in 14129 Berlin (Schlachtensee) , vermutlich Corona bedingt nur im zahlenmäßig klein begrenzten Kreise. Auch wird anschließend kein gemeinsames Treffen sein. Vor fünf Jahre schrieb meine Frau: „Es können ruhig alle Menschen, die es gerne möchten, zur Beerdigung kommen, und diese sollte überhaupt nicht voller Trauer sein, sondern eher fröhlich, soweit das möglich ist.“
Statt Kranz- und Blumenspenden wird um eine Spende gebeten an den
Stifterverband/Deutsche Demenzhilfe
IBAN: DE 51 3604003901 20724000
BIC: COBADEFFXXX
Soweit die Nachricht von Herrn Simon. Wir wünschen Herrn Simon viel Kraft für die kommende Zeit.
IPH Kongress 2022, Krems/Donau, 17. bis 22. August 2022
Wenige Wochen nach Abschluss des 35. Kongresses der IPH, der nicht wie ursprünglich vorgesehen 2020 vor Ort in Washington D.C. stattfinden konnte, sondern vom 7. bis zum 11. Juni 2021 als digital organisierte Veranstaltung durchgeführt wurde, steht bereits die Vorbereitung der nächsten Zusammenkunft an: http://www.paperhistory.org/index.php
Der 36. Kongress der Internationalen Vereinigung der Papierhistoriker/innen (IPH) wird vom 17. – 22.
August 2022 in Krems, Österreich stattfinden. Das Schwerpunktthema lautet „Papier der Graphik“. Bereits jetzt ist die Aufforderung ergangen, Beiträge einzureichen: http://www.paperhistory.org/Congress-events/congress2022/call2022_ge.pdf
Es wird bei dieser Tagung erneut das Angebot eine Online-Teilnahme geben. Dieser Zugang hatte sich beim 35. Kongress sehr bewährt, denn es waren 280 Teilnehmer:innen eingeschrieben. Zudem konnte die IPH seit dem 34. Kongress in Gent/Belgien im Jahr 2018 rund 50 Beitritte von Personen und ein Dutzend von Institutionen verbuchen.
Nedim Sönmez informierte uns, dass er während der Covid19-Einschränkungen die Zeit finden konnte, endlich ein Buchprojekt abzuschließen, welches sich schon über einen längeren Zeitraum hinzog. Hierbei handelt es sich um ein Sammelalbum mit 10 Original-Miniatur-Blumen in Buntpapiertechniken gearbeitet. Nedim Sönmez dürften den verschieden DAP-Tagungsteilnehmern noch bekannt sein.
Informationen zu dieser Veröffentlichung:
Limitierte und signierte Auflage von 49 Exemplaren, leinengebunden
Format: 20 x 15 cm, mit 10 tipped-original marbled flowers von Nedim Sönmez
Preis: 395,- Euro (zzgl. 45,- Euro DHL-Portokosten aus der Türkei)
Leopold-Hoesch-Museum und das Papiermuseum Düren ab heute, den 21. Mai 2021, wieder geöffnet
Mit der Wiedereröffnung ist auch die Wechselausstellung „Strange Papers – Die seltensten handgeschöpften Papiere der Welt“ (verlängert bis 26.9.2021) wieder für Besucher*innen geöffnet.
Dabei handelt es sich um eine beeindruckende Zusammenstellung handgeschöpfter Papiere unterschiedlichster Provenienz im Sammlungsbereich Paper Art. Papiere von 50 Papierkünstler*innen aus den USA, Japan, Ägypten, den Niederlanden, den Philippinen und vielen weiteren Ländern, die der Papiermacher und -historiker Fred Siegenthaler in einer Mustermappe zusammengetragen hat, werden präsentiert. Einen kleinen Vorgeschmack gibt Ihnen ein Video zur Ausstellung auf YouTube: Strange Papers – Ausstellung im Papiermuseum Düren – YouTube
Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren
Helen Wobbe M.A.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hoeschplatz 1
52349 Düren
Kleisterpapier von Künstlerinnen aus Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg
Ute Fürstenberg, dem DAP im Zusammenhang mit dem Museumprojekt Hohenofen bekannt, informierte uns über eine Gruppe von Künstlerinnen aus Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg, die begonnen hat, sich mit dem Thema Kleisterpapier zu beschäftigen. Eine Präsentation ist zum Tag des offenen Ateliers im August auf dem Gutshof Ganzer geplant. Unter musterimrausch.zentrumfuerpapier.de gibt es auch dazu einen Blog.
Ute Fürstenberg, dem DAP im Zusammenhang mit dem Museumprojekt Hohenofen bekannt, informierte uns über ihre Vorbereitungen eines größeres Ausstellungsprojektes. Im Rahmen des diesjährigen brandenburgweiten Themenjahres „Zukunft der Vergangenheit – Industriekultur in Bewegung“ findet im Juli einige Kilometer von Hohenofen entfernt die Open-Air-Ausstellung „Faser-Stoff-Papier. Landart 2.0“ mit acht bildenden bzw. Papierkünstler*innen aus Deutschland und der Schweiz statt. Die Ausstellung nimmt Bezug auf die Geschichte der faserstoffproduzierenden und -verarbeitenden Produktionsorte in der Prignitz und im Havelland. In dieser Region gab es eine große Vielfalt an Fabriken, die pflanzliche, tierische und chemische Fasern herstellten und zu Textilien und Papier verarbeiteten. Zum Projekt gibt es unter faserstoffpapier.zentrumfuerpapier.de einen Blog, der Wissen im Kontext vermittelt.
online-Tagung „Papier in Crisistijd“
Aus den Niederlanden erreichte uns der Hinweis auf eine dortige online-Tagung zum Thema „Papier in der Kriesenzeit“.
Zu den Tagungsschwerpunkten:
Wat betekent een tijd van crisis voor papier en papiermakers? Hoe was dat in het verleden en hoe gaat dat vandaag de dag? Volg ‘live’ de lezingen over conflict en strijd, maar ook over innovatie en veerkracht. En ga – virtueel – mee op bezoek bij het Veenkoloniaal Museum!
Zum Programm:
1. Opening door Bram Bouwens, voorzitter van Papiergeschiedenis Nederland
2. Presentatie van het Veenkoloniaal Museum door directeur Hendrik Andries Hachmer – Aan de hand van enkele stukken uit de collectie van het museum wordt de kartonindustrie belicht.
3. Bram Bouwens: “Crisis in de strokarton: winnaars, verliezers en nieuwe kansen” – In de Groningse strokartonindustrie stonden particuliere ondernemers en samenwerkende boeren haaks tegenover elkaar. Een grote crisis opende nieuwe wegen voor samenwerking.
4. Jan Hein Bannier en Pier van Leeuwen: “Uit crisis naar innovatie” – De weg van het papier van de Chinese uitvinding tot het huidige product ging gepaard met vele strubbelingen. Een aantal daarvan wordt besproken.
5. René Teijgeler: „So Yesterday Was the Burning of Books“ – Welke praktijkervaringen zijn er in het Midden Oosten opgedaan met door oorlog beschadigde papieren collecties. Hoe kunnen archieven en bibliotheken in een oorlogssituatie worden beschermd?
6. Marieke Papier: “Crisis in grondstoffen, grondstoffen in crisis” – Wij zijn nog lang niet klaar met experimenteren met nieuwe grondstoffen voor papier. Reststromen zijn in de optiek van de circulaire economie geen afval: het kunnen waardevolle grondstoffen zijn.
7. Afscheidswoord van de directeur van het Veenkoloniaal Museum
8. Slotwoord door de voorzitter van Papiergeschiedenis Nederland
Klaus B. Bartels am 9. Mai im Alter von 95 Jahren verstorben
Den DAP erreichte soeben die traurige Nachricht, dass Klaus Bartels am 9. Mai im Alter von 95 Jahren verstorben ist. Klaus B. Bartels war nach verschiedenen beruflichen Stationen im Papiergroßhandel bis 1960 Geschäftsführer des Feinpapiergroßhandels Curt Uhlig und IHK-Sachverständiger für Feinpapier. Nach seiner Flucht in die Bundesrepublik arbeitete er als Prokurist und Geschäftsführer einer Papiergroßhandlung im hessischen Lauterbach.
Bei den Tagungungen des Deutschen Arbeitskreises Papiergeschichte (DAP) berichtete er regelmäßig von den der Geschichte der »Patent-Papierfabrik Hohenofen« und den Planungen/aktuellen Ständen des dortigen Museumsprojekts. Herr Bartels war Teil der Vielfältigkeit im DAP – einerseits der “Aktenfresser” (der sich durch unzählige Dokumente zur Papiergeschichte in Biblitoheken wühlte, um beispielsweise die Papiermaschinenkonfiguration jeder auch noch so kleinen Papierfabrik herauszufinden) und andererseits der “Mann großer Ideen” (als er z.B. bei DAP in Lachendorf von seinen großen Plänen für Hohenofen berichtete).
Mit seiner lobenswerten Veröffentlichung „Papierherstellung in Deutschland. Von der Gründung der ersten Papierfabrik in Berlin und Brandenburg bis heute“ wird er dem Papierhistoriker auch zukünftig immer wieder in die Hände fallen.
An dieser Stelle sei auf die Buchrezension von Herrn A.Block verwiesen. Diese finden Sie hier.
In seinen letzten Lebensjahren erarbeitete Klaus Bartels mit großem Fleiß an einer Inventarisierung aller Papiermaschinen in Deutschland. Diese Datei ist nun posthum online zugänglich und recherchierbar.
Johannes Follmer ließ uns von einer an ihn und Martin Kluge gerichteten Anfrage wissen und bat um weitere Meinungen aus dem Kreise des DAPs.
In der Anfrage hieß es: War es üblich den Trog und die Hämmer eines Stampfwerkes zu kalken, um die Lumpenqualität zu verbessern? Oder gab es andere Gründe Kalk einzusetzen? Zur Zeit wird unser hölzernes Hadernstampfwerk (Eichenholz) repariert. Bislang hatten wir immer den hölzernen Trog mit der eisernen Grundplatte gekalkt. Auch die Enden der Hämmer, die in den Trog, also ins Wasser fallen. Mein Verständnis ist, dass dies getan wird, um die Schwärze der austretenden Gerbsäure aus dem Eichenholz zu unterdrücken, die ja dann die Lumpen schwärzen würde. Nun fragte mich der REstaurator, ob die Hämmer auch mit Leinöl eingestrichen werden könnten und dies ausreichend wäre. Dazu muss ich sagen, dass unser Stampfwerk rein zur Inszenierung dient.
Johannes Follmer konnte hierzu nicht viel sagen, da es in der Papiermühle Homburg kein vergleichbares Stampfwerk gibt. Martin Kluge (Papiermühle Basel) schrieb in seiner Antwort jedoch Folgendes :
Unser Stampfwerk hat einen Steintrog und daher leicht andere Voraussetzungen. Mich wundert dennoch die Aussage, dass das Kalken als Schutz vor der Gerbsäure gedacht war. Bisher kannte ich nur Quellen, die die Zugabe von Kalk im Zusammenhang mit dem Faulen von Lumpen beschreiben. Das haben auch meine eigenen Versuche bestätigt. Es gibt hierfür drei Aspekte:
– De la Lande beschreibt die geringe Zugabe von Kalk während des Faulprozesses. Das kann ich mir nur damit erklären, dass damit eine bestimmte Art von Bakterien gefördert wird, die ein alkalisches Umfeld bevorzugen.
– Nach dem Faulen muss der Faulprozess sofort gestoppt werden, da er sich sonst ungebremst fortsetzt. Hierfür habe ich gelöschten Kalk verwendet. Er muss aber auch hier mit Vorsicht eingesetzt werden. Meine Papiere wurde zu sehr vom Kalk angegriffen bzw. die Fasern zu stark geschwächt. Diese Anwendung scheint mir dennoch die wichtigste und am weitesten verbreitete zu sein. Mit Ende des Lumpenfaulens verschwand dann wohl auch das exzessive Kalken. Der Kalk muss dann im Stampfwerk herausgewaschen werden. Zu Beginn des Prozesses wird es dann recht starke Kalkspuren im Stampfwerk haben.
– Die dritte Anwendung ist das Bleichen der Papiere. Dies dürfte dann wohl vor allem im Stampfwerk stattgefunden haben. Hierzu habe ich aber nie die Quellen genauer untersucht. Ich kann mir vorstellen, dass dort, wo mehrere Tröge mit unterschiedlicher Beschuhung vorhanden waren, die Lumpen zuerst mit groben Eisenhämmern mit Kalkzugabe bearbeitet wurden. In den nachfolgenden Trögen wurden sie dann wahrscheinlich gewaschen und ohne weitere Kalkzugabe gestampft.
Bisher ist mir nie ein derart gekalktes Stampfwerk wie das Ihre über den Weg gelaufen. Es würde mich daher sehr interessieren, ob es wirklich Belege gibt, die Kalkzugaben als Notwendigkeit bei Eichentrögen bestätigen. Ist denn Ihr Stampfwerk für Demonstrationszwecke in Betrieb? Wird es mit Wasser gefüllt? Ich könnte mir vorstellen, dass es ein Problem gibt, wenn das Leinöl permanent dem Wasser ausgesetzt ist.
Als wichtigste Quellen für Ihre Frage sehe ich De la Lande: Die Kunst Papier zu machen, und den Lexikon-Eintrag von Krünitz. Dort habe ich mal unter dem Stichwort „Papier“ nach Kalk gesucht. Es gibt lediglich die eine Stelle vgl. unten. Auch Sandra Schulz, die ihre Dissertation über das Thema geschrieben hat, kennt Kalk nur in Verbindung mit dem Faulen von Lumpen.
Krünitz (http://www.kruenitz1.uni-trier.de) Band 106, S. 584 Man könnte sich bey diesen Lumpen eben derjenigen Mittel bedienen, wie bey dem Weißmachen der Leinwand, nähmlich: der Gährung, der Holzasche, der Alkalien, Schwefelleber etc. und nachheriges Bleichen. Aber alle diese Mittel, auf ähnliche Art angewandt, würden dem Papiermacher zu theuer zu stehen kommen, deswegen haben sich die Deutschen Papiermacher zu diesem Zwecke einer Art von Gährung und des Kalks bedient. Sie gehen aber auch hierbey gewöhnlich ganz empirisch zu Werke, ohne daß sie im Stande sind, die Wirkung der Gährung und des Kalks auf die Bestandtheile der Lumpen gehörig zu beurtheilen, und thun also noch immer sehr viele Mißgriffe. So nützlich diese beyden Mittel auch unter der Aufsicht eines sachkundigen Mannes angewandt werden können, eben so nachtheilig können solche werden, wenn sich ein Unkundiger derselben bedient.
Sandra Schulz,
(https://library.oapen.org/bitstream/handle/20.500.12657/27435/9783110583717.pdf?sequence=1)
S. 24: Technikgeschichtlich erklären lassen sich diese Ergebnisse durch die im 17. Jahrhundert zunehmende Verwendung von Alaun in der Papiermacherei – sowohl in der Pulpe als auch als Zusatz im Glutinleim. Zeitgleich wurde zunehmend auf die Beigabe von Kalk bei der Lumpenfaulung verzichtet.108 ((So enthielten noch 24 Prozent der untersuchten Papiere des 16. Jahrhunderts Calciumcarbonat, aber nur noch 7 Prozent der Papiere aus dem 17. Jahrhundert, vgl. Barrow Research Laboratory 1974, 16 f.))
S. 78: Der einzige Zusatz, der den Lumpen neben dem Wasser und den darin enthaltenen Keimen beim Faulen hinzugefügt wurde, war Kalk.420 Dessen chemische Wirkung auf die Lumpen beschrieb Timothy Barrett 1989 wie
folgt: Der Kalk schwemme die Cellulose auf, öffne sie und biete den Enzymen auf diese Weise eine Angriffsfläche.421
Johannes Follmer konnte den von Martin Kluge vorgebrachten Ansatz insofern bestätigen und schrieb: „Mir ist der Kalk auch als solches bekannt=Zugabe beim Faulen und zur Pufferung.“
was wiederum Martin Kluge wie folgt kommentierte:
„Das finde ich eine sehr gute Idee, vor allem in Bezug auf das Stampfwerk aus Eiche. Mit der Säure, dem Eisen und dann auch noch der Kalklauge passiert chemisch bestimmt interessantes! Ich weiss auch nicht, ob es Hinweise gibt, wie oft Eichentröge im Verhältnis zu Steintrögen verwendet wurden.“
Sofern es aus dem Kreise des DAPs weitere Erklärungsansätze für den Kalkeintrag in das Lumpenstampfwerk gibt, bitten wir um entsprechende Nachricht. Diese wird dann gern weitergereicht.
Wir erhielten die erfreuliche Nachricht, dass die Büttenpapierfarbik Zerkal ihr Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung abgeschlossen hat und von Frank Féron übernommen wurde. Der neue Eigentümer steht bisher mit der Firma IP Verpackungen in Verbindung und möchte zukünftig – neben den bisherigen Zerkall-Produkten – umweltfreundliche Verpackungsmaterialien aus Zellstoff auf der Zerkall-Rundsiebmaschine herstellen.
Buchbesprechung zu: Julia Rinck und Susanne Krause, „Handbuch Buntpapier“, Hauswedellverlag, Stuttgart, 2021
Buntpapiere – sind viel mehr als nur farbiges Papier. Über viele Jahrzehnte waren sie ein wesentliches Gestaltungselement von Büchern, Geschenkpapieren, Schachteln etc. Inzwischen sind sie wahrscheinlich aus dem Lebensumfeld der meisten Menschen verschwunden und auf Nischen beschränkt. Mit dem Bedeutungsverlust einhergehend verliert sich auch das Wissen um Terminologie, Herstellungstechniken, zeitliches Auftreten u.a. Es ist daher umso wichtiger, dass das Wissen darum gezielt und referenzierbar gesammelt wird. Veröffentlichungen zum Thema Buntpapier orientierten bzw. referenzierten bisher vor allem auf die Veröffentlichungen von Albert Haemmerle bzw. bauten darauf auf. Auch im Handbuch Buntpapier werden entsprechende Bezüge hergestellt, jedoch schließt das hier besprochene Handbuch Buntpapier in erster Linie an das 2009 und 2016 erschiene „Buntpapier-Bestimmungsbuch“ und an die im Zusammenhang mit dem Arbeitskreis Buntpapier stehende Webseite (www.buntpapier.org) an.
Im Mittelpunkt des Handbuches Buntpapier stehen Definitionen, Techniken, Terminologie, Hersteller, Sammlungen und auch weiterführende Literatur zum Thema Buntpapier. Für die beiden Herausgeberinnen – Julia Rinck und Susanne Krause – steht das Thema Buntpapier seit vielen Jahren im Mittelpunkt ihres Berufslebens und Forschungsinteresses. Die beiden anerkannten Spezialistinnen auf diesem Fachgebiet konnten zudem weitere namhafte Gastautoren für einzelne Aspekte des Themas Buntpapier gewinnen.
Erklärtes Ziel des Handbuches Buntpapier ist es, dass es „bisher nicht intensiv mit der Materie vertrauten Personen den Zugang zu fundiertem Basiswissen ermöglicht“ (S.9). Es ist nach Techniken der Hauptgruppen/-typen gegliedert, schränkt jedoch schon in der Einleitung zugleich wieder ein, dass es bei Kombinationstechniken, „die bei manchen Sorten eher die Regel als die Ausnahme darstellen“, an seine Grenzen stößt (S.9).
Zum Inhalt:
Nach Abgrenzungen im Hinblick auf Begriffsdefinition (J.Rinck, S.13), Linguistik (A.Krause, S.16) und die technischen Hauptgruppen (S.Krause, S.20) folgt ein kurzer geschichtlicher Abriss zum Auftreten der einzelnen Buntpapierarten in niederländischen Archiven (H.Porck, S.23). Anschließend setzt F.Schmidt, (S.32ff.) zunächst die für die Buntpapierproduktion Verwendung findenden Rohpapiere in ihren papiergeschichtlichen Kontext und nimmt anschließend gleiches für den Kontext der Papierfarbmittel vor (S.40ff.). Danach gibt es Exkurse „zum Farbe sehen“ von S.Krause (S.56f.), gefolgt von einem historischen Abriss zum Übergang von der handwerklichen zur industriellen Buntpapierfertigung von F.Schmidt (S.58ff.) und Buntpapier in der Kunst (J.Rinck, S.64ff.). Im eigentlichen Hauptteil werden 25 Buntpapiersorten in alphabetisch geordneter Reihenfolge von den unterschiedlichen Autoren besprochen. Hierbei werden ein kurzer geschichtlicher Überblick sowie Erläuterungen zur Technik und deren unterschiedlichen Ausprägungen gegeben. Diese einzelnen Kapitel sind teilweise zahlreich bebildert, sodass sich der Leser des Handbuches Buntpapier anschließend auch in der Lage sieht, eine grobe Bestimmung von Buntpapiersorten vorzunehmen. Es folgen mehrere Exkurse – so zu „Sammeln und Sammlungen“ von Buntpapieren (J.Rinck, S.308ff.), „Datierung und Provenienz“ (S.Krause, S.312f), „Ornament, Muster, Flächendekor“ (J.Rinck, S.314f), „Restaurierung, Konservierung“ (S.Krause, S.316f.), „Handel und Antiquariatshandel“ (S.Krause, S.318f.), „Freizeit, Schule und Therapie“ (S.Krause, S.320ff.), „Tapeten“ (S.Krause, S.328f.), „Buntpapier am Möbel“ (M.Kehrli, S.330ff.) und „Buntpapier für Buchreihen“ (F.Sellinat, S.337ff.). Seinen Abschluss findet das Handbuch Buntpapier in einem Anhang miteiner umfangreichen „Bibliographie und Onlinequellen“, einem Sachwortverzeichnis und einem Personenregister.
Gefallen hat, dass das Handbuch Buntpapier seinem eingangs erklärten Anspruch, dass es „bisher nicht intensiv mit der Materie vertrauten Personen den Zugang zu fundiertem Basiswissen ermöglicht“ (S.9), eindeutig gerecht wird. Dank reichlicher Bebilderung sowie klarer und prägnanter Beschreibungen findet der Interessierte einen schnellen Zugang zum Thema. Die angeführten Literaturangaben bieten bei Bedarf zudem einen Einstieg in weiterführende Recherchen. Das Handbuch Buntpapier ist daher vorbehaltlos zu empfehlen. Es hat in jedem Fall seinen Platz in Handbibliothek und Bücherschrank verdient.
Der DAP dankt dem Hauswedell Verlag für die kostenlose Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.
Angaben zur hier besprochenen Veröffentlichung:
Julia Rinck und Susanne Krause, „Handbuch Buntpapier“, Hauswedell Verlag, Stuttgart, 2021, Hardcover mit Fadenbindung, 378 Seiten, mit 279 Abbildungen.
ISBN 978-3-7762-2100-8
Preis: 129,00 Euro
Wasserzeichen und Musikwissenschaft – Virtuelle Fachtagung am 21. und 22. Mai 2021
Am 21. und 22. Mai 2021 veranstaltet die Bayerische Staatsbibliothek eine virtuelle Fachtagung zum Thema „Wasserzeichen und Musikwissenschaft“. Die Veranstaltung bildet den Abschluss eines DFG-Projekts zur digitalen Erfassung der Wasserzeichen in Musikhandschriften bis zum 17. Jahrhundert.
Das Thema Wasserzeichen und Musikwissenschaft soll dabei aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und neue Entwicklungen im Bereich der Digitalisierungstechnik und der wissenschaftlichen Infrastruktur diskutiert werden.
Programm
Freitag, 21. Mai 2021
09:00 – 09:15 Uhr
Begrüßung
(Dorothea Sommer und Reiner Nägele, Bayerische Staatsbibliothek)
09:15 – 09:45 Uhr
Keynote
Wasserzeichen in Musikphilologie und Musikhistoriographie
(Ulrich Konrad, Universität Würzburg)
Technik – Portale – Dokumentation: Filigranologie und wissenschaftliche Infrastruktur
9:45 – 10:45 Uhr → Session 1
The Memory of Paper – das Portal Bernstein und Wasserzeichen in Musikquellen
(Emanuel Wenger, Österreichische Akademie der Wissenschaften)
Mehr als Briefmarken sammeln: Wasserzeichenanalyse mittels WZMA und WZIS
(Maria Stieglecker, Österreichische Akademie der Wissenschaften)
11:00 – 12:00 Uhr → Session 2
Paper Trails: Wasserzeichenabnahme in Island mittels Hyperspektralkamera
(Silvia Hufnagel, Árni Magnússon Institute for Icelandic Studies)
Detailgenaue Erfassung von Wasserzeichen mittels Transmissionsthermografie
(Thorsten Allscher, Bayerische Staatsbibliothek)
13:00 – 14:00 Uhr → Session 3
Wasserzeichenprojekte im Kontext des Handschriftenerschließungszentrums / Die Wasserzeichenanalyse als notwendige Arbeitshilfe für Datierung und Lokalisierung griechischer Handschriften
(Marina Molin Pradel und Carolin Schreiber, Bayerische Staatsbibliothek)
Das Wasserzeichen-Informationssystem WZIS. Zur Erschließung, Dokumentation und Auswertung von Wasserzeichen
(Erwin Frauenknecht, Landesarchiv Baden-Württemberg)
14:15 – 15:15 Uhr → Session 4
Die Dokumentation von Wasserzeichen in der Münchner Arbeitsstelle des RISM am Beispiel ausgewählter Bestände
(Steffen Voss, RISM Arbeitsstelle München)
Metadaten, Thermographie, Muscat und WZIS: Ein Praxisbericht
(Andrea Hartmann, RISM Arbeitsstelle Dresden)
Samstag, 22. Mai 2021
Wasserzeichen in Musikquellen: Einzeluntersuchungen und Sammlungsanalysen
10:00 – 11:00 Uhr → Session 1
Wasserzeichen in Musikhandschriften der Bayerischen Staatsbibliothek: Chorbücher, Tabulaturen und Stimmbücher
(Veronika Giglberger und Bernhard Lutz, Bayerische Staatsbibliothek)
Wasserzeichen in Bach-Quellen
(Alan Dergal Rautenberg, Staatsbibliothek zu Berlin)
11:15 – 12:15 Uhr → Session 2
Notenpapiere in der Musiksammlung des Salzburger Domes zwischen 1700 und 1850
(Eva Neumayr, Archiv der Erzdiözese Salzburg)
Wasserzeichen und Kopisten in Wiener Opernpartituren 1771 – 1774
(Martin Eybl, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien)
13:00 – 14:00 Uhr → Session 3
Wasserzeichen in Berliner Beethoven-Autographen: Aspekte der Erschließung im WZIS
(Julia Neumann, Staatsbibliothek zu Berlin)
Notenpapiere in Kurköln 1750 – 1794. Neue Erkenntnisse und Forschungsfragen
(John Wilson, Universität Wien)
14:15 – 14:45 Uhr → Session 4
Wasserzeichenforschung an Autographen von Franz Schubert. Ein neues Projekt
(Andrea Lindmayr-Brandl, Universität Salzburg)
14:45 – 15:45 Uhr
Roundtable
Abschlussdiskussion und interdisziplinärer Austausch
Tagungsinformationen im Überblick
Termin Freitag, 21. Mai 2021 → 9:00 – 15:15 Uhr
Samstag, 22. Mai 2021 → 10:00 – 15:45 Uhr
Ort Die Veranstaltung wird über das Videokonferenzsystem Zoom durchgeführt.
Kosten und Anmeldung Die Teilnahme an der Tagung ist kostenfrei, eine Anmeldung per E-Mail bis zum 17. Mai 2021 ist erforderlich: wasserzeichen@bsb-muenchen.de
Alle registrierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten einige Tage vor der Veranstaltung die Zugangsdaten zum Konferenzsystem per E-Mail.
Ansprechpartner Kontakt und Information
Dr. Veronika Giglberger und Bernhard Lutz
Bayerische Staatsbibliothek wasserzeichen@bsb-muenchen.de
Tagung „Mehr Schein als Sein?! Papierne Imitation und Illusion“ – jetzt auch online-Teilnahme möglich
Das Forum BildDruckPapier, das Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde sowie das Stadtmuseum Dresden laden am 17. und 18. Mai 2021 ein zur Online-Tagung „Mehr Schein als Sein?! Papierne Imitation und Illusion“. Diese 4. Jahrestagung des Forums BildDruckPapier widmet sich den papiernen Surrogaten und Attrappen. Mit Hilfe von Druck-, Mal- und Prägetechniken imitieren sie andere Materialien. Sie täuschen optisch und ahmen Oberflächenstrukturen plastisch nach. Anhand verschiedener Beispiele vom Luxuspapier bis zur Raumausstattung spürt die Tagung den Fragen nach, wo, wie und warum solche papiernen Imitationen und Illusionen Verwendung fanden.
Die Anmeldung für die kostenfreie Teilnahme ist ab sofort bis zum 12. Mai 2021 möglich. Bitte nutzen Sie dafür das Anmeldeformular unter http://www.isgv.de/forumbdp
Aus dem Tagungsprogramm:
Andrea Rudolph
Forum BildDruckPapier
c/o Stadtmuseum Dresden
Wilsdruffer Str. 2
D-01067 Dresden
Dr. Frieder Schmidt machte uns heute darauf aufmerksam, dass es die Papiertagung „Paper in Motion“ vom 12. Februar 2021 in Fabriano jetzt als Folge von mehreren YouTube-Videos gibt. Der einleitende Text kann jeweils auch auf Englisch aufgerufen werden.
Buchbesprechung zu: Samshuizen, Jelle; Catalogue of a collection of 352 Dutch watermarks from 17th – 19th Century
Vor einigen Tagen erreichte uns ein Exemplar von Jelle Samshuizens Catalogue of a collection of 352 Dutch watermarks from 17th – 19th Century.
Nach Hauptmotiven der Wasserzeichen geordnet, findet sich zu diesen ein kurzer einleitender bzw. zusammenfassender Text zum zeitlichen Aufkommen, Verbreitung und evtl. auch der entsprechenden Hersteller. Die im Durchlicht aufgenommen Wasserzeichen sind zwar jeweils individuell verkleinert aber mit Lineal abgebildet, sodass sich die originalen Größenverhältnisse rekapitulieren lassen. In der Abbildungsbeschriftung finden sich der Bezeichnung des Wasserzeichenmotives, ggf. eine Abbildung der Gegenmarke, Angaben zur Bogengröße und des Papiergewichtes.
Die Bedeutung und die Qualität der im 17.Jh. aufkommenden holländischen Papiere ist bereits Gegenstand zahlreicher Publikationen. Die hier aber besprochnene Publikation von Samshuizen unterscheidet von diesen jedoch, da sie die ungebrauchten Origalbogen zum Gegenstand hat. Papierhistorisch interessant ist diese Veröffentlichung weniger für die Datierung mittels Wasserzeichen, sondern vielmehr weil sie Auskunft zu den originalen Bogenabmessungen und mitunter auch zu Anzahl der Kettlinien, Positionen der Wasserzeichen im Bogen und den Abständen untereinander gibt.
Die hier besprochene Ausgabe ist auf 200 Exemplare limitiert und zeigt ausschließlich die Sammlung von 352 Wasserzeichen im Durchlicht. Sie baut auf einer früheren Veröffentlichung aus dem Jahr 2018 mit 225 Wasserzeichen auf bzw. ergänzt diese. Unter nahezu gleichem Titel gibt es:
– eine weitere Ausgabe mit 25 Originalpapiermustern (Preis: 195,- Euro, limitiert auf 50 Exemplare) und
– eine Ausgabe als Sammelbox mit 391 Orginalpapieren (Preis: 12.000,- Euro)
Angaben zum hier besprochenen Buch: Catalogue of a collection of 352 Dutch watermarks from 17th – 19th Century,
Verlag Rockingstone, Wageningen (NL), 2021, Softcover, 142 Seiten,
ISBN 9789071249006
Preis: 49,50 Euro
Mark Riedel (dessen Vorfahren von 1841 – 1948 in Parchim/Mecklenburg eine Papierfabrik hatten) erhielt vor ein paar Tagen die Firmenfahne der Parchimer Papierfabrik von 1904 geschenkt. Weiter schreibt er hierzu: Ich wusste nicht bis vor ein paar Tagen nicht, dass es das schöne Teil überhaupt noch gibt. Als die Villa meiner Großeltern 1968 verkauft wurde, war die Fahne in dem Haus. Nachfahren der damaligen Käufer gaben sie mir nun zurück.
Seine Frage in die DAP-Runde lautete nun: Wurden solche Fahnen zu bestimmten Anlässen verliehen oder hat man sich damals einfach eine Fahne machen lassen? Das Jahr 1904 steht mit keinem Firmenjubiläum in Verbindung. Ich würde auf eine Verleihung tippen, da in meinen Fall, das Mecklenburger Wappen drauf ist.
F.Schmidt schlug hierzu vor: Das Branchenadressbuch von Güntter-Staib nennt sowohl in der 18. Auflage (1899-1900), der 19. Auflage (1903-1904) als auch in der 20. Auflage (1908-1909) unter Papier-Fabriken und Cellulose-Fabriken „Gottfr. Rasenack & Sohn“, das (F. e. B.) der der Cellulose-Fabrik bedeutet „für eigenen Bedarf“. Die Fahne nennt also nicht die Firma der beiden Fabriken, sondern das Gewerbe, das ausgeübt wird: Papier- und Zellstoff-Fabrik Parchim. Was dürfte der historische Kontext sein?
Ein Auktionsangebot aus dem Jahr 2017 bot eine Medaille an: MEDAILLE 22. MECKLENB. BUNDESSÄNGERFEST ZU PARCHIM 1904
Einem Postkartenangebot können wir entnehmen, dass dieses Fest am 18. und 19. Juni 1904 stattfand.Sicherlich gab es damals aus Anlass dieses Fests einen Festumzug, voran die Fahne des Mecklenburgischen Sängerbunds (wie auf der Postkarte), hinter der Fahne der Papierfabrik versammelte sich dann die Belegschaft der Papierfabrik. Vielleicht gab es einen örtlichen Gewerbeverein, der das alles anregte?
M.Riedel ergänzte weitere Bilder von dem Umzug oder was auch immer das 1936 war. Das Motto auf dem Wagen lautete wohl: „Vom heimatlichen Nadelholz zu Papier und Tüten“. Alle Fotos auf denen eine Fahne zusehen ist, sind von ca. 1936, Aufgenommen auf dem Firmengelände. Ich erkenne auf beiliegenden Bild meinen Grossvater(ganz links im Bild), der kleine Junge ist warscheinlich der Cousin meiner Mutter (Jahrgang 1930). Auch von einigen Arbeitern auf den anderen Bildern gibt es Aufnahmen von 1938. Ich vermute das diese Bilder mit dem Wagen und der Fahne zu einem Festumzug gehören. Ich tippe auf Tag der Arbeit im Mai oder so.
D.Pothmann ergänzte hierzu: Der Junge (links auf dem Bild) trägt die Uniform der „Pimpfe“, also des „Jungvolks“ in der Hitlerjugend. Damit ist 1936 sehr wahrscheinlich. – Die im Hintergrund wehende Fahne könnte die „Hakenkreuzfahne“ sein.
Seit dem 15. Jahrhundert werden Buntpapiere in Europa für eine Vielzahl von Anwendungen verwendet. Besonders verbreitet ist der Gebrauch als Bucheinband, Buchumschlag, Vorsatzpapier, Titelpapier oder Überzugspapier für Kartonagen. Seit gut 100 Jahren werden auch in Europa und Nordamerika die Techniken für unikale grafische Blätter angewandt. Buntpapier ist Arbeitsmaterial und Inspiration für beispielsweise Archivare, Wissenschaftler, Einbandforscher, Bibliothekare, Buch- und Papierliebhaber, Restauratoren, Auktionatoren, Sammler, Kuratoren und Antiquare, für Handwerker, Künstler und Gestalter. Hierzu haben zwei angesehene Expertinen auf diesem Gebiet – Julia Rinck und Susanne Krause – nun ihr Kompendium vorgelegt.
Das „Handbuch Buntpapier“ bietet umfassende technische und historische Informationen zu etwa 25 europäischen Buntpapiersorten aus sechs Jahrhunderten. In Exkursen und Kurzkapiteln werden zudem Aspekte wie Terminologie, Möbelpapier, Handel und Restaurierung besprochen.
Julia Rinck und Susanne Krause: Handbuch Buntpapier.
Hauswedell Verlag, Stuttgart 2021.
ISBN 978-3-7762-2100-8
379 Seiten, über 280 Farbabbildungen, ca. 27 x 20 cm, 1300 Gramm
€ 129,-
Erhältlich ab sofort im Buchhandel und online.
Am Hildesheimer Tag der Restaurierung (6. März 2021) werden die aktuellen Abschlussarbeiten – erstmals in Form einer Online-Veranstaltung – vorgestellt. Wir freuen uns auf interessante Vorträge und einen regen fachlichen Austausch im digitalen Format. An dieser Stelle sei u.a. auf den Vortrag ab 10:40 von Dawoon Jung (M.A.) zu „Vergleichenden Untersuchungen an Hanji und Japanpapier“ verwiesen.
Der DAP trauert um Dr. Wolfgang Schlieder (1926–2021)
– Ein Nachruf von Dr. Frieder Schmidt
In Leipzig ist am 5. Februar 2021 Dr. Wolfgang Schlieder nur wenige Wochen nach seinem am 16. Dezember begangenen 94. Geburtstag gestorben. Als er 1996 seinen 70. Geburtstag feiern durfte, ehrten ihn der Deutsche Arbeitskreis für Papiergeschichte und der Leipziger Arbeitskreis zur Geschichte des Buchwesens mit einer „Papiergeschichte(n)“ betitelten Festschrift. In einem Vorwort wurden damals von Lothar Poethe und Frieder Schmidt ganz wesentliche Lebensbezüge und Leistungen des Geehrten benannt. Als im Jahr 2016 der 200. Geburtstag des Holzschlifferfinders Friedrich Gottlob Keller gefeiert wurde, rückten noch einmal die einschlägigen Forschungen und Publikationen des Verstorbenen ins Blickfeld. Hier seien in ehrender Erinnerung wesentliche Passagen aus dem genannten Vorwort von 1996 wiedergegeben.
(Dr. Wolfgang Schlieder auf einer Veranstaltung im Buchmuseum in Leipzig am 18. September 2017 / Foto: Wolfgang Hohensee)
1926 in Luckenwalde geboren, widmete er sein ganzes Berufleben der Papiergeschichtsforschung. Durch die Veröffentlichung einschlägiger Forschungsergebnisse, durch Vorträge und Ausstellungen hat er dem Fach viele neue Freunde gewonnen. Von ihm sind viele wichtige Impulse ausgegangen, die ihren Niederschlag in der täglichen Arbeit verschiedener musealer Einrichtungen und des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte sowie in den Publikationen derer gefunden haben, die auf seine stete und qualifizierte Auskunftsbereitschaft hoffen konnten und können.
Im Jahre 1959 gehörte Wolfgang Schlieder zu den Gründungsmitgliedern der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker (IPH). Sein Engagement in Wasserzeichenkunde wurde 1994 durch die Verleihung der IPH-Ehrenmitgliedschaft honoriert. 1996 verlieh ihm der Verein der Zellstoff und Papierchemiker und Ingenieure (Verein ZELLCHEMING) den Ehrenring Papiergeschichte. Die Laudatio abgedruckt in Das Papier 50 (1996), H. 7/8, S. 428429 benennt wesentliche Stationen seines Lebenswegs und seines Wirkens:
Dr. Schlieder hat von 1947 bis 1950 eine Lehre in der Finanzverwaltung des Landes Brandenburg absolviert. Er wurde nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften (1952 bis 1956 an der HumboldtUniversität zu Berlin) wissenschaftlicher Assistent am Institut für Geschichte an der Deutschen Akademie der Wissenschaften.
Er promovierte 1963 an der HumboldtUniversität mit einer Dissertation zum Dr. rer. oec., die 1966 unter dem Titel Zur Geschichte der Papierherstellung in Deutschland von den Anfängen der Papiermacherei bis zum 17. Jahrhundert veröffentlicht wurde. 1964 trat er in den Dienst des Deutschen Buch und Schriftmuseums der Deutschen Bücherei in Leipzig und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter von Dr. Wisso Weiß, der im selben Jahr von Greiz kommend als Leiter des Deutschen Papiermuseums dessen Integration in die Leipziger Einrichtung bewerkstelligte.
Nach der Pensionierung von Dr. Weiß im Jahre 1969 übernahm Dr. Schlieder die Leitung der Papierhistorischen Sammlungen und übte dieses Amt bis zur Vollendung des 65. Lebensjahres aus. In seiner Amtszeit sorgte Dr. Schlieder für den systematischen Ausbau und für die intensive Erschließung dieser Sammlungen (Wasserzeichen, Papierproben, Buntpapiere, Riesaufdrucke etc.) und der papiergeschichtlichen Fachbibliothek. Die Frucht dieser Anstrengungen ist ein papiergeschichtliches und wasserzeichenkundliches Dokumentationszentrum, dessen herausgehobener Rang auch international unbestritten ist. Durch eine gegenwärtig in der Drucklegung befindliche internationale papiergeschichtliche Bibliographie wird diese Leistung bald auch breiteren Kreisen für die alltägliche Arbeit zur Verfügung stehen.
Neben dieser eher stillen, aber umso langfristiger wirkenden wissenschaftlichen Kärrnerarbeit ist Dr. Schlieder in vielfältigster Weise an die Öffentlichkeit getreten. Durch Vorträge und Lehrveranstaltungen an der Altenburger Ingenieurschule und im Rahmen der Leipziger Restauratorenausbildung förderte er in Fachkreisen das Verständnis für die Papiergeschichte. Museale Ausstellungen sorgten für Breitenwirkung. In den papier und zellstofferzeugenden Betrieben der damaligen DDR regte er Mitarbeiter zur Pflege der Betriebsarchive und zu betriebsgeschichtlichen Forschungen an. Sein besonderes Interesse und seine stete Förderung galt und gilt dem Denkmalschutz sowie papiergeschichtlichen Gedenkstätten (Papiermühle Niederzwönitz, Neumannmühle, Keller-Museum Krippen etc.)
Nach der Wende und dem Zusammenschluß der beiden deutschen Staaten engagierte sich Dr. Schlieder in besonderer Weise für das Zusammenwirken der Fachleute in Ost und West und hatte ganz maßgeblichen Anteil an der Gründung des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte. Der Verein ZELLCHEMING und das Deutsche Museum in München honorierten die in Leipzig unter seiner Leitung erbrachten Leistungen durch Überlassung der von Alfred Schulte gegründeten Wasserzeichensammlung der 1938 gegründeten Forschungsstelle Papiergeschichte.
Das Wirken Dr. Schlieders beschränkt sich jedoch nicht nur auf den nationalen Raum. Über Jahrzehnte hinweg hat Dr. Schlieder eng mit Fachleuten u. a. in Polen, der Tschechoslowakei, Estland und Ungarn, aber auch den Niederlanden, Frankreich, Großbritannien, der Schweiz und den USA kooperiert. Sein Rat ist im In und Ausland gesucht und geschätzt. In den letzten Jahren hat er intensiv an der Erstellung eines Normenentwurf zur Beschreibung von Wasserzeichen und Buntpapieren mitgewirkt.
Von Simancas nach Fabriano – Die online-Konferenz hat sich zum Ziel gesetzt, „le vie della carta“ (die Papierwege) im Mittelmeerraum (dem Kreuzungspunkt von Bevölkerungen und Ideen seit Anbeginn der Zeit) zu rekonstruieren. Nach dem ersten Workshop, der im vergangenen Januar in Simancas in Spanien stattfand, wird der Workshop „Paper in Motion“ der COST Action PIMo (People in Motion) in Fabriano, dem frühen Zentrum der Europäischen Papierherstellung, stattfinden.
Wissenschaftler renommierter italienischer und europäischer Universitäten werden sich am Freitag, den 12. Februar 2021 von 9.30 bis 17.30 Uhr mit dem Ziel zusammenfinden, die Geschichte und die Verbreitung der in Südeuropa und im Mittelmeerraum verwendeten Technologien der Papierherstellung zu rekonstruieren. Insbesondere sollen die materiellen Bedingungen seit dem Beginn der Papierherstellung sowie die damit verbundenen sozialen, kulturellen, politischen und weitreichenden Folgen im Rahmen eines umfassenderen Projekts analysiert werden.
Der Workshop, der bisher im Papierpavillon von Fabriano stattfand, wird vollständig online abgehalten und in direktem Streaming übertragen. Weitere Informationen finden Sie unter http://www.fondazionefedrigoni.it.
35th IPH Congress: Investigating American Collections on Paper June 7-11, 2021
Die International Association of Paper Historians (IPH) freut sich, ihren bevorstehenden 35. biennalen Kongress vom 7. bis 11. Juni 2021 anzukündigen. Die mit Spannung erwartete Veranstaltung mit dem Titel „Investigating American Collections on Paper“ wird gemeinsam von der Library of Congress, der National Gallery of Art und der National Archives and Records Administration ausgerichtet. Die Organisatoren in Washington, DC, haben den ursprünglichen Präsenzkongress in ein Online-Kolloquium umgewandelt, das eine größere Beteiligung von Papierhistorikern, Wissenschaftlern und Studenten aus der ganzen Welt ermöglichen wird.
The mill that does grind grain. History of the paper mill in Duszniki-Zdrój
Ende Dezember 2019 gab das Museum für Papierherstellung eine Publikation mit dem Titel „Die Mühle, die das Korn mahlt. Geschichte der Papiermühle in Duszniki-Zdrój“ heraus. Die Publikation, die von den Museumsmitarbeitern des Papiermuseums in Duszniki herausgegeben wird, ist vergleichbar mit einer kleinen Monographie in polnischer Sprache (in einer Auflage von 5 Tausend Exemplaren). Sie wird kostenlos an die Museumsbesucher verteilt. Ihre Autoren sind Prof. Maciej Szymczyk, Rafał Eysymontt, Rainer Sachs und Marta Nowicka. Genau ein Jahr nach der Veranstaltung wurde die Publikation ins Englische übersetzt und in 2000 Exemplaren gedruckt. Das Buch „Die Mühle, die kein Korn mahlt“ ist auch als pdf in elektronischer Form erhältlich.
Research project: Export of French papers to England (and / or Ireland) during the 17th century
Louise O’Connor von der National Library of Ireland forscht zum Export französischer Papiere nach England (und / oder Irland) im 17. Jahrhundert.
Die HiCSA (Histoire Culturelle et Sociale de l’Art, Université Paris I Panthéon-Sorbonne) organisiert in Kooperation mit AFHEPP, (Association Française pour l’Histoire et l’Etude du Papier et des Papeteries), INP (Institut National du Patrimoine, Département des Restaurateurs) und ITEM (Institut des Textes et Manuscrits Modernes) eine Konferenz unter dem Titel „Paper and Paper making history : Research News II“.
Diese Veranstaltung findet am 13. Oktober 2020 im INHA (Institut National d’Histoire de l’Art), 6 rue des Petits champs 75002 Paris, 1. Stock, Saal Vasari statt. Der Eintritt ist frei, bei Verfügbarkeit von Plätzen. Das Tragen einer Maske ist obligatorisch.
Siehe Details im Programm
Contacts: Mme/Ms Claude LAROQUE
Maître de conférences / Senior Lecturer
Responsable du / Head of Master de Méthodologie et Pratique de la Conservation Restauration des Biens Culturels
Université Paris I Panthéon – Sorbonne
17 rue de Tolbiac, 75013 Paris – France
HiCSA EA 4100 Histoire Culturelle et Sociale de l’Art
aus Holland erhielten wir die traurige Nachricht, dass Maaike Schijffelen am 10. Januar 2021 an den Folgen einer Brustkrebserkrankung gestorben ist. Wir wünschen ihrem Mann Daan viel Kraft für die kommende Zeit.
Peter Reinhard (1937–2020) – ein Nachruf von Dr.Frieder Schmidt
Acht Monate nach seiner Gattin Ursula ist am 19.12.2020 nun auch Peter Reinhard gestorben; er wurde in Hemer beigesetzt. Der am 12. Mai 1937 geborene Papiergroßhändler war Nachkomme des aus Oberbieber bei Neuwied stammenden gleichnamigen Papiermachers Peter Reinhard (1797–1880). Dieser hatte 1827 durch Eheschließung mit Wilhelmine Ebbinghaus in die Papiermühle der Gebrüder Ebbinghaus in Westig bei Hemer eingeheiratet und zudem in Niederhemer die alte „Wehrmühle“ ausgebaut und in einem Fachwerkhaus mit großräumiger Diele seine Wohnung und sein Papierlager unterhalten. Das Unternehmen wurde von den Söhnen Gustav (1832–1916) und Julius Reinhard unter der Firma Gebrüder Reinhard, Papierfabrik und Papiergroßhandlung weitergeführt. 1891 übernahm Gustav Reinhard eine im Jahr 1873 von Caspar Hoeborn gegründete Maschinenfabrik, die sich unter der Firma Gustav Reinhard & Co. einen Namen als Papiermaschinenfabrik machte. Dessen Sohn Max (*1870) studierte Maschinenbau und wurde zum Alleininhaber der Fabrik. Gustav Reinhards Enkel Max (1901–1966) übernahm das väterliche Erbe 1948.
Peter Reinhard hatte 1997 bei der DAP-Tagung in Hemer über „Die Papiermühle zu Niederhemer“ und über seinen Vorfahren berichtet: „Gustav Reinhard modernisierte die Papierfabrik. Nach einem Großbrand im Jahr 1902 ließ er 2 in der Maschinenfabrik Gustav Reinhard gebaute Langsiebpapiermaschinen dort aufstellen, die bis zum Jahr 1945 Packpapier und Pappe produzierten.“ Von einer wirtschaftlichen Blüte ist die Rede, doch nach dem 2. Weltkrieg wurde die Papierproduktion eingestellt und dort der Großhandelsbetrieb eingerichtet, denn das Großhandelslager von Gebrüder Reinhard war am 13. April 1945 durch Kriegseinwirkung vernichtet worden.
In einem Nachruf der Wirtschaftsinitiative Hemer heißt es jetzt: „Peter Reinhard ist in Hemer aufgewachsen, hat später die Internatsschule „Landschulheim am Solling“ in Holzminden besucht. Im Anschluss hat er im Bereich Druckerei und Papier seine Ausbildung gemacht. Nach dem Tod des Vaters Max Reinhard im Jahr 1966 hat er in der Papiergroßhandlung Gebrüder Reinhard die Bereiche Rechnungswesen und Finanzen geleitet.“ Nachdem er als Kind in den letzten Kriegstagen bereits einmal großen Schaden erleben musste, war er ein Vierteljahrhundert später erneut mit einem solchen katastrophalen Ereignis konfrontiert: „Am 28.11.1970 war einer der schwärzesten Tage im Firmengeschehen von Gebrüder Reinhard. Das Flachlager wurde durch einen Brand zerstört. Gleichwohl wurde der Lebensnerv der Firma nicht vollends getroffen. In den soliden Mauern der früheren Papierfabrik „Wehrmühle“, die vom Brand verschont blieben, lief der Großhandelsbetrieb bis zur Inbetriebnahme eines Hochregallagers im Jahre 1973 weiter. Die Lagerkapazität des neuen Lagers vergrößerte sich auf 9 000 t Papier.“ (Peter Reinhard, 1997, S. 18).
Zum Jahresanfang 1988 brachten die Gesellschafter von Gebrüder Reinhard ihr Unternehmen mit in die Papier Union ein, eine Fusion mehrerer deutscher Papiergroßhandlungen. Peter Reinhard war bis 1995 in der Geschäftsführung des Unternehmens tätig. Seit dieser Zeit engagierte er sich zusammen mit seiner Ehefrau Ursula in vielfältiger Weise ehrenamtlich. Sie organisierten für den Verkehrsverein der Stadt Hemer Stadtrundfahrten und Studienreisen, unterstützten die Landesgartenschau in Hemer und die Städtepartnerschaft mit Doberlug-Kirchhain. Mit großem Interesse engagierte er sich bei der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte und dokumentierte deren Exkursionen und Sonderfahrten anlässlich der DGEG Jahrestagungen.
Zur Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker (IPH) war er 1984 gestoßen, als deren 17. Kongress in Hagen abgehalten wurde. Seit jener Zeit war er bis zum Jahr 2018 als Beisitzer Mitglied des Vorstands. Seit der 1994 in Düren abgehaltenen Tagung des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) war er regelmäßiger Teilnehmer unserer Zusammenkünfte.
Wir hatten uns wohl 1987 in Heilbronn bei der Veranstaltung zum 225-jährigen Jubiläum der Papiergroßhandlung Gebr. Rauch kennen gelernt, die bald auch unter dem gemeinsamen Dach der Papier Union stand. Seitdem haben uns Tagungen der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker (IPH) und des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) immer wieder zusammengeführt. In ganz besonderer Erinnerung bleiben mir dabei die mir 1996 bei der Umsetzung des Leipziger IPH-Kongresses gewährte Unterstützung und die 1997 von Ursula und Peter organisierte DAP-Tagung in Hemer. Über Jahrzehnte hinweg war er unser treuer Bildchronist, der mit seinen Dias zu Beginn jeder Tagung unseren Arbeitskreis so anschaulich an das jeweils vorige Treffen erinnerte und dadurch sehr für Kontinuität der Treffen und den persönlichen Zusammenhalt unseres Kreises sorgte. Selbst im vorletzten Jahr besuchte er für einen Abend unser Treffen in Düren, um unsere vorhergehende Tagung in Osnabrück in Erinnerung zu bringen. Diese letzte persönliche Begegnung ist mir unvergesslich, zumal ich stets große Hochachtung für seine Haltung im Umgang mit seiner Erkrankung hatte.
Quellen:
Dossmann, Ernst: Papier aus der alten Grafschaft Mark. Papierherstellung und Verarbeitung im Wirtschaftsraum zwischen Volme Ruhr und Hönne. Iserlohn: Mönnig 1987 (Veröffentlichungen des Heimatbundes Märkischer Kreis).
Reinhard, Peter: Die Papiermühle zu Niederhemer. In: Deutscher Arbeitskreis für Papiergeschichte DAP. Vorträge und Berichte. 8. Tagung, Hemer 02. bis 05.10.1997, S. 17-18. https://www.wi-hemer.de/aktuelles/detail/news/nachruf-peter-reinhard-im-ruhestand-in-ehrenamtlichem-engagement-aufgegangen/
Frieder Schmidt (Stuttgart)
Die Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker wird ihren von 2020 auf 2021 verschobenen IPH-Kongress in Washington DC nun virtuell durchgeführen. Termin ist der 7.-11. Juni 2021.
—–Ursprüngliche Nachricht—–
FROM IPH TO ALL OLD AND NEW MEMBERS
We had all looked forward to meet each other in 2020 at the national paper-historical conferences during the summer and in the autumn at the 35th International IPH Congress in Washington, DC – the second IPH Congress in United States in 60 years. The brilliant 2020iph local organizing committee had planned everything in details, but all meetings and cultural events had to be postponed to 2021. The program of the 35th IPH Congress in Washington, DC will in this New Year for the first time in the history of IPH be presented on a virtual platform, followed online all over the world by the speakers and congress participants with interest in the history of paper.
In IPH we have in spite of restrictions, isolation and closed frontiers been in contact with each other as usual via emails, phone calls and letters. Through online meetings in 2020 we have learned that it is possible to discuss and plan together, continue research projects and publish articles of the research in periodicals and books. Online meetings, conferences and congresses will take place in the New Year, but before the end of 2021 we can look forward to meet each other again in person. The increasing numbers of new IPH members during the last two years illustrate the growing interest in the history of paper, in studies of watermarks, paper trade and technology and how to preserve the cultural heritage of manuscripts, prints and drawings in collections and libraries through conservation, restoration and storage of the paper.
On behalf of IPH I send all of you my best wishes for a peaceful and happy New Year, where I look forward to meet you at the 35th IPH Congress in Washington, DC on the virtual platform in June 7-11, 2021.
Anna-Grethe Rischel
President of IPH
Zwischen der Weihnachtspost erreichte uns die traurige Nachricht aus Hemer, dass Peter Reinhard acht Monate nach seiner Gattin Ursula, am 19.12.2020 verstorben ist. Der DAP hat damit seinen langjährigen Bildchronisten verloren.
Dieses Foto aus der offiziellen Pressemitteilung der Stadt Hemer zeigt die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Ursula und Peter Reinhard für deren unermüdlichen Einsatz für die Städtepartnerschaft der Stadt Hemer und Doberlug-Kirchhain und die anschließende Eintragung in Goldene Buch der Stadt Hemer.
DIE PAPIERFABRIK PENIG. Geschichte und Geschichten. Teil 2.
Heiner Unger legt einen weiteren Band zur Geschichte der Papierfabrik Penig vor. Die Geschichte das Werk Wilischthal, das lange zum Peniger Unternehmen gehörte, wird ausführlich behandelt. Das Buch ist über den Buchhandel oder direkt beim Mironde-Verlag ( http://www.mironde.com) beziehbar.
Am 3. November 2020 wurde beim Amtsgericht Aachen ein Antrag auf Eigenverwaltung gestellt. Dem Antrag wurde am selben Tag stattgegeben. Der Geschäftsbetrieb wird im Rahmen der Eigenverwaltung uneingeschränkt fortgeführt. Zielsetzung des Verfahrens ist die Sanierung des Unternehmens mit einer grundlegenden Neuausrichtung für die Zukunft.
Mit besten Grüßen, Felix Armin Renker, GF der Papierfabrik Zerkall.
Der DAP verwirrt vom Canabis – oder vom Manila-Hanf, der kein Hanf ist:
Den DAP erreichte eine Anfrage/Anmerkung bezugnehmend auf einen Artikel vom 30.10.2020 in der Osnabrücker Zeitung:
„Als einer der ersten Bauern im Osnabrücker Land baut Stephan Künne auf einer Fläche von 40 Hektar HANF an. Es handele sich nicht um eine Cannabis-Plantage, sondern um Industriehanf, der den Boden verbessern soll.“ Es heißt ferner, Hanf verarbeitet Gülle zu Nährstoffen und bindet vor allen Dingen Nitrate und Phosphor. Es gibt keine Pflanze die so viel Hunger auf Gülle hat! Für mich war aber folgende Aussage wichtig:
„Genutzt wird das Hanfstroh, das aus festen Fasern besteht. Aus der Naturfaser stellt die Papierindustrie feinstes Filter-, Bütten – oder Banknotenpapier her.“
An den Kreis der Papierhistoriker wurde nun die Frage gestellt, in welcher Firma diese Faser verarbeitet wird und wie und wo Hanf für den Einsatz auf-, und zubereitet wird.
Hier sei dokumentarisch aus den eingegangenen Antworten zitiert:
SK (31.10.2020):
„Hanfpapier gibt es beispielsweise bei Gmund. Ich habe es nie verarbeitet, nur ein Pröbchen angefasst. (https://de.gmund.com/content/de/gmund-hanf-papier) Faserstoff bekommt man bei John Gerard, Eifeltor-Mühle.“
FS (31.10.2020):
„Soweit ich informiert bin werden heutzutage für die Papierherstellung keine Hanffasern mehr verwendet, es sei denn, dass vielleicht einige wenige Banknoten-Papierhersteller noch solche in Mischung mit z.B. Baumwolle oder Leinenfasern einsetzen. Hanffaserpapiere hat früher noch die Papierfabrik Biberist in der Schweiz verarbeitet. Die schönste und bestens ausgerüstete Papierfarbrik des Landes ist jedoch seit Jahren geschlossen. Biberist hat sich mit einer damals zu großen neuen Maschine verspekuliert, wurde dann mehrmals verkauft; das letzte Mal für einen Schweizer Franken, was denn auch das Ende bedeutete. Die Biberister Hanfpapiere wurden für wertvolle langlebige Dokumente verwendet weil keine andere Naturfaser eine solche Stärke gegen Durchreißen besitzt. Übrigens kann man mit einem sehr starken Holländer aus alten Kartoffelsäcken selbst Hanffasern herstellen zum Papiermachen. Alte Kartoffelsäcke bestanden immer aus 100 % Hanf. Ob Banknoten-Papierfabriken heute noch Hanf in geringen Mengen benötigen frägst du am besten Ekkehart Schircks ehemals Produktionsleiter bei der Papierfabrik in Landquart / Schweiz an. Er hast solche Papiere vor seiner Pensionierung täglich produziert. Ekkehard ist ja auch ein begeistertes Mitglied der Papierhistoriker und ein Kollege von mir aus unserer gemeinsamen Münchner Studienzeit. Der weltbeste Spezialist für Hanffasern im Zusammenhang mit Hanfpapieren lebt in Canada und heißt Helmut Becker. Er hatte oder hat immer noch eine Professorenstelle an einer kanadischen Universität. Helmut Becker hat sein ganzes Leben der Forschung von Hanf und der Herstellung von Hanfpapieren gewidmet und viele Publikationen darüber verfasst. Ich bin sicher, dass er auch weiß, wo man heute noch Hanffasern in größeren Mengen kaufen kann. Helmut ist ein guter Bekannter von mir und war einer der ersten Mitglieder 1986 als ich die IAPMA (International Association of Hand Papermakers and Paper Artists) gründete.“
HPL (1.11.2020)
„Ich kann bestätigen, dass in der Büttenpapierfabrik Gmund bei Florian Kohler. Hanf bei speziellen Papieren verwendet wird. Ich habe auch schon Hanf von ihm bezogen. Der Hanf stammte aus Indien. Auch für die handgefertigten Vorsatz- und Ergänzungspapiere bei der Restaurierung der Bücher der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar wurden Papiere aus Hanf verwendet (Faserzusammensetzung nicht zuviel Baumwolle, eher Flachs oder Hanf).“
FH (1.11.2020):
„Wenn ich lese, dass der Hanf aus Indien bezogen wurde, dann kommt bei mir der Verdacht auf, dass es sich dabei nicht um Cannabis, sondern um den sogenannten Manilahanf einer völlig anderen Pflanzengattung handelt, nämlich um Abacá (Musa textilis) einer Pflanzenart aus der Gattung Bananen. Diese Fasern werden u. a. für Teebeutel, Zigarettenpapier und Banknoten verwendet, auch Manilapapier für Briefumschläge (gelbliche Färbung) wurden ursprünglich daraus gefertigt. In Greiz wurde über viele Jahrzehnte Manilakarton hergestellt, allerdings solange ich selbst daran beteiligt war, ist kein Manilahanf dafür verwendet worden, die Sortenbezeichnung sollte nur eine besondere Festigkeit suggerieren. Auf Grund der besonderen Festigkeit und der Salzwasserresistenz der Fasern werden sie auch für Seile, Taue und Fischernetze verwendet. Dazu fällt mir ein, dass in verschiedenen Veröffentlichungen zur Papiergeschichte auch die Verwendung von verbrauchten Fischernetzen für das alte chinesische Papier beschrieben wird, das waren dann sicher auch Abacáfasern.“
HD (1.11.2020):
„Während meiner aktiven Zeit der Langfser-Papierproduktion in England bei Crompton Bros. Ltd, Manchester, haben wir jede Menge „hemp“/„Hanf“ (Musafaser – Manilahanf) benötigt. Ich hatte nur mit den Seidenpapieren zu tun – die Kollegen haben auf viele weitere Sorten und Anwendungsgebiete hingewiesen. Der beste Hanf für Langfaserpapiere kommt von der Philippinen-Insel Davao. Er wurde in den 3 Werken von Crompton – immerhin 6 Schrägsieb-Maschinen – in Kugelkochern aufbereitet. Hauptprodukt war in den 60er und Anfang 70er Jahren Dauerschoblonen-Rohpapier (Günther Wagner – Pelikanwerke, Geha, beide Hannover, Greif Goslar, Bruns Berlin, Koreska Kopenhagen und Wien, Gestettner London, AB Dick USA) um nur die wichtigsten zu nennen. Die Selen-Technik (anfangs Xerox und danach die japanischen und heute koreanischen Kopiergeräte-Hersteller) haben der Dauerschablone (Siebdrucktechnik) innerhalb kurzer Zeit den Garaus beschert. Haupteinsatz der Langfaserpapiere heute: Teebeutelpapier – nicht heißsiegelfähig und heißsiegelfähig, Faserdarm-Rohpapier, Kaffeefilter, spezielle Luftfilter. Solche Papiere für die industrielle Verarbeitung waren – neben den Japanpapieren – mein Hauptgeschäft.“
DP (27.12.2020)
Bei diesem Thema ist an dieser Stelle der Bogen vom Hanf zum Tau zu schlagen – genauer zum Schiffstau. Auch Julius Schulte Söhne hat in der Vergangenheit „Tauenpapier“ hergestellt. Dies war ein Packpapier mit besonderer Festigkeit. Es wurde auch zum Auskleiden von Schrank-Fächern benutzt. Als Knabe habe ich den „Tauenschneider“ noch gesehen, allerdings nicht in Betrieb. Er hat den 2.Weltkrieg nicht überlebt. In ihm wurden die Taue regelrecht zerhackt; dies geschah mit einem auf- und herabgehenden Messerblock. Ich füge eine Seite unserer Preisliste von 1887 an. Es dürfte die erste Preisliste der Firma sein, die 1886 gegründet worden war.
KW (31.12.2020):
Zu der „Hanf“-Frage sei auf die Systematik der Faserstoffsammlung der Bundesanstalt für Materialprüfung verwiesen, aus der hervorgeht, dass Manila und Hanf wohl auch eigenständig betrachtet wurden. Um näheres zu erfahren müsste man die entsprechende Kiste mal ansehen. Wie eine Kiste innen aussieht, sieht man bei unserem Objekt des Monats aus dem August (https://technikmuseum.berlin/objekt/kiste-mit-proben-von-graspapier/).
Messerlose Holländerwalze als Sperr- und Haushaltsmüll in der Natur entsorgt – der DAP gibt Umweltsündern keine Chance
Für wen ist es kein Ärgernis, wenn man auf Spaziergängen Gegenstände im Wald umherliegen sieht? Aber wer hat schon mal im Wald eine messerlose Holländerwalze gefunden?
Mitte Oktober 2020 führte der DAP intern einen reichlichen Schriftwechsel, der an dieser Stelle in Auzügen veröffentlicht sein soll.
Foto: Herr Berghoff, Sommer 2020
Zum Vorfall schildert Zeuge AB zunächst: Diese Bilder hat mir Herr P.B. aus der Gegend von Bad Muskau zu geschickt. Die Papierfabrik Muskau-Köbeln ist bald nach der Wende stillgelegt worden, die Papiermaschine soll aber noch heute vorhanden sein.
Zeuge WN stellt zunächst in den Raum, dass diese Holländerwalze womöglich durch Ablage an dieser Stelle im Wald vor Reparationsleistungen an Russland gerettet werden sollte, damit man sie „in ruhigen Zeiten“ wieder verwenden kann. Seiner Ansicht nach handelt es sich nach dem Aussehen um eine Walze mit Basaltbelag, mit der man im Holländer schmierig mahlen konnte. Der Zeuge WN berichtet weiter: „In meinen ersten Semesterferien 1955 erhielt ich bei der Firma S den Auftrag, die Brauchbarkeit eines mit Basaltbelag bestückten Kegels im Refiner zu testen, um dort die gleichen Werte wie mit einem Holländer erreichen zu können. Das angestrebte Ziel wurde seinerzeit nicht erreicht, da wir den Zellstoff im Holländer mindestens 6 Std. mahlen ließen, bis dass er 96 – 97 Grad Schopper-Riegler erreicht hatte. Damit wurde ein hoch-transparentes Papier für Röntgen-Aufnahmen produziert. Der Zeuge WN unterstreicht seine Aussage durch sein Angebot, bei unserem nächsten DAP-Treffen entsprechende Beweismuster des hochtransparenten Röntgenpapiers vorzulegen.
Zeuge DP zieht den vorgeschlagenen Ablagezeitpunkt jedoch in Zweifel, da „die Walze so, wie sie da liegt, gebrauchsfertig (ist), und ich glaube sogar, an den verschiedenen hellen Flecken Gebrauchsspuren zu sehen – merkwürdig nach so langer Liegezeit im Wald (oder war die Walze woanders und ist erst vor Kurzem dorthin gekommen?). Die Räume zwischen den steinernen Mahlschienen sind augenscheinlich mit Holz gefüllt. Das Holz quillt, sodass sich ein fester Block bildet. Nicht erkennen kann ich, ob oder wie die Mahlschienen noch zusätzlich befestigt sind. Ich kann mich auf die Erinnerung stützen, die ich aus der Zeit habe, in der wir in unserer Firma noch Rohfilzpappe (Rohdachpappe) herstellten. Damals schlossen wir die vorgeschnittenen Lumpen in Holländern auf, deren Walzen mit eisernen Schienen bestückt waren.“
Zeugin SK pflichte daraufhin dem Zeugen DP bei und vermisst „ein moosiges Mäntelchen für die Walze.“
Zeuge FH gibt zu Protokoll: „In Bad Muskau wurde neben Zigarettenpapier Elektroisolierpapier und Kondensatorpapier produziert, das erforderte einen extrem hohen Mahlgrad und deshalb wurde eine Mahlgarnitur mit Basaltbestückung gewählt. Die Fabrik ist dann nach 1990 stillgelegt worden“, womit ein neues Datum zum Ablagezeitpunkt im Rennen ist.
Zeuge AB kann sich nun genauer erinnern, dass die Holländerwalze 1982 zum ersten Mal an dieser Stelle entdeckt worden war, aber wie lange sie dort schon vorher gelegen hat, konnte er (noch) nicht klären. Der Umstand, dass die Walze unbemoost ist, erklärt sich für den Zeugen AB „weil sie an einer sonnigen, trockenen Stelle liegt, direkt hinter dem Grenzzaun des Papierfabrik -Grundstücks. In der Papierfabrik Köbeln wurde Kondensator- und Zigarettenpapier hergestellt, also ganz feine Papiere aus schmierigen Ganzstoff mit hohem Grad SR. Deshalb habe ich auch an eine Holländerwalze mit Steinmesser gedacht. Ich nehme an, man sieht es an den relativ breiten Rillen in denen die Basaltmesser eingekeilt, befestigt werden? Bei Messing-Messern sind diese Rillen schmäler. Diese Steinmesser müssen ab und an vom Steinmetz geschärft werden.“
Zeuge WN erklärt sich hierauf eingehend zu seiner Erfahrung mit Holländerwalzen:
„Kurz nach dem Kriegsende im Mai 1945 hatte ich das Glück, bei der Firma S eine Lehre als Tischler beginnen zu können. In dieser Tätigkeit wurde ich auch zur Instandsetzung von Holländerwalzen eingesetzt. Bei den mit Basalt bestückten Walzen wurde folgendermaßen verfahren: Zuerst wurde die Rohwalze mit Sand abgestrahlt, um allen Rost und Schmutz zu entfernen. Dann wurden fertige Basaltelemente von ca 1m Länge in schon vorhanden „Kästen“ eingelegt. Mittels einer Schablone wurde nun der Basaltstein zunächst mit dünnen Pockholzschienen ausgerichtet, um später bei der Gesamtausrichtung der Walze alles mit sehr dünnen Keilen fest zu fixieren. (Pockholz ist das härteste Holz und wird gelegentlich auch als Eisenholz bezeichnet.) Die Stein-Elemente waren ganz eben konkav (halbrund) geschliffen, und dem Durchmesser der Walze angepasst. Das Gegenteil geschah mit dem Grundwerk. Auch hier war es ein Kasten, in dem ein Stein eingepasst wurde, der etwas konkav (hohl) vorbehandelt war. Alles war eine Arbeit von vielen Stunden (2 Tage). Zum Abschluss wurde Blaupapier auf das Grundwerk gelegt und die Walze mit „Gefühl“ abgesengt. Von Hand wurde nun die Walze Element zu Element über das Grundwerk gedreht. Das Blaupapier zeigte an, wo noch sog. „Druckstellen“ waren. Wenn man in dem Glauben war, dass alles zueinander passte, wurde der Holländer mit Wasser gefüllt, die Walze in Bewegung gebracht und ganz behutsam abgelassen, bis man das erste Knirschen hörte. Das war das Zeichen, dass nun Stein auf Stein sich abrieben. Der Holländer lief viele Stunden, wobei immer darauf gehört wurde, ob sich alles gut eingeschliffen hatte. Das Wasser im Holländer verfärbte sich nach und nach ganz dunkel bis schwarz und war später so heiß, das man mit der Hand nicht mehr in das Wasser fassen konnte. Dann wurde der Holländer gereinigt und für die Produktion freigegeben. Ähnlich wie bei Basaltstein Holländern wurde auch mit Messerwalzen verfahren. Je nach Bedarf waren sowohl die Grundwerke als auch die Messer bei den Walzen in einem Winkel von 6 – 8° ausgerichtet (Schneideffekt wie bei einer Schere). Nun noch einmal zur Erinnerung: mit Basaltsteinen bestückte Walzen gaben eine schmierige Mahlung (Transparentpapier). Eine mit „Messern“ ausgerüstete Walze erzeugte eine rösche Mahlung, wobei die Fibrillen der Zellstoff Fasern nur je nach Bedarf mehr oder weniger aufgespalten wurden: Das ist meine praktische Erfahrung in 50-jähriger Tätigkeit.“
Zeuge DP gibt ein weiteres Foto von Günther Rapp/Görlitz aus dem Jahre 1986 zu den Akten, auf welchem eine alte Holländerwalze zu sehen ist, welche aufgrund des Aufnahmezeitpunktes des Fotos bereits 1986 hinter der Papierfabrik Muskau-Köbeln im Wald lag. Er führt mehrere Indizien an, „die zeigen, dass es sich um ein und dieselbe Walze handelt, z.B. die 3 Bohrungen in der Stirnwand oberhalb des Zapfens„. Übrigens ist mir zur Holländerwalze noch eingefallen, dass die Hölzer, mit denen die Walze zwischen den „Messern“ bestückt ist, aus edlem Holz gewesen sein könnten; das würde erklären, warum die Hölzer nicht verrotteten.
Zeuge WN erklärt bezüglich des verwendeten Holzes: Wir haben früher zum Befestigen der Messer Amerikanisches POCK-Holz genommen. Ich glaube, dass die Amerikaner es Eisenholz nannten.
Bildquelle: Deutsche Fotothek (df_rp-d_0650004)
Ich wage an dieser Stelle die Prognose, dass dem DAP vermutlich in Kürze der Anfang der 1980er-Jahre verantwortliche Betriebsleiter der Firma in Bad Muskau bekannt sein wird … .
Die IMT School for Advanced Studies Lucca (IT) hat eine „Research collaborator“ Stelle ausgeschrieben. Es geht um ein Forschungs- und Katalogisierungsprojekt zu Wasserzeichen im Museo della Carta in Pietrabuona (Toskana). Die Stellenausschreibung ist zu finden auf: https://www.imtlucca.it/it/jobopportunity/studio-catalogazione-filigrane
Italienisch ist erforderlich, Englisch gewünscht.
Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen
Ausstellung vom 24. September 2020 – 7. Februar 2021 im Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren
Eröffnung: Mittwoch, 23. September 2020, 19 Uhr*
Aus der Pressemitteilung zur Ausstellung:
Jeden Tag werden Milliarden Emojis über digitale Endgeräte versendet. Seit ihrer plattformübergreifenden Standardisierung 2009 entwickelten sich Emojis innerhalb weniger Jahre zu einem Phänomen digitaler Massenkommunikation. Sie haben den alltäglichen Umgang mit Piktogrammen, also Informationen, die über ein System von Bildern vermittelt werden, nachhaltig verändert. Die heute weit über 3000 standardi- sierten Emojis sind in den sozialen Netzwerken ständig präsent. Sie spiegeln die Sehnsucht nach einzigar- tigen Gefühlsäußerungen in einer hoch funktionalen, globalisierten Welt. Die Ausstellung „Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen“ geht der Frage nach, mit welchen Überlegungen, Zielsetzungen und Hoffnungen die Entwicklung moderner Bildzeichensprachen einschließlich der Emojis verbunden ist. Auf welche Probleme ihrer Zeit reagieren sie jeweils? Erweitern sie unsere Ausdrucksmög- lichkeiten oder schränken sie diese durch die Festlegung von Stereotypen ein?
Im Jahr 1925, zur Zeit des „Roten Wien“, gründete der Nationalökonom Otto Neurath das Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum Wien. Dort sollten volkswissenschaftliche Daten und Tatsachen auch denjenigen Menschen vermittelt werden, die nicht lesen konnten. Otto Neurath, seine Frau Marie Neurath, der Künstler Gerd Arntz und ihr Team entwickelten für diesen Zweck eine sogenannte „Bildpädagogik“ – die Wiener Me- thode der Bildstatistik (später ISOTYPE – International System of TYpographic Picture Education). Ihre Entwürfe spiegeln das Spannungsfeld, in dem sich das Projekt bewegt: zwischen wissenschaftlichem Ob- jektivitätsanspruch auf der einen Seite und freiem künstlerischen Ausdruck auf der anderen. Besonders deutlich wird dieser doppelte Ansatz im Vergleich zu der Arbeit von Otl Aicher. Dessen grafisches System für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München setzt auf strenge Gestaltungsregeln und maximale Funktionalität. Eine emotional aufgeladene Bildsprache lehnt er nach der Erfahrung des Nationalsozialismus ab.
An der Ausstellung beteiligte Gestalter*innen und Künstler*innen:
Otl Aicher, Moritz Appich / Jonas Grünwald / Bruno Jacoby, Gerd Arntz, Johannes Bergerhausen / Ilka Hel- mig, Karsten de Riese, Antje Ehmann / Harun Farocki, Juli Gudehus, Pati Hill, Heinrich Hoerle, Timothée Ingen-Housz, Shigetaka Kurita, Warja Lavater, Marie Neurath, Otto Neurath, Yukio Ota, Wolfgang Schmidt, Franz Wilhelm Seiwert, Lilian Stolk, Augustin Tschinkel, Edgar Walthert
Das Forum BildDruckPapier veranstaltet vom 16.-18. Mai 2021 in Dresden seine nächste Jahrestagung, die in Kooperation mit dem Stadtmuseum Dresden und dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde organisiert wird. Unter der Überschrift „Mehr Schein als Sein?!“ widmet sich die Konferenz papiernen Imitationen und Illusionen. Hierfür werden im aktuell laufenden Call for Papers Beitragsvorschläge gesucht.
Der DAP trauert um Hellmut Stadelmann (1926—2020)
– ein Nachruf von Frieder Schmidt, Stuttgart
Aus Aschaffenburg kommt die traurige Nachricht, dass unser Papiergeschichtsfreund Hellmut Stadelmann im Alter von 93 Jahren gestorben ist. Wir verlieren mit ihm einen der besten Kenner des früheren Zentrums der deutschen Buntpapierindustrie und einen stets interessierten Teilnehmer unserer Tagungen. Er war ein Nachkomme von Joachim Stadelmann und dessen Ehefrau Mathilde Nees, einer Tochter des Aschaffenburger Buntpapierfabrikanten Theodor Nees. Dank seiner Hilfe konnte die 1922 an der Universität Würzburg abgeschlossene und maschinenschriftlich überlieferte Dissertation seines Onkels Albert Stadelmann über „Die Buntpapierindustrie in Aschaffenburg“ digitalisiert und der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. Umsichtig sorgte er in den letzten Jahren für die Überlieferung geschichtlicher Quellen des Unternehmens A. Nees Buntpapierfabrik, Aschaffenburg, die jetzt den Bestand F 141 im Bayerischen Wirtschaftsarchiv München bilden.
Unvergessen bleibt die Tagung des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte im September 2017 in Aschaffenburg, der Hellmut Stadelmann ihr ganz spezielles Profil verliehen hatte. Im Schloss Johannisburg präsentierte das Schlossmuseum der Stadt Aschaffenburg seine wertvollen Bestände zur Geschichte der örtlichen Buntpapierindustrie. Gemeinsam mit Anja Lippert führte er in einer eindrucksvollen Präsentation die Standorte, Betriebsstätten und wichtige Persönlichkeiten dieser weltweit aktiven Unternehmen vor, und unter den gezeigten Musterkollektionen fanden sich wichtige Gaben, die er den historischen Sammlungen seiner Vaterstadt überlassen hatte. Die durch seine Vermittlung organisierten Betriebsbesichtigungen bei den Firmen MDV papier- und kunststoffveredlung in Karlstadt am Main und Transfertex GmbH & Co. Thermodruck KG in Kleinostheim führten zu wichtigen Stationen, die sich nach dem Niedergang der Aschaffenburger Buntpapierindustrie als Nachfolgeunternehmen entwickelt hatten. Auch die DAP-Tagung in Düren im Oktober 2019 besuchte er mit großem Interesse und ließ sich die Neugestaltung des Papiermuseums Düren erläutern, wie immer in fürsorglicher Begleitung seiner Gattin Romy, der nun unser herzlichstes Beileid gilt.
Gerade in den größeren Digitalisierungsprojekten in der Musik-, Architektur- und Kunstgeschichte der letzten Jahre (hier sei beispielsweise an die Projekte RISM, Planschatz Schwerin oder Niederländische Zeichnungen Weimar gedacht), zeigte sich die Präsenz bzw. zumeist auch die Dominanz von holländischen Wasserzeichen, die ursächlich auf die Dominanz des Amsterdamer Papierhandels zurückzuführen ist. Welche Rolle Amsterdam in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts für den Papierhandel spielte, wird schon allein dadurch deutlich, dass für diesen Zeitraum mehr als 60 aktive Papierhändler in Amsterdam verzeichnet werden. Hinzu kommen weitere Kaufleute, die den Papierhandel neben ihren eigentlichen Haupthandelsgeschäften betrieben (S. 130). Die Gründe für das Aufblühen des Papierhandels in Amsterdam waren in seiner vorteilhaften geografischen Lage zu sehen und der guten internationalen Anbindung sowohl über den Seeweg in den Nord- und Ostseeraum als auch über den Landweg an die teilweise schon seit dem Mittelalter bestehenden Handelsrouten wie die von Amsterdam über Utrecht, Nijmegen, Koblenz, Mainz, Worms, Straßburg nach Basel (S. 137f.). Bellingradt verweist auf 800 von Amsterdam aus für den regionalen und überregionalen Handel regelmäßig eingesetzte Schiffe, um diese Vernetzung zu illustrieren (S. 138).
Zu den unbestreitbaren Stärken dieser Veröffentlichung zählen, dass der Papierhandel zum Forschungsthema gemacht wurde, dass zahlreiche Primärquellen zum Papierhandel (z.B. Archiv der Amsterdamer Buchhandelsgilde zwischen 1662-1812) erschlossen wurden (Kapitel 4) oder auch der sehr interessante und lesenswerte Einblick in die Handelsaktivitäten des Papierhändlers Zacharias Segelke, der veranschaulicht, wie Papierhandel am Ende des 18. Jahrhunderts in Amsterdam funktionierte (Kapitel 7). Die Auffassung des Autors Daniel Bellingradt, dass der Papierhandel bisher kaum betrachtet wurde, ist uneingeschränkt zu teilen. Diese Veröffentlichung dokumentiert zudem den aktuellen Forschungsstand umfassend und beruht auf dem von 2012 bis 2015 von der DFG finanzierten Forschungsprojekt „Publizistik als Handelsware. Transregionale Märkte, Räume und Netzwerke im frühneuzeitlichen Europa, 1750-1800“.
Der Amsterdamer Papierhandel spielt – obwohl der Buchtitel es suggeriert – leider in großen Teilen der vorgelegten Publikation nur eine untergeordnete Rolle. Oft ist es eher eine kommunikationsgeschichtliche Abhandlung über Einzelaspekte des Handels mit Papier, dessen Rohstoffen bzw. auch dessen Produkten allgemein. Zu den weniger gelungenen Aspekten dieser Veröffentlichung zählt, dass sich der Leser eher mit einer Aneinanderreihung einzelner (Fach-)Artikel konfrontiert sieht, die sich sowohl inhaltlich als auch sprachlich an ein unterschiedliches Publikum richten. Dies führt dazu, dass es zwischen den einzelnen Kapiteln mitunter zu inhaltlichen Doppelungen (so z.B. Wiederholung des Papierherstellungsprozesses (S. 70 f.), Übergang vom Pergament zum Papier (S. 78 und S. 90), Papierbedarf (S. 78, S. 87, S. 93) kommt.
Bellingradt ist sicher beizupflichten, wenn er in seinem – angesichts des Gesamtumfangs des Buches – sehr ausführlich geratenen Vorwort („Vortrab“) die bisher ausgeübte Papiergeschichte kritisiert. Diese ist seiner Meinung nach auf die Geschichte der Papierherstellung und Wasserzeichen fokussiert (S.14) und lässt dabei die Aspekte des Papierhandels vollkommen außer Acht. Genau in diesem Bereich liegen jedoch zugleich die Schwächen dieses Buches. Papierhistoriker und -technologen werden sich angesichts verschiedener Äußerungen zur Papierherstellung gelegentlich verwundert die Augen reiben. So wird zum Beispiel die Rundsiebmaschine zu einer Übergangstechnik („die nur eine kurze Blüte“ erlebte), hin zur Entwicklung zur Langsiebmaschine erklärt (S.72 – Rundsiebmaschinen spielen noch heute z. B. bei der Künstler- und Wertpapierherstellung oder aber auch bei der Kartonherstellung etc. eine wesentliche Rolle). Aussagen wie jene, dass es „kein Zufall ist, dass die Papierherstellung in Europa immer dort florierte, wo Textilindustrien in der Nähe waren oder wohin Textilindustrie leinene Rohstoffe hinliefern konnten“ (S.174), blenden die technologischen Standortbedingungen für den Betrieb einer Papiermühle komplett aus. So waren ausreichende Wasser- oder später auch Windkraft und reines Wasser seit jeher die entscheidenden Standortfaktoren für den Betrieb einer Papiermühle und konnten auch – sofern diese Faktoren nicht (mehr) gegeben waren – zur Aufgabe oder auch zur Umsetzung bestehender Papiermühlen an einen neuen Standort führen (siehe Umsetzung der Papiermühle Homburg). Insofern hat einerseits Bellingradt sicher recht, wenn er die Papiergeschichte ohne kultur- und wirtschaftshistorische Kontextualisierungen kritisiert. Andererseits bleibt aber auch jede wirtschaftshistorische Betrachtung zum Papierhandel ohne eine entsprechend korrekte papiergeschichtliche Kontextualisierung und Kenntnis um Papierherstellungsverfahren streitbar. Bellingradts Werk sollte daher als eine Aufforderung zur Zusammenarbeit beider Disziplinen verstanden werden – mehr denn je!
Zum 85. Geburtstag von Anna-Grethe Rischel – der DAP gratuliert herzlich!
Anna-Grethe Rischel – Papierrestauratorin und ist seit 2008 Präsidentin der International Association of Paper Historians (IPH) feiert am 7.5.2020 ihren 85. Geburtstag. Einigen DAP-Tagungsteilnehmern wird sich sicher noch von der Tagung 2013 in Leipzig bekannt sein, an der sie zuletzt teilnahm. Für die einzelnen Lebens- und Arbeitsstitionen sei von Anne-Grethe sei an dieser Stelle auf den entsprechenden Beitrag bei Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Anna-Grethe_Rischel) verwiesen.
Der Deutsche Arbeitskreis für Papiergeschichte wünscht von Herzen alles erdenkliche Gute, vor allem Gesundheit und Wohlergehen.
DAP trauert um Ursula Reinhard
(ein Nachruf von Frieder Schmidt)
Aus Hemer in Westfalen kommt die traurige Nachricht, dass uns die für den Deutschen Arbeitskreis für Papiergeschichte seit langen Jahren unermüdlich tätige Ursula Reinhard am 8. April 2020 für immer verlassen hat. Unser Mitgefühl gilt ihrem Gatten Peter Reinhard und seiner Familie. Beide durften noch wenige Tage zuvor aus der Hand von Landrat Thomas Gemke und Bürgermeister Michael Heilmann das von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verliehene Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland in Empfang nehmen. Bereits diese Amtshandlung musste in Zeiten der Corona-Pandemie in kleinstem Kreis stattfinden, nun fand auch die Trauerfeier im engsten Familienkreis statt.
Ursula Reinhard (Foto: Hans-Georg Woellmer)
Der Papierwirtschaft war für Ursula Reinhard bestens vertrautes Umfeld. Die Papiergroßhandlung Gebr. Reinhard, Hemer, wurde 1988 eines der Gründungsunternehmen der Papier Union, bis die bisherigen Gesellschafter ihre Anteile an die Inapa-Gruppe veräußerten (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Papier_Union).
HOLY PICTURES – ANDACHTSBILDCHEN ALS RELIGIÖSE VOLKSKUNST im Papiermuseum Düren
28. März bis 01. November 2020 (verlängert)
Eröffnung: Freitag, 27. März 2020, 19 Uhr
Seit dem Aufkommen von Andachtsgrafiken im 14. Jahrhundert hat sich eine Vielzahl unterschiedlicher Formen entwickelt, die von Klosterarbeiten, Pergamentminiaturen, Schnittbildern, Spitzen- und Sprickelbildern bis zu Holzschnitten, Kupfer- und Stahlstichen sowie Lithografien reicht. Die Entwicklung der Andachtsgrafik dokumentiert nicht nur Fortschritte in der Druck- und Reproduktionstechnik, sondern auch der Papierverarbeitung.
Spitzenbilder, eine Sonderform der Andachtsbildchen, sind papierene Schmuckstücke und wurden bis ins 18. Jahrhundert mit Federmessern von Hand geschnitten und zu filigranen Papierkunstwerken verarbeitet, bis schließlich Stanzwerkzeuge die industrielle Herstellung einläuteten. Abbildungen von Heiligen – gemalt oder gedruckt – zieren diese kunstvoll gestalteten Papierarbeiten.
Andachtsbildchen dienten nicht nur der Vermittlung von Glaubensinhalten im kirchlichen Bereich, sie waren kostbare Andenken, die bei Wallfahrten und Festen des Kirchenjahres, wie Ostern, Kommunion, Priesterweihe oder Heiligsprechungen zu erwerben waren. Missionare und Wanderprediger setzten sie als „Propagandamittel“ ein, um kirchliche Botschaften weiterzutragen und neu eingeführte Heilige bekannter zu machen. Das Format der kleinen Bildchen entsprach ihrem Gebrauch als Einlage in Gebetbüchern. Leider begegnen sie uns heute nur noch selten.
Der aus Nord-Düren stammende Pastor Ralf Freyaldenhoven überließ dem Leopold-Hoesch-Museum und dem Papiermuseum Düren eine aus über 500 Andachtsbildchen bestehende Sammlung 2019 als Schenkung. Jahrelang war Ralf Freyaldenhoven Hüter dieser papierernen Kostbarkeiten, die sein Vorgänger Pastor Peter Jacobs zusammengetragen hatte. In der Ausstellung „Holy Pictures – Andachtsbildchen als religiöse Volkskunst“ wird diese nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Andachtsbildchen, ohne Titel (Jesus als Kind), um 1870, Kupferstich auf Stanzspitze, 11 x 6,7 cm, Foto: Peter Hinschläger, Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren
Zahlreiche Mariendarstellungen, die bei Sichtung des Sammlungskonvoluts zutage kamen, gaben den Anstoß für eine Kooperation mit der benachbarten Gemeinde St. Marien der Pfarre St. Lukas. An diesem zweiten Ausstellungsort werden vom 1. Oktober bis zum 1. November 2020 ausgewählte Exponate in einer Sonderschau im sakralen Kontext präsentiert. Die Marienkirche, am Hoeschplatz in Düren, ist jeweils eine Stunde vor und nach den Gottesdiensten für Besucher*innen geöffnet. Gottesdienste sind freitags um 18.30 Uhr, samstags um 18 Uhr und sonntags um 11 Uhr.
Von der Rolle. KloPapierGeschichten
Aus der Pressemitteilung zur neuen Ausstellung im LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach:
Begleiten Sie uns auf die Toilette! Im Ausstellungsraum mit weiß gefliesten Wänden und jeder Menge „Klo-Graffiti“ erfährt der Besucher Interessantes über die Geschichte des „stillen Örtchens“, den Umgang mit Hygienepapieren und mancherlei Unausgesprochenes über das Klo. Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem LWL-Freilichtmuseum Detmold, Westfälisches Landesmuseum für Alltagskultur, entstanden.
Bitte nehmen Sie Platz!
Wir wagen den Blick über den Schüsselrand. Auf modernen Designer-WCs sitzend blickt der Besucher auf die Toiletten der Welt. Privat oder öffentlich, auf dem Land oder in den Städten, in Deutschland, Europa oder an abgelegenen Orten in der Wüste, im Dschungel und im Gebirge – Toiletten sehen sehr unterschiedlich aus, und doch dienen alle demselben Zweck.
Bitte treten Sie ein!
Der Gang zur Toilette ist intim und gleichzeitig alltäglich. Unser heutiger Standard eines separaten, belüfteten Raums für eine Toilette mit Wasserspülung ist noch nicht sehr alt. Viele Menschen erinnern sich noch an den Gang über den Hof, das Entleeren der Jauchegrube oder an das Zeitungspapier, das geschnitten neben der Toilette lag.
Bis ins späte 19. Jahrhundert besaßen viele Menschen keine Toilette. Auf dem Land ging man in den Stall, an den Misthaufen oder „in die Büsche“, um seine Notdurft zu verrichten. In den Städten, in Klöstern oder Burgen gab es oftmals Abtritte in Erkern der Außenmauern. Im Laufe des 19. Jahrhunderts verbreiteten sich Abortanlagen auch auf kleineren Bauernhöfen oder in Handwerkerhäusern. Ihre abgelegene Lage führte übrigens zur Bezeichnung „Abort“. Um nachts den Weg zum Abort zu vermeiden, gehörten zur Einrichtung der Schlafkammern bereits im Mittelalter Nachttöpfe, manchmal verborgen in einem Stuhl oder einer Kommode.
Im frühen 20. Jahrhundert kannte man bereits Wasserklosetts; sie wurden unter anderem in Katalogen für Sanitärwaren angeboten. Doch häufig waren die Voraussetzungen dafür noch nicht geschaffen: Der Anschluss an fließendes Frischwasser und an die Abwasser-Kanalisation erfolgte in vielen Kleinstädten und auf den Dörfern erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Toiletten ohne Wasserspülung – im Volksmund auch „Plumpsklo“ genannt – waren also noch bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus in vielen ländlichen und kleinstädtischen Gegenden üblich. Oft modernisierte man ältere Aborte, indem man anstelle der hölzernen Kästen Klosettschüsseln mit Toilettensitz, aber ohne Spülung einbaute. Badezimmer und WC – die Kurzbezeichnung ist abgeleitet vom englischen „water-closet“ – fanden erst in den 1960er/70er Jahren flächendeckend ihren Weg auch in alle Haushalte.
Für’n Arsch – Toilettenpapiere
Seit Papier industriell und damit preiswert hergestellt wird, ist es zu einem wichtigen Helfer bei der Körperpflege und im Haushalt geworden, weil man es nach einmaligem Gebrauch wegwerfen kann.
1857 kam in den USA das erste Toilettenpapier auf den Markt. Hierzulande begann seine Produktion um 1880, von Anfang an entweder in Rollen mit Perforation zum Abreißen oder als Einzelblätter. Das Adressbuch der Papier-Industrie nennt 1929 bereits 18 Hersteller für Klosettpapier in Deutschland. Hans Klenk, Firmengründer und Namensgeber der Hakle Produkte – brachte 1928 Klopapier von der Rolle mit fester Blattzahl – „garantiert 1000 Abrisse“ – auf den Markt. 1958 stellt die Firma erstmals das weichere Tissuepapier her. Bis dahin wurde Toilettenpapier aus dem harten und rauen Krepp produziert.
Die Produktion von Toiletten- und Hygienepapier wächst weiter. 2017 verbrauchte jeder Deutsche 15 Kilogramm Toilettenpapier im Jahr. Es ist bei weitem das wichtigste Hygienepapier-Produkt; Taschentücher, Servietten, Küchentücher, Papierhandtücher und weitere kleine Helfer für den Alltag kommen hinzu.
Dass Toilettenpapier nicht unbedingt in der Kanalisation enden muss, sondern auch für ganz andere Zwecke eingesetzt werden kann, zeigen in unserer Ausstellung Kreationen von Abendkleidern, die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Wildeshausen gefertigt haben.
Ausstellung vom 1. März 2020 bis zum 7. Februar 2021
Öffnungszeiten
Dienstag – Freitag 10 – 17 Uhr
Samstag und Sonntag 11 – 18 Uhr
Eintritt 3 €, ermäßigt 2,50 €, Kinder und Jugendliche frei, Kombikarte mit Papiermühle 6 €
LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach
Alte Dombach, 51465 Bergisch Gladbach
Führungen
Öffentliche Kurzführungen durch die Ausstellung: Sonntag 19.4.2020, 17.5.2020, 21.6.2020, 19.7.2020, 16.8.2020, 20.9.2020, 18.10.2020, 15.11.2020, 17.1.2021, jeweils 15 Uhr
Mittwoch, 26.8.2020 und Donnerstag, 19.11.2020, jeweils 17 Uhr Kuratorenführung zum weltweiten „Tag des Toilettenpapiers“ bzw. zum „Welttoilettentag“
Seit Papier industriell und damit preiswert hergestellt wird, ist es zu einem wichtigen Helfer bei der Körperpflege und im Haushalt geworden, weil man es nach einmaligem Gebrauch wegwerfen kann. Bis jedoch weiches, mehrlagiges Tissuepapier zum Standard auf jede Toilette gehörte, dauerte es noch fast 100 Jahre. Neben den rauen historischen Krepppapieren und „Abortpapieren für die Reise“ werden weitere papierene Helfer präsentiert – vom frühen und „Tempo“-Taschentuch über Rasiermesser- und Abschminkpapiere bis zum Lippentupfer.
In einem zweiter Teil der Ausstellung mit weiß gefliesten Wänden und jeder Menge „Klo-Graffiti” erfährt der Besucher einiges über die Geschichte des „stillen Örtchens“, den Umgang mit Hygiene, den Anschluss an die Kanalisation und mancherlei Unausgesprochenes über das Klo. Ein als Sessel getarnter Nachtstuhl, ein englisches Water-Closet aus der Zeit um 1900, Zimmerklosetts mit und ohne Wasserspülung bis zur modernen Hightech-„Popodusche“ zeigen den Wandel der Toilette.
Zur Eröffnung am 1. März um 11 Uhr sind sie herzlich eingeladen!
Eintritt 3 €, ermäßigt 2,50 €, Kinder und Jugendliche frei,
Kombikarte mit Papiermühle 6 €
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung:
Sonntag 19.4.2020, 17.5.2020, 21.6.2020, 19.7.2020, 16.8.2020, 20.9.2020, 18.10.2020, 15.11.2020, 17.1.2021, jeweils 15 Uhr
Bitte keine Gruppen! 3 €, Kinder und Jugendliche frei
Mittwoch, 26.8.2020 und Donnerstag, 19.11.2020, jeweils 17 Uhr Kuratorenführung zum weltweiten „Tag des Toilettenpapiers“ bzw. zum „Welttoilettentag“
Tagungsbericht zur Tagung des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) von 24. bis 27.10. in Düren von Walter Niemeyer
Donnerstag, 24.10.:
Am Nachmittag des 24.10. trafen sich die ersten Teilnehmer der diesjährigen DAP-Tagung zur gemeinsamen Besichtigung des vor wenigen Monaten neu eröffneten Dürener Papiermuseums. Frau Reich gab einen Überblick anhand von Modellen der Papierherstellung aus den Anfängen bis in die Neuzeit. Ergänzt wurde die museale Präsentation durch Objekte zur Papiergeschichte aus der Sammlung Peter Viehövers, der auch einigen DAP-Teilnehmern noch bekannt sein dürfte, und einen Ausblick in die Zukunft des Papiers. Gespannt darf man auf die Entwicklung der Grasfaser warten, ob sie eine Alternative zum Zellstoff wird.
Freitag, 25.10.:
Am traditionellen DAP-Exkursionstag stand als erster Programmpunkt eine Besichtigung der Filztuchfabrik Heimbach an. Nach einer theoretischen Einweisung folgte eine Führung durch den Betrieb, um hier die Fertigung der Papiermaschinenbespannung vor Ort und in der Praxis zu sehen. Die gewaltigen Dimensionen der Maschinen beeindruckte, die noch vielfach notwendige Handarbeit überraschte.
Nach einer Erfrischung in der Kantine der Firma Heimbach folgte die Weiterfahrt zur Firma REFLEX. Hier erhielten wir zunächst eine Einführung in die Geschichte der Firma, die in den letzten Jahrzehnten häufig den Besitzer gewechselt hat. Auf dem Betriebsgelände wird eine Papiermaschine (PM) von der finnischen Firma Metso betrieben, zwei andere kleinere PM von der heutigen Firma Reflex (mit neuen Investoren), die dort Feinpapiere produzieren.
Auf dem Heimweg machten wir noch einen Abstecher zum Schloss Burgau, wo eine Ausstellung von dreizehn Papierkünstlerinnen zu sehen war, unter dem Motto „Geheimnis Papier“.
Am Abend gab es von Herrn Peter Reinhard noch eine Lichtbildpräsentation von der letzten Tagung in Osnabrück.
Samstag, 26.10.:
Herr Georg Dietz begrüßt alle Teilnehmer und eröffnet die Tagung.
Herr Walter Niemeyer hält den Eröffnungsvortrag und berichtet über die Schoeller Dynastie in Düren, deren Anfänge sich auf das Jahr 1795 zurückführen lassen, als Rüttger von Scheven eine Mühle in Düren erwarb und sie „Schevensmühle“ nannte. Damit begann ein Entwicklungsprozess von Papiermühlen. Zweige der Familie sind heute weltweit in den verschiedensten Branchen als erfolgreiche Unternehmer tätig.
Frau Evamaria Bange berichtete „Von vorindustrieller zu maschineller Papierproduktion in Luxemburg“. Hierbei gab sie einen detaillierten Einblick in die Geschichte des Luxemburger
Druckergewerbes, welches einen stetig steigenden Bedarf an Papier hatte. Das war auch der Anlass, schon sehr früh auf einer Donkin-Maschine Papier zu produzieren.
Frau Sabine Schachtner vom Industriemuseum „Papiermühle Alte Dombach“ berichtete in Wort, Bild und Film von der Umsetzung der alten Papiermaschine der Fa. Zanders an den heutigen musealen Standort.
Herr Georg Dietz sprach über „Entwicklungsgeschichtliche Meilensteine des Papiermaschinenbaus/der Bespannung“. In einer Reihe von Lichtbildern zeigte er uns die erste PM bis hin zum jetzigen modernen Schnellläufer.
Wolfgang Sievers hatte aus seinem langen Berufsleben eine Präsentation mit der Bezeichnung „Schmunzelgeschichten und Erlebtes“ zusammengestellt, wobei neben zahlreichen Fotoaufnahmen auch Anekdoten seines Berufslebens eingefügt worden waren.
Herr Gernold Stier konnte jetzt, 30 Jahre nach der Maueröffnung, über eine abenteuerliche Geschichte aus Neu Kaliss (Schoeller & Bausch) berichten, bei der die Feinpapierfabrik Neu Kaliss von der STASI den Auftrag erhielt, ein Papier zu produzieren, welches anstelle von Wasser mit reinem Alkohol hergestellt wurde. Die Besonderheit dieses Papiers war es, dass es sich später in Flüssigkeit (Speichel, Wasser ) vollständig und sehr schnell auflöst. Dies demonstrierte Herr Stier an einem Papiermuster den Tagungsteilnehmern.
Herr Frieder Schmidt berichtete über Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, der vor 300 Jahren in Leipzig geboren wurde, als Buchstabendrucker begann und sich dann als Schriftgießer und Buchdrucker bis hin zum Verleger hocharbeitete.
Herr Hermut Kormann berichtete von dem Forschungsprojekt seiner Doktorandin Quratul Aan zum Thema: Warum bestehen (Familien-)Unternehmen lange oder warum gehen sie unter. In diesem Zusammenhang suchte er auch das Gespräch mit mehreren DAP- Tagungsteilnehmern, um mehr über deren persönliche Erfahrungen im Bezug auf dieses Thema zu erfahren.
Herr Paul Schweitzer-Martin berichtete über Ergebnisse und aktuelle Forschung aus dem Heidelberger Projekt „Die papierene Umwälzung im spätmittelalterlichen Europa“.
In den sich anschließenden Werkstattberichten berichtete Herr Heinzig von den aktuellen Entwicklungen im Papiermuseum Fockendorf. Anschließend beschloss das Plenum, die nächste DAP-Tagung vom 12. bis zum 15. November 2020 in Gernsbach stattfinden zu lassen. Als Tagungsthema soll das Thema „Ausbildung“ im Mittelpunkt stehen.
Manifest: Die Schwarze Kunst darf niemals sterben !
Der DAP sieht dies genauso und schließt sich dieser Aufforderung gerne an. Handsatz auf handgeschöpftem Papier gehört einfach seit Jahrhunderten zusammen! Beides sind elementare Bestandteile unserer kulturellen Identität und Basis unseres heutigen Wohlstandes.
Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, vor 300 Jahren zu Leipzig geboren
Am 23. November 1719 kam der Verleger, Typograf und Papierhistoriker Johann Gottlob Immanuel Breitkopf als Sohn des Buchdruckers Bernhard Christoph Breitkopf und dessen Gattin Maria Sophia in Leipzig zur Welt. Diese war Witwe des Schriftschneiders und Schriftgießers Johann Caspar Müller, dessen nachgelassenes Unternehmen nun seit der Heirat am 14. Januar 1719 unter der Leitung des 1695 in Clausthal am Harz geborenen B. Ch. Breitkopf einen großen Aufschwung nehmen sollte. Der daraus hervorgegangene Musikverlag Breitkopf & Härtel konnte 2019 sein weltweit beachtetes 300-jähriges Jubiläum feiern. In den 1730er Jahren kam es zwischen Vater und Sohn Breitkopf zu allerhand Auseinandersetzungen. Der Sohn zeigte wenig Neigung, dem Vater als Druckerei- und Verlagsleiter zu folgen. Schließlich absolvierte er sowohl ein Studium an der Universität Leipzig, als auch eine Buchdrucker- und Schriftschneiderlehre. Die mathematische Behandlung der Schrift durch Albrecht Dürer übte dabei großen Einfluss auf ihn aus (Underweysung der Messung, mit dem Zirckel und Richtscheyt, in Linien, Ebenen unnd gantzen corporen, vgl. https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/17139/1/). 1745 über trug ihm der Vater die Leitung der Buchdruckerei und Schriftgießerei. In der Chronik der Schriftgießereien von Friedrich Bauer heißt es: „seine Schriftgießerei arbeitete mit gegen 40 Leuten an 12 Öfen und seine Schriften gingen in alle Länder der Welt“ (vgl. http://www.klingspor-museum.de/KlingsporKuenstler/ChronikSchriftgiessereien/ChronikderSchriftgiesserei.pdf).
Besondere Bedeutung erlangte die Neugestaltung der Frakturschrift. Einen Namen machte sich J. G. I. Breitkopf mit diversen typografischen Experimenten und Innovationen. Er befasste sich mit einem neuen System, Musiknoten mit beweglichen Typen zu setzen, und hatte damit in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts großen Erfolg. Seine Bemühungen, den Landkartendruck und den Satz chinesischer Schriftzeichen mittels typografischer Mittel rationell zu bewältigen, fanden auf Grund diverser Musterdrucke zwar erhebliche Beachtung, mündeten aber in keine geschäftlichen Erfolge. Für das Jahr 1779 vermerkte Wisso Weiß in seiner Zeittafel zur Papiergeschichte (Leipzig 1983): „Johann Gottlob Immanuel Breitkopf (1719 bis 1794) in Leipzig übernimmt die 1763 gegründete Spielkartenfabrik in den „Goldenen Bären“ und fertigt mit 30 Arbeitern 37 verschiedene Sorten Kartenspiele im Kupferdruck. Infolge großer Verluste wird die Spielkartenfabrik 1782 verkauft. Mit der Kartenfabrik war eine Buntpapierfabrik verbunden.“ (S. 198)
J. G. I. Breitkopf war nicht nur ein innovativer Unternehmer und international vernetzter Buch- und Musikalienhändler, sondern auch ein versierter Gelehrter, der über eine umfangreiche private Bibliothek verfügte und ausführliche Forschungen anstellte. 1779 erschien seine Untersuchung Ueber die Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst. Nebst der vorläufigen Anzeige des Inhaltes seiner Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst. Diese Arbeit liegt nunmehr im Rahmen des VD18-Projekts auch sehr ordentlich digitalisiert bei der Bayerischen Staatsbibliothek vor (vgl. urn.nbn:de:bvb:12-bsb10692624-4). Uns interessiert hier vor allem seine Arbeit von 1784 Versuch, den Ursprung der Spielkarten, die Einführung des Leinenpapieres und den Anfang der Holzschneidekunst in Europa zu erforschen, die 200 Jahre später beim Zentralantiquariat in Leipzig und bei K. G. Saur in München als Reprint erschienen ist. In seiner Widmung an den sächsischen Konferenzminister Friedrich Ludewig von Wurmb betonte Breitkopf: „Wenige Manufacturen des Landes sind demselben so eigen und nutzbar, als die Papier-Manufactur; […] welche neben der neuen Beschäfftigung für eine Menge Arbeiter, zur Mutter vieler andern Fabriken, und zur Schatzkammer aller menschlichen Weisheit, Wissenschaft und Kenntnisse wird.“ Diese Untersuchung ist seitens der Papiergeschichtsforschung gar nicht mehr aufgegriffen worden, weder Dard Hunter (Papermaking. The history and technique of an ancient craft) noch Peter Tschudin (Grundzüge der Papiergeschichte) gingen auf diese Untersuchung ein. Sicherlich hat dies damit zu tun, dass sich die Arbeit über weite Teile mit dem Thema Baumwollpapier befasste, das seit den fasermikroskopischen Forschungen von Julius von Wiesner (1838–1916) als erledigt gilt. Breitkopf schilderte das Forschungsproblem so: „Die mehresten Forschungen aber haben sich dabey in das baumwollene Papier verlohren, welches dem leinenen Papiere einige Jahrhunderte vorgegangen ist. Diese beyde Papierarten gränzen auch so nahe aneinander, und sind sich so ähnlich, daß es sehr schwer ist, durch äußerliche Kennzeichen sie von einander zu unterscheiden.“ Wir finden in der Arbeit eine fleißige Zusammenfassung des damaligen Forschungsstands zur Frühgeschichte der Papiererzeugung und Papierverwendung unter einer Fragestellung, die heute völlig obsolet ist. Aber die Untersuchung besteht zu großen Anteilen aus Fußnoten voller interessanter Details und steht heutzutage der Forschung in sehr gut digitalisierter Form zur Verfügung, darunter auch eine Kupfertafel, auf der 19 Ochsenkopf-Wasserzeichen zusammengestellt sind (vgl. http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/breitkopf1784bd1/0130). Im Kommentar heißt es dazu: „Seitdem die Antiquaren, durch nachgekünstelte Jahreszahlen und Unterschriften der ersten Drucker die Liebhaber erster Ausgaben zu betrügen, ihre Kunst geübt haben, sind vielleicht auch manche Ochsenköpfe im Papier nachgekünstelt worden.“ (J. G. I. Breitkopf, Versuch … 1784, S. 110).
Als der Unternehmer und Fachhistoriker am 28. Januar 1794 in Leipzig starb, hatte er keine Vorkehrungen getroffen, was aus seiner großen Bibliothek und aus den über Jahrzehnte hinweg in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragenen Forschungsunterlagen werden sollte. Die Büchersammlung voller bibliophiler Kostbarkeiten wurde in zwei Auktionen 1795 und 1799 öffentlich versteigert. Ein Teil seiner Notizen und Manuskripte fand 1801 Eingang in eine Publikation: Breitkopf, Johann Gottlob Immanuel: Beyträge zu einer Geschichte der Schreibekunst, so wie der Schönschreibekunst, und der Kinder der Zeichenkunst, Bildschnitzerey, Mahlerey und Musaik, so wohl an den Decken und Fußböden, als auch an den Wänden und Fenstern, nebst einer Geschichte der Mahlerey in den Handschriften u.s.w. Aus des Verfassers Nachlasse herausgegeben und mit einer Vorrede begleitet von Johann Christian Friedrich Roch. Leipzig, 1801. Heute erleichtert das Projekt VD 18 den Zugriff auf diese Publikation: https://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0007/bsb00075471/images/. Der Herausgeber Roch beschrieb sehr anschaulich den aus lauter Notizzetteln vielfältigster Art bestehenden wissenschaftlichen Nachlass, den er angekauft und teilweise ediert hatte. Wo diese Dokumente verblieben sind? Die Wikipedia weiß im Artikel „Allgemeiner Litterarischer Anzeiger“ über deren Gründer zu berichten: „Roch wurde am 24. Dezember 1801 als vermisst gemeldet und am 11. Februar 1802 bei Großzschocher ‚im Wasser gefunden‘. Die Umstände seines Todes wurden nie geklärt.“
Verleihung der Ehrennadel für besondere Verdienste im Ehrenamt in Mecklenburg-Vorpommern an Mark Riedel
Kultur und die Pflege der geschichtlichen Erinnerung beruht in Deutschland zu großen Teilen auf der ehrenamtlichen Tätigkeit Vieler. Es ist daher wichtig dass dies seine Anerkennung und Würdigung findet. Unser langjähriges DAP-Mitglied Mark Riedel wurde diese Würdigung für seine ehrenamtlichen Arbeiten als Vorsitzender des Heimatbundes und als Stadtvertreter Parchims zu Teil.
Die Verleihung Ehrennadel für besondere Verdienste im Ehrenamt in Mecklenburg-Vorpommern
erfolgte anläßlich des „Tag des Ehrenamts“ am 8.12.2018 im Goldenen Saal des Neustädtischen Palais in Schwerin. Es bekamen an diesem Tag insgesamt 63 Männer und Frauen aus Mecklenburg-Vorpommern diese Auszeichnung. Erstmals wurde die Nadel 2013 verliehen. Es sind seitdem jedes Jahr ca. 70 Leute aus dem ganzen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern damit ausgezeichnet worden.
Der DAP gratuliert herzlich !
OSNABRÜCK, BERLIN (epd). Die Berliner Fotografin Johanna Maria Fritz (25) hat den erstmals verliehenen Deutschen Friedenspreis für Fotografie gewonnen. Sie nahm die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung am Samstag in Osnabrück entgegen, wie die Stadt mitteilte. Fritz wurde für ihre Fotoserie „Like a Bird“ geehrt. Sie zeigt Zirkus-Aufnahmen aus krisengeschüttelten Ländern des Nahen und Mittleren Ostens. Die Stadt Osnabrück hatte den Wettbewerb für Profi-Fotografen mit dem Papier-Hersteller Felix Schoeller Group ausgelobt.
Leidenschaft Papier. Die Sammlung des Papiermachers und Gewerkschafters Peter Viehöver
9.9.2019 – 16.2.2020
Zum Jubiläum des Museumsneubaus lädt das Papiermuseum Düren zur Geburtstagsfeier und Ausstellungseröffnung ein. Seit nun einem Jahr erstrahlt der weiße Bau wie ein gefaltetes Papier neben dem Leopold-Hoesch-Museum im Stadtraum Dürens. Die Ausstellung „Leidenschaft Papier. Die Sammlung des Papiermachers und Gewerkschafters Peter Viehöver“ gewährt erstmals Einblicke in die umfangreiche Sammlung des für die Stadt Düren unersetzlichen Stifters Peter Viehöver.
Foto: Leidenschaft Papier. Die Sammlung des Papiermachers und Gewerkschafters Peter Viehöver“ (8.9.2019-16.2.2020), Papiermuseum Düren, Foto: Peter Hinschläger (Ausschnitt)
Peter Viehöver (1929 – 2004) war nicht nur ein leidenschaftlicher Papiermacher, sondern auch ein fleißiger Sammler. Gemeinsam mit Heinrich August Schoeller, Alfred Hoesch und Dr. Dorothea Eimert war er maßgeblich an der Gründung des Papiermuseum Düren und dessen Eröffnung 1990 beteiligt. Seine umfangreiche Sammlung wurde dem Papiermuseum am 20.6.2006 als Schenkung übergeben. Als eine der ersten Ausstellungen im Museumsneubau wird dieser wichtige Bestandteil der Sammlungen des Leopold-Hoesch-Museum / Papiermuseum Düren nun der Öffentlichkeit präsentiert und anschließend dauerhaft im Schaudepot zugänglich sein.
Peter Viehövers Sammelleidenschaft schloss alles ein, was zum Themenkreis Papier gehört. Ein besonderes Augenmerk des Gewerkschaftsführers galt den Arbeitsbedingungen und Produktionstechniken in der Papierherstellung sowie der Geschichte der Dürener Papierindustrie. Zu den Sammlungsbeständen zählen Papiermuster, Wasserzeichenpapiere, Faltblätter und Klappkarten. Historische Grafiken, wie Lithografien, Kupfer- und Stahlstiche, Zeichnungen, Holzschnitte von Papiermaschinen und Darstellungen der Handpa- piermacherei, belegen seine Affinität zur Kunst auf Papier. Der umfangreichste Teil der Sammlung besteht aus Fachliteratur, die heute zum Arbeitsmaterial des Museums gehört und im neuen Papiermuseum auch der Wissenschaft zugänglich gemacht werden soll. Paradestück der spannenden Sammlung ist das von Viehöver selbst im Stil eines Puppenhauses gefertigte Modell einer Papiermühle, das mit Werkstätten, Wohnräumen und dem charakteristischen Trockenboden eingerichtet ist.
Vom 23.6. bis 4.8.2019 fand im Kunsthaus Dosse Park in Wittstock das Projekt „pappel witt. Papierkunst in Wittstock“ mit der 1. Sommerakademie Papier und anschließender Ausstellung statt. Acht Papierkünstlerinnen aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern experimentierten eine Woche lang mit den künstlerischen Möglichkeiten der Papierherstellung und erweiterten ihre Kenntnisse speziell im Hinblick auf handgeschöpfte Papiere. Einheimische Fasern wie Flachs, Heu und Stroh wurden auf traditionelle Art aufbereitet und als Faserstoffe in verschiedenen künstlerischen Techniken erprobt. Neben dem Schöpfen aus der Bütte konnten Schwimmsiebtechnik und Pulp Painting angewendet werden – Methoden, die großformatiges Arbeiten ermöglichen.
Frieder Schmidt verwies auf zwei interessante Belege zum Wirtschaften eines Papiermachers aus der Mitte des 19. Jahrhunderts (finden sich in der Heimatstube Stetten am Kalten Markt-Frohnstetten):
PapierMarkt
im LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach in Bergisch Gladbach
am Sonntag, den 1. September 2019 von 11 bis 18 Uhr
Neben den historischen Maschinen in der Papiermaschinenhalle der Alten Dombach präsentieren Künstler und Kunsthandwerker Schönes und Ausgefallenes aus Papier: handgeschöpfte und marmorierte Papiere, Bücher und Alben, Schachteln und Dosen, Schmuck und Schalen.
Auf dem Hof des Museums bauen weitere Kunsthandwerker ihre Stände auf. Große und kleine Besucher können am Stand des Vereins der Freunde und Förderer des LVR-Industriemuseums Papier schöpfen. Außerdem kann man die Papiertradition in Nepal kennenlernen und sich vom Scherenschneider porträtieren lassen.
Der Eintritt zum Markt und alle Angebote im Freien sind kostenfrei. Museumseintritt für Erwachsene 4,50 €, Kinder und Jugendliche frei.
Der PapierMarkt findet im Rahmen des großen „Strundetalfestes“ statt. Die Straße durch das schöne bewaldete Tal ist an diesem Tag autofrei und lädt zum Flanieren und Radeln ein, es gibt Kutschen und Bus-Shuttles. An dem Fest beteiligen sich viele Institutionen und Vereine im Tal mit Mitmachangeboten für Klein und Groß.
Zum 90. Geburtstag von Walter Niemeyer – der DAP gratuliert herzlich!
Mit Walter Niemeyer feiert ein weiteres Urgestein des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) seinen 90. Geburtstag. Wir alle sind über viele Jahre hinweg in den Genuss der von Walter Niemeyer gut konzipierten, mit großem Engagement vorbereiteten und dann mit fast schon militärischer Exaktheit umgesetzten Arbeitskreistagungen gekommen. Gemeinsam mit ihm durften wir Papierfabriken in Osnabrück, Penig und Weißenborn zum Teil mehrfach besuchen und dabei besondere Einblicke in die Welt der Papiermacher erlangen. Nicht zuletzt mit seinen Vorträgen auf den DAP-Tagungen brachten Walter Niemeyer uns den breiten Blick eines Lösungsorientierten Praktikers nahe.
Bei ganz individuellen Fragestellungen hatte er immer ein offenes Ohr und sorgt mit seinem Fachwissen und persönlichen Kontakten für kompetente Antworten und Lösungen.
Der Deutsche Arbeitskreis für Papiergeschichte wünscht von Herzen alles erdenkliche Gute, vor allem Gesundheit und Wohlergehen.
Die Hoeschs, Poensgens und Heyers zu Gast am Kaffetisch – Buchbesprechung zu Poensgen & Co.Akt.Ges., Papierfabrik Kieppenmühle in Bergisch Gladbach; herausgegeben von A.Eßer, S.Schachtner und J.Schneider.
Die vorliegende Publikation zeichnet die Entwicklung eines Familienunternehmens von der Gründung bis zu seiner Aufgabe über drei Jahrhunderte nach. Anders als bei herkömmlichen Firmenchroniken, die sich häufig auf die Aneinandereihung von Ergeignissen beschränken, wird hier ein sehr persönlicher Rückblick auf den Aufstieg und Niedergang einer Papierfabrikationsfirma mit einer Familiengeschichte verwoben. An den vielen kleinen Episoden (Produktinnovationen, Bilanzierungen, Finanzierungen, Erbregelungen, Grundstückstauschgeschäften) wird deutlich, wie sehr der Aufstieg der Kieppenmühle zwar immer von persönlichem Engagement, Geschick und Entbehrungen einzelner Führungspersönlichkeiten geprägt war, aber über zwei Jahrhunderte stets von einer ganzen (mitarbeitenden) Familie getragen wurde.
Über den gesamten Zeitraum (1670-1966) kam es auf dem Gebiet der Papierherstellung zugleich zu mehreren bedeutenden technologischen und auch politischen Umbrüchen, denen sich die Kieppenmühle und die Familie Poensgen immer wieder neu stellen mussten, was sie über viele Jahrzehnte auch erfolgreich meisterten.
Es wird zugleich nachvollziehbar, wie mit wachsender Größe die Bedeutung der Firma, aber auch deren Wirkungs- und Absatzraum stieg, weshalb externe Einflüsse (z.B. 1. WK, Inflation, Zwangsbewirtschaftung, 2. WK) für die Kieppenmühle in zunehmendem Maße einschneidende Entwicklungshemmnisse darstellten.
Mit der 1922 sicherlich notwendigen Umstellung auf eine Kapitalgesellschaft/AG werden Firma und Familie immer mehr – nicht nur örtlich – voneinander entkoppelt, wenngleich auch einzelne Familienmitglieder bis zu Produktionseinstellung noch an entscheidenden Positionen für die Firma tätig sind.
Besonders für die Zeit nach dem 2. Weltkrieg/ab 1950 gewinnt man den Eindruck, dass es einerseits der Familie nicht mehr gelang, die für notwendige Investitionen notwendigen Finanzmittel bereitzustellen oder zu beschaffen („Die Bemühungen, die Kieppenmühle durch die Herstellung von Spezialitäten auf eine gesunde Basis zu stellen, scheiterten immer wieder an den unzureichenden technischen Voraussetzungen, die nur mit einer Modernisierung und Vergrößerung des weitaus größten Teils des Maschinenparks hätten geschaffen werden können.“S.228), und es andererseits der Familie am Ende mehr um ihre Interessen aus den entsprechenden Kapitalanteilen ging („Als Kaufpreis verpflichtete sich Waldhof, die Rentenansprüche der Familie Poensgen, (…) zu übernehmen. Sie setzen sich zusammen aus den Aktienanteilen der Familie einschließlich der Schwestern unseres Vaters Felix Poensgen zuzüglich der Pensionsansprüche aus den Vorstandsverträgen unseres Vaters (Witwenrente für unsere Mutter) und Max Poensgen.“ S.232).
Aufgrund großen Investitionsbedarfs (durch Wiederaufbau und technologische Weiterentwicklungen) entstehen neue finanzielle Abhängigkeiten, für deren rein wirtschaftliche Entscheidungen am Ende die regionale Verwurzelung keine Rolle mehr spielt, was letztlich zur Schließung der Firma 1966 führt.
Mitunter verliert man als Familienfremder bei der Schilderung der Familienverhältnisse und als Ortsfremder bei den örtlichen Bezügen etwas die Übersicht. Alles in allem gibt diese lesenswerte Veröffentlichung jedoch einen sehr persönlichen Blick auf eine fast 300-jährige Firmen- und Familiengeschichte.
Ein Atömchen von schwarz – ein Buntpapierkurs zum Mitmachen von und mit der Buntpapiererin Frau Reschke am Deutschen Technikmuseum Berlin
Am Sonntag, 17.03.2019, von 10.00 -12.30 Uhr und von 14.00-16.30 Uhr gab Frau Reschke für jeweils 6-8 Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Workshop zu Buntpapieren in Kleistertechniken. Nach einer kurzen Einführung durch Frau Reschke und der Begrüßung der zur Verfügung gestellten Arbeitsgeräte, erhielt jeder Teilnehmer ein erstes Gefäß mit Kleister („5 Hände Reisstärke auf 1 Liter kochendes Waser; am Vorabend angesetzt und durch einen Nylonstrupmf hindurchgedrückt“). Hierzu wurden die individuell gewünschten Farben hinzugegeben – und nicht zu vergessen, das Reschke typische „Atömchen von schwarz“.
Anschließend alles im Storchengang verrührt und schon ging es ans Papier. Frau Reschke führte jeweils die einzelnen Möglichkeiten zunächst vor, anschließend arbeitete jeder Teilnehmer diese für sich individuell nach. Hierbei entstanden verschiedene Buntpapierbogen z.B. nach Kleisterpapier nach Herrnhuter Art, oder mit Rollmodel oder Drucke von originalen Druckstöcken.
Obwohl die Ausgangsmaterialien für alle Teilnehmer gleich waren, sind in dem 2,5 Stunden dauernden workshop, ganz unterschiedliche Buntpapiere entstanden. Es waren die vielen kleinen und großen Aha-Erlebnise, die den Blick auf die Schönheit und Vielfalt der Kleisterpapiere erweiterten.
Herzlicher Dank für diese rundum gelungene Veranstaltung gilt den beiden Organisatoren – Frau Reschke und Frau Wallbach – und natürlich dem Deutschen Technikmuseum Berlin, die gemeinsam erst diese Veranstaltung möglich gemacht haben.
Veranstaltungsangebote zunächst exklusiv für den DAP
1. Teil
Am Tag der Druckkunst (Freitag, 15.03.2019) hat das Deutsches Technikmuseum Berlin in diesem Jahr Gisela Reschke zu Gast.
In öffentlichen Vorführungen werden Buntpapiere sowohl mit historischen Druckmodeln gedruckt, als auch die Gestaltung von Buntpapieren in Kleistertechnik (u.a. mit Rollmodeln) und mit der Hand vorgeführt.
Ort & Zeit:
15.03.2019; 10.30 bis 12.00, 13.00 bis 14.30 und 15.00 bis 16.30 Uhr im Neubau, 1. OG, Bildungsraum.
Am 15.03.2019 können Sie darüber hinaus auch von 11.00-14.00 Uhr eine Steindruck-Vorführung des Stein- und Offsetdruckmeisters Dietmar Liebsch in der neu gestalteten Dauerausstellung zur Drucktechnik, Altbau, 2. OG, besuchen.
2. Teil
Am Sonntag, 17.03.2019, von 10.00 -12.30 Uhr und von 14.00-16.30 Uhr wird jeweils 6-8 Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Gelegenheit geben, an einem Buntpapier-Workshop mit Frau Reschke im kleineren Kreis teilzunehmen und die selbst gestalteten Werke mitzunehmen.
Ort & Zeit:
Sonntag, 17.03.2019, von 10.00-12.00 und von 13.00-15.00
Neubau, 1. OG, Bildungsraum.
Eine Schürze ist mitzubringen!
Diese insgesamt 12-14 Plätze in zwei Gruppen sollen vorab nur besonders interessierten Besucherinnen und Besuchern (wie dem DAP) angeboten werden. Erst wenn sich bis 11.03.2019 nicht genügend Personen verbindlich angemeldet haben, werden beide Veranstaltungen über Facebook und über unsere Website weiter beworben.
Kosten:
Beide Veranstaltungen kosten jeweils nur den Museumseintritt i.H.v. 8,00 EUR (ohne Ermäßigung), die Eintrittskarte gilt den ganzen Tag für das gesamte Museum.
Anmeldung: Bitte direkt bei: Kerstin Wallbach, Mail: wallbach@sdtb.de, Telefon: 030/90254-188
Geschichte der Papierfabrik Poensgen auf der Kieppemühle
Im Pressetext dazu heißt es weiter:
Der Bergische Geschichtsverein Rhein-Berg e.V. hat in seiner Schriftenreihe in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv die Geschichte der Papierfabrik Poensgen & Co. veröffentlicht. Bereits seit 1670 war auf der Kieppemühle in Gronau Papier produziert worden. Von 1824 bis 1880 wurde die Papierfabrik von Carl August Koch geführt, seit 1893 firmierte sie als Poensgen & Co und blieb bis 1958 im Besitz der Familie Poensgen.
Die Firma Poensgen & Co. war nach Zanders der zweitgrößte Hersteller von Feinpapieren in Bergisch Gladbach und bot im Jahre 1902 rund 240 Beschäftigten Arbeit. Der Text zur Geschichte der Kieppemühle seit dem 17. Jahrhundert stammt aus der Feder von Felix Poensgen (1892-1953), über viele Jahre hinweg Vorstand der Familien-Aktiengesellschaft.
Er schildert in diesem Band die eng miteinander verwobene Entwicklung von Betrieb und Familie. Sein durch zahlreiche Abbildungen illustrierter Text spiegelt das Traditionsbewusstsein und das unternehmerische Selbstverständnis eines mittelständischen protestantischen Papierfabrikanten. In der Darstellung und Begründung unternehmerischer Entwicklungen und Entscheidungen werden Antrieb und Denkweise einer rheinischen Unternehmerfamilie nachvollziehbar.
Felicitas Poensgen (1925-2018), die älteste Tochter des Verfassers, führt den Text des verstorbenen Vaters fort und berichtet über den Verkauf des Familienbetriebes an die Zellstofffabrik Waldhof in Mannheim im Jahre 1958 und über die letztendliche Schließung des Werks Poensgen im Jahre 1966. Auch ihre Darstellung gewährt vielfältige Einblicke in die Entwicklung von Produktion, Absatz und Firmenführung. Da zahlreiche Firmenunterlagen nicht mehr existieren, haben ihre Erinnerungen – ebenso wie der Text ihres Vaters – historischen Quellenwert.
Die Herausgeber
Albert Eßer, Leiter des Stadtarchivs Bergisch Gladbach, bietet in zahlreichen Anmerkungen Hinweise und Literaturangaben zum Verständnis und zur historischen Einordnung der Textaussagen.
Sabine Schachtner vom LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach hat Erklärungen papiertechnischer Fachbegriffe ergänzt.
Prof. Jürgen Schneider, emeritierter Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Bamberg. Er ist bei seinen Forschungen zu den verschiedenen Zweigen der Unternehmerfamilie Poensgen – unter anderem in Gemünd in der Eifel, in Düsseldorf und in Altdorf bei Nürnberg – auf die Geschichte der Kieppemühle in Bergisch Gladbach gestoßen. Aus seiner Feder enthält der Band ein Geleitwort, das diesen überregionalen Familienzusammenhang beleuchtet.
Das vom Bergischen Geschichtsverein Rhein-Berg e.V. veröffentlichte und 247 Seiten starke Buch ist also nicht nur für jeden wichtig, der sich für Bergisch Gladbach und seine Geschichte interessiert, sondern stellt über die Ortsgeschichte hinaus auch beispielhaft die langjährige Entwicklung eines Familienunternehmens detailliert dar.
Bibliographische Angaben:
Felix Poensgen und Felicitas Poensgen: Poensgen & Co. Akt. Ges., Papierfabrik Kieppemühle in Bergisch Gladbach (1670-1966). Herausgegeben von Albert Eßer, Sabine Schachtner und Jürgen Schneider (Schriftenreihe des Bergischen Geschichtsvereins Rhein-Berg e.V., Band 79), Bergisch Gladbach: Bergischer Geschichtsverein Rhein-Berg e.V in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Bergisch Gladbach 2019, 247 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, ISBN 978-3-932326-79-0, 19,00 Euro.
Erhältlich ist es im Geschichtelokal des Bergischen Geschichtsvereins an der Eichelstraße 25 in Bensberg, im Stadtarchiv Bergisch Gladbach an der Scheidtbachstraße 23, im LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach und im örtlichen Buchhandel.
Das Buch kann ebenso auch per mail beim Bergischen Geschichtsverein bestellt werden: info@bgv-rhein-berg.de
Am 4. Dezember 1943 erfolgte ein zweistündiger Luftangriff auf Leipzig, der große Verheerungen mit sich brachte (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_Leipzig). In einer Pressemitteilung erinnert die Deutsche Nationalbibliothek an die großen Zerstörungen im Leipziger Buchhändlerviertel: https://www.dnb.de/DE/Aktuell/Presse/buecherUndBomben.html. Auch das Deutsche Buch- und Schriftmuseum hatte damals große Verluste zu verzeichnen. Auf dem Schreibtisch des Museumsdirektors Prof. Dr. Hans H. Bockwitz verbrannten die Unterlagen zu einer überarbeiteten Neuauflage seiner 1935 als Teil der Feldmühle-Festschrift publizierten Arbeit „Zur Kulturgeschichte des Papiers“ (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_H._Bockwitz). Zusammen mit der Bibliothekarin Martha Debes leitete er die Bergungsarbeiten und begann mit dem Wiederaufbau von Sammlungen und Fachbibliothek.
Wir erhielten Kenntnis, dass Elaine Koretsky vor einigen Tagen gestorben ist.
Elaine Koretsky passed away at home at age 86 on November 11. She was a loving wife, mother, grandmother, a great mentor and an inspiration to all. Elaine was an internationally renowned scholar and contributor to the world of hand papermaking. We will miss her. There will be a celebration of her life on Sunday December 30.
Über eine solche Reise berichtete Dieter Pothmann auf einer DAP-Tagung. Die Ergbenisse von Koretskys Forschungen bildeten den Grundstock des 1994 gegrundeten Research Institute of Paper History and Technology.
Elaine (links) und Sidney Koretsky (rechts) und in der Mitte die Tochter Donna Koretsky (Foto: Frieder Schmidt, an der Basler Papiermühle beim IPH-Kongress 2012)
Zu Wochenbeginn erreichte uns nachstehender Tagungshinweis:
The Paper Trade in early modern Europe: Practices, Materials, Networks
Veranstaltungsort: Bürgersaal im Palais Stutterheim, Erlangen
Veranstalter: Juniorprof. Dr. Daniel Bellingradt, Universität Erlangen-Nürnberg
Datum: 26.02.2019 – 27.02.2019
Hier ein link zu einer sehenswerten Papierkunst-Ausstellung in Bergisch Gladbach: https://villa-zanders.de/htdocs_de/home/index.html
Inside out, mit Werken von Jonathan Callan (von dem vor allem Skulpturen aus Büchern zu sehen sind) und Andreas My (der Wellpappe filigran verarbeitet). Die Ausstellung läuft noch bis zum 6. Januar.
Gestern erhielten wir die traurige Nachricht, dass Prof. Lothar Göttsching am 26. September 2018 gestorben ist.
Göttsching – allgemein hin für seine Verdienste um die Altpapierverwendung bei der Papierherstellung geschätzt und als der „Altpapierpapst“ angesehen – wurde 1971 als Nachfolger von Walter Brecht an die TH Darmstadt berufen und war bis 2002 Leiter des Instituts für Papierfabrikation der Technischen Universität Darmstadt. Professor Göttsching hatte im April 2007 an unserem Arbeitskreistreffen in Weißenborn/Weigmannsdorf teilgenommen.
buntpapier als pArt der Wiener Werkstätte. Max Morgenstern, Josef Hoffmann und die Wiener Werkstätte
Die Wiener Werkstätten – stilprägend in Ihrer Gestaltung und Maßstäbe in der Qualität der Umsetzung setzend – sind sicher vielen ein Begriff. Dass das Betätigungsfeld der Wiener Werkstätten auch Buntpapiere umfasste, dürfte dabei aber wahrscheinlich für die meisten unter uns neu sein. Wohl zumeist im Auftrag von Max Morgenstern, einem Textilfabrikant und bibliophiler Sammler, zeichnete der Architekt Josef Hoffman die Entwürfe für die Buntpapiere, die die Handwerker und Künstler der Wiener Werkstätten anschließend umsetzten. Frau Gisela Reschke hat sich diesem Thema nun angenommen und hierzu ein Künstlerbuch herausgegeben.
Erschienen bei pars artis edition (Hamburg, 2018), gibt es dieses Werk in 3 verschiedenen Ausgaben (Normalauflage / 40 Exempl., Vorzugsausgabe / 3 Exempl. und Luxusausgabe / 3 Exempl.).
ISBN: 978-3-00-060197-2
Die Preise variieren zwischen 555,- und 1.111,- Euro
Nähere Informationen hierzu unter: mail@uvr-hh.de
Für den 9. September 2018 ist die Wiedereröffnung des Papiermuseum in Düren geplant. Mit einem spektakulärem Bau, bei dem die Ausstellungsfläche durch den Einbau eines zweiten Geschosses von 500 qm auf 900 qm vergrößert wurde, hat zugleich die Ausstellungspräsentation eine zeitgemäße Neukonzeption erfahren.
mit Trödelständen
im LVR-Industriemuseum Bergisch Gladbach
am Sonntag, den 2. September 2018 von 11 bis 17 Uhr
Papiermarkt im LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach in Bergisch Gladbach
am Sonntag, den 2. September 2018, von 11 bis 17 Uhr
Die Papiermaschinenhalle und das Museumsgelände verwandeln sich in einen bunten Markt. Im Mittelpunkt stehen Schönes und Ausgefallenes aus Papier: handgeschöpfte und marmorierte Papiere, Bücher und Alben, Schachteln und Dosen, Schmuck, Schalen und vieles mehr. Herzhaftes und Süßes für den Magen ergänzen die bunten Stände.
Verleihung des Ehrenringes für Papiergeschichte an Dieter Pothmann
Am Mittwoch, dem 27. 06., verlieh der „Zellcheming“ auf seiner diesjährigen Jahresversammlung in Frankfurt den Ehrenring für Papiegeschichte an unser langjähriges DAP-Mitglied Dieter Pothmann.
Der DAP gratuliert sehr herzlich und freut sich mit Dieter Pothmann über die Würdigung seiner papiergeschichtlichen Forschungen, insbesondere zu den Papiermacherfamilien Schulte und Wiede, und die Anerkennung seiner Arbeiten für die Studenten der Fachrichtung Papiertechnik im Rahmen der Papierhistorischen Seminare in Homburg.
Gestern erhielten wir die traurige Nachricht, dass Stefan Feyerabend am 13. Juni 2018 nach langer Parkinson-Erkrankung gestorben ist.
Stefan Feyerabend hat sich nach seinem aktiven Berufsleben als Papiergroßhändler, dem Sammeln von Wasserzeichen aus Maschinenpapieren verschrieben und so sicher die auf diesem Gebiet bedeutendste Wasserzeichensammlung aufgebaut. Diese Wasserzeichensammlung wurde von der Papierhistorischen Sammlung der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig angekauft und ist unter http://www.papierstruktur.de/feyerabend/, sowie über das Bernsteinportal digital verfügbar.
Stefan – langejähriger Teilnehmer der Tagungen des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte – haben wir über die vielen Jahre als profunden Kenner der Maschinenpapierwasserzeichen und -geschichte, als engagierten Papierhistoriker und als einen herzlichen Freund sehr zu schätzen gelernt !
Einen raschen Einblick in seine „Versuche und Muster ohne alle Lumpen oder doch mit einem geringen Zusatze derselben Papier zu machen, Band 1“ von 1765 ermöglicht https://books.google.de/books?id=v9VWAAAAcAAJ.
6. Schriftenfest am 16. und 17. Juni 2018 in Dresden
Am 16. und 17. Juni 2018 findet das nunmehr 6.Schriftenfest in den Räumlichkeiten der Offizin Haag-Drugulin in Dresden statt.
Vorträge, Besichtigung und Vorführungen
Anläßlich einer großherzigen Stiftung einer frühen Dingler-Pressen (1. Hälfte des 19. Jahrhunderts) an die Offizin soll diese Presse mit einem Druck eines Textes von Beatrice Ward This is a Printing Office – in der seltenen Schrift Spectrum gesetzt – auf dem Schriftenfest eingeweiht werden. Jeder darf drucken, und jeder kann das selbst gedruckte Poster als Erinnerung mit nach Hause nehmen.
Diese Dingler-Presse gehörte früher Hermann Zapf, die nun von Gudrun Zapf-von Hesse, an die Offizin Haag-Drugulin gestiftete wurde.
Inhaltlich setzt das Vortragsprogramm des 6.Schriftenfestes die Themen des Vorjahrs fort: Lesbarkeit, Erkennbarkeit der Zeichen – auch das Schriftschreiben als solches. In der Tagungsankündigung heißt es hierzu weiter: Es ist eine wichtige Kulturtechnik. Die fließende Bewegung stärkt die feinmotorische Leistung und trägt dazu bei, Sprache in unserem Gehirn zu verankern. Die Schulausgangsschrift besteht jetzt seit 50 Jahren, Renate Tost, die maßgeblich daran beteilig war, berichtet von ihrer Arbeit. – Doch es gibt so viele Schulschriften. Nicht ganz einfach bei einem Schulwechsel! Thomas Bettinger schildert seine Vorstellungen und seine Bemühungen um eine Europäische Schulschrift. – Hohes Ansehen genoß zu DDR-Zeiten der Schrift- und Plakatmaler. Zentrum der Ausbildung war die Betriebsschule der Deutschen Werbe- und Anzeigengesellschaft, an der Andreas Frohloff sowohl Schüler als auch Lehrer war. Die Tätigkeit an dem Institut zu dokumentieren, hat er sich zusammen mit Fritz Grögel zum Ziel gesetzt. – Ebenfalls um Schrift, aber auch um Grafik geht es, wenn uns Gabriele Netsch einen Blick werfen läßt in die Schatzkammer der Deutschen Nationalbibliothek. – Können Dyslexie-Fonts von legasthenen Menschen schneller als Standardschriften gelesen werden? Dieser Frage ist Bettina Andresen mit der Hilfe eines Lesbarkeitstests nachgegangen, der vom MIT entwickelt wurde. – Rosalie Heinen beschäftigt zusammen mit Ulrike Borinski die Frage: Was macht einen Physiktext für sprachschwache Schüler so schwierig? Und: Kann er durch ein gutes Layout sprachlich verständlicher wirken?
Nähere Informationen zum Programm, den Übernachtungsmöglichkeiten und den Tagungskosten entnehmen Sie: http://www.schriftenfest.de/
Kontakt zum Veranstalter:
»Schriftenfest Dresden 2018«
Offizin Haag-Drugulin Dresden
Großenhainer Straße 11a
01097 Dresden – (im Gebäude der früheren Schriftgießerei Typoart)
Telefon 03 51/8 08 52-0
Karl Marx und das Papier (zum 200. Geburtstag am 5. Mai)
Im März 1865 füllte Karl Marx einen Fragebogen im Confession book seiner Tochter Jenny aus. Als favourite occupation (Lieblingsbeschäftigung) gab er bookworming (in Büchern stöbern) an. Beim Stöbern in seinem Hauptwerk „Das Kapital“ von 1867 kann auch der Papierhistoriker fündig werden.
„Als ein Beispiel sowohl der Kontinuität der Produktion als der Durchführung des automatischen Prinzips kann die moderne Papierfabrik gelten. An der Papierproduktion kann überhaupt der Unterschied verschiedner Produktionsweisen, auf Basis verschiedner Produktionsmittel, wie der Zusammenhang der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse mit diesen Produktionsweisen, im einzelnen vorteilhaft studiert werden, da uns die ältere deutsche Papiermacherei Muster der handwerksmäßigen Produktion, Holland im 17. und Frankreich im 18. Jahrhundert Muster der eigentlichen Manufaktur und das moderne England Muster der automatischen Fabrikation in diesem Zweig liefern, außerdem in China und Indien noch zwei verschiedne altasiatische Formen derselben Industrie existieren.“
(Marx, Karl und Friedrich Engels: Werke. Bd. 23.: Karl Marx: Das Kapital Bd. 1. Nach d. 4., von Friedrich Engels durchges. u. hrsg. Aufl. Hamburg 1890], Berlin 1970; zukünftig: MEW, Bd. 23, S. 402)
„In den Papierfabriken, wo das Papier mit Maschinen gemacht wird, ist Nachtarbeit die Regel für alle Prozesse außer dem der Lumpensortierung. In einigen Fällen wird die Nachtarbeit, vermittelst Ablösungen, unaufhörlich die ganze Woche durch fortgesetzt, gewöhnlich von Sonntagnacht bis 12 Uhr nachts des folgenden Samstags. Die Mannschaft, die sich an der Tagesreihe befindet, arbeitet 5 Tage von 12 und einen von 18 Stunden, und die der Nachtreihe 5 Nächte von 12 Stunden und eine von 6 Stunden, in jeder Woche.“
(MEW Bd. 23, S. 274-275, Anm. 98)
„Eine der infamsten, schmutzigsten und schlechtbezahltesten Arbeiten, wozu mit Vorliebe junge Mädchen und Weiber verwandt werden, ist das Sortieren der Lumpen. Man weiß, daß Großbritannien, abgesehn von seinen eignen unzähligen Lumpen, das Emporium für den Lumpenhandel der ganzen Welt bildet. Sie strömen dahin von Japan, den entferntesten Staaten Südamerikas und den kanarischen Inseln. Ihre Hauptzufuhrquellen aber sind Deutschland, Frankreich, Rußland, Italien, Ägypten, Türkei, Belgien und Holland. Sie dienen zur Düngung, Fabrikation von Flocken (für Bettzeug), Shoddy (Kunstwolle) und als Rohmaterial des Papiers. Die weiblichen Lumpensortierer dienen als Medien, um Pocken und andre ansteckende Seuchen, deren erste Opfer sie selbst sind, zu kolportieren.“
(MEW Bd. 23, S. 487)
„Z.B. in der modernen Manufaktur von Briefkuverts faltete ein Arbeiter das Papier mit dem Falzbein, ein andrer legte den Gummi auf, ein dritter schlug die Klappe um, auf welche die Devise aufgedrückt wird, ein vierter bossierte die Devise usw., und bei jeder dieser Teiloperationen mußte jede einzelne Enveloppe die Hände wechseln. Eine einzige Enveloppemaschine verrichtet alle diese Operationen auf einen Schlag und macht 3000 und mehr Enveloppes in einer Stunde. Eine auf der Londoner Industrieausstellung von 1862 ausgestellte amerikanische Maschine zur Bereitung von Papiertuten schneidet das Papier, kleistert, faltet und vollendet 300 Stück per Minute. Der innerhalb der Manufaktur geteilte und in einer Reihenfolge ausgeführte Gesamtprozeß wird hier von einer Arbeitsmaschine vollbracht, die durch Kombination verschiedner Werkzeuge wirkt.“
(MEW Bd. 23, S. 399)
„In den englischen Buchdruckereien z.B. fand früher ein dem System der alten Manufaktur und des Handwerks entsprechender Übergang der Lehrlinge von leichtren zu inhaltsvollren Arbeiten statt. Sie machten einen Lerngang durch, bis sie fertige Drucker waren. Lesen und schreiben zu können war für alle ein Handwerkserfordernis. Alles das änderte sich mit der Druckmaschine. Sie verwendet zwei Sorten von Arbeitern, einen erwachsnen Arbeiter, den Maschinenaufseher, und Maschinenjungen, meist von 11-17 Jahren, deren Geschäft ausschließlich darin besteht, einen Bogen Papier der Maschine zu unterbreiten oder ihr den gedruckten Bogen zu entziehen. Sie verrichten, in London namentlich, diese Plackerei 14, 15, 16 Stunden ununterbrochen während einiger Tage in der Woche und oft 36 Stunden nacheinander mit nur zwei Stunden Rast für Mahlzeit und Schlaf! Ein großer Teil von ihnen kann nicht lesen, und sie sind in der Regel ganz verwilderte, abnorme Geschöpfe.
(MEW Bd. 23, S. 509)
Mit großem Bedauern müssen wir feststellen, dass die bisher immer so informative und hilfreiche Website „Forum Bestandserhaltung“ zum 31. Dezember 2017 eingestellt wurde.
Damit sind auch die während den vergangenen Jahren in mühevoller und gewissenhafter Arbeit erstellten Beiträge einer Vielzahl von Mitarbeitern und Beiträgern nicht mehr greifbar. Es ist deshalb zu hoffen, dass zumindest diese Informationen als Archivbestand von der UBL Münster wieder zugänglich gemacht werden können. Über Jahre hinweg hat diese Website die für den Katastrophenfall wichtigen Informationen über Bergungsmaßnahmen und Dienstleister zugänglich gemacht, es ist nicht nachvollziehbar, warum von den Kulturgut bewahrenden Stellen in Deutschland für eine solch wichtige Aufgabe keine Mittel bereitgestellt werden können.
1. SommerAkademie Papier (2019) an der Patent-Papierfabrik Hohenofen
Im Jahr 2019 wird der Landkreis Ostprignitz-Ruppin zwei Höhepunkte begehen: den 200. Geburtstag von Fontane und die Landesgartenschau Wittstock. Hinzu kommt ja der 200. Jahrestag der Maschinenpapierherstellung in Deutschland.
paho. Zentrum für Papier plant in diesem Kontext die erste „Sommerakademie Papier“. Sie soll sich theoretisch und praktisch mit Fragen der Papierherstellung und -geschichte befassen. Das Projekt ist in die Planungen für Fontane.200 aufgenommen worden und wird bereits beworben: https://fontane-200.de/de/1-sommerakademie-papier/
Ich würde mich über Kooperationspartner freuen, die sich am dem Vorhaben beteiligen. Wie sich das konkret gestaltet, könnte man abstimmen.
Sommerprojekt in der Papierfabrik Hohenofen (Foto: Ute Fürstenberg)
Projekt „In Betrieb“ (2018) in der Patent-Papierfabrik Hohenofen
Eine Projektgruppe des Vereins realisiert zurzeit das Projekt „In Betrieb“. Geplant ist die Erarbeitung einer multimedialen Installation für die Papierfabrik Hohenofen. Ziel ist es, den Besuchern einen Eindruck von der Produktionsanlage „in Betrieb“ zu vermitteln. In der kommenden Woche werden wir in der Papierfabrik Gmund Film- und Tonaufnahmen von der dortigen Papiermaschine machen, die ja der in Hohenofen sehr ähnlich ist. Im April und im Juni sind Workshops in Hohenofen geplant, zu denen wir auch ehemalige Beschäftigte einladen. Gemeinsam wollen wir versuchen, einen möglichst authentischen Eindruck zu erarbeiten. Leider gibt es nicht mehr viele, die wir ansprechen können. Vielleicht gibt es jemanden aus dem Umfeld des DAP, der Interesse hätte an den Workshops teilzunehmen und uns zu beraten?
Projekt „In Betrieb“: Andreas Schulte und Robert Lucas bei Ton- und Filmaufnahmen am Pulper in der Papierfabrik Gmund (Foto: Petra Walter-Moll)
Ist das möglich ? – Eine Experimentier-Ausstellung für Kinder, Jugendliche und Familen
An der Papiermühle Alte Dombach in Bergisch Gladbach ist vom 2.3. bis zum 16.12.2018 die Ausstellung „Ist das möglich ? – Eine Experimentier-Ausstellung für Kinder, Jugendliche und Familen“ zu sehen. Es sprechen zur Eröffnung der Austellung – am 2.3.2018 um 11:00 – Prof. Dr. Jürgen Wilhelm und Dr. Walter Hauser.
Ort:
LVR-Industriemuseum
Papiermühle Alte Dombach
51465 Bergisch Gladbach
Frau Dr. Renate Goldmann hat das Leopold-Hoesch-Museum / Papiermuseum Düren zum Jahreswechsel 2017/18 verlassen
Beginn Januar erfuhren wir, dass die Direktorin des Leopold-Hoesch-Museum / Papiermuseum Düren – Frau Dr. Renate Goldmann – nach achtjähriger Tätigkeit zum 31.12.2017 aus dem Museum in Düren ausgeschieden ist. Einen umfassenden Rückblick auf wichtigsten Projekte von Frau Goldmann in Düren finden Sie hier.
Als ein wichtiger Meilenstein aus Sicht der Papiergeschichtsforschung bleibt die unter Leitung Frau Dr. Goldmanns (mit weiteren Beteiligten) organisierte Tagung „Paper is part of the picture. Europäische Künstlerpapiere von Albrecht Dürer bis Gerhard Richter“ vom 18. bis 21. März 2015 in Erinnerung. Anlässlich des 625 Jahrestages der Papierherstellung in Deutschland und dem 25jährigen Jubiläums des Papiermuseums Düren fand diese dem Thema „Künstlerpapiere“ gewidmete Tagung mit hoher internationaler Beteiligung statt. Das Zusammentreffen von Papiermachern, -händlern, -historikern, Kunstsammlern, Kuratoren und Restauratoren brachte interessante Aspekte zu den unterschiedlichen Facetten und Sichtweisen auf das Thema „Künstlerpapier“ zu Tage.
Zum 77. Geburtstag von Ine und zum 90. Geburtstag von Dieter Pothmann – der DAP gratuliert herzlich!
Ine und Dieter Pothmann – „Urgesteine“ des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) – berichteten seit der 8. Tagung des DAP in Hemer (1997) regelmäßig von ihren papiergeschichtlichen Forschungen. In unserer Zeit sehr selten geworden, war und ist bei Pothmanns Papiergeschichte immer eng mit der eigenen Unternehmens- und Familiengeschichte verknüpft. Wie Dieter Pothmann selbst waren schon seine Vorfahren über mehrere Generationen Papiermacher.
Durch sein primär sicher unternehmerisches Interesse am Rohstoff für die Wellpappenproduktion kam Dieter Pothmann fast zwangsläufig mit Altpapier und so den Papieren der Vorgänger in Berührung.
Forschten Pothmanns zunächst zur eigenen Firmengeschichte, so beschäftigten sie sich anschließend mit Jakob Oechelhäuser und dessen Papiermaschinenbau (auch hier gab es wohl einen entfernten Familienbezug) und schließlich mit der Geschichte der Papierfabrik Trebsen (eng verbunden mit der Papierfabrik Wiede).
Über ihr papiergeschichtliches Interesse kamen Ine und Dieter Pothmann zu IPH (International Paper Historians) und dort in Kontakt mit Sid und Elaine Koretsky (Museum of Paper History at the Research Institute of Paper History and Technology, Massachusetts, USA). Mit Koretskys unternahmen Pothmanns mehrere papiergeschichtliche Reisen (zu historischen Papierherstellungstechnologien) nach Asien, von denen sie auf den DAP-Tagungen mehrfach in Wort, Bild und Film berichteten.
Auch das Engagement von Dieter und Ine Pothmann im Rahmen des Papierhistorischen Seminars für Studenten der TU Darmstadt und der Papiermacherschule Gernsbach an der Papiermühle Homburg soll hier nicht unerwähnt bleiben.
In Anerkennung seiner Arbeiten erhielt Dieter Pothmann 1975 die Hans-Klemm-Denkmünze.
Liebe Ine, lieber Dieter – wir wünschen Euch alles Gute und weiterhin viel Schaffenskraft!
Gangolf Ulbricht feierte am 11.11.2017 das 25-jährige Jubiläum seiner Werkstatt für Papier mit einer Ausstellung im Projektraum des Kunstquartier Bethanien (Berlin). Gezeigt wurden ausgewählte Arbeiten auf und aus Papieren aus seiner Werkstatt. Seit 25 Jahren schöpft der 53-Jährige im Keller der Druckwerkstatt Papier (Kulturwerk des Berufsverbands Bildender Künstler, Berlin).
Ulbricht absolvierte zunächst eine Papiermacherlehre in der Uckermark und studierte anschließend an der TU Dresden Verfahrenstechnik. Ausgestattet mit einem Stipendium machte er sich danach auf den Weg nach Japan, um dort bei verschiedenen Papiermachern seine Fertigkeiten und sein Wissen um die dortigen Techniken zu erweitern.
Heute zählt Ulbricht mit seiner Werkstatt zu den geschätzten Spezialisten seines Faches. Er produziert für Künstler, Drucker, Designer, Architekten und Restauratoren. Gerade von letzteren lautete der Auftrag oftmals, ein Papier in Farbe, Dicke und Struktur originalgetreu nachzubilden. Ulbricht ist aber nicht nur mit alten Papierherstellungstechniken vertraut, sondern war beispielsweise auch Partner in einem Forschungsprojekt zur Herstellung von Papier im 3D-Drucker.
Der DAP gratuliert herzlich und wünscht weiterhin viel Erfolg!
Papiergeschichte am Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig
Mit Ablauf des 31. Oktober 2017 ist in Leipzig Dr. Frieder Schmidt nach 25-jähriger Tätigkeit als Leiter der Papierhistorischen Sammlungen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums in den Ruhestand getreten. In der Zwischenzeit ist er wieder nach Stuttgart gezogen, wo er 1976-1983 an der Universität Stuttgart studiert hatte und 1990 mit einer papiergeschichtlichen Arbeit promoviert wurde.
Jetzt hat die Deutsche Nationalbibliothek die Stelle der Referatsleitung für das Referat DBSM.2 – Blattsammlungen, Archivalien, Nachlässe, Benutzungsorganisation ausgeschrieben:
Der Wandkalender 2018 mit Ansichten aus der Patent-Papierfabrik Hohenofen ist in limitierter Auflage erschienen. Zum vierten Mal wird dieser besondere Ort aus einem spezifischen künstlerischen Blickwinkel vorgestellt. Der Kalender 2018 zeigt Papierskulpturen von Künstlerinnen und Künstlern, die in Ausstellungen in der Papierfabrik zu sehen waren. Die Beziehung zu dem ehemaligen Produktionsort und die prägnanten Räume stellen die Arbeiten in einen eindrücklichen Kontext.
Format: 33,5 x 48,5 cm
Preis: 26,00 Euro (zzgl. Versand).
Bezug: über Fr. Fürstenberg vom paho. Zentrum für Papier
Buntpapier-Treffen 2018 in Wien zum Thema: Das Buntpapier, seine Funktionen und seine Verwendung
Buntpapiere hatten und haben unterschiedliche Funktionen – von der Verwendung am Buch über das Auskleiden von Schränken und Schachteln. Selten wird aber der Zusammenhang von Funktion und Technik oder von Funktion und Form untersucht. Das Schwerpunkthema der Tagung widmet sich u.a. den Fragen mit welcher Intention Buntpapiere hergestellt wurden bzw. werden oder ob und inwiefern verschiedene Techniken und Formen bevorzugt zu bestimmten Zeiten und für bestimmte Zwecke eingesetzt wurden bzw. werden.
Termin: Freitag, 23. Februar und Samstag, 24. Februar 2018
Ort: Josephinum, Sammlungen der Medizinischen Universität Wien, 1090 Wien, Währingerstrasse 25, Vortragssaal
Tagungszeiten:
Freitag, 23. Februar 2018 13:00 – 18:00
Samstag, 24. Februar 2018 09:30 – 12:30 und 13:30 – 18:00
Um Einreichung von Beiträgen zu folgenden Themenbereichen wird gebeten:
– Beispiele für den Einsatz von Buntpapieren jenseits des Bucheinbandes
– Der Zusammenhang zwischen Technik, Form und Funktion des Buntpapiers: Lässt sich beispielsweise zeigen, dass für bestimmte Arten von Büchern, zu verschiedenen Zeiten, bestimmte Formen von Buntpapieren bevorzugt verwendet wurden und umgekehrt?
– Unterschiedliche Funktionen des Buntpapiers in verschiedenen Ländern und Kulturen: Wann, wo und wofür wurden welches Arten von Buntpapieren verwendet?
– Beispiele für „funktionslose“ Buntpapiere: Buntpapiere im Übergang von angewandter zu freier Kunst
Wie immer sind aber auch über unser Schwerpunktthema hinaus Beiträge zu anderen Themen, zu eigenen Projekten etc. willkommen.
Ferner wird ein interessantes Vorprogramm geboten. Hier steht zur Auswahl:
Donnerstag, 22. Februar 2018, 19:00 – 21:00, Austausch von Buntpapiermacher/innen und Sammler/innen, Atelier Papierwespe, 1030 Wien, Kleistgasse 18/4, kostenfrei
Freitag, 23. Februar 2018, 10:00, Führung Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek, Kosten Euro 12.- Maximal 20 Teilnehmer. Es gilt die Reihenfolge der Anmeldung
weitere Informationen zum Rahmenprogramm:
Freitag, 23. 02. 2018, ab 18:30 Heuriger in Grinzing (Selbstbezahlung Kostenschätzung ca. 15 – 30 €)
Die Teilnehmerzahl sollte 45 Personen nicht überschreiten, Anmeldungen werden in der Reihenfolge der Anmeldung berücksichtigt. Für die Tagung wird vor Ort € 45,- in bar als Kostenbeitrag eingehoben.
Weitere Details zu bisherigen Tagung und zu Buntpapieren im Allgemeinen sind auch auf der Webseite http://www.buntpapier.org einzusehen.
Vom 7. bis 10. September 2017 kam der Deutsche Arbeitskreis Papiergeschichte (DAP) und zahlreiche Mitglieder des Arbeitskreises Buntpapier zu einer gemeinsamen Tagung zum Thema „Buntpapier“ zusammen.
Frau Anja Lippert und ihre Kollegen von den Museen der Stadt Aschaffenburg, Herr Bernd Reichert (mit seinen Kollegen Herrn Krishna, Herrn Rimann und weiteren Mitarbeitern) von MDV Papier- und Kunststoffveredelung GmbH, Herr Thomas Brencick (und Kollegen) von der Transfertex GmbH & Co. und Johannes Follmer (und Familie) von dem Museum Papiermühle Homburg ermöglichten den Tagungsteilnehmern sehr interessante Einblicke zum Thema Buntpapier und Papiergeschichte. Aus zahlreichen Gesprächen mit Tagungsteilnehmern im Nachgang zu den Besichtigungen ging deutlich hervor, wie nachhaltig die Tagungsteilnehmer von dem Gesehenen beeindruckt waren. Unser herzlicher Dank hierfür nochmals !
Dank der freundlichen und fachkundigen Unterstützung aus unserem Kreis – hier sind insbesondere Hans-Georg Wöllmer, Herr und Frau Stadelmann und Johannes Follmer zu erwähnen – gelang es ein sehr interessantes Rahmenprogramm zusammenzustellen.
Ferner gilt der Dank allen Vortragenden, ohne die eine solche Tagung nicht möglich gewesen wäre.
Anbei noch zwei Pressestimmen über unsere Tagung
MainEcho (v.11.9.2017; S.18)
Treffpunkt für Hand-Buchbinder, Restauratoren, Papier- und Schriftkünstler und ALLE andere Interessenten. Die Messe findet am Sonntag 22. Oktober 2018 statt
von 11.00 bis 17.00 Uhr
im
Bürgerzentrum Engelshof,
Oberstrasse 96
D-51149 Köln.
Seit zwei Jahrzehnten ist auch das Gebiet der Wasserzeichenforschung von der Digitalisierung mehr und mehr erfasst und werden die bis dahin gedruckten Wasserzeichenkataloge durch Datenbanken ergänzt oder gar ersetzt. Ebenso sind in der Zwischenzeit zahlreiche neue Wasserzeichen-Sammlungen entstanden, die ausschließlich online/in digitaler Form verfügbar sind.
Ziel dieser aller zwei Jahre stattfindenden Konferenz ist es, Interessierte, Papierexperten, Konservatoren, Kuratoren und andere, die auf dem Gebiet der Wasserzeichenforschung arbeiten oder sich für dieses Thema interessieren, zusammenzubringen, um neue Entwicklungen und Methoden auf dem Gebiet der Wasserzeichenkunde vorzustellen, zu diskutieren und mögliche zukünftige Projektideen zu entwickeln.
Bei der diesjährigen Konferenz wird ein besonderer Schwerpunkt auf neuen Wasserzeichen-Sammlungen, Datenbanken und Projekten liegen, die sich entweder in der Planungsphase befinden oder in den vergangenen zwei Jahren in das Bernstein-Portal (www.memoryofpaper.eu) eingebunden worden. Hierbei soll es nicht nur um die technische Seite der Verknüpfung mit dem Bernstein-Portal gehen, sondern sollen insbesondere Hintergrundinformationen zu den einzelenen Sammlungen, ihrer Geschichte, der potenzielle Nutzer und zukünftigen Pläne gehen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Konferenz ist die Aufnahme und Digitalisierungstechniken von Wasserzeichen (Erfahrungsberichte von traditionellen Methoden und Präsentationen neuer Techniken).
Ihr Vorschlag für einen Vortrag sollte einen vorläufigen Titel, eine Zusammenfassung von 200-300 Wörtern und Ihre Kontaktinformationen enthalten. Die Sprache der Konferenz ist Englisch und die Vorträge sind auf 20 Minuten plus 10 Minuten Diskussion begrenzt.
Kleidung, Smartphone und Bananen aus Papier
Wie die Chinesen ihre Liebe ins Jenseits senden
In China ist Papier nicht nur vor über 2000 Jahren erfunden worden, sondern es spielt dort bis heute bei den Ritualen zum Tod von geliebten Menschen eine wichtige Rolle. Dinge, die der Verstorbene für ein gutes Leben im Jenseits braucht, werden ihm in Form von Nachbildungen aus Papier gesandt: Sie werden verbrannt und nehmen dabei den Weg in die Welt der Toten. Die Gaben orientieren sich an der Lebensweise und den Vorlieben des Verstorbenen – Kleidung und Speisen, Geld, aber auch Handtaschen, Computer, Häuser oder Musikinstrumente. Die Ausstellung beleuchtet dieses über tausend Jahre alte Ritual und seine heutige Praxis mit zahlreichen papierenen Opfergaben aus dem Jahr 2016. (Text: Auszug aus der Presseinformation des LVR-Industriemuseum Alte Dombach, Juni 2017)
Häuser fürs Jenseits – Papieropfergaben am Friedhof von Nanking / Foto: Thomas Täubner Kürten, 2016
Ausstellung im LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach
in Bergisch Gladbach vom 12. März bis zum 22. Dezember 2017
Führungen: Sonntag, 9. Juli, 10. September, 8. Oktober und 12. November, jeweils 14 Uhr
„Papierene Brandopfer im chinesischen Ahnenkult
Über das wichtigste Glaubenssystem der Chinesen“
Vortrag mit Führung und anschließender Diskussion
Sonntag, 26. November 2017, 11.30 Uhr
Eintritt 3 €, ermäßigt 2,50 €, Kinder und Jugendliche frei
Bahnriss?! Papier | Kultur // Eine virtuelle Ausstellung der Deutschen Digitalen Bibliothek kuratiert vom Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek
Anlässlich des Welttages des Buches geht am 23. April 2017 die virtuelle Ausstellung „Bahnriss?! Papier | Kultur“ online. Die Ausstellung nimmt die wechselvolle Geschichte des Allerweltstoffes Papier unter die Lupe. Von der Lumpenwirtschaft vorindustrieller Zeiten über das Sicherheitswasserzeichen und stillgelegte Zeitungsdruckpapierfabriken spannt die Schau den Bogen bis in die Gegenwart. Die enge Bindung von Papier und Kultur, die unsere Zivilisation über Jahrhunderte geprägt hat, bekommt durch die modernen Medien Konkurrenz – eine Konkurrenz, die nicht etwa den Untergang der Kultur einleitet, sondern die zu ganz neuen Lösungen führen kann.
Die virtuelle Ausstellung „Bahnriss?! Papier | Kultur“ macht die wissenschaftlichen Recherchen zur gleichnamigen Wechselausstellung, die 2016 im Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig zu sehen war, für ein breites Publikum weltweit zugänglich und sichert zugleich die nachhaltige Verfügbarkeit.
Zum heutigen 65. Geburtstag von Frieder Schmidt – der DAP gratuliert herzlich und wünscht alles Gute!
Dr. Frieder Schmidt – seit 1992 Sammlungsleiter der Papierhistorischen Sammlung am heutigen Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig – ist sicher den meisten Aktiven in der Papiergeschichtsforschung als DIE Anlaufstelle und DER Netzwerker bekannt. Für viele unter uns ist Frieder Schmidt der Erstkontakt (um einen für das Gebiet der Papiergeschichtsforschung zu begeistern), ein Katalysator (für das Schärfen von Forschungsansätzen), ein Multiplikator (für den Fortgang vieler Forschungsprojekte), der Wahrer und Bewahrer von einem riesigen Fundus papierhistorischer Quellen, der stets einen kollegialen Zugang ermöglichte.
Neben seiner jahrzehntelanger Rolle als „Vorsitzender“ des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte war und ist er in den zurückliegenden Jahren für den Arbeitskreis Buntpapier und zahlreiche weitere Projekte eine große Stütze (z.B. „Bernsteinprojekt“) gewesen.
Lieber Frieder – heute (zum 6.4.2017) sei Dir ganz herzlich im Namen aller, die sich durch Dich für papiergeschichtliche Fragen (und Antworten) begeistern ließen, gratuliert und alles Gute gewünscht!
Am 14.April 1537 erfolgte die Begründung der Papierherstellung in Penig. Zum Bau der Papiermühle erhielt der aus Glauchau stammende Burckhardt Schmidt vom Burggrafen Hugo von Leisnig ein Darlehen von 200 Meißnischen Gulden und einen Bauplatz. Über diesen Vorgang wurde die unten abgebildete Urkunde ausgestellt.
Die Peniger Papiermühle war eine der ersten an der Zwickauer Mulde. Die Untere Papiermühle Glauchau entstand schon um 1525, wurde aber letztmalig 1849 erwähnt. Die Gründung der Papiermühle Colditz erfolgte 1543.
Bis 1603 war die Papiermühle im Besitz der Familie Schmidt. Neuer Besitzer wurde Caspar Lenckersdorffer I. 1729 kaufte Johann Christian Keferstein die Papiermühle. Sie blieb mehr als 100 Jahre in Familienbesitz. In dieser Zeit, 1772, wurde das erste deutsche Papiergeld, die „Churfürstlich Sächsischen Cassenbillets“, gedruckt. Lieferant des Papieres war die Papiermühle Penig.
1834 ist für die weitere Entwicklung der Papiermühle ein entscheidendes Jahr: Ferdinand Traugott Flinsch, Papiergroßhändler aus Leipzig, wurde Teilhaber seines Vetters Gustav Franz Keferstein an der Papiermühle. Auf Betreiben Flinschs erfolgte der Kauf der ersten Papiermaschine 1835. Der Anlauf derselben war mit großen Schwierigkeiten verbunden, worauf Keferstein das Unternehmen verlies und Flinsch am 25. Juni 1836 alleiniger Inhaber wurde. Durch Aufstellung weiterer Papiermaschinen wuchs das Unternehmen ständig.
Während bis 1836 jährlich nur ca. 30 t handgeschöpfte Papiere den Betrieb verließen, betrug die Jahresproduktion 1872 schon 2000 t. Der steigende Kapitalbedarf führte 1872 zur Aufgabe des Modells eines Familienunternehmens und Gründung der Aktiengesellschaft „Patentpapierfabrik zu Penig“. Flinsch blieb Teilhaber. Weitere Investitionen und Zukäufe, wie z.B. der Papierfabrik Wilischthal, ließen das Unternehmen zu einem der größten Papierhersteller Deutschlands wachsen.
Beide Weltkriege überstand das Unternehmen ohne große materielle Schäden. Schon im Herbst 1945 gelang es, die Produktion langsam wieder in Gang zu bringen. Es erfolgte weiterhin die Fertigung einer breiten Palette von grafischen Papieren, Schreib- und Löschpapieren sowie speziellen technischen und Verpackungspapieren. Ein neues Produktionssegment waren Verarbeitungs-erzgeunisse wie z.B. Schreibhefte und Schreibblocks.
Ende 1958 erfolgten erste Versuche mit Dekorpapieren. Nach Einstellung der Produktion von Schreib- und Druckpapieren 1975 wurden diese in einer breiten Palette von Farbstellungen für die verschiedenen Verarbeitungstechnologien zum Standardprogramm. Die Jahresproduktion betrug 1989 29.500 t.
Nach der politischen Wende 1989 mussten neue Märkte erschlossen werden. Am 1.9.1991 kaufte die Firma Felix Schoeller jr. GmbH & Co. KG, Osnabrück, den Betrieb. Nach gründlicher Analyse des Anlagenbestandes wurden viele Investi-tionen getätigt, die bis Ende 2015 die 40 – Millionen- Grenze überschritten. 2016 kam ein neues Kraftwerk zur Aufstellung.
Penig hat heute wieder einen festen Platz als zuverlässiger Lieferant von Dekor-papieren und Gegenzugpapieren für Fußbodenlaminat im In- und Ausland. Die Jahresproduktion beträgt in Abhängigkeit von der Auslastung der Arbeitsbreite der Papiermaschine bis zu 30.000 t/Jahr.
Penig ist die älteste Papierfabrik Deutschlands, die seit ihrer Gründung noch heute am Gründungsstandort produziert.
Frieder Schmidt zum200. Geburtstag: Heinrich Voelter
Nur wenige Monate nach dem 200. Geburtstag des Holzschlifferfinders Friedrich Gottlob Keller am 27. Juni 1816 gilt es, sich der Geburt seines Geschäftspartners Heinrich Voelter zu erinnern. Dieser war am 1. Januar 1817 als Sohn des Papierfabrikanten Heinrich Bernhard Voelter (1784-1847) in Heidenheim an der Brenz zur Welt gekommen. Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung in einer Weberei und Färberei. Bereits in seiner Jugend arbeitete er mit dem Heilbronner Papiermaschinenbauer Johann Jakob Widmann (1799-1876?) und mit dem Heidenheimer Mechaniker Johann Matthäus Voith (1803-1874) zusammen. Als junger Mann war er nach Bautzen in die Papierfabrik von Carl Friedrich August Fischer (1778-1842) berufen worden, weil er sich mit den frühen deutschen Papiermaschinen auskannte, und wurde dort nach dem Tod des Eigentümers zum Technischen Direktor ernannt. Am 19.und 20. Juni 1846 besuchte ihn Keller in Bautzen, und nachdem der sächsische Blattbindermeister sein Holzschleifverfahren demonstriert hatte, kam es zwischen den beiden zu einer Vereinbarung, wie sie dieses gemeinsam nutzen wollten.
Heinrich Voelter verließ 1847 seine Direktorenstelle in Bautzen und kehrte nach Heidenheim zurück und bemühte sich seit seiner Übereinkunft mit Keller systematisch um eine Patentierung des Verfahrens im In- und Ausland, wobei die Schutzdauer oft nur fünf Jahre betrug. Der Papierfabrikant Adolf Benedello hat diese Anstrengungen 1957 in seinem Werk „Keller – Voelter“ ausführlich dokumentiert.
Seit 1847 enthielt das aus Heidenheim gelieferte Papier des „Schwäbischen Merkur“ bis zu fünfundzwanzig Prozent Holzstoff. Die „Allgemeine Ausstellung deutscher Industrie- und Gewerbs-Erzeugnisse“, die 1854 in München stattfand, brachte Voelter seine erste öffentliche Anerkennung. Eine Medaille II. Klasse erhielt Heinrich Voelter für ein Sortiment von Papieren mit Holzbeimischung, das er auf der Pariser Weltausstellung von 1855 präsentierte. Die Zusammenarbeit mit dem Heidenheimer Mechaniker Johann Matthäus Voith trug Früchte. Von 1852 bis 1860 entstanden einundzwanzig Holzschleifer, die Voelter an in- und ausländische Kunden lieferte. 1859 war von Johann Matthäus Voith der Raffineur als wichtige Verfahrensverbesserung erfunden worden. Dies hielt Voelter nicht davon ab, diese Maschine 1861 unter seinem eigenen Namen patentieren zu lassen, was zu allerhand Auseinandersetzungen führte.
1863 beteiligte sich Voelter an der neu gegründeten Maschinenfabrik Gebr. Decker & Co. in Cannstatt. Diese Firma benutzte die 1867 erneut in Paris abgehaltene Weltausstellung zur Demonstration einer kompletten Holzschleiferanlage. Die Werbekampagne erzielte viel Aufmerksamkeit. Im Anschluss kam es zu vielen Bestellungen aus Skandinavien und Amerika. Bis 1879 betrieb Heinrich Voelter sein 1858 eingerichtetes technisches Büro, dem ursprünglich auch Friedrich Voith, der Sohn des Mechanikers J. M. Voith und Absolvent des Stuttgarter Polytechnikums, angehörte. Heinrich Voelter starb am 12. September 1887 im Alter von 70 Jahren.
Ernst Raithelhuber, langjähriger Archivar der Maschinenfabrik J. M. Voith in Heidenheim (Brenz), betonte 1966, wie hilfreich die neue Branche für viele Gegenden war: „Die Einführung des Holzschleifereiwesens hatte für die Volkswirtschaft vieler Länder bedeutsame Folgen. Nicht mehr florierende Mahlmühlen, Spinnereien, alte Sägewerke und Eisenhämmer konnten nun durch die verbesserten Ausnutzungsmöglichkeiten ihrer Wasserkräfte zu rentablen Handelsholzschleifereien ausgebaut werden. Sie lagen vorwiegend abgelegen in holzreichen Gegenden und konnten dort das Holz billig heranschaffen. Der Holzschliff wiederum eignete sich in Pappenform für den Transport weit eher als das voluminöse Nadelholz.“
Doch bereits vor 50 Jahren stellte Ernst Raithelhuber auch fest: „Abgesehen von Gedenkartikeln, die von Zeit zu Zeit in den Fachbüchern und –Zeitschriften der Holzstoff- und Papierindustrie über ihn erscheinen, ist es seitdem still um ihn geworden. Dagegen wurde F. G. nach seinem Tod weitergehende Ehrungen zuteil: am 18. 10. 1908 wurde in Hainichen ein Denkmal für diesen Erfinder des Holzschliffs enthüllt.“
Raithelhuber, Ernst: Heinrich Voelter. Pionier des Holzschleifereiwesens ; Papierfabrikant in Heidenheim an d. Brenz ; 1817-1887. In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken. Bd. 10. Stuttgart, 1966. – S. [388]-414.
Hinweise von Frieder Schmidt für die Jahresplanungen 2017:
Buntpapier-Workshop an der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig vom 24. + 25. Februar 2017. Das Tagungsprogramm befindet sich im Moment noch in der Feinabstimmung und wird im Januar 2017 an dieser Stelle auch bekanntgegeben.
Aktuelle Ausstellung in Augsburg:
„Mehr als Muster – Bunt- und Vorsatzpapiere aus der Grafischen Sammlung“
21. Oktober 2016 bis 15. Januar 2017; Grafisches Kabinett im Höhmannhaus, Maximilianstr. 48, 86150 Augsburg
Öffnungszeiten: Di – So 10-17 Uhr
Eintritt frei
Zum heutigen 90. Geburtstag von Wolfgang Schlieder – der DAP gratuliert herzlich und wünscht Alles Gute!
Dr. Wolfgang Schlieder – langjähriger Sammlungsleiter (1969-1991) der Papierhistorischen Sammlung am heutigen Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig – legte im Rahmen des Symposiums „Zum Stand der Papiergeschichtsforschung“ am 3. und 4. November 1990, zusammen mit Dr. Günther Bayerl und Dr. Rolf Stümpel, die Fundamente für den Deutschen Arbeitskreis für Papiergeschichte. Im Wissen um sein Wirken ehrten ihn 1996 Fachkolleginnen und Fachkollegen aus dem In- und Ausland anlässlich seines 70. Geburtstags mit einer Festschrift „Papiergeschichte(n)“ (vgl. http://d-nb.info/948900350).
Heute (zum 16.12.2016) sei ihm ganz herzlich gratuliert im Namen aller, die sich durch ihn für papiergeschichtliche Fragen (und Antworten) begeistern ließen.
Jahresrückblick des Traditionsvereins Papierfabrik Fockendorf 2016
Dank der hohen Einsatzbereitschaft konnten wir in diesem Jahr einen Besucherrekord erreichen. Über 2.100 Besucher haben im Jahr 2016 von März bis November unsere Museen aufgesucht, darunter 61 Gruppen an Wochentagen und davon 26 Schulklassen. Unsere externen Veranstaltungen begannen 2016 mit einem Paukenschlag und zwar mit der Teilnahme an der Grünen Woche in Berlin. Außerdem haben wir uns an einer Veranstaltung in Marienberg, an den Westerntagen in Haselbach und am Rositzer Bauernmarkt beteiligt.
Im Laufe der Saison 2016 haben wir drei Sonderausstellungen gestaltet. Die erste wurde im März unter dem Titel „Erstaunliche Kunstwerke aus Papier“ eröffnet. Schwerpunkt dabei waren Papierplastiken des sächsischen Künstlers Horst Schumann, die viel bewundert worden sind. Eine zweite Sonderausstellung war Friedrich Gottlob Keller gewidmet, dem Erfinder des Holzschliffs. Die dritte Sonderausstellung war dem 20jährigen Jubiläum unseres Vereins gewidmet, der 1996 gegründet worden war.
Auch 2016 haben wir erhebliche Zuwendungen erhalten. Erneut wurde mit der Mitteldeutschen Gasversorgung GmbH (MITGAS) ein Sponsoringvertrag abgeschlossen und wir erhielten von dieser Firma wieder 500,- €. Vom Landratsamt erhielten wir eine Zuwendung aus Mitteln der Thüringer Ehrenamtsstiftung zur Förderung des Ehrenamtes in Höhe von 450,- €. Außerdem erhielten wir mehrere bedeutende Sachzuwendungen. Im März dieses Jahres hat uns die Urenkelin des letzten privaten Besitzers der Papierfabrik Greiz, Felix Günther, dessen papiergeschichtlichen Nachlass übereignet. Es handelt sich dabei um über 200 kg Material, darunter mehr als 20 Fotoalben, zahlreiche gerahmte Bilder und unzählige originale Dokumente aus der Zeit vom 18. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Des Weiteren hat uns die Papierfabrik Grünperga in Grünhainichen eine historische Wickelpappenmaschine kostenlos angeliefert und die Firma Heimbach GmbH & Co. KG hat uns im Dezember zwei neue Trockensiebe im Wert von insgesamt 1.114,- € für unsere Papiermaschine gesponsert.
Die Übernahme des papiergeschichtlichen Nachlasses des Greizer Papierfabrikanten Felix Günther hat uns dazu bewogen, in der kommenden Saison eine Sonderausstellung über die Papierfabrik Greiz zu gestalten. Diese Fabrik ist heute die älteste Papierfabrik in Thüringen, die noch existiert, sie wurde 1591 gegründet. Unser Verein steht schon seit vielen Jahren in Kontakt mit der Greizer Firma und es gibt dort großes Interesse und auch Unterstützung für diese Sonderausstellung, die am 25. März 2017 eröffnet werden soll.
Nach wie vor ist unser Wasserkraftwerk die wichtigste Finanzierungsquelle. In diesem Jahr haben wir für die Einspeisung von Elektroenergie eine Vergütung von 5.280 € von der Firma MITNETZ erhalten. Leider gab es 2016 aber auch immer wieder Stillstände des Kraftwerks, wegen notwendiger Reparaturen, Wassermangel und Vereisung.
Gegenwärtig hat der Verein 26 Mitglieder, aber für die Betreuung der Besucher, vor allem an den Wochentagen kommen praktisch nur die Mitglieder infrage, die nicht mehr berufstätig oder anderweitig gebunden sind. Diese Situation führt zwangsläufig dazu, dass künftig nicht mehr alle Anmeldungen von Gruppen, insbesondere von Schulklassen angenommen bzw. realisiert werden können, was natürlich einen Rückgang der Besucherzahlen nach sich ziehen wird. Aus gleichem Grund können wir auch nur noch in Ausnahmefällen externe Veranstaltungen durchführen.
Saisonbeginn im Jahr 2017 wird wiederum im März sein.
Die Geschichte der Papierfabrik Penig stellt unser langjähriges DAP-Mitglied, Heiner Unger, in seinem jüngst (Sept. 2016) erschienen Buch: Die Papierfabrik Penig. Geschichte und Geschichten (80 Seiten mit zahlreichen Fotos und Abbildungen, UVP 12,50 Euro, ISBN 978-3-96063-001-2) ausführlich dar. Hierbei baut er auf seine früheren Veröffentlichungen (Johannes Mädel/ Heiner Unger: Die Peniger Papiermühle und ihre Wasserzeichen. Ein historischer Streifzug durch die Jahrhunderte.; 2005 und Heiner Unger: 475 Jahre Papier aus Penig, 2013) auf.
„Frühling, Sommer, Herbst & Winter“ – Origami-Ausstellung in Freiburg im 3-Ländereck
Vom 29. Oktober bis 1. November 2016 veranstaltet der Triogami-Stammtisch (Trio=Mitglieder aus dem Dreiländer-Eck Deutschland-Frankreich-Schweiz) im großen Ausstellungssaal der AWO-Begegnungsstätte eine Ausstellung mit zahlreichen Objekten, die mit der ganzen Bandbreite industrieller bunter Papiere aus Japan, Frankreich, Holland, Österreich und Deutschland gefaltet wurden. Auch unser langjährige DAP-Tagungsteilnehmerin Christine Trautwein wird einige Ihrer Objekte zeigen. Ferner findet ein Workshops für groß und klein statt und können original-japanischer Origami-Papiere gekauft werden.
Eröffnung der Ausstellung:
Samstag, 29. Oktober um 11.00 Uhr
Öffnungszeiten:
MO- SA: von 10.00 bis 17.00 Uhr
SO: von 14.00 bis 17.00 Uhr
Adresse:
AWO-BEGEGNUNGSSTÄTTE – Tennenbacher Straße 38 – 79106 Freiburg i. Br.
Heute erreicht uns die traurige Nachricht, dass Ekkehard Schaarschmidt, einer unserer langjährigen DAP-Teilnehmer, am 5.10.2016 verstorben ist. Mir persönlich wird Herr Schaarschmidt insbesondere mit seinen Diskussionsbeiträgen in Erinnerung bleiben, mit denen er unserem Arbeitskreis Standpunkte aus Sicht der Papierindustrie näherbrachte.
Traueranschrift: Familie Schaarschmidt, Langenhagen 60, 33617 Bielefeld.
Rückblick auf die Vorführung des Japanischen Papiermeister NAITŌ im „Lichthof“ des Deutschen Technikmuseums Berlins
Nach einer Einführung in Wort und Film am 27.9.2016 im Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin über die Herstellung von Japanpapieren fand ein öffentliches Gespräch zwischen dem japanischen Papiermachermeister NAITŌ und dem Berliner Papiermacher Gangolf Ulbricht statt. Gangolf Ulbricht – seit vielen Jahren selbst Meister seines Faches – verbrachte während seines einjährigen Japanaufenthaltes 1998 mehrere Wochen in der Werkstatt von NAITŌ in Sichtweite des Berges Fuji, um dort die ganz traditionelle Art des Papierschöpfens in Japan kennenzulernen.
Die „traditonelle japanische Art“ beim Handschöpfen bedeutet, dass ausschließlich Fasern aus dem Bast von Kozo-, Mitsumata- oder Gampisträuchern, unter Zusatz von Nori und Wasser in die Stoffbütte gegeben werden. Das Schöpfsieb besteht aus mehreren stirnseitig aneinander gestoßenen Bambusstengeln identischen Durchmessers, die von Fäden umschlungen nebeneinander gebunden werden. Hierdurch bleibt das Sieb in einer Richtung sehr flexibel, was das „abgautschen“ (die Abnahme des feuchten Papierbogens vom Sieb) sehr erleichtert. Da dies in einer rollenden Bewegen geschiet, spricht man auch vom Rollsieb. Zum Schöpfen eines gleichmäßigen Bogens muss jedoch die absolute Planlage des Siebes gewährleistet sein. Daher wird das Sieb für den eigentlichen Schöpfvorgang in einen Rahmen eingespannt.
Beim Schöpfen nach der „Nagashi-zuki“-Methode werden zunächst 2 bis 3 dünnste Faserlagen auf dem Rollsieb abgelegt, auf die dann eine dickere Zwischenlage und abschließend nochmals eine dünne Faserlage aufgeschöpft werden. Im Gegensatz zur europäischen Handschöpferei wird das Sieb zur Herstellung eines Bogens mehrfach (üblicherweise vier- bis neunmal) in die Bütte getaucht. Anschließend wird das Rollsieb mit dem neuen Bogen aus dem Schöpfrahmen genommen und direkt Bogen auf Bogen abgegautscht. Anders als in Europa üblich werden also keine Filze zwischengelegt. Papiermachermeister NAITŌ hilft sich hier lediglich mit einem dünnen Faden, den er je Lage dazwischenlegte. Dies erleichtert die spätere Trennung der noch feuchten Bogen. Über Nacht werden diese ganz langsam gepresst. Nach traditioneller japanischer Papierschöpfmethode werden die Bögen anschließend auf Trockenbretter – wegen seiner Saugfähigkeit aus Gingkoholz – aufgestrichen und in die Sonne zum Trocknen gestellt. Um das frühzeitige Abrollen der noch nicht ganz durchgetrockneten Bogen zu verhindern, werden die Trockenbretter mit einem feuchten Kamelienblatt eingerieben.
Nach NAITŌs Angaben schöpfen heute in Japan noch ca. 160 Papiermachermeister in dieser traditionellen Art. Seine Ein-Mann-Tagesproduktion liegt bei ca. 200 Bogen. Im November 2014 wurde die Tradition des japanischen Papierschöpfens („Washi“ – zu dtsch. Japanpapier), durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Von 29. September bis 1. Oktober 2016 führte Herr NAITŌ im Deutschen Technikmuseum Berlin seine traditionelle japanische Papierherstellung praktisch vor. Lediglich Mitsumatafasern – die ein weiches Papier ergeben – der Schleim der Nori-Pflanze und Berliner Wasser diente als Rohstoffe für seine dort vor einem interessierten Publikum hergestellten Papiere. Er arbeitete mit der Original-Ausrüstung einer japanischen Handschöpferei, die ursprünglich von der JAPICO Drissler Feinpapiere KG aus Japan nach Deutschland gebracht und sich seit den 1980er-Jahren im Besitz des Deutschen Technikmuseums befindet. Herr NAITŌ ware bereits im Jahr 2000 mit einer vergleichbaren Veranstaltung schon einmal zu Gast in Berlin. Es gibt wohl kaum authentischere Methoden, in Europa mehr über die japanische Papierherstellung zu erfahren, außer sie an Originalgeräten von Meistern ihrer Zunft vorgeführt zu bekommen. Trotz der sprachlichen Hindernisse konnte man so einen anschaulichen und vor allem authentischen Einblick in die jahrhundertealte Kunst der japanischen Papierherstellung gewinnen. Den Organisatoren – der Deutsch-Japanischen Gesellschaft, Gangolf Ulbricht und den Gastgebern (dem Deutschen Technikmuseum Berlin und hier insbesondere Herrn Prof. J. Hoppe, Frau Wallbach und Herrn Schröder) – sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
Am 27.9.2016 um 19:00 wird im Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin (Saargemünder Str. 2) der Japanische Papiermeister NAITŌ Tsuneo eine Einführung in die Geschichte und Herstellung von Washi in Japan geben. Im Anschluss erfolgt ein moderiertes Gespräch zwischen Herrn NAITŌ und Herrn Gangolf Ulbricht.
Um Anmeldung mit Stichwort „PAPYRUS“ unter kultur@jdzb.de wird gebeten.
Vom 29. September bis 1. Oktober 2016 wird Herr NAITŌ im sogenannten „Lichthof“ des Deutschen Technikmuseums Berlin mit seinen Vorführungen (11:00- 16:00) einen Einblick in die traditionelle japanische Papierherstellung (insbesondere für Kalligraphie- und Zeichenpapiere) geben.
PapierMarkt mit Trödelständen
im LVR-Industriemuseum Bergisch Gladbach
am Sonntag, den 4. September 2016 von 11 bis 18 Uhr
Die Papiermaschinenhalle und das Museumsgelände verwandeln sich in einen bunten Markt. Im Mittelpunkt stehen Schönes und Ausgefallenes aus Papier: handgeschöpfte und marmorierte Papiere, Bücher und Alben, Schachteln und Dosen, Schmuck, Schalen und vieles mehr. Auch bei Kunsthandwerkern, die mit anderen Materialien arbeiten, oder an den Trödelständen lässt sich vielleicht das ein oder andere Schätzchen finden. Herzhaftes und Süßes für den Magen ergänzen die bunten Stände.
Der Eintritt zum Markt ist frei!
Museumseintritt: Erwachsene 4,50 €, erm. 4 €,
Kinder/Jugendliche bis 18 Jahren frei
33. IPH-Kongress in Valencia (Spanien) vom 20. – 24.9.2016
Im Jahr 2016 steht die aller zwei Jahre stattfindende IPH-Tagung unter dem Motto „The Paper Road from Xàtiva and Valencia to the Mediterranean countries and to the New World“. Wegen des dicht gefüllten Vortragprogrammes, finden meist je Vorträge parallel statt. (Leider) sind viele Vorträge nicht in Englisch. Die Anmeldung/Registrierung zum IPH-Kongress ist inzwischen auch online unter:
Vom 16.-19.6.2016 tagte der Deutsche Arbeitskreis Papiergeschichte (DAP) im Zusammenhang mit einer Festveranstaltung zu Ehren Friedrich Gottlob Keller anlässlich dessen 200.Geburtstages in Hainichen, Freiberg und Weigmannsdorf.
Teile dieser Tagung wurden durch die Stadt Hainichen, den Akademischen Papieringenieurverein an der TU Dresden e.V. (APV), den Vereinigten Papierfachverband Sachsen/Thüringen (VPM) und dem Deutschen Arbeitskreis Papiergeschichte gemeinsam organisiert.
Dem vielseitigen und unterhaltsammen Festakt in der Aula der Keller-Oberschule in Hainichen, folgte ein Festkonzert in der Trinitatiskirche Hainichen.
Fachvorträge anlässlich des Keller Jubiläums (gemeinsamme Fachtagung im Freiberger Brauhof):
• Begrüßung durch Herrn Ocken
• F.Schmidt, „Kellers Holzschliffverfahren – Invention, Innovation und Diffusion“
• H.Cedra, „Rohstoffsituation der Papiererzeugung vor der Erfindung des Holzschliffs am Beispiel der Lumpensammlung“
• F.Niethammer, „Erstanwendung von Kellers Holzschliff in der Papierfabrik Kriebstein“
• C.Bleyl, W.Göhler, H.Koch und R.Ocken, „Ausbreitung des Holzschliffverfahrens in Sachsen und seine Auswirkungen auf den einheimischen Maschinenbau“
• D.Kutschke und E.Möller, „Schleifersteinproduktion in der Sächsischen Schweiz“
• S.Heinemann, „Holzstoffprüfung vom 19.Jahrhundert bis zur Gegenwart“
• P.-G.Weber, „Bedeutung von Holzstoff in Gegenwart und Zukunft“
Am Nachmittag setzte der DAP seine eigene Tagung nach einer Exkursion in die letzte Holzschleiferei Deutschlands im Gasthof Weigmannsdorf fort.
• Frau Prof. Ulrike Hähner stellte eindrücklich die „Herausforderungen für die Restaurierung von Archiv- und Bibliotheksgut auf Papier/Karton – ein Überblick“ dar, die sich gegenwärtig für die Bestandserhaltung ergeben.
• Im Anschluss hieran brachte uns Frau Laura Völkel (M.A.) mit ihrem Vortrag „Die Untersuchung von Nanocellulosen für einen Einsatz in der lokalen Papierstabilisierung“ einen in der Restaurierung neuartigen Rohstoff nahe.
• Herr Wolfgang Gottschalk stieß mit seinem Vortrag „Celluloseabbau – Ansätze zur Konsolidierung spröder Blattfragmente“ spannende Diskussionen nicht nur über gelungene oder weniger gelungene Restaurierungen an.
• Nach der Kaffepause vertiefte der Vortrag von Frau Claudia Förster mit ihrem „Abriss über die Geschichte der Streicherei – von der Bürstenstreicherei zur Inkjetpapierbeschichtung“ unsere am Vormittag auf der Exkursion gewonnenen Erkenntnisse.
• Der Vortrag von Herrn Joachim Preuss zur „Faszination Papiermaschine“ gab einen Einblick über die verschiedenen Entwicklungen in der mehr als 200-jährigen Geschichte des Papiermaschinenbaues.
• Abschließend gab Herr Dieter Pothmann einen „Rückblick auf das Papierhistorische Seminar in Homburg und die dortigen Holzschleifversuche“.
Der Dank des DAPs gilt der Firma Felix Schoeller, die uns interessante Einblicke gab, und ferner nochmals Hans-Georg Wöllmer, der für einen reibungslosen Tagungsablauf sorgte!
Am 12. Juni um 15 Uhr wird im Kulturhaus Zanders die Ausstellung: „Ergens, een plek – Irgendwo, ein Ort – Somewhere, a place“ mit einer Klangperformance Edo Hebinck & Laurens van der Zee eröffnet. Ausgestellt werden vom 12.6.2016 bis zum 3.7.2016 Papierarbeiten von KünstlerInnen aus den Niederlanden und Deutschland.
Kulturhaus Zanders
Hauptstraße 267 – 269
51465 Bergisch Gladbach
Öffnungszeiten Di / Do / So 15 – 18 Uhr
Papier autark – 30 Jahre International Asseciation of Hand Papermakers and Paper Artists (IAPMA)
Im Museum Papiermühle Homburg (www.papiermuehle-homburg.de) sind vom 1. Mai bis 25. September 2016 Arbeiten von 20 deutschen Papierkünstlern der IAPMA zu sehen. Zum Abschluß von „Papier autark“ veranstaltet das Museum einen Papiermarkt mit vielen Ausstellern und Aktionen „Rund ums Papier“.
Die nächste Tagung des Deutsche Arbeitskreis Papiergeschichte (DAP) wird im Zusammenhang mit einer Festveranstaltung zu Ehren Friedrich Gottlob Keller anlässlich seines 200.Geburtstages vom 16.-19.6.2016 in Hainichen, Freiberg und Umgebung stattfinden.
Teile dieser Tagung werden durch die Stadt Hainichen, den Akademischen Papieringenieurverein an der TU Dresden e.V. (APV), den Vereinigten Papierfachverband Sachsen/Thüringen (VPM) und dem Deutschen Arbeitskreis Papiergeschichte gemeinsam organisiert. Mehr Informationen hierzu finden Sie unter:
Am 19. Juni wird in der Papiermühle Alte Dombach in Bergisch Gladbach die Ausstellung „Die Welt in 1000 Teilen – Zur Geschichte des Puzzlespiels“ eröffnet. Hier werden viele historische Puzzles zu sehen sein und ambitionierten Besuchern die Möglichkeit geboten, selbst zu puzzeln.
Mit der Sendung „Papier – Wunderstoff oder reif für die Tonne“ informierte der Bayrische Rundfunk im Dezember 2015 für die verschiedenen Aspekte der Papierherstellung und -verwendung.
Der Arbeitskreises Bild-Druck-Papier wird 2016 zu seiner 36. (und leider letzten) Tagung in Wrocław (Kulturhauptstadt Europas 2016) zusammenkommen. Veranstaltet wird die Tagung von dem Instytut Filologii Germańskiej/Institut für Germanistik der Universität Wrocław und dem Muzeum Miejskie Wrocławia (Städtisches Museum der Stadt).
Referenten aus verschiedenen Ländern werden über die verschiedenen Aspekte mehrerer Jahrhunderte polnischer Kulturgeschichte, den Besonderheiten der Drucker- und Verlegerstadt Breslau und in die Geschichte der Fotografie in Polen einführen. Vorträge zu Themen Luxuspapier, Graphische Sammlungen und Bild– und Künstlersprachen runden die Tagung ab.
Als Begleitprogramm wird eine Exkursion nach Niederschlesien (u.a. zur Friedenskirche von Świdnica – Schweidnitz /Weltkulturerbestätte) angeboten.
Die verbindliche Anmeldungen zur 36. Tagung des Arbeitskreises Bild-Druck-Papier muss bis zum 9. Februar 2016 bei Dr. Irene Ziehe, Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin erfolgen.
Konferenz zur Dresdner Hofmusik 21.-23. Januar 2016
Vom 21. bis 23.1.2016 findet an der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) eine Konferenz zum Forschungsstand der Geschichte der Dresdner Hofmusik statt. Zur Zeit der sächsisch-polnischen Union (1697–1763) sind hier bedeutende Werke entstanden. Das Forschungsprojekt zur Dresdner Hofmusik an der SLUB (zu den vokalen Notenbestände aus der Dresdner katholischen Hofkirche und der Königlichen Privat-Musikaliensammlung), widmete sich der Instrumentalmusik. Im Rahmen dieses Projektes kam es zu zahlreichen musikalischen Wiederentdeckungen, die dem Fachpublikum und der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden sollen.
Als ein weiteres Projektergebnis wurden etwa 1.500 Musikalien, die der Forschung und Praxis bislang verborgen waren, digital frei zugänglich. Dieser Datenbestand wurde nach neuestem Stand des internationalen Quellenverzeichnisses RISM erschlossen und digitalisiert. Auch den verwendeten Papieren ist ein Vortrag auf dieser Konferenz gewidmet.
„Ich Bin, Was da ist. Beethoven im Blick moderner und historischer Kunst“ – Eine Ausstellung anläßlich 25 Jahre Deutscher Einheit im Kulturhaus Zanders, Bergisch Gladbach.
Vom 18.10. bis 15.11.2015 werden jeweils am Dienstag, Donnerstag und Sonntag verschiedene Objekte auf und aus Papier gezeigt.
Ausstellung: Stadt, Land, Garten – Zur Kulturgeschichte des Nutzgartens
Vom 22. März bis 20. Dezember 2015 findet in den Gemüsegärten, die zum Gelände der Papiermühle Alte Dombach in Bergisch Gladbach eine Ausstellung zur Kulturgeschichte des Nutzgartens statt. In der Ausstellungsankündigung heißt es weiter: „Die heutigen Museumsgärtner führen fort, was für die Papiermacher früherer Zeiten Alltag war. Schon damals ergänzten die Familien ihren Speisezettel mit Obst und Gemüse, das sie selbst anbauten. Dies war vor der Industrialisierung überlebenswichtig. Säen und pflanzen, gießen und jäten, schneiden und umgraben, ernten, einlagern und konservieren – ohne diese Arbeiten kam man nur schlecht durch den Winter.“
Die Austellung beleuchtet die verschiedenen Formen der Gartennutzung – Gärtnern in den Städten des Industriezeitalters (von der Brachflächen-Nutzung über Kleingartenanlagen bis zu Siedlungen mit Gärten hinter dem Haus), Gärtnern in Notzeiten (z.B. „Steckrübenwinter“ 1916/17 ) und Gärtnern in der Gegenwart (wichen Gemüsegärten viele Jahre lang neuen Rasenflächen und Blumenbeeten so ist diese Entwicklung mit den jungen Familien, die naturnah leben möchten oder einen Gegenpol zum Alltag in der globalisierten Gesellschaft suchen, scheinbar gestopt).
Ort:
LVR-Industriemuseum | Papiermühle Alte Dombach
51465 Bergisch Gladbach
Laufzeit: 22. März bis 20. Dezember 2015
Eintritt: 3 €, ermäßigt 2,50, Kombikarte mit Dauerausstellung 5 €, Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt
Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10 – 17 Uhr, samstags und sonntags 11 – 18 Uhr
Karfreitag, Ostermontag und 1. Mai geschlossen
Hildesheimer Tag der Restaurierung
Am 20.2.2015 lädt die Fachhochschule Hildesheim zur Präsentation von aktuellen Abschlussarbeiten des Studiengangs „Konservierung und Restaurierung“. Mit den Beiträgen zur:
* „Untersuchung von Nanocellulosen für einen Einsatz zur lokalen Papierstabilisierung“ (Laura Völkel)
und
* „Entwicklung von Konservierungseinbänden für holz- und säurehaltige Skizzenbücher des Otto Modersohn Museums Fischerhude“ (Lisa Dittmann)
wird es auch zwei Beiträge zum Thema „Papier“ geben. Nähere Informationen hierzu:
Tagung „Paper is part of the picture. Europäische Künstlerpapiere von Albrecht Dürer bis Gerhard Richter“ vom 18. bis 21. März 2015 in Düren
Der Veranstalter teilte uns hierzu weiter mit: “Das Leopold-Hoesch-Museums & Papiermuseum Düren feiert 2015 das Jahr des Papiers. Seit nunmehr 625 Jahren besteht die deutsche Papierherstellung und gleichzeitig begeht das Papiermuseum Düren sein 25jähriges Jubiläum. Aus diesem Grund veranstalten wir die internationale Expertentagung „Paper is part of the picture“. Sie wird in Kooperation mit Herrn Professor Georg Satzinger von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, mit Herrn Professor Nils Büttner von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und mit Wissenschaftlern der Morgan Library und des Metropolitan Museum New York durchgeführt. Auf der Tagung sollen gezielt Papiere untersucht werden, die Künstler seit der Renaissance für Zeichnungen und Druckgraphiken verwendeten. Bisher galten diese Papiere nicht als Teil, sondern lediglich als Träger der Darstellung. Mit ihnen beschäftigten sich daher fast ausschließlich Restauratoren, die auch die einzige Tagung weltweit zu diesem Thema bisher 1999 in Toronto veranstalteten. Ein Hauptaugenmerk unserer Tagung soll auf der Frage liegen, wann und aus welchen ästhetischen Überlegungen heraus Künstler Papiere für ihre Zeichnungen und Druckgraphiken wählten und wie sich hierin zeitgeschichtliche Kontexte widerspiegeln.” (Zitat aus der Tagungseinladung des Veranstalters)
Der Tagungsort (19. und 20.3.2015) ist das Meeting-Center der KANZAN Spezialpapiere GmbH (Nippesstraße 5, 52349 Düren). Da nur 80 Sitzplätze im Tagungssaal zur Verfügung stehen, bittet der Veranstalter um eine schriftliche Anmeldung bis zum 15. Februar 2015.
Neue Ausstellung im Papiermuseum Düren: Glanz und Glitter – Luxuspapiere aus der Sammlung
Die Ausstellung „Glanz und Glitter – Luxuspapiere aus der Sammlung“ im Papiermuseum Düren zeigt 141 Objekte aus der Blütezeit der Luxuspapiere (1850–1930). Präsentiert werden Glückwunschkarten, Kalender, Sammelalben, Papierkrippen, Zigarrenringe und mehr, mit Fokus auf aufwendig gestaltete Kulissenkarten.
Dank moderner Stanz-, Präge- und Drucktechniken wie der Chromolithografie zeichnen sich diese Papiere durch außergewöhnliche drucktechnische Qualität aus. Besondere Highlights sind prächtig verzierte Karten mit Glanz- und Lackbildern sowie montierten Materialien wie Seide, Fransen und Glitzer. Im 19. Jahrhundert war Deutschland führend in der Produktion von Luxuspapieren, die auch international Bedeutung erlangten. Die Herstellung erfolgte jedoch oft unter schlechten Arbeitsbedingungen, insbesondere für Frauen und Kinder in Heimarbeit.
Die Ausstellung verdankt ihren Umfang großzügigen Überlassungen von Sammlungen durch private Sammler*innen wie Anna Karina Fries, Prof. Dr. Peter W. Schatt und weitere. Sie läuft im Papiermuseum Düren und knüpft an die erfolgreiche Ausstellungstradition seit 2018 an.
Dauer der Ausstellung: 23.11.2024 – 18.5.2025
Eröffnung: Freitag, 22.11.2024, 19 Uhr
Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren
Hoeschplatz 1
52349 Düren
http://www.leopoldhoeschmuseum.de
http://www.papiermuseum-dueren.de
Einladung zur Subskription!
Ab 2025 ist eine Publikationsreihe des Arbeitskreises Buntpapier geplant.
Der Titel „Irispapier. Buntpapiere in Forschung, Handwerk und Kunst“ spiegelt die Vielfalt von Buntpapier wider. „Irispapier“ soll das Buntpapier in seiner Gesamtheit sowie den Arbeitskreis Buntpapier und das dort vorhandene vielfältige Wissen über den unmittelbar beteiligten Personenkreis hinaus bekannt machen.
Die Publikation wird jährlich erscheinen. Der Vertrieb der ersten Ausgabe wird bis 15. Januar 2025 in Subskription erfolgen (gedrucktes Heft + PDF > für die Ausgabe 2025 zum Preis von 25,00 € incl. Inlandsversand/Deutschland), später nur einzeln.
Das Format des gedruckten Heftes ist A4, der Umfang beträgt etwa 60 Seiten mit vierfarbigen Abbildungen. Sprachen sind Deutsch oder Englisch, die Zusammenfassung der Artikel erscheint in der jeweils anderen Sprache.
Wir laden ein zur Subskription, bitte per Mail an: irispapier@buntpapier.org
Link zu Projekt:
„Irispapier“ auf buntpapier.org: Publikationsreihe „Irispapier“ – Buntpapier.org
Instagram-Account von paho. Zentrum für Papier
Auf dem Instagram-Account von paho. Zentrum für Papier werden Informationen zur Geschichte der Papierfabrik Hohenofen und über aktuelle Papierkunstprojekte und Arbeiten des paho-Künstlernetzwerks veröffentlicht. Mit der Verbindung von Papiergeschichte und Papierkunst wollen wir auf die Papierfabrik als technisches Denkmal von nationaler Bedeutung aufmerksam machen und gleichzeitig über die künstlerische Auseinandersetzung mit Papierthemen informieren. So wollen wir dazu beitragen, neue Zusammenhänge für den ehemaligen Industriestandort zu entwickeln und ein Netzwerk von Papierfachleuten aus verschiedenen Bereichen aufzubauen.
Instagram-Account von paho. Zentrum für Papier zu erreichen über:
https://www.instagram.de/paho.zentrumfuerpapier/
Dietmar Simon verstorben
Den DAP erreichte die traurige Nachricht, dass am 12. April 2024 unser langjähriger DAP-Tagungsteilnehmer Dietmar Simon verstorben ist. Herr Simon war gemeinsam mit seiner 2021 verstorbenen Ehefrau Heide, über viele Jahre geschätzte DAP-Tagungsteilnehmer.
Weitere Details zu Leben und Wirken von Dietmar Simon sind entsprechendem Wikipedia-Eintrag (https://de.wikipedia.org/wiki/Ingraban_Dietmar_Simon) zu entnehmen.
Neues aus Leipzig – wichtige Etappe geschafft
Andrea Lothe vom Deutsches Buch- und Schriftmuseum / Papierhistorische Sammlungen informierte den DAP, dass ein weiterer wichtiger Abschnitt der Erschließung der Wasserzeichensammlung geschafft ist. Im dazugehörigen und gut bebilderten Blog-Beitrag (https://blog.dnb.de/thueringer-wasserzeichen/) heißt es weiter:
Thüringer Wasserzeichen (16. April 2024; von Andrea Lothe, Julia Rinck, Margareta Schultz)
Im Januar 2024 wurde im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek die Erschließung von über 17.000 Thüringer Wasserzeichen (in Originalpapieren oder als Pausen) auf Einzelblattebene abgeschlossen. Die Datensätze sind nun im Online-Katalog weltweit verfügbar.
Damit ist ein weltweit einmaliger, äußerst dicht belegter Bestand an digital eingearbeiteten Papiermühlen, Papiermacher*innen und Wasserzeichenbelegen entstanden. Dieser ermöglicht es, vergleichende Untersuchungen der erschlossenen Wasserzeichen vorzunehmen, die wiederum papiergeschichtliche und musikwissenschaftliche (etwa in der Bachforschung), wie auch kunsthistorische, literatur- und buchwissenschaftliche Forschungen untermauern können. (…)
Die Leipziger Wasserzeichensammlung
Die Wasserzeichensammlung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek ist mit mehr als 400.000 Objekten die weltweit größte Sammlung ihrer Art. Sie enthält sowohl originale Papiere als auch Reproduktionen von Wasserzeichen (Handpausen oder Kopien). Die Wasserzeichenbelege dienen als Grundlage für die Echtheitsprüfung sowie die Herkunfts- und Altersbestimmung von Papieren.
Papierherstellung in Thüringen
In Thüringen gab es im Vergleich zu anderen Landschaften besonders viele Papiermühlen. Ein Grund dafür sind die günstigen Wasserverhältnisse, die für die Anlage von Papiermühlen Voraussetzung waren. Menge und Qualität des Wassers waren sowohl als Antriebskraft als auch direkt für das Papierschöpfen ausschlaggebend. Ohne gutes Wasser kann kein gutes Papier hergestellt werden.
Thüringen gilt als eines der bedeutendsten kulturellen Zentren Deutschlands, besonders im Zeitraum von der Reformationszeit bis zur Deutschen Klassik.
Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Martin Luther
und Johann Sebastian Bach arbeiteten und wirkten hier und sie schrieben
ihre Gedichte, Dramen, Thesen oder Noten häufig auf das in der Region
produzierte Thüringer Papier.
** Rinck 2016, S. 260.
Der Thüringer Bestand umfasst ca. 95 Papiermühlen, etwa 500 Papiermacher und Papiermacherinnen und annähernd 25.000 Wasserzeichen, die auf über 17.000 Wasserzeichenbelegen überliefert sind. Eine solche flächendeckende Wasserzeichen-Erschließung eines größeren Gebietes über die Jahrhunderte hinweg ist weltweit einzigartig. Die Wasserzeichen sind im Online-Katalog der Deutschen Nationalbibliothek recherchierbar unter dem Suchwort „Wasserzeichenbeleg“: DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Literaturhinweise
* Rinck 2015. Julia Rinck: Das Projekt Wasserzeichen-Informationssystem (WZIS). In: Dialog mit Bibliotheken, 27. Jahrgang, 2015, Heft 1, Leipzig und Frankfurt: Deutsche Nationalbibliothek.
Dialog mit Bibliotheken 2015/1 (d-nb.info)
** Rinck 2016. Julia Rinck: Digitalisierung und Erschließung von Thüringer Wasserzeichen aus den Papierhistorischen Sammlungen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen
Nationalbibliothek in Leipzig im Rahmen des DFG-Projekts „Wasserzeichen-Informationssystem“ (WZIS). In: Wasserzeichen – Schreiber – Provenienzen. Hrsg. von Wolfgang Eckhardt ; Julia Neumann ; Tobias Schwinger ; Alexander Staub. Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann GmbH, 2016.
https://d-nb.info/107940371X
Martin Cuppen (25.3.1930 – 8.3.2024) verstorben
http://www.ak-papiergeschichte.de/wp-content/uploads/2024/10/Martin-Cuppen-DAP-1_150dpi.jpg
Den DAP erreichte die traurige Nachricht, dass am 8.3.2023 unser langjähriger DAP-Tagungsteilnehmer Martin Cuppen verstorben ist. Martins Berufsweg war viele Jahre mit der Firma Kufferath, Düren eng verbunden und seine Schöpfsiebe auch im DAP sehr geschätzt.
Tagungsbericht zur Buntpapier-Tagung 2024 in Moritzburg
Die diesjährige Buntpapier-Tagung fand am 23. und 24. Februar im Käthe-Kollwitz-Haus in Moritzburg, unweit Dresdens statt. Am Freitag, dem 23. Februar, begann die Tagung um 12:30 Uhr mit einer herzlichen Begrüßung und organisatorischen Hinweisen von der Veranstalterin, Julia Rinck. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, zeigte Lutz J. Walter eine faszinierende Präsentation über die alten Druckmaschinen in der Tapetenfabrik Pihlgren ja Ritola Oy in Finnland und den für seine Firma Nachdrucken historischer Tapeten. Es folgten Einblicke in japanische Techniken der Papierveredelung durch Julia Rinck. Kerstin Stöver referierte über die faszinierende Katagamisammlung des Kunstgewerbemuseums Dresden und hatte einige Beispiele mitgebracht. Nach einer kurzen Pause präsentierten Graham Horton und Mitchel Gundrum innovative Ansätze in der digitalen und analogen Forschung von Buntpapier. Holger Birkholz rundete diesen Themenblock mit einem Bericht über Buntpapier in Büchern des späten 18. Jahrhunderts ab. Die Tagung endete mit einer Diskussion über die Idee zu einer Schriftenreihe des Arbeitskreises. Am Samstag, dem 24. Februar, begann der Tag mit einer auf Ledertapeten und Buntpapiere konzentrierten Führung im 1 OG von Schloss Moritzburg. Die Tagung wurde mit weiteren interessanten Vorträgen fortgesetzt, darunter Gisela Möllers Einblicke in Buntpapiere von Tapeten-Fischer und Ilse Mühlbachers Bericht über die Gründung einer Tapetenfabrik in Wien. Dirk Lange präsentierte verschiedene Buntpapiere, gefolgt von inspirierenden Projekten zeitgenössischer Künstler wie Philip Wiegards „Kids‘ Factory“ und Susanna Mihm-Lutz und Dominic Feys Projekten aus der Studienwerkstatt Buch & Papier der Kunsthochschule Kassel. Die Tagung endete gegen 16:30 Uhr.
An dieser Stelle sein den Veranstaltern und Organisatoren – insbesondere Julia Rinck, Susanne Krause und Barbara Schinkow – für eine spannende Tagung gedankt. Sie war eine reichhaltige Quelle an Wissen und Inspiration für alle Teilnehmer, die sich für die Vielfalt und Anwendungsmöglichkeiten von Buntpapier interessieren.
Danke, lieber Georg! Schön war’s…
Viele Grüße Gulia Rinck
Vereinsgründung „Freunde der alten Papierfabrik“, Neu Kalliß
Mark Riedel, Parchim machte den DAP auf die aktuellen Entwicklungen rund um die alte Papierfabrik Neu Kalliß, aufmerksam. Es hieß hierzu weiter:
„Gute Nachrichten!
Die Nachbarschaft der alten Papierfabrik konnte zum Jahresende den Mittelteil mit der historischen Fassade der alten Papierfabrik Neu Kalliß ersteigern.
Den im jahrelangen Dornröschenschlaf gefangenen Geländeteil schönster Industriekutur gilt es nun wieder zu erwecken!
Wir möchten mit dem neu zu gründenden Verein „Freunde der alten Papierfabrik“, der Gemeinde, der Bausch – Stiftung und dem Denkmalschutz das marode Gelände so gut es geht erhalten und sichern.
Dafür laden wir Euch herzlich zur Vereinsgründung in Neu Kalliß am 5.April 2024 um 16 Uhr im Kontorhaus der alten Papierfabrik ein.“
Der DAP wünscht eine erfolgreiche Vereinsgründung, viel Erfolg und freut sich zukünftig über weitere Nachrichten.
Springende Hirsche. katagami – Japanische Papierschablonen zur Textilfärbung
25.11.2023 – 19.5.2024
Eröffnung: Freitag, 24.11.2023, 19 Uhr
Kuratiert von Gastkurator Walter Bruno Brix, Köln, und Jutta Reich, Leopold-Hoesch-Museum und Papiermuseum Düren
Aus der Pressemittelung vom 20.11.2023:
Die Ausstellung „Springende Hirsche. katagami – Japanische Papierschablonen zur Textilfärbung“ präsentiert erstmalig japanische Musterschablonen (katagami) aus der Sammlung des Leopold-Hoesch-Museums und des Papiermuseums Düren. Aus traditionellem Maulbeerbaumpapier (washi) gefertigt, dienen katagami der Färbung von Gewändern, Bannern und Textilien der Inneneinrichtung. Die mit Stanzwerkzeugen und Messern bearbeiteten Papiere werden mit dem gerbstoffhaltigen Saft (kakishibu) der Kakifrucht verklebt, um die Schablonen, die dann in einem Reservefärbeverfahren (katazome) für die Gestaltung traditioneller japanischer Textilien verwendet wurden, wasserfest und widerstandsfähig zu machen. Nachdem dieses Verfahren Anfang des 20. Jahrhunderts weitgehend durch industrielle Produktionstechniken ersetzt wurde, gelten katagami heute als Kunstwerke, die spannende Einblicke in die textile Ästhetik Japans gewähren.
Die Ausstellung im Papiermuseum gibt einen Einblick in die verwendeten Materialien und Techniken und stellt anhand zahlreicher Beispiele die Bedeutung der verwendeten Muster und Symbole vor. Schließlich wird ein Einblick in die Geschichte der Papierschablonen und deren Weg in europäische Sammlungen gegeben. Die Muster der 87 präsentierten Schablonen aus der Edo- (1644–1868) und Meiji-Zeit (1868–1912) zeigen Pflanzen und Blüten, Naturerscheinungen, Tiere und von Menschen hergestellte Gegenstände. Dabei sind die Motive, die sich meist auf die Jahreszeiten beziehen, oft stark stilisiert. Nur für „Insider“ ist die Bildsprache sofort lesbar. Die im Titel zitierten Hirsche sind einerseits ein melancholisches Herbstmotiv, andererseits gelten Hirsche auch als Boten zwischen den Welten der Götter und Menschen.
In vielen Schablonen finden sich Kirschblüten (sakura). Das Motiv bezieht sich auf das in Japan alljährlich gefeierte Kirschblütenfest (hanami), bei dem die kurzzeitig entfaltete Pracht der rosafarbenen Blüten im Mittelpunkt steht. Gleichzeitig stellen die wie Schnee fallenden Blütenblätter einen Verweis auf die Unbeständigkeit des Lebens dar. Bambus und Kiefern beschwören Nachgiebigkeit und das Bestehen schwieriger Lebensphasen. Muster mit Sechsecken gelten als Wunsch für ein langes Leben. Sie verweisen auf den Panzer von Schildkröten, denen man eine Lebensspanne von 10.000 Jahren nachsagte. Eine Besonderheit bilden Schablonen mit atemberaubend feinen Mustern (Edo-komon) aus winzigen gestanzten Punkten und Formen, die ursprünglich den formellen Gewändern der Samurai-Elite vorbehalten waren, aber im 19. Jahrhundert auch auf den Kleidern des Bürgertums in Mode kamen. Somit erlaubt die Ausstellung nicht nur einen tiefen Einblick in die mannigfaltige Welt der Textilmuster, sondern auch in die japanische Vorstellungswelt.
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts faszinierten die Papierschablonen mit ihren außergewöhnlichen Mustern und dem Spiel von positiven und negativen Partien, mit ihren lederartigen Oberflächen und feinsten Reparaturen auch den Westen. Aus dem Werkzeug wurde ein Gegenstand der ästhetischen Wertschätzung. Wie die in Düren beherbergte katagami- Sammlung ihren Weg ins Papiermuseum fand, ist heute leider nicht mehr bekannt. Vermutlich wurde sie in den frühen 1930er Jahren vom Museumsverein Düren e.V. für die Papierstadt Düren und das damals bereits angedachte Papiermuseum Düren, das erst 1990 gegründet wurde, erworben.
Zur Präsentation der Schablonen in der Ausstellung werden von KKS Architektur + Gestaltung gestaltete, beleuchtete Plexiglasscheiben verwendet, die dem Papiermuseum Düren freundlicherweise von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden auch im Sinn der Nachhaltigkeit zur Verfügung gestellt worden sind. Die hinterleuchtete Präsentation lässt die Objekte ausdrucksstark wirken und erlaubt den Besucher*innen, den Detailreichtum der katagami wahrzunehmen. Vielen Dank daher an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und KKS Architektur + Gestaltung. Darüber hinaus gilt der Dank dem Kreismuseum Zons für ihre Leihgabe von vier Basisschablonen, Anita Bauer, Wien, für ihren Beitrag zur Ausstellung, der Galerie Werner Klein, Köln, für die Leihgabe von Werkzeugen und Walter Bruno Brix für die inspirierende und schöne Zusammenarbeit.
Die Ausstellung wird großzügig unterstützt durch den Museumsverein Düren e.V.
DAP-Tagung 2023 in Gernsbach
Seit langer Zeit hat sich der DAP vom 2. bis 5. November zu einer Tagung getroffen – diesmal gemeinsam mit den Schweizer Papierhistorikern (SPH). Insgesamt fanden sich 43 Teilnehmer zu unserer Tagung im Schulzentrum Papiertechnik an der Papiermacherschule in Gernsbach ein. Gernsbach hat seit vielen Jahrzehnten einen festen Platz in der Ausbildung des Papiermachernachwuchses und bot alles, was wir für unsere Tagung benötigten. Der DAP möchte sich an dieser Stelle bei der Papiermacherschule herzlich bedanken !
Weitere Informationen zur DAP-Tagung 2023 in Gernsbach finden Sie hier.
Fred Siegenthaler verstorben
Den DAP erreichte die traurige Nachricht, dass am 30. September unser langjähriger DAP-Tagungsteilnehmer Fred Siegenthaler verstorben ist. Herr Siegenthalers Redebeiträge und Einschätzungen als „Mann der Praxis“ waren im DAP stets geschätzt.
Zum download der Todesanzeige von Herrn Siegenthaler bitte hier klicken
Fred Siegenthaler in der Sammlung des Leopold Hoesch Museum Düren (auf youtube)
https://de.wikipedia.org/wiki/Fred_Siegenthaler
Prof. Dr. Ulman Weiß (10. Juni 1949 bis 6. August 2023)
Aus Erfurt ist vor wenigen Tagen die Nachricht eingetroffen, dass dort nach kurzer schwerer Krankheit der Historiker und Hochschullehrer Prof. Dr. Ulman Weiß am 6. August 2023 gestorben ist und seine Urne am 29. August im Familiengrab auf dem Erfurter Hauptfriedhof beigesetzt wurde. Er war der Sohn des Papierhistorikers Dr. Wisso Weiß und der Enkel von Dr. Karl Theodor Weiß, dem geistigen Gründer des Deutschen Papiermuseums. Der Nachruf der Universität Erfurt zeigt im Bild sehr eindrücklich, wie diese drei Generationen nun im Familiengrab zusammengefunden haben:
https://www.uni-erfurt.de/universitaet/aktuelles/news/news-detail/trauer-um-apl-prof-dr-ulman-weiss
Ulman Weiß sorgte dafür, dass die Forschernachlässe von Vater und Großvater eine dauernde Bleibe im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek gefunden haben und für die Forschung zur Verfügung stehen. Bei der Tagung des DAP 2013 in Leipzig berichtete er uns über die Papiermühle Friedrichroda in Thüringen, ein Beitrag, den er anschließend im Gutenberg-Jahrbuch Bd. 91, 2016, S. 225–237 veröffentlichte. Seine gründliche Art beim Forschen und Publizieren war stets vorbildlich, sein zum jetzigen Zeitpunkt überraschender Tod macht betroffen.
40 Jahre im Dienste der Wasserzeichen und des Papiers – der DAP gratuliert Andrea Lothe vom Deutschen Buch- und Schriftmuseums herzlich und sagt DANKE für die gute Zusammenarbeit!
Am 1. September 1983 ist Andrea Lothe in den Öffentlichen Dienst eingetreten und hat seitdem ununterbrochen in der Wasserzeichensammlung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Bücherei bzw. der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig gearbeitet, zunächst als Mitarbeiterin von Gertraude Spoer und dann in eigenständiger Verantwortung für diese bedeutende Sammlung. Ihr verdanken viele forschende Menschen des In- und Auslands sehr wichtige Hinweise zur sachlichen, zeitlichen und regionalen Zuordnung von Wasserzeichen. Auch bei bruchstückhafter Bildinformation erkennt sie mit sicherem Blick Zusammenhänge, die man so selbst in bestens erschlossenen Wasserzeichendatenbanken nicht gezielt abrufen kann. Eine Vielzahl dankender Anmerkungen in Dissertationen, Editionen und anderen Publikationen bezeugen dies. Ganz herzlichen Glückwunsch zum 40-jährigen Dienstjubiläum!
Lieber Frieder, zufällig habe ich bei einem sporadischen Besuch dieser Webseite diesen Artikel entdeckt. Ja, meine Verbindung ist trotz allem nicht abgerissen! Dabei tauchten bei mir emotional liebe Erinnerungen der früheren Treffen auf. Es war eine sehr schöne Zeit mit all den Freunden des Papiers. An dieser Stelle möchte ich ebenfalls einen lieben Gruß an Frau Lothe übersenden! Letztlich und bei dieser Gelegenheit gilt noch ein stilles Gedenken an all die lieben Freunde, die uns schon in schmerzlicher Weise verlassen haben!
Ich wünsche ALLEN Freunden des Papiers mit meinen lieben Grüßen alles erdenklich Gute!
Tage der offenen Tür am 23. Und 24. September 2023 anlässlich der „Tage der Industriekultur am Wasser“ in Neu Kaliß – alte Papierfabrik
Die „Alte Papierfabrik Neu Kaliß“ im Kreis Ludwigslust Parchim Mecklenburg-Vorpommern ist ein bedeutendes, technisches Denkmal der deutschen Industriekultur aus dem Jahr 1872. Die Fabrik wurde 1995 stillgelegt und nun erwacht der Lost Place aus dem Dornröschenschlaf.
Weitere Infos unter http://www.inselfabrik.de
Straße des Friedens 13 (Fabrikhof), 19294
Neu Kaliß „Lost Space im Aufbruch“
Offene Fabrik Samstag, 23.9. | 14:00 bis 19:00 Uhr und Sonntag, 24.9. | 14:00 bis 17:00 Uhr
Geführter Rundgang über das Gelände Samstag, 23.9. und Sonntag, 24.9. | jeweils ab 15:00 Uhr Cafébetrieb & Grillvergnügen
Samstag, 23.9. und Sonntag, 24.9. |Kreatives aus Papier für die Kleinen – Papierschöpfen Samstag, 23.9. und Sonntag, 24.9. | jeweils 14:00 bis 16:00 Uhr
Industrie Salon (mit Voranmeldung): Der Freundeskreis Papierfabrik Eldenland stellt sich vor – interessierte Mitstreitende sind zum Ideenaustausch herzlich willkommen!
Samstag, 23.9. | 18:00 Uhr Anmeldung über info@inselfabrik.de.
Papiermaschinenverzeichnis von Klaus B. Bartels jetzt online recherchierbar
Klaus B. Bartels war im DAP als “Aktenfresser” bekannt, der sich durch unzählige Dokumente zur Papiergeschichte in Bibliotheken wühlte, um die Papiermaschinenkonfiguration jeder auch noch so kleinen Papierfabrik herauszufinden. (An dieser Stelle sei auf die Buchrezension von Herrn A.Block verwiesen. Diese finden Sie hier.)
In seinen letzten Lebensjahren erarbeitete Klaus Bartels mit großem Fleiß an einer Inventarisierung aller Papiermaschinen in Deutschland. Diese Datei ist nun posthum online zugänglich und recherchierbar.
Hans-Joachim Drissler verstorben (*Frankfurt, 19.7.1935 – 28.6.2023, Ludwigshafen) – Nachruf auf meinen Geschäftspartner, der mir zum Freund wurde
Mitten im Leben stehend, aktiver als manch 50-Jähriger, neugierig wie immer und lebensbejahend bis zum Schluss verstarb am 28.6.2023 unser langjähriges DAP-Mitglied Hans-Joachim Drissler an den Folgen eines Sturzes.
Hans-Joachim Drissler war im DAP für seine fesselnden, aber mitunter jede Tagungszeitplanung sprengenden „Japanpapiervorträge“ bekannt und geschätzt. Als Ältestes von 4 Kindern einer Frankfurter Papier- und Außenhandelskaufmannsfamilie, interessierte er sich schon sehr früh für die Materie Papier. Neben verschiedenen Aufenthalten bei der Firma Stempel AG und in den Papierfabriken Kabel, Schoellershammer und Crompton schloss Hans-Joachim Drissler 1960 sein BWL-Studium an der Universität in Frankfurt ab. Mit seiner Diplomarbeit „Die Ausschaltungsgefahr im Binnensortiment, Großhandel und die einzelwirtschaftlichen Möglichkeiten der Bekämpfung“ hatte er für sich erkannt, dass es in Deutschland – ähnlich wie zuvor schon in Amerika – ein massives Betriebsgrößenwachstum geben wird, in welchem nur in größeren Firmeneinheiten organisierte Unternehmen überleben werden.
Am 1.1.1961 trat Hans-Joachim Drissler in die Drissler & Co. Feinpapiergroßhandel und die noch in Bilanzgemeinschaft geführte (und in die auf den Handel mit Japanpapieren spezialisiert) Japico – Japanpapier Import Gesellschaft Drissler & Co. ein. Er durchlief zunächst verschiedene Funktionen innerhalb der Firma, um dann von 1964 bis 1998 als einer der geschäftsführenden Gesellschafter die gemeinschaftliche Leitung und Verantwortung beider Geschäftsbereiche zu übernehmen. Über viele Jahre wuchsen sowohl die Japico als auch die Drissler & Co. Feinpapiergroßhandel stetig. „Japico“ und „Japanpapier“ wurden zum eigentlichen Hauptinteresse von Hans-Joachim Drissler, sodass er sich zunehmend ganz bewusst um die Japico-Aktivitäten kümmerte. Seine Gesellschafteranteile an der Drissler & Co. Feinpapiergroßhandel trat er an seine Brüder ab und übernahm die alleinige Geschäftsführung der Japico bis zu deren Verkauf an die Firma Schleicher & Schüll/Hahnemühle, 1996. Zu diesem Zeitpunkt war die Japico Arbeitgeber für rund 80 Mitarbeiter. Sie war in Deutschland und den angrenzenden Ländern international vertreten. Auch danach blieb Hans-Joachim Drissler dem Handel mit Japanpapieren verbunden. Er hätte im nächsten Jahr sein 63. Berufsjubiläum und 100 Jahre Japico gefeiert.
Neben dieser Tätigkeit im Papierhandel war Hans-Joachim Drissler von 1974 bis 2008 Handelsrichter am Landgericht Frankfurt, von 1987 bis 1994 bei der IHK Frankfurt (im Großhandelsausschuss, als Beisitzer und zum Schluss als einer der sieben Vizepräsidenten) tätig und engagierte sich seit 2011 in der Wählergemeinschaft Bad Sodener Bürger (BSB) aktiv in der Kommunalpolitik.
In Anerkennung um seine Verdienste erhielt Hans-Joachim Drissler den „Kaiserlichen Orden der aufgehenden Sonne am Band der goldenen Strahlen“/ Kyoku Shitsu (2003) und das Bundesverdienstkreuz (2006).
Sein umfangreiches Fachwissen, seine jahrelangen Erfahrungen und sein breites Interesse werden mir fehlen. Die Fortführung seines Lebenswerkes sind mir Anspruch und zugleich Verpflichtung. In großer Dankbarkeit – mach’s gut, geschätzter Mentor und Freund!
Georg Dietz, Dresden
Hans-Joachim Drissler verstorben
Heute erreichte den DAP die traurige Nachricht, dass unser langjähriger DAP-Teilnehmer Hans-Joachim Drissler verstorben ist. Der DAP wird ihn in würdiger Erinnerung behalten.
Was ist das … ?
Den DAP erreichte nachstehende Anfrage:
http://www.ak-papiergeschichte.de/wp-content/uploads/2023/06/20230628_Gegenstand_Lenningen.jpg
Bei einer Besichtigung der ehemaligen Papierfabrik Scheufelen in Lenningen (Schwäbische Alb) habe ich dieses Gefäß fotografiert. Da ich dieses Bild nun in einer Ausstellung präsentieren möchte, würde ich gerne erfahren, wie dieses Gefäß heißt und wozu man es benutzt hat. Könnten Sie mir hierbei kurzfristig behilflich sein?
Mit freundlichen Grüßen
Susanne Rauh
Dieter Pothmann – Papieringenieur und Papierhistoriker (28.11.1927 – 28.05.2023)
(Ein Nachruf von Dr. Frieder Schmidt, Stuttgart)
Kein anderer Mensch ist mir je begegnet, dessen Leben enger und vielfältiger mit Papier, den Papiermachern und der Technologie des Papiermachens verwoben war und bleibt, wie das von Dieter Pothmann. Als Unternehmer war er mit der Aufbereitung von Altpapier zu in den letzten Jahren immer stärker begehrtem Wellpappenrohpapier befasst, zunächst allein am Standort Düsseldorf-Bilk, dann auch im sächsischen Trebsen. Beim 125-jährigen Gründungjubiläum der Firma Julius Schulte Söhne GmbH & Co. KG eröffnete der Diplomingenieur am 9. Oktober 2011 seinen Festvortrag zur Gründung der Papierfabrik am 15. Februar 1886 mit der Bemerkung, zunächst wolle er „mit ein paar Worten erklären, was Papier ist, und wie es gemacht wird.“ Da ging es um pflanzliche Fasern, um Cellulose und Photosynthese, um die Blattbildung und die Reversibilität dieses Vorgangs, weshalb man Altpapier im Pulper wieder so auflösen kann, dass es für die erneute Papierproduktion taugt. Bevor Dieter Pothmann die Festgäste mit Details der Familiengeschichte und der Unternehmensgeschichte vertraut machte, ging es ihm erst einmal um das, was man heutzutage die Basics nennt.
Als der Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker und -Ingenieure (Verein ZELLCHEMING) 2005 sein 100-jähriges Jubiläum feierte, berichtete Dieter Pothmann zusammen mit Hans-Joachim Putz in der Festschrift, wie es dazu kam, dass er lange Jahre – von 1976 bis 1996 – Obmann des unter seiner Ägide entstandenen Fachausschusses für Altpapier war. Man kann da Dinge nachlesen, die ihre Aktualität nicht verloren haben: „Um 1970 begann die Bevölkerung unter dem Eindruck der Veröffentlichungen des ‚Club of Rome‘ sich der Grenzen des Wachstums bewusst zu werden und vor allem die Begrenztheit des Planeten Erde mit seinen Ressourcen zu erkennen. Es galt, mit Primärstoffen hauszuhalten und diese weitgehend durch nach Ge- oder Verbrauch wiedergewonnene Stoffe zu ersetzen. Das Stichwort Recycling wurde für das geboren, was unsere Industrie schon seit langem in gewissem Umfang praktizierte. Weiter wurde man sich bewusst, dass die Abfallberge nicht weiter wachsen dürfen. Somit ging es auch darum, Abfälle zu vermeiden.“ Wenige Jahre später nahm Dieter Pothmann als Vertreter der Papierindustrie an einem der Thematik gewidmeten Symposium an der Universität Stuttgart teil, dann entstand beim ZELLCHEMING ein Arbeitskreis für Altpapierverwertung, woraus sich der bereits erwähnte Fachausschuss für Altpapier entwickelte.
Dieter Pothmanns Vorfahren waren schon seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Papiermacher gewesen. Im Jahr 2018, als ihm der Verein Zellcheming den Ehrenring für Papiergeschichte verlieh, fasste er diesen persönlichen Hintergrund am 27.06.2018 so zusammen: „Meine Mutter stammte aus der Familie Jagenberg, die zur Papiermacherfamilie wurde, als mein Ururgroßvater Johann Ferdinand Jagenberg (1794–1871) 1826 die Solinger Papiermühle und 1838 die Altenkirchener Papiermühle kaufte. Wesentlich älter ist die Papiermachertradition der Familie Schulte, aus der die Mutter meines Vaters kam. Meine Schulte-Vorfahren lassen sich bis etwa zum 30jährigen Krieg zurückverfolgen, und alle waren Papiermacher, zunächst in Broich (gegenüber Mülheim/Ruhr), dann im Märkischen Teil des Sauerlandes, also im Raum Hagen-Iserlohn-Hemer. Mein Ururgroßvater Friedrich Schulte (1802–1872) legte den Grundstein für das Geschichtsbewusstsein der Familie, als er 56jährig seine Lebenserinnerungen aufschrieb. Ich trug dem APV [=Akademischen Papieringenieur-Verein, FS] in den Jahren 1986, 1987 und 1988 daraus vor. Ein Urenkel dieses Friedrich Schulte, mein Onkel 2. Grades, Alfred Schulte (1900–1944) war hauptberuflich Papierforscher. Er wurde der erste Leiter der Papierforschungsstelle, die 1938 vom Zellcheming am Gutenbergmuseum in Mainz gegründet worden war. Er fiel im Krieg, und seine Witwe Toni Schulte sprang in die Bresche, bis sie in den 1960er Jahren von Albert Haemmerle abgelöst wurde.“
Seit dem Jahr 1997, seitdem er in den Ruhestand getreten war, unterstützte Dieter Pothmann mit reger Hilfe seiner Gattin Ine aktiv die Arbeit des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) durch viele Vorträge und Tagungsberichte sowie die Organisation der Tagung 2012 in Edenkoben (Pfalz). Er forschte über die Gesuche Adolph Kefersteins zur Unterstützung des Baues einer Papiermaschine und über den Papierfabrikanten und Papiermaschinenbauer Johannes Oechelhäuser. Auf vier Reisen in den Jahren 1999 bis 2003 schlossen sich seine Frau und er den im Rahmen der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker (IPH) organisierten Forschungsreisen von Elaine und Sidney Koretsky an, die in China den Spuren der traditionellen Handpapiermacherei nachgingen. Darüber berichteten die beiden immer in sorgfältig ausgearbeiteten Diavorträgen bei den DAP-Tagungen 1999, 2001, 2002, und 2005.
Seit 2006 organisierte Dieter Pothmann zusammen mit Johannes Follmer alle zwei Jahre in der Papierscheune Museum Papiermühle Homburg am Main ein eintägiges „Papierhistorisches Seminar“ für die Studenten des Papierfachs an der Technischen Universität Darmstadt und samt ihrem akademischen Lehrer Prof. Dr.-Ing. Samuel Schabel. In gewisser Weise schloss sich da ein Kreis, denn sowohl der Vater Kurt Pothmann (1898–1984) als auch er hatten dort ihren Hochschulabschluss erhalten.
Frieder Schmidt (Stuttgart)
Aus Düsseldorf erreichte den DAP die traurige Nachricht
Der DAP wird Dieter in guter Erinnerung behalten.
Must have – Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Konsums
Eine Ausstellung im LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach
Den DAP erreichte folgender Veranstaltungshinweis:
Eröffnung: 18.6.2023, 11:00
mit einführenden Worten von Prof.Dr. Jürgen Wilhelm und Sonja Nanko
mehr Informationen unter: wwww.musthave.lvr.de
DAP-Tagung 2023
(Tagungseinladung)
Seit langer Zeit wird sich der DAP wieder zu einer Tagung treffen. Die diesjährige Tagung soll gemeinsam mit den Schweizer Papierhistorikern (SPH) vom 2. bis 5. November im Schulzentrum Papiertechnik an der Papiermacherschule in Gernsbach stattfinden. Gernsbach hat seit vielen Jahrzehnten einen festen Platz in der Ausbildung des Papiermachernachwuchses und bietet alles, was wir für unsere Tagung benötigen.
Gemeinsam mit den Schweizer Papierhistorikern und Hans-Georg Wöllmer werde ich in den nächsten Wochen das Rahmenprogramm für unsere Tagung zusammenstellen und an dieser Stelle veröffentlichen.
Da wir gegenüber der Papiermacherschule Gernbach (für die Zimmerreservierungen), dem Busunternehmen etc. Buchungszusagen machen müssen, ist Ihrerseits eine verbindliche Anmeldung bis zum 12.5.2023 erforderlich.
(Vorläufiges) Tagungsprogramm:
Donnerstag, 2.11.2023., Anreisetag
Freitag, 3.11.2023, Exkursionstag
• (noch in der Planung)
Samstag, 4.11.2023, Vortragstag
• (noch in der Planung)
Um Vorträge wird gebeten
Sonntag, 5.11.2023, Abreisetag
UM VORTRÄGE FÜR DEN VORTRAGSTAG WIRD GEBETEN. Thematisch haben wir die diesjährige Tagung noch offen gehalten. Ich bitte daher alle, die einen Vortrag beisteuern möchten, um ihre Angebote – bis zum 12.05.2023.
Die Vortragsdauer sollte 20 min. nicht überschreiten.
Kosten:
Die Tagungskostenpauschale kann erst auf Basis der tatsächlichen Anmeldungen genau berechnet werden. Hierin eingeschlossen wird der Bustransfer zu den Exkursionszielen und die Pausenversorgung am Tagungstag sein.
Übernachtungen / Tagungshotel und -ort:
Papiermacherschule Gernsbach
Schulzentrum Papiertechnik
Scheffelstr. 27
76593 Gernsbach
https://www.papierzentrum.org/schule
Einzelzimmer: 86,22 € je Nacht / Zimmer (inkl. Frühstück und Abendessen)
Doppelzimmer: 73,37 € je Person/ Nacht / Zimmer (inkl. Frühstück und Abendessen)
Für Ihre Anmeldung zur Tagung benutzen Sie bitte dieses Formular (http://www.ak-papiergeschichte.de/wp-content/uploads/2023/04/Anmeldeformular_DAP2023.docx).
Papiergeschichte nach Mitternacht
Das war heute am frühen 19. März 23 eine große Überraschung, als dlf Kultur um 5 Minuten nach Mitternacht in seiner Reihe Stunde 1 Labor einen 55-minütigen Beitrag von Thorsten Jantschek ausstrahlte: Papier ist nicht Papier – Wie die Fabrik Zerkall ums Überleben kämpft. Nun gibt es diese sehr informative Sendung auch als Download-Angebot: https://www.deutschlandfunkkultur.de/papier-ist-nicht-papier-wie-die-fabrik-zerkall-ums-ueberleben-kaempft-dlf-kultur-5e0eb76d-100.html bzw.
https://download.deutschlandfunk.de/file/dradio/2023/03/19/papier_ist_nicht_papier_wie_die_fabrik_zerkall_ums_drk_20230319_0005_5e0eb76d.mp3
Zu den Gesprächspartnern gehören die Unternehmer von IP Verpackungen in Aldenhoven, die in der Papierfabrik Zerkall Fasergussprodukte herstellen wollten, als das Juli-Hochwasser 2021 große Zerstörung brachte. Jetzt geht es um den Wiederaufbau der Büttenpapierproduktion, die Weltruf hat. Felix Renker erläutert die Qualität von Zerkall Bütten für den künstlerischen Prozess. In einem Rundgang durch die Fabrik kommen die sachkundigen Erläuterungen zum Hochwasser der Kall, zum Materialfluss in der Produktion und zu den verschiedenen Rundsieben für unterschiedliche Formate. Detaillierte Erläuterungen machen die Behandlung der einzelnen Papiersorten anschaulich, es geht um die ehemalige kohlebeheizte Kraftanlage, die früher den ganzen Ort mit Elektrizität versorgte und um die Funktion der hochwertig ausgestatteten Hausdruckerei. Dann geht es ins Papiermuseum Düren, wo es um die Zukunft des Papiers und neuartige Faserstoffe geht. Jutta Reich erläutert die vielfältigen Aspekte der Papierstadt Düren (Erzeugung, Verarbeitung, Sieb- und Filzindustrie) und neuartige Produkteigenschaften. In einer Sonderausstellung wird u. a. ein Künstlerbuch von Gangolf Ulricht vorgestellt, das weiße Zellstofffaserschrift auf schwarzem Grund zeigt. Eingeblendete Textpassagen von Armin Renker aus dem Jahr 1952 („Die Geburt des Papiers“) vertiefen immer wieder das Verständnis des Mediums Papier. Ein Gespräch über den Markt für Künstlerpapiere mit dem Plakatgestalter, Grafikdesigner und Typografen Stefan Guzy in Berlin beschließt die Sendung, die der Autor Thorsten Jantschek fortsetzen will, weil ihn das Überleben der Papierfabrik Zerkall doch sehr interessiert.
Den DAP erreichte folgende Anfrage, mit der Bitte um entsprechende Kommentare/Antworten:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Ich habe folgende Frage. Haben Sie schon einmal etwas von Papierstuck gehört?
Papierstuck wurde Ende des 19. Jh. als preiswerte Alternative für Gipsstuck etabliert und bis in die 1930er Jahre produziert. Dabei handelte es sich nicht um Papiermaché. Es wurden vielmehr einzelne ganze Papierlagen in eine Form gepresst und miteinander verklebt. Die Papierstuckleisten wurden dann bemalt und an die Wand genagelt.
Ein Restaurierungs-Student, Franz Rewoldt, von der Hochschule für Bildende Künste in Dresden beschäftigt sich im Moment in seiner Seminararbeit mit dem Thema und lässt von mir entsprechende Papierproben untersuchen. Obwohl Papierstuck um 1900 sehr verbreitet war, gibt es heute nur noch wenige konkrete Informationen darüber. Die zeitgenössischen Hauptquellen von Herrn Rewoldt sind im Moment ein Buch von Andés „Die Fabrikation der Papiermaché- und Papierstoff-Waren“ (1900) sowie diverse Firmenanzeigen und -kataloge.
Haben Sie eine Idee oder wissen vielleicht sogar, wo man genauere Informationen zu den verwendeten Papieren und den Papierstuck-Herstellungstechnologien finden könnte?
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Enrico Pigorsch
Projektleiter
Materialprüfung & Analytik
Tel.: +49 (0) 3529 551-678
E-Mail: enrico.pigorsch@ptspaper.de
http://www.ptspaper.de
Papiertechnische Stiftung (PTS)
Pirnaer Straße 37
01809 Heidenau
Vorstand: Dr. Thorsten Voß
Angaben zu Papierstuck finden sich unter (vgl. https://d-nb.info/103606039X)
Pieske, Christa (Hg.) (1983): Das ABC des Luxuspapiers. Herstellung, Verarbeitung und Gebrauch 1860 – 1930 ; [Veröffentlichung anlässlich der Ausstellung Das ABC des Luxuspapiers, Herstellung, Verarbeitung und Gebrauch 1860 – 1930 im Museum für Deutsche Volkskunde, Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz, Berlin, 24.7.1983 – 27.2.1984]. Unter Mitarb. von Konrad Vanja u.a. Berlin: Museum für Dt. Volkskunde (Schriften des Museums für Deutsche Volkskunde, Berlin, 9). Den entsprechenden Artikel zu Papierstuck auf S. 206 hat Christa Pieske selbst verfasst. Sie gibt den Hinweis, dass Papierstuck auch als Xylogenit bezeichnet wurde.
150 Jahre Wochenblatt für Papierfabrikation
Für alle, die sich für die Papiergeschichte im deutschsprachigen Raum interessieren, hat das Wochenblatt für Papierfabrikation (WfP) mit seiner Jubiläumsausgabe (Heft 11 vom November 2022) jede Menge Lesestoff bereitgestellt. Das erste Heft der Zeitschrift wurde im Januar 1870 von dem Teilhaber einer Metalltuchfabrik, Heinrich Güntter, unter der Firma Güntter-Staib im oberschwäbischen Biberach an der Riß veröffentlicht. Bedingt durch den 2. Weltkrieg kam es zwischen dem 74. und dem 75. Jahrgang zu einer mehrjährigen Unterbrechung des eigenständigen Erscheinens (vgl. https://d-nb.info/012686905). Unter dem Titel „150 Jahre Wochenblatt für Papierfabrikation. Eineinhalb Jahrhunderte im Dienste der Papierindustrie“ stellen Dr.-Ing. Kerstin Graf, seit 2010 Chefredakteurin, und ihr Team sehr anschaulich die Entwicklung der seit 1991 im Deutschen Fachverlag erscheinenden Zeitschrift vor (S. 16–27). Reich illustriert folgen auf den S. 30–44 sehr detaillierte Ausführungen zur „Papierherstellung in den vergangenen 150 Jahren. Ausgangsbedingungen und Faserstoffe“, für die u. a. auf Veröffentlichungen der Darmstädter Professoren Walter Brecht und Lothar Göttsching anlässlich des 100. bzw. 125. Jubiläums zurückgegriffen wurde. „Fit für die Zukunft. Wie die Papierindustrie den aktuellen Herausforderungen begegnet“ (s. 44–49) benennt „Vier große Topics“, denen sich die Papierindustrie stellen muss: 1. Dekarbonisierung, 2. Digitalisierung, 3. Demografischer Wandel, schließlich 4. Globalisierung – Renationalisierung. Dr.-Ing. habil. Manhart Schlegel, der von 1991 bis 2010 als Chefredakteur des Wochenblatts wirkte, macht in einem Grußwort (S. 50) darauf aufmerksam, dass zu Beginn der 1990er Jahre noch fünf Papierfachzeitschriften existierten (Das Papier, Zellstoff und Papier, IPW, APR und WfP). Das Wochenblatt für Papierfabrikation ist davon als einziges Fachmagazin übrig geblieben. Der Deutsche Arbeitskreis für Papiergeschichte (DAP) freute sich stets über die Aufgeschlossenheit, die Herr Schlegel und Frau Graf für papiergeschichtliche Belange an den Tag legten und legen. Immer wieder wurde solchen Thema gebührender Platz eingeräumt. Man denke unter anderem an die ganzen Beiträge im Zusammenhang mit Friedrich Gottlob Kellers 200. Geburtstag im Jahr 2016. Der Gratulation zum erfolgreichen Abschluss des 150. Jahrgangs sei deshalb auch ein herzliches Dankeschön beigefügt.
Frieder Schmidt (Stuttgart)
Lesestoff aus Speyer bzw. aus Heidelberg
Beim DAP-Treffen in Düren hat uns am 26.10.2019 Paul Schweitzer-Martin über „Ergebnisse und aktuelle Forschung aus dem Heidelberger Projekt“ (gemeint ist der Sonderforschungsbereich 933 Materielle Textkulturen) berichtet. Inzwischen ist die Dissertation veröffentlicht und via Open Access für jede und jeden frei zugänglich: Kooperation und Innovation im Speyerer Buchdruck des ausgehenden Mittelalters. Sie wird am 5. Dezember 2022 als Buch (ISBN: 9783110796469) und als eBook veröffentlicht und ist auch als pdf kostenlos abrufbar (Achtung! 162,43 MB, nicht unterwegs auf das Smartphone laden!): https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110796599/html
Das Kapitel 5 (Von der Mühle zur Presse: Der Bedruckstoff Papier) ist auch als einzelne Datei (11,32 MB) frei zugänglich: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110796599-005/html, ebenso das Quellen und Literaturverzeichnis (Umfang 196 kB) das in seiner Gründlichkeit und Ausführlichkeit in besonderer Weise zu empfehlen ist: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110796599-009/html,
Frieder Schmidt (Stuttgart)
Sehr Gute Artikel zum Papier,machen Sie weiter so! Vermisse Informacion ueber Voith-Heidenheim,Weltweit taetiger Papiermaschinen und Stofftechnikmaschinen -Hersteller.
Papierreliefs für den Kölner Dom und soziale Zwecke
Von Gisela Reschke kommt der Hinweis auf eine Spendenaktion, die am 12.11.2022 gemeinsam von Hans-Wilhelm Hambloch (Geschäftsführer der Papierfabrik Zerkall) und Michael Kreuzberg (Präsident des Zentral-Dombau-Verein zu Köln) vorgestellt wurde:
https://www.domradio.de/artikel/papierreliefs-fuer-den-koelner-dom-und-soziale-zwecke
bzw. https://www.koelner-dom.de/aktuelles/zentral-dombau-verein-und-papierfabrik-zerkall-praesentieren-hochwertige-domreliefs.
Bereits im Jahr 2009 hatte der Papierkünstler John Gerard ein handgeschöpftes Papier „Westfassade des Kölner Doms“ geschaffen und einen Teil des Erlöses an den Zentralen Dombau-Verein Köln gespendet: https://www.gerard-paperworks.com/bilder/pulp-paintings/k%C3%B6lner-dom-projekt/
Früher gab es auch ein aufwändiges Hell-Dunkel-Wasserzeichen der Kölner Doppelturm-Fassade mit der Unterschrift: DOM ZU KÖLN AM RHEIN, flankiert links mit dem aufsteigenden Schriftzug: ZUR ERINNERUNG AN DEN BESUCH IN DER FIRMA, und rechts gegenläufig: ZANDERS FEINPAPIERE GMBH BERGISCH GLADBACH U. DÜREN.
Buntpapiertagung 2023
aus Leipzig erreichte uns nachstehende erfreuliche Nachricht von Julia Rink:
Liebe Buntpapier-Interessierte, liebe Kolleginnen und Kollegen,
2020 fand die letzte Tagung unseres Arbeitskreises Buntpapier in Weimar statt. Nun wollen wir einen NEUSTART unserer Tagungsreihe für 2023 ins Auge fassen.
Wir treffen uns am 17. und 18. Februar 2023 in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig.
Eine hybride Veranstaltung (vor Ort + digital) ist aus technisch-organisatorischen Gründen nicht möglich.
Wegen der noch bestehenden Unwägbarkeiten wird unsere Arbeitstagung mit einer begrenzten Teilnehmerzahl stattfinden.
Es gibt 2023 keinen speziellen Themenschwerpunkt, sondern einen Rückblick auf Aktivitäten, Projekte, Publikationen und Erfahrungen der letzten drei Jahre sowie einen Ausblick auf die Zukunft unseres Arbeitskreises.
Dafür bitten wir um zahlreiche inhaltliche Beiträge.
Dafür sind folgende Formate möglich:
1. Vorträge von 20 min (mit anschließender Diskussion)
2. Kurzbeiträge von ca. 10 min (mit Diskussion nach Bedarf)
3. Präsentationen, z.B. von Buntpapieren, Büchern oder Objekten
4. Teilnehmer*innen, die nicht nach Leipzig kommen können, aber gern einen Beitrag (z.B. Video, Präsentation, Text) beisteuern möchten, wenden sich bitte via Mail an mich. Wir werden versuchen, diese Beiträge in unser Programm aufzunehmen.
Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl werden Anmeldungen mit Beitrag zuerst berücksichtigt; alle anderen Anmeldungen werden danach in Reihenfolge des Maileingangs aufgenommen.
Anmeldedaten:
– Vorname Name
– Teilnahme: Freitag und/oder Sonnabend
– inhaltlicher Beitrag: ja/nein
> falls ja: welche Art Beitrag (Vortrag, Kurzbeitrag, Präsentation o.a.) + Thema (kann auch nachgereicht werden)
Anmeldungen bitte bis spätestens 16.12.2022 an: j.rinck@dnb.de
Rückfragen aller Art ebenfalls gern an mich.
Ich freue mich auf unser Treffen!
Viele Grüße aus Leipzig
Julia Rinck – für den Arbeitskreis Buntpapier
Organisatorisches:
Tagungszeiten:
Freitag, 17.02.2023, ca. 13.00-18.00 Uhr
Sonnabend, 18.02.2023, ca. 10.00-15.00 Uhr (anschließend optional gemeinsamer Ausstellungsbesuch)
Für die Tagung wird vor Ort ein Kostenbeitrag (in bar) erhoben. Dieser Beitrag muss noch kalkuliert werden, darin enthalten: Verpflegung während der Tagung, ggf. Ausstellungsbesuch. Ein gemeinsames Abendessen kann 2023 (mit großer Wahrscheinlichkeit) nicht organisiert werden.
Bitte senden Sie uns Ihre Vortragspräsentation (möglichst als PowerPoint- oder pdf-Datei) vor der Tagung via Mail (bis 5 MB) oder per WeTransfer (j.rinck@dnb.de) zu oder bringen Sie diese auf einem USB-Stick mit.
Für die Tagung kann folgende technische Ausstattung genutzt werden:
– Mikrophon
– Notebook mit Internetanschluss
– Beamer
Die offizielle Einladung mit Programm und detailliertem zeitlichen und inhaltlichen Ablauf wird Anfang 2023 via Mail verschickt.
Neue Veröffentlichung von Nedim Sönmez
“Homage to Monet” – MARBLED WATER LILIES“
with 6 original samples of marbled water lilies by Nedim Sönmez (Izmir, 2022)
“Water-lilies are another prominent subject. Nedim Sönmez alludes openly to Monet’s paintings, which he has seen as originals. He approaches this difficult motif in large-scale compositions. Yet unlike Monet’s paintings, his flower pieces are shaped by patterns. They are works of restrained vigour and tenderness. Intricately designed areas of water contrast with large blossoms that have a certain staged looked. Monet’s impression of nature served as the point of departure for his multiply reflected representation. Ebru, the marbling art employed here, heightens the artistic challenge posed by Monet’s water-lilies by virtue of its limited repertoire of patterns and the difficult process involved in creating form. But here as well, Nedim Sönmez proves a master of his art.”
Dr. Barbara LIPS-KANT, Art Historian, Tübingen/Germany
Only 33 limited copies containing 6 original tipped-in samples of marbled water lilies. Format: 24 x 34 cm,
Hand-bound, numbered and signed by Nedim Sönmez
For orders placed by December 31, 2022: Euro 433,- After that Euro 760,- Additional 47,- Euro postage costs with DHL (50% of the total postage costs).
In memoriam Dr. Hans B. Kälin (21.2.1931 – 4.10.2022)
Einer Traueranzeige (https://tagesanzeiger.sich-erinnern.ch/traueranzeige/hans-b-kaelin) entnehmen wir, dass unser guter Papierhistorikerfreund Dr. Hans B. Kälin im Alter von 91 Jahren von uns gegangen ist. Der Kontakt zu diesem feinsinnigen Mann bereitete über lange Jahre viel Freude. Nunmehr seit fast einem halben Jahrhundert gehört seine 1974 im Selbstverlag publizierte Dissertation mit dem Titel Papier in Basel bis 1500 zu den häufig zitierten Standardwerken und findet sich in den Literaturverzeichnissen vieler Publikationen. Im selben Jahr wählte ihn auch die Internationale Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker (IPH) zu ihrem Präsidenten. Aus diesem Anlass schrieb Fred Siegenthaler in IPH-Information (Bd. 8, 1974, Nr. 4, S. 70) u.a. folgende Zeilen:
„Als Sohn eines Eisenbahners wuchs er im Kreis von sechs Geschwistern auf. Er besuchte in Pfäffikon im Kanton Schwyz die Primarschule und von 1944 bis 1950 das Gymnasium in Immensee. Noch vor Beendigung des Mittelschulstudiums trat er in die Schriftsetzerlehre, die er 1954 erfolgreich abschloss. Darauf war er viele Jahre in Genf, Zürich, Winterthur, Langnau im Emmental, Neuallschwil und Basel als Korrektor tätig. In dreieinhalb Jahren absolvierte H. KäIin neben seiner Berufstätigkeit in einem Abendkurs die Matur der sprachlichhistorischen Richtung und erwarb sich im Frühjahr 1967 den Fähigkeitsausweis, der ihm die Pforten der ältesten Schweizer Universität öffnete.
An der Universität Basel widmete sich H. Kälin dem Studium der allgemeinen und Schweizer Geschichte, der historischen Hilfswissenschaften sowie der Ur· und Frühgeschichte, der Kunstwissenschaft und der deutschen Philologie. Zu seiner papierhistorischen Doktorarbeit “Papier in Basel bis 1500“ regte ihn Prof. Dr. h.c. Albert Bruckner an. Mit dieser gründlichen Forschungsarbeit schloss Hans Kälin im Mai 1972 seinen zweiten Bildungsgang ab.
Neben dem Studium war Kälin Assistent der Schweizerischen Papierhistorischen Sammlung und für Hunderte von Besuchern Führer durch deren Papiermühle und Museum. Von der Gründung der Stiftung “Basler Papiermühle, Museum für Papier, Schrift und Druck“ an übte er auch das Amt des Aktuars des Stiftungsrats aus. Für seine papierhistorische Tätigkeit im Dienste der IPH, der SPH und der Stiftung sowie seine weitern Forschungen kann Hans Kälin jedoch nur die knapp bemessene Freizeit einsetzen. Hauptberuflich ist Dr. Kälin im Personalwesen der ChemieFirma SANDOZ AG angestellt.“
Das Amt des Präsidenten versah er bis 1984 und redigierte nicht nur mit Umsicht die IPH-Information. Zudem hatte er mit all den Problemen zu kämpfen, die sich bei der Realisierung seiner eigenen Idee, ein eigenes IPH-Jahrbuch zu schaffen, einstellten. Das auf den August 1980 datierte Vorwort zum IPH Yearbook of Paper History Vol. 1 (1980) lässt erkennen, wie kräfteraubend diese Arbeit war. Er bedankt sich dabei vor allem für die Unterstützung, die er bei seiner Frau Chantal und beim späteren IPH-Vizepräsidenten Georg Th. Mandl gefunden hatte. Im Juni 1982 heißt es dann im Vorwort zum 2. Band des Jahrbuchs: „Leider haben Ueberfülle an Arbeit, gesundheitliche Schwierigkeiten des Redaktors und Uebersetzungsprobleme seinen Druck verzögert.“ Schließlich finden sich im Vorwort des Herausgebers zum 4. Band im Jahr 1986 folgende Bemerkungen: „Band 3 des IPH-Jahrbuchs ist vor zwei Jahren erschienen. Inzwischen wurde dem Herausgeber ein Berufswechsel auf gezwungen. Die Ubernahme neuer, schwieriger Aufgaben und die labile Gesundheit verhinderten die vorgesehen Herausgabe des 4. Bandes im Jahr 1985. […] Dieser Band ist das letzte von mir zum Druck vorbereitete IPH-Jahrbuch! Leider bin ich nicht mehr länger in der Lage, das Jahrbuch zu betreuen und die viele Freizeitarbeit zu leisten. […] Ich hoffe, das von mir gegründete IPH-Jahrbuch der Papiergeschichte werde noch viele Jahrzehnte lang papierhistorische Arbeiten verbreiten. Mit diesem Wunsch verabschiede ich mich von den Artikel-Verfassern wie auch von den treuen Lesern, deren Geduld ich übermässig in Anspruch nahm.“
In der Folge entschied sich die IPH, zukünftig nur noch Kongressbücher anlässlich der in zweijährigem Abstand abgehaltenen Tagungen zu veröffentlichen. Eine weitere papiergeschichtliche Arbeit wurde 1986 von den Schweizer Papierhistorikern veröffentlicht: Wappen in Schweizer Wasserzeichen. Ein heraldischer Rundgang durch schweizerische Papiermühlen. In den folgenden Jahren galt Hans B. Kälins Engagement vor allem der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft der Regio Basel und deren Zeitschrift Regio-Familienforscher, die er mit großer Akkuratesse betreute.
„Historisches Fachwissen, gepaart mit Idealismus, Aufgeschlossenheit, Toleranz und herzlicher Freundlichkeit“ hatte ihm Fred Siegenthaler in dem eingangs zitierten Artikel zugesprochen. So mögen wir den Ehrenpräsidenten der IPH in Erinnerung behalten.
Frieder Schmidt (Stuttgart)
Sonderverkauf „100 Jahre Japico-Raritäten„
„Die Geschichte der Greizer Papiermacherfamilie Günther“
Frank Heinzig informierte uns, dass sein jüngsten Buch, „Die Geschichte der Greizer Papiermacherfamilie Günther“ soeben erschienen ist.
Papier und seine Geschichte in der Wikipedia
(ein Bericht von Frieder Schmidt, Stuttgart)
Zum 36. Kongress der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker (IPH), der vom 15. bis 19. August 2022 in Krems (Österreich) stattfand, steuerte ich via Zoom einen Beitrag bei, der sich mit einer Bestandsaufnahme zum Thema „Papier und seine Geschichte in der deutschsprachigen Wikipedia“ befasste. Die Wikipedia ist seit dem 15. Januar 2001 als gemeinnütziges Projekt online und stellt auf der Basis von Spenden als freie Enzyklopädie lexikalisches Wissen zur Verfügung, das nach dem Prinzip des kollaborativen Schreibens erarbeitet wird. Inzwischen gibt es über 300 Sprachversionen mit über 55 Millionen Artikeln. Die Wikipedia rangiert in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter den 10 am häufigsten aufgerufenen Websites. Sie hat sich bezüglich Publikumsnachfrage und Verbreitung zu einem Massenmedium entwickelt und ein Ende der großen gedruckten Allgemeinenzyklopädien bewirkt. Die Fragestellung beim Vortrag war:
Wie hat innerhalb von zwei Jahrzehnten der Themenkreis Papier und seine Geschichte in diesem Auskunftssystem seinen Niederschlag gefunden?
Wie sehr haben die Papiergeschichtsforschung und die Filigranologie dazu beigetragen?
An welchen Stellen kann der papiergeschichtlich Interessierte von der Arbeit Dritter an durchaus überraschenden Stellen profitieren?
Ursprünglich sollte der Kongressbeitrag durch ein knappes digitales Arbeitsdokument ergänzt werden, das auf wichtige Artikel verweist. Doch innerhalb weniger Wochen ist jetzt eine Dokumentation entstanden, die der sprachlichen Vielfalt der Wikipedia in breitem Umfang Rechnung trägt. Diese „List of Wikipedia Links” wird über die Homepage der IPH bereitgestellt: https://www.paperhistory.org/index.php führt in der linken Spalte den Tab „Wikipedia“ auf. Darüber kann eine pdf-Datei geladen werden: https://www.paperhistory.org/Wikipedia/wiki_links_paper.pdf.
Diese ist dem englischsprachigen Inhaltsverzeichnis entsprechend mit bookmarks intensiv gegliedert (bis zu 5 Stufen!) und ist mit Stand 17. September 2022 114 Seiten lang. Sie wird in Zukunft noch weiter ausgebaut. Für Hinweise bin ich immer dankbar (siehe Colophon). Manchen Aspekt wird man darin vergeblich suchen. Dies liegt dann aber daran, dass zu vielen wichtigen Personen oder Begriffen noch kein Artikel verfasst wurde. Das ist auch bei sehr vielen Wasserzeichenmotiven der Fall.
Noch ein Hinweis zur Benutzung. Ich persönlich verwende immer den Chrome-Browser von Google und kann mir mit diesem sofort Übersetzungen aus anderen Sprachen ins Deutsche anzeigen lassen. Das klappt auch bei nichtlateinischen Schriften wie Kyrillisch, Japanisch oder Hangul und bringt eine große Bereicherung unserer Sicht auf die (Papier-)Welt.
Papiermarkt in der Papiermühle Homburg
Homburger Papiermanufaktur Johannes Follmer
Gartenstraße 7
D-97855 Homburg / Main
http://www.homburger-papiermanufaktur.de
fon: 0 93 95 / 9 93 89
fax: 0 93 95 / 9 92 22
kontakt@homburger-papiermanufaktur.de
Ine Pothmann verstorben – ein Nachruf von Dr. Frieder Schmidt
Verleihung des Ehrenringes für Papiergeschichte an Magdalene Christ
Am Freitag, dem 1.7.2022., verlieh der „Zellcheming“ auf seiner diesjährigen Jahresversammlung in Wiesbaden den Ehrenring für Papiegeschichte an unsere langjährige DAP-Teilnehmerin Magdalene Christ.
Der DAP gratuliert sehr herzlich und freut sich mit Magdalene Christ über die Würdigung ihrer langjährigen beruflichen Tätigkeit bis zu ihrer Pensionierung Ende 2021 für die Stiftung Zanders. Ihre Arbeit als Geschäftsführerin der Stiftung Zanders war geprängt vom beständigen Aufbau und und Erhalt der dortigen (Papier-) Sammlung und des Firmen- und Familienarchives Zanders, zahlreichen Ausstellungen im Kulturhaus Zanders und ihren damit einhergehenden papiergeschichtlichen Publikationen. Auch bei IPH ist Magdalene Christ seit vielen Jahren ein aktives Mitglied.
Das Naturhistorisches Museum Schloss Bertholdsburg benötigt Hilfe
Am 8.4.2022 erreichte den DAP nachstehende Anfrage:
Sehr geehrte Mitglieder des DAP,
Frau Kämpfe von der Volkskundliche Beratungs- und Dokumentationsstelle des Freistaats Thüringen hat mir empfohlen, mich mit meinem Anliegen an Sie zu wenden. Ich suche Rat beim Ab- und Aufbau von Bauteilen einer ehemaligen Papiermühle.
Im Naturhistorischen Museum Schloss Bertholdsburg, Schleusingen sind in der Abteilung Regionalgeschichte verschiedenen Objekte einer Papiermühle ausgestellt, um das Thema „Papierherstellung“ zu vermitteln. Sie sind ursprünglich aus der Papiermühle Dietzhausen, Südthüringen.
Es handelt sich dabei um folgende Bauteile:
Papierpresse (von 1828),
Walzenpresse,
Schöpfrad,
Holländer,
Formatwalze,
Rundsieb,
Hadernschneider.
Auf „museum-digital:thüringen“ ist die Papierpresse vorgestellt:
https://thue.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=1168
Der Ausstellungsbereich besteht seit den 1950er Jahren. In den kommenden Jahren ist eine Neukonzeption der Dauerausstellung „Regionalgeschichte“ geplant. Zuvor werden die historischen Räume renoviert und für den musealen Betrieb ertüchtigt (bis 2027). Dafür müssen die historischen Objekte der Papierherstellung aus den Räumen umgezogen, eingelagert und später wieder am selben Ort aufgebaut werden. Der Zeithorizont beträgt auf Grund der anstehenden Bautätigkeiten einige Jahre.
Ich wende mich nun an Sie mit der Bitte, ob Sie eine Expertin oder Experten für diese Technik kennen und an uns empfehlen können. Für den Abbau und die Dokumentation benötigen wir jemanden vom Fach. Weil die Auslagerung der Objekte über einen längeren Zeitraum sein wird, tentieren wir für einen Wiederaufbau auch während der Einlagerung.
Herr Dr. Witowski ist aktuell in Elternzeit und betreut die Neukonzeption der Dauerausstellung. Ich bin bis Ende Mai seine Vertretung und frage bei Ihnen stellvertretend an.
Ich freue mich auf Ihre Antwort und danke Ihnen sehr für Ihre Mühe,
mit freundlichen Grüßen
i.A. Alwine Glanz
(Herr) Dr. Janis Witowski
stellv. Direktor/Historiker
Leiter d. Abt. Geschichte und Bibliothek
Naturhistorisches Museum Schloss Bertholdsburg
Burgstraße 6
D–98553 Schleusingen
http://www.museum-schleusingen.de
http://www.facebook.com/MuseumSchleusingen/
Tel.: +49 (0) 36841 531 213
Fax.: +49 (0) 36841 531 225
Führungswechsel im Papiermuseum Alte Dombach, Bergisch Gladbach
In der Papiermühle Alte Dombach stehen Veränderungen an: Ich werde zum 30.4.2022 in Ruhestand gehen. Eine neue Kollegin, Sonja Nanko, tritt an meine Stelle; Annette Schrick und Beatrix Commandeur sind weiterhin in der Alten Dombach tätig. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit wird die Neueinrichtung der vom Hochwasser im letzten Jahr betroffenen Museumsräume sein.
Hiermit möchte ich mich von Ihnen und Euch zumindest in meiner Rolle als Dombach-Leiterin verabschieden! Ich wünsche dem Arbeitskreis und allen persönlich alles Gute – Gesundheit und spannende Themen!
Sabine Schachtner
Ausstellung „BAMP! Bauen mit Papier“, 6.3.2022 – 9.10.2022
Eröffnung: Sonntag, 6.3.2022, 12 Uhr
kuratiert vom Fachgebiet Plastisches Gestalten des Fachbereichs Architektur der TU Darmstadt
Ein Haus aus Papier? Gebaut in kürzester Zeit und aus nachwachsenden Rohstoffen? Was heute noch utopisch klingt, könnte bald schon Realität werden. Die interdisziplinäre Forschungsgruppe „BAMP! Bauen mit Papier“ der Technischen Universität Darmstadt beschäftigt sich seit 2017 mit der Frage, wie Papier als nachhaltiges Baumaterial etabliert werden könnte und welche Herausforderungen, aber auch Möglichkeiten und Chancen für Gestaltung und Architektur mit diesem Thema einhergehen. 2021 wurden die Ergebnisse bereits in einer ortsspezifischen Installation auf der Architekturbiennale in Venedig ausgestellt, die vom „ECC – European Cultural Centre“ die Auszeichnung für das beste Universitätsprojekt erhielt. Das zukunftsweisende Projekt wird nun in einer Ausstellung am Papiermuseum Düren präsentiert, die vom Fachgebiet Plastisches Gestalten des Fachbereichs Architektur der TU Darmstadt kuratiert und entwickelt wurde.
Seit über fünf Jahren arbeiten Wissenschaftler*innen und Gestalter*innen unterschiedlicher Fachdisziplinen der Fachbereiche Architektur, Ingenieurwissenschaften, Mathematik, Maschinenbau und Chemie an der TU Darmstadt zusammen und entwickeln Ansätze, Papier und Karton als Baumaterial zu verwenden.
In der Baubranche ist die Verwendung von Papier, abgesehen von einigen Ausnahmen, aktuell noch Zukunftsmusik. Nachteile sind, dass Papier empfindlich auf das Einwirken von Feuchtigkeit reagiert und der Klasse der leicht entflammbaren Baustoffe angehört. Doch den negativen Aspekten stehen Positive gegenüber: Hohe Festigkeitseigenschaften bei geringem Eigengewicht, die gute Form- und Modifizierbarkeit und eine einfache chemische Funktionalisierung sind nur einige davon.
Papier und Karton werden aus Zellulosefasern hergestellt, die wiederum aus Holz oder anderem Pflanzenmaterial und damit aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden. Die Verknappung von Beton, Sand und anderen Baustoffen wird sich in den kommenden Jahren verstärken. Zudem lassen sich die heute verwendeten Baustoffe oftmals nur schwer oder gar nicht recyclen – ganz im Gegensatz zu Papier, dessen Fasern mehrfach in den Materialkreislauf zurückgeführt werden können. Genau hier könnte das größte Potenzial von Papier liegen.
Wie kann im Rahmen der Forschung das Bauen mit Papier weiterentwickelt werden? Wie kann man Papier feuchtigkeitsabweisend ausstatten? Kann Papier durch Nachbehandlung feuerbeständig werden? Welche neuen Anforderungen für eine Architektur aus Papier ergeben sich? Diesen und vielen anderen Fragen ist das interdisziplinäre Forschungsteam nachgegangen. Entstanden ist ein breites Spektrum an Modellen und Objekten, Verarbeitungsmethoden, Erkenntnissen zu Eigenschaften des Materials, sowie Methoden des Fügens, des Verformens, des Ausrüstens und der Kombination.
Eine Vielzahl an Exponaten kann bis zum 9. Oktober 2022 in einem überdimensionalen Regal aus Pappröhren im Papiermuseum Düren besichtigt werden. Das Baumaterial für die Ausstellung wird von der Firma Paul & Co GmbH & Co KG zur Verfügung gestellt.
Pressevorbesichtigung am Donnerstag, den 3.3.2022, 11 Uhr, Papiermuseum Düren
Die Pressevorbesichtigung und die Eröffnung am 6.3.2022 um 12 Uhr finden unter Einhaltung der 2G-Regel und Maskenpflicht statt.
Die beigefügte Pressemitteilung informiert Sie über die Ausstellung. Bitte beachten Sie auch das vielseitige Veranstaltungsprogramm.
Helen Wobbe
Stadt Düren
Der Bürgermeister
Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren
Helen Wobbe M.A.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hoeschplatz 1
52349 Düren
Postanschrift: Stadt Düren, Amt 42, 52348 Düren
Tel. 02421 – 25 2593
Fax 02421 – 25 1802560
Papier ganz gross!
Das gösste Blatt Papier der Welt schwebt und liegt demnächst, scheinbar schwerelos, auf dem Bodensee in Bregenz.
Es ist das zentrale Element des Bühnenbildes für Giacomo Puccinis Oper „Madame Butterfly“ der Bregenzer Festspiele.
Die gesamte Fläche beträgt 1‘300 m2 und ist 3 Tonnen schwer und stellt die japanische Welt dar. Es soll das weiss Japans und den Spiegel der Seele versinnbildlichen. Mit dem sehr feinen, zerbrechlichen Blatt Papier, das auf dem Wasser schwebt, wird eine Künstlichkeit und Leichtigkeit in der Naturkulisse des Sees erreicht, die für Spannung und den Widerspruch sorgt, die für den See und die Kulisse der Oper gebraucht werden.
Teil des Papierblattes in der Montagehalle
Dieses Blatt mit einem Ausmass von 33 x 23 Meter soll eine Lebensdauer von mindestens 2 Jahren haben. Normale Papierfasern sind dazu jedoch nicht geeignet. Das Blatt im Bodensee muss dem Seegang und Wind und Wetter widerstehen. Es ist aber auch die Bühne für 100 Figuranten, Schauspieler, Sänger, die darauf laufen, tanzen, springen. Als Alternative dient Styropor, Holz und Fassadenputz auf einem Gerüst aus Stahl.
Blattkonstruktion
Das Blatt, das in Vorarlberg, in Lauterach, hergestellt wird, stellt auch eine besondere Herausforderung des Transportes dar und soll bis Juni 2022 vollständig fertig gestellt sein.
Collagen aus Papierbötchen, amerikanischer Flagge sowie japanischer Malerei ergänzen, zusammen mit Videoprojektionen, die fertige, spannende Kulisse der Bregenzer Festspiele.
„Madame Butterfly“ gelangt an insgesamt 26 Abenden zur Aufführung, vom 20. Juli bis 21. August 2022.
Triesenberg, 20. Februar 2022
Hanspeter Leibold
Ehrenpräsident der Schweizer Papierhistoriker
Alfred (Abbi) Renker verstorben
Den DAP erreichte soeben die traurige Nachricht, dass Alfred (Abbi) Renker vor einigen Tagen verstorben ist. Alfred (Abbi) Renker und die Firma Zerkall mit ihren hervorragenden Büttenpapieren war vielen DAP-Mitgliedern – auch persönlich – wohlbekannt. Der DAP wird seiner Gedenken und wünscht Familie Renker viel Kraft für die kommende Zeit.
DAP gedenkt Walter Niemeyer
Anlässlich des 90. Geburtstages von Walter Niemeyer im Jahr 2019 hatte Martin Cuppen einen Bogen mit dem Porträtwasserzeichen von Walter Niemeyer geschöpft.
Im Text hierzu hieß es:
Sehr geehrter Herr Niemeyer,
der Deutsche Arbeitskreis für Papiergeschichte (DAP) gratuliert Ihnen zur Vollendung des 90. Lebensjahres. Wir alle, die seit einer langen Reihe von Jahren in den Genuss Ihrer wohldurchdachten und mit großem Engagement vorbereiteten und umgesetzten Arbeitskreistagungen gekommen sind, wünschen Ihnen von Herzen alles nur erdenkliche Gute, vor allem Gesundheit und Wohlergehen. Gemeinsam mit Ihnen durften wir Papierfabriken in Osnabrück, Penig und Weißenborn zum Teil mehrfach besuchen und dabei besondere Einblicke in die Welt der Papiermacher erlangen. Speziell ausgesuchte Exkursionsziele bleiben in lebhafter Erinnerung. Mit Ihren persönlichen Gaben für uns alle, es seien die Ratte in Hameln oder der Friedensreiter von Osnabrück genannt, haben Sie uns Erinnerungsstücke mit auf den Weg gegeben, die deutlich machen, wir sehr Sie jeder und jedem aus unserem Kreis mit Respekt begegnet sind. Dies wissen wir alle sehr zu schätzen und danken Ihnen aus dem gegebenen Anlass in besonderer Weise mit dem von Martin Cuppen geschaffenen Porträtwasserzeichen.
Im Namen des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte und in großer persönlicher Verbundenheit
Frieder Schmidt
Ab 2. Januar 2022 ist die Papiermühle Alte Dombach wieder geöffnet.
Das Hochwasser vom 14. Juli 2021 hat in der Alten Dombach große Schäden hinterlassen. Alle Räume im Unter- und Erdgeschoss sind betroffen und weitgehend ausgeräumt. An vielen Wänden musste im unteren Bereich der Putz abgeschlagen, Holzfußböden herausgerissen werden.
Die Räume in den beiden oberen Etagen können ab 2.1.2022 jedoch wieder besichtigt werden. Das Papierschöpfen sowie die Labor-Papiermaschine werden vorgeführt. Ein Teil der historischen Objekte, die den Papiergebrauch in vergangenen Zeiten dokumentieren, werden im Sonderausstellungsraum präsentiert – vom liebevoll gestalteten Freundschaftsalbum aus den 1830er Jahren über Papierverpackungen bis zu Koffern und sogar einer Schallplatte aus Papier. So können die Besucherinnen und Besucher wieder alles rund um die Herstellung und die Bedeutung von Papier auf vergnügliche und anschauliche Weise erfahren.
Selbstverständlich gelten im Museum die aktuellen Corona-Regeln (2G). Eine Vorab-Buchung von Eintrittskarten im Webshop des Museums wird empfohlen, ist aber nicht Bedingung. Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sollten sich vor ihrem Besuch im Museum erkundigen, ob der defekte Aufzug wieder repariert werden konnte (Tel. 02202 936680).
Weitere Informationen auf http://www.industriemuseum.lvr.de.
Walter Niemeyer verstorben
Den DAP erreichte soeben die traurige Nachricht aus Osnabrück, dass Walter Niemeyer am vergangenen Wochenende verstorben ist. Neben dem Semestertreffen der Papier Ingenieure München, welches seit 1952 für ihn in jedem Jahr ein wichtiges Ritual war, lagen Walter Niemeyer die DAP Tagungen sehr am Herzen. Er war dem DAP seit Mitte der 1990er Jahre sehr aktiv verbunden. Hier wird sicher noch vielen seine – manchmal fast militärisch – exakte Tagungsorganisation in Erinnerung sein.
Gern denken wir an die DAP-Tagungen in Osnabrück und Weißenborn zurück, sowie auch die vielen anderen DAP-Tagungen, die ohne sein aktives Zutun, um Vieles ärmer gewesen wären. Walter Niemeyer war stets der Erhalt der Handwerkskunst rund ums Papiermachen sehr wichtig. Fragen rund ums Thema Papier beantwortete er gern, exakt und half auch gern mit dem einen oder anderen Kontakt aus.
Die Beerdigung fand am Do 21.12.2021 – Corona bedingt – im engstem Familienkreis statt.
Rosi Drissler am 4.12.2021 im Alter von 81 Jahren verstorben
Die Bererdigung fand am 14.12.2021 auf dem Hauptfriedhof Frankfurt statt.
ONLINE-Tagung: Das „Weimar-Projekt“ der niederländischen Zeichnungen 2018–2021 . Die Zeichnungswissenschaft zwischen klassischer Kennerschaft und moderner Technologie
XRF-Scan zur Eisenverteilung in der Zeichnung „Federschneider“ (Eisen ist Bestandteil der verwendeten Eisengallustinte. Besonders starke Eisenkonzentrationen sind meist mit einer starken Oxidation = Tintenschwärzung verbunden.)
Das Forschungsprojekt Kennerschaft heute. Die wissenschaftliche Erschließung der niederländischen Zeichnungen in Weimar (Nov. 2018 bis Okt. 2021), hat sich zum Ziel gesetzt, den stilkritischen Umgang mit Zeichnungen mit Hilfe von neuen materialwissenschaftlichen Untersuchungen auf ein methodisch ausgewiesenes Fundament zu stellen. Bei dem untersuchten Bestand von über 1500 niederländischen Zeichnungen, die sich im Besitz der Graphischen Sammlungen der Klassik Stiftung Weimar befinden, handelt es sich um einen der umfangreichsten und bedeutendsten Bestände außerhalb der Niederlande. Auf der online durchgeführten Tagung sollen erstmals einzelne Ergebnisse des Forschungsprojekts den Kolleginnen und Kollegen in den Graphischen Sammlungen sowie den Restaurierungswerkstätten, aber auch der interessierten Öffentlichkeit dargelegt werden. Im Zentrum der Vorträge steht die Vorstellung der zur Anwendung gelangten zerstörungsfreien materialwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden (Multispektralanalyse, Röngtenfluoreszenzanalyse), die neue Aufschlüsse über die verwendeten Zeichenmaterialien und Papiere zu geben vermögen.
Neben den am Weimarer Projekt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern werden auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Sammlungen (Kupferstichkabinett Berlin, Kupferstich-Kabinett Dresden, Graphische Sammlung im Städel, Hamburger Kunsthalle, Cultural Heritage Agency, Amsterdam) ihre materialwissenschaftlichen Untersuchungen vorstellen. Ziel der Tagung ist es, die Möglichkeiten und Grenzen der Zusammenarbeit zwischen Materialanalyse und Kennerschaft im Bereich der Zeichnungswissenschaft genauer in den Blick zu nehmen.
Termine:
2.12.2021 (18.00 – 19.30)
03.12.2021 (09.30 – 18.30)
04.12.2021 (10.00 – 12.00)
Zum Vortragsprogramm
http://www.ak-papiergeschichte.de/wp-content/uploads/2021/11/20211204_Tagungsprogramm_Weimar-Projekt.pdf
Link zur Online-Tagung:
https://klassikstiftung.webex.com/webappng/sites/klassikstiftung/meeting/download/b609bc8bdf75440aaf76da7d49f0e77b?siteurl=klassikstiftung&MTID=mf14b15a8b5faa7e392d796b9437c268b
Ausstellung: „Zitruspapiere – Fashion für Orangen“ im Papiermuseum Düren
Vom 8.10.2021 bis 6.2.2022 zeigt das Papiermuseum Düren eine neue Ausstellung mit dem Titel „Zitruspapiere – Fashion für Orangen“. In der Pressemitteilung der Stadt Düren vom 30.9.2021 heißt es weiter:
Viele Menschen kennen Sie aus ihrer Kindheit: Bunt bedruckte Papiere, in die Orangen und Mandarinen beim Obsthändler eingepackt waren. Heute werden sie seltener, stellen aber immer noch einen Kaufanreiz dar, sprechen für die Kostbarkeit der einzeln verpackten Frucht und versprechen einen zauberhaften Ge- schmack. Zitruspapiere sind seit dem Ende des 19. Jahrhunderts mit Grafiken geschmückt: Alltagsgrafik, die einerseits der Werbung diente, aber andererseits auch Moden und Werte ihrer Entstehungszeit spiegelt. In den Jahren 2014 und 2019 wurden dem Museumsverein Düren zwei Sammlungen mit jeweils 2410 und 615 Papieren geschenkt, von denen ca. 300 Blätter in der Ausstellung „Zitruspapiere – Fashion für Orangen“ vorgestellt werden.
Während Zitronen schon im 13. Jahrhundert in Europa verbreitet waren, kamen die süßen Orangenarten erst mit den portugiesischen Seefahrern im 16. Jahrhundert aus den regenreichen Monsunländern Asiens nach Europa. Die Anbaugebiete der wärmeliebenden Bäume liegen seitdem vorwiegend in den südlichen Mittelmeergebieten, wie Sizilien oder der Region um Valencia, in Kalifornien und zwischen Südafrika und Australien. Erst die steigende Mobilität durch Eisenbahn und Schiff und später durch LKW und Flugzeug ermöglichte den Handel mit Zitrusfrüchten nördlich der Alpen.
Zitrusfrüchte werden vollreif geerntet, da sie nicht wie viele andere Obstsorten nachreifen. Daher sind sie leicht verderblich, anfällig für Schimmelbildung und Verletzungen während des Transports. Nur ein effektiver Schutz der Orangen ermöglichte den internationalen Handel mit dem Obst – das war den Produzenten bewusst, als sie Mitte des 19. Jahrhunderts begannen, die kostbaren Früchte in Orangenpapiere zu verpacken. Zunächst noch aus derbem, saugfähigem Papier, das eine Übertragung von Schimmel innerhalb einer Orangenkiste verhindern sollte, entwickelten sich schnell edlere, seidig glatte und bedruckbare Papiere.
Mittels der ersten bedruckten Papiere versuchten die Orangenbauern direkt in Kontakt mit ihren Kunden zu treten. Druck und grafische Gestaltung wurden zunächst von den Familienbetrieben, später von Druckereien übernommen. Von Anfang an zeichnen sich die Motive durch beeindruckende grafische Vielfalt aus. Während man in Italien technisch mit Iris- und Zweifarbendruck begann, ging man im Mittelmeerraum bald zu Offsetdruck über. In Spanien wurden bis in die 1930er Jahre die schönsten Papiere als Lithografien gefertigt.
Die frühesten Papiere sollten mit der Abbildung der Namen der Produzenten die Apfelsine in ein Markenprodukt verwandeln oder über grafische Motive ihre Kostbarkeit vermitteln. Schnell entwickelte sich eine ganze Bandbreite an Motiven. Viele davon priesen die Süße des Produkts an, weckten mittels Bildern von Obstbäumen, dem Meer oder schönen Frauen Träume vom Urlaub in Italien. Die Motive verknüpften den Kauf einer Apfelsine mit der antiken Vergangenheit Griechenlands oder der Kultur Italiens. Die populär-kulturellen Darstellungen von Märchen- und Tierfiguren, wie Rotkäppchen, Superman oder Popeye, wollten Kinder für das Obst gewinnen. Mit der Wiedererkennbarkeit von Motiven, wie Struwwelpeter oder Max und Moritz, versuchte man auf dem deutschen Markt die Aufmerksamkeit der Kunden zu erreichen. Als eine Form der Alltagsgrafik erzählen die Zitruspapiere viel über gesellschaftliche Werte, Selbstbilder und kulturelle Projektionen. Sie erzählen Geschichten des Wirtschaftswunders, des Glaubens an die Moderne und den technischen Fortschritt, der Verbindung von Gesundheit und gesellschaftlicher Leistungsfähigkeit, von der Exotisierung des Südens mit deutlich rassistischen Zügen sowie der zunehmenden Globalisierung, in der Tourismus-, Migrations- und Warenströme sich kreuzen.
Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren
Helen Wobbe M.A.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hoeschplatz 1
52349 Düren
Ein Hinweis auf eine ungewöhnliche Publikation: Eine Graphic Novel mit dem Titel „Lehrjahre“ von Guy Delisle. Gibt es mit deutschen Texten. Ein Student arbeitet in den Ferien in einer Papierfabrik in Quebec und schildert seine Arbeit dort, aber auch viel sonstiges aus seinem Leben. Es geht also auch um Jugendkultur.
Vortrag: Wasserzeichen und Papierstruktur. Zur Datierungvon kunstgeschichtlichen Exponaten
Termin: 18.10.2021
Ort: Stadtmuseum, Klosterhof 2, Pirna
Aus der Alten Dombach in Bergisch Gladbach gibt es zwei Neuigkeiten. Die gute Nachricht zuerst: Zu der Ausstellung „Von der Rolle. KloPapierGeschichten“ liegt jetzt ein kleines Begleitheftchen vor. Mit vielen Fotos informiert es auf 30 Seiten über die Geschichte der Toilette, des Toilettenpapiers und anderer Hygieneprodukte.
Die schlechte Nachricht: Das Hochwasser vom 14. Juli hat schwere Schäden hinterlassen, größere als 2013. Das gesamte Untergeschoss ist betroffen. Glücklicherweise sind keine unersetzbaren historischen Objekte in Mitleidenschaft gezogen worden. Es wird vermutlich länger als ein Jahr dauern, bis die Schäden beseitigt sind.
Zur Zeit ist die Dauerausstellung geschlossen. Wir hoffen, dass wir die beiden oberen Etagen Mitte Oktober wieder öffnen können. Die Ausstellung „Von der Rolle“ ist bis 10. Oktober verlängert.
Der DAP trauert um Heide Simon (7.9.1939 – 31.7.2021)
Heute erhielt der DAP die traurige Nachricht, dass mit Heide Simon eine langjährige Tagungsteilnehmerin verstorben ist. In der Nachricht von Herrn Simon heißt es weiter:
Wer will, kann vermutlich ab 8. August 2021 unter https://trauer.tagesspiegel.de/traueranzeigen-suche/meistbesuchte-trauerfaelle für Heide Simon „eine Kerze anzünden“, wie es dort heißt. Eine mir bisher unbekannte Einrichtung, aber wohl nicht schlecht.
Die Trauerfeier mit Beisetzung wird Dienstag, dem 17. August, um 12 Uhr sein auf dem
Waldfriedhof Zehlendorf, Potsdamer Chaussee 75 , besser Eingang Wasgensteig 30, in 14129 Berlin (Schlachtensee) , vermutlich Corona bedingt nur im zahlenmäßig klein begrenzten Kreise. Auch wird anschließend kein gemeinsames Treffen sein. Vor fünf Jahre schrieb meine Frau: „Es können ruhig alle Menschen, die es gerne möchten, zur Beerdigung kommen, und diese sollte überhaupt nicht voller Trauer sein, sondern eher fröhlich, soweit das möglich ist.“
Statt Kranz- und Blumenspenden wird um eine Spende gebeten an den
Stifterverband/Deutsche Demenzhilfe
IBAN: DE 51 3604003901 20724000
BIC: COBADEFFXXX
Soweit die Nachricht von Herrn Simon. Wir wünschen Herrn Simon viel Kraft für die kommende Zeit.
IPH Kongress 2022, Krems/Donau, 17. bis 22. August 2022
Wenige Wochen nach Abschluss des 35. Kongresses der IPH, der nicht wie ursprünglich vorgesehen 2020 vor Ort in Washington D.C. stattfinden konnte, sondern vom 7. bis zum 11. Juni 2021 als digital organisierte Veranstaltung durchgeführt wurde, steht bereits die Vorbereitung der nächsten Zusammenkunft an: http://www.paperhistory.org/index.php
Der 36. Kongress der Internationalen Vereinigung der Papierhistoriker/innen (IPH) wird vom 17. – 22.
August 2022 in Krems, Österreich stattfinden. Das Schwerpunktthema lautet „Papier der Graphik“. Bereits jetzt ist die Aufforderung ergangen, Beiträge einzureichen: http://www.paperhistory.org/Congress-events/congress2022/call2022_ge.pdf
Es wird bei dieser Tagung erneut das Angebot eine Online-Teilnahme geben. Dieser Zugang hatte sich beim 35. Kongress sehr bewährt, denn es waren 280 Teilnehmer:innen eingeschrieben. Zudem konnte die IPH seit dem 34. Kongress in Gent/Belgien im Jahr 2018 rund 50 Beitritte von Personen und ein Dutzend von Institutionen verbuchen.
“MINIATUR FLOWERS IN MARBLING”
Nedim Sönmez informierte uns, dass er während der Covid19-Einschränkungen die Zeit finden konnte, endlich ein Buchprojekt abzuschließen, welches sich schon über einen längeren Zeitraum hinzog. Hierbei handelt es sich um ein Sammelalbum mit 10 Original-Miniatur-Blumen in Buntpapiertechniken gearbeitet. Nedim Sönmez dürften den verschieden DAP-Tagungsteilnehmern noch bekannt sein.
Informationen zu dieser Veröffentlichung:
Limitierte und signierte Auflage von 49 Exemplaren, leinengebunden
Format: 20 x 15 cm, mit 10 tipped-original marbled flowers von Nedim Sönmez
Preis: 395,- Euro (zzgl. 45,- Euro DHL-Portokosten aus der Türkei)
Leopold-Hoesch-Museum und das Papiermuseum Düren ab heute, den 21. Mai 2021, wieder geöffnet
Mit der Wiedereröffnung ist auch die Wechselausstellung „Strange Papers – Die seltensten handgeschöpften Papiere der Welt“ (verlängert bis 26.9.2021) wieder für Besucher*innen geöffnet.
Dabei handelt es sich um eine beeindruckende Zusammenstellung handgeschöpfter Papiere unterschiedlichster Provenienz im Sammlungsbereich Paper Art. Papiere von 50 Papierkünstler*innen aus den USA, Japan, Ägypten, den Niederlanden, den Philippinen und vielen weiteren Ländern, die der Papiermacher und -historiker Fred Siegenthaler in einer Mustermappe zusammengetragen hat, werden präsentiert. Einen kleinen Vorgeschmack gibt Ihnen ein Video zur Ausstellung auf YouTube: Strange Papers – Ausstellung im Papiermuseum Düren – YouTube
Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren
Helen Wobbe M.A.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hoeschplatz 1
52349 Düren
Tel. 02421 – 25 2593
Fax 02421 – 25 1802560
Email h.wobbe@dueren.de
http://www.leopoldhoeschmuseum.de
http://www.papiermuseum-dueren.de
http://www.dueren.de
Kleisterpapier von Künstlerinnen aus Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg
Ute Fürstenberg, dem DAP im Zusammenhang mit dem Museumprojekt Hohenofen bekannt, informierte uns über eine Gruppe von Künstlerinnen aus Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg, die begonnen hat, sich mit dem Thema Kleisterpapier zu beschäftigen. Eine Präsentation ist zum Tag des offenen Ateliers im August auf dem Gutshof Ganzer geplant. Unter musterimrausch.zentrumfuerpapier.de gibt es auch dazu einen Blog.
paho. Zentrum für Papier UG (haftungsbeschr.)
Friedrichsdorfer Str. 28 | 16845 Großderschau
http://www.zentrumfuerpapier.de | fb: zentrumfuerpapier
Blog: musterimrausch.zentrumfuerpapier.de
Open-Air-Ausstellung „Faser-Stoff-Papier. Landart 2.0“
Ute Fürstenberg, dem DAP im Zusammenhang mit dem Museumprojekt Hohenofen bekannt, informierte uns über ihre Vorbereitungen eines größeres Ausstellungsprojektes. Im Rahmen des diesjährigen brandenburgweiten Themenjahres „Zukunft der Vergangenheit – Industriekultur in Bewegung“ findet im Juli einige Kilometer von Hohenofen entfernt die Open-Air-Ausstellung „Faser-Stoff-Papier. Landart 2.0“ mit acht bildenden bzw. Papierkünstler*innen aus Deutschland und der Schweiz statt. Die Ausstellung nimmt Bezug auf die Geschichte der faserstoffproduzierenden und -verarbeitenden Produktionsorte in der Prignitz und im Havelland. In dieser Region gab es eine große Vielfalt an Fabriken, die pflanzliche, tierische und chemische Fasern herstellten und zu Textilien und Papier verarbeiteten. Zum Projekt gibt es unter faserstoffpapier.zentrumfuerpapier.de einen Blog, der Wissen im Kontext vermittelt.
paho. Zentrum für Papier UG (haftungsbeschr.)
Friedrichsdorfer Str. 28 | 16845 Großderschau
http://www.zentrumfuerpapier.de | fb: zentrumfuerpapier
Blog: Faser-Stoff-Papier
online-Tagung „Papier in Crisistijd“
Aus den Niederlanden erreichte uns der Hinweis auf eine dortige online-Tagung zum Thema „Papier in der Kriesenzeit“.
Datum: 27.5.2021, 13:30-15:00
Vortragssprache: niederländisch
Zu den Tagungsschwerpunkten:
Wat betekent een tijd van crisis voor papier en papiermakers? Hoe was dat in het verleden en hoe gaat dat vandaag de dag? Volg ‘live’ de lezingen over conflict en strijd, maar ook over innovatie en veerkracht. En ga – virtueel – mee op bezoek bij het Veenkoloniaal Museum!
Zum Programm:
1. Opening door Bram Bouwens, voorzitter van Papiergeschiedenis Nederland
2. Presentatie van het Veenkoloniaal Museum door directeur Hendrik Andries Hachmer – Aan de hand van enkele stukken uit de collectie van het museum wordt de kartonindustrie belicht.
3. Bram Bouwens: “Crisis in de strokarton: winnaars, verliezers en nieuwe kansen” – In de Groningse strokartonindustrie stonden particuliere ondernemers en samenwerkende boeren haaks tegenover elkaar. Een grote crisis opende nieuwe wegen voor samenwerking.
4. Jan Hein Bannier en Pier van Leeuwen: “Uit crisis naar innovatie” – De weg van het papier van de Chinese uitvinding tot het huidige product ging gepaard met vele strubbelingen. Een aantal daarvan wordt besproken.
5. René Teijgeler: „So Yesterday Was the Burning of Books“ – Welke praktijkervaringen zijn er in het Midden Oosten opgedaan met door oorlog beschadigde papieren collecties. Hoe kunnen archieven en bibliotheken in een oorlogssituatie worden beschermd?
6. Marieke Papier: “Crisis in grondstoffen, grondstoffen in crisis” – Wij zijn nog lang niet klaar met experimenteren met nieuwe grondstoffen voor papier. Reststromen zijn in de optiek van de circulaire economie geen afval: het kunnen waardevolle grondstoffen zijn.
7. Afscheidswoord van de directeur van het Veenkoloniaal Museum
8. Slotwoord door de voorzitter van Papiergeschiedenis Nederland
Anmeldung via:
henk.porck@gmail.com
Kosten: keine Teilnahmegebühr (aber eine Spende an die Stiftung Papiergeschichte Niederlande ist jederzeit willkommen)
Klaus B. Bartels am 9. Mai im Alter von 95 Jahren verstorben
Den DAP erreichte soeben die traurige Nachricht, dass Klaus Bartels am 9. Mai im Alter von 95 Jahren verstorben ist. Klaus B. Bartels war nach verschiedenen beruflichen Stationen im Papiergroßhandel bis 1960 Geschäftsführer des Feinpapiergroßhandels Curt Uhlig und IHK-Sachverständiger für Feinpapier. Nach seiner Flucht in die Bundesrepublik arbeitete er als Prokurist und Geschäftsführer einer Papiergroßhandlung im hessischen Lauterbach.
Bei den Tagungungen des Deutschen Arbeitskreises Papiergeschichte (DAP) berichtete er regelmäßig von den der Geschichte der »Patent-Papierfabrik Hohenofen« und den Planungen/aktuellen Ständen des dortigen Museumsprojekts. Herr Bartels war Teil der Vielfältigkeit im DAP – einerseits der “Aktenfresser” (der sich durch unzählige Dokumente zur Papiergeschichte in Biblitoheken wühlte, um beispielsweise die Papiermaschinenkonfiguration jeder auch noch so kleinen Papierfabrik herauszufinden) und andererseits der “Mann großer Ideen” (als er z.B. bei DAP in Lachendorf von seinen großen Plänen für Hohenofen berichtete).
Mit seiner lobenswerten Veröffentlichung „Papierherstellung in Deutschland. Von der Gründung der ersten Papierfabrik in Berlin und Brandenburg bis heute“ wird er dem Papierhistoriker auch zukünftig immer wieder in die Hände fallen.
An dieser Stelle sei auf die Buchrezension von Herrn A.Block verwiesen. Diese finden Sie hier.
In seinen letzten Lebensjahren erarbeitete Klaus Bartels mit großem Fleiß an einer Inventarisierung aller Papiermaschinen in Deutschland. Diese Datei ist nun posthum online zugänglich und recherchierbar.
Kalken in der Papiermühle
Johannes Follmer ließ uns von einer an ihn und Martin Kluge gerichteten Anfrage wissen und bat um weitere Meinungen aus dem Kreise des DAPs.
In der Anfrage hieß es:
War es üblich den Trog und die Hämmer eines Stampfwerkes zu kalken, um die Lumpenqualität zu verbessern? Oder gab es andere Gründe Kalk einzusetzen? Zur Zeit wird unser hölzernes Hadernstampfwerk (Eichenholz) repariert. Bislang hatten wir immer den hölzernen Trog mit der eisernen Grundplatte gekalkt. Auch die Enden der Hämmer, die in den Trog, also ins Wasser fallen. Mein Verständnis ist, dass dies getan wird, um die Schwärze der austretenden Gerbsäure aus dem Eichenholz zu unterdrücken, die ja dann die Lumpen schwärzen würde. Nun fragte mich der REstaurator, ob die Hämmer auch mit Leinöl eingestrichen werden könnten und dies ausreichend wäre. Dazu muss ich sagen, dass unser Stampfwerk rein zur Inszenierung dient.
Johannes Follmer konnte hierzu nicht viel sagen, da es in der Papiermühle Homburg kein vergleichbares Stampfwerk gibt. Martin Kluge (Papiermühle Basel) schrieb in seiner Antwort jedoch Folgendes :
Unser Stampfwerk hat einen Steintrog und daher leicht andere Voraussetzungen. Mich wundert dennoch die Aussage, dass das Kalken als Schutz vor der Gerbsäure gedacht war. Bisher kannte ich nur Quellen, die die Zugabe von Kalk im Zusammenhang mit dem Faulen von Lumpen beschreiben. Das haben auch meine eigenen Versuche bestätigt. Es gibt hierfür drei Aspekte:
– De la Lande beschreibt die geringe Zugabe von Kalk während des Faulprozesses. Das kann ich mir nur damit erklären, dass damit eine bestimmte Art von Bakterien gefördert wird, die ein alkalisches Umfeld bevorzugen.
– Nach dem Faulen muss der Faulprozess sofort gestoppt werden, da er sich sonst ungebremst fortsetzt. Hierfür habe ich gelöschten Kalk verwendet. Er muss aber auch hier mit Vorsicht eingesetzt werden. Meine Papiere wurde zu sehr vom Kalk angegriffen bzw. die Fasern zu stark geschwächt. Diese Anwendung scheint mir dennoch die wichtigste und am weitesten verbreitete zu sein. Mit Ende des Lumpenfaulens verschwand dann wohl auch das exzessive Kalken. Der Kalk muss dann im Stampfwerk herausgewaschen werden. Zu Beginn des Prozesses wird es dann recht starke Kalkspuren im Stampfwerk haben.
– Die dritte Anwendung ist das Bleichen der Papiere. Dies dürfte dann wohl vor allem im Stampfwerk stattgefunden haben. Hierzu habe ich aber nie die Quellen genauer untersucht. Ich kann mir vorstellen, dass dort, wo mehrere Tröge mit unterschiedlicher Beschuhung vorhanden waren, die Lumpen zuerst mit groben Eisenhämmern mit Kalkzugabe bearbeitet wurden. In den nachfolgenden Trögen wurden sie dann wahrscheinlich gewaschen und ohne weitere Kalkzugabe gestampft.
Bisher ist mir nie ein derart gekalktes Stampfwerk wie das Ihre über den Weg gelaufen. Es würde mich daher sehr interessieren, ob es wirklich Belege gibt, die Kalkzugaben als Notwendigkeit bei Eichentrögen bestätigen. Ist denn Ihr Stampfwerk für Demonstrationszwecke in Betrieb? Wird es mit Wasser gefüllt? Ich könnte mir vorstellen, dass es ein Problem gibt, wenn das Leinöl permanent dem Wasser ausgesetzt ist.
Als wichtigste Quellen für Ihre Frage sehe ich De la Lande: Die Kunst Papier zu machen, und den Lexikon-Eintrag von Krünitz. Dort habe ich mal unter dem Stichwort „Papier“ nach Kalk gesucht. Es gibt lediglich die eine Stelle vgl. unten. Auch Sandra Schulz, die ihre Dissertation über das Thema geschrieben hat, kennt Kalk nur in Verbindung mit dem Faulen von Lumpen.
Krünitz (http://www.kruenitz1.uni-trier.de) Band 106, S. 584
Man könnte sich bey diesen Lumpen eben derjenigen Mittel bedienen, wie bey dem Weißmachen der Leinwand, nähmlich: der Gährung, der Holzasche, der Alkalien, Schwefelleber etc. und nachheriges Bleichen. Aber alle diese Mittel, auf ähnliche Art angewandt, würden dem Papiermacher zu theuer zu stehen kommen, deswegen haben sich die Deutschen Papiermacher zu diesem Zwecke einer Art von Gährung und des Kalks bedient. Sie gehen aber auch hierbey gewöhnlich ganz empirisch zu Werke, ohne daß sie im Stande sind, die Wirkung der Gährung und des Kalks auf die Bestandtheile der Lumpen gehörig zu beurtheilen, und thun also noch immer sehr viele Mißgriffe. So nützlich diese beyden Mittel auch unter der Aufsicht eines sachkundigen Mannes angewandt werden können, eben so nachtheilig können solche werden, wenn sich ein Unkundiger derselben bedient.
Sandra Schulz,
(https://library.oapen.org/bitstream/handle/20.500.12657/27435/9783110583717.pdf?sequence=1)
S. 24: Technikgeschichtlich erklären lassen sich diese Ergebnisse durch die im 17. Jahrhundert zunehmende Verwendung von Alaun in der Papiermacherei – sowohl in der Pulpe als auch als Zusatz im Glutinleim. Zeitgleich wurde zunehmend auf die Beigabe von Kalk bei der Lumpenfaulung verzichtet.108 ((So enthielten noch 24 Prozent der untersuchten Papiere des 16. Jahrhunderts Calciumcarbonat, aber nur noch 7 Prozent der Papiere aus dem 17. Jahrhundert, vgl. Barrow Research Laboratory 1974, 16 f.))
S. 78: Der einzige Zusatz, der den Lumpen neben dem Wasser und den darin enthaltenen Keimen beim Faulen hinzugefügt wurde, war Kalk.420 Dessen chemische Wirkung auf die Lumpen beschrieb Timothy Barrett 1989 wie
folgt: Der Kalk schwemme die Cellulose auf, öffne sie und biete den Enzymen auf diese Weise eine Angriffsfläche.421
Johannes Follmer konnte den von Martin Kluge vorgebrachten Ansatz insofern bestätigen und schrieb: „Mir ist der Kalk auch als solches bekannt=Zugabe beim Faulen und zur Pufferung.“
was wiederum Martin Kluge wie folgt kommentierte:
„Das finde ich eine sehr gute Idee, vor allem in Bezug auf das Stampfwerk aus Eiche. Mit der Säure, dem Eisen und dann auch noch der Kalklauge passiert chemisch bestimmt interessantes! Ich weiss auch nicht, ob es Hinweise gibt, wie oft Eichentröge im Verhältnis zu Steintrögen verwendet wurden.“
Sofern es aus dem Kreise des DAPs weitere Erklärungsansätze für den Kalkeintrag in das Lumpenstampfwerk gibt, bitten wir um entsprechende Nachricht. Diese wird dann gern weitergereicht.
Zerkall hat einen neuen Eigentümer
Wir erhielten die erfreuliche Nachricht, dass die Büttenpapierfarbik Zerkal ihr Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung abgeschlossen hat und von Frank Féron übernommen wurde. Der neue Eigentümer steht bisher mit der Firma IP Verpackungen in Verbindung und möchte zukünftig – neben den bisherigen Zerkall-Produkten – umweltfreundliche Verpackungsmaterialien aus Zellstoff auf der Zerkall-Rundsiebmaschine herstellen.
Buchbesprechung zu:
Julia Rinck und Susanne Krause, „Handbuch Buntpapier“, Hauswedellverlag, Stuttgart, 2021
Buntpapiere – sind viel mehr als nur farbiges Papier. Über viele Jahrzehnte waren sie ein wesentliches Gestaltungselement von Büchern, Geschenkpapieren, Schachteln etc. Inzwischen sind sie wahrscheinlich aus dem Lebensumfeld der meisten Menschen verschwunden und auf Nischen beschränkt. Mit dem Bedeutungsverlust einhergehend verliert sich auch das Wissen um Terminologie, Herstellungstechniken, zeitliches Auftreten u.a. Es ist daher umso wichtiger, dass das Wissen darum gezielt und referenzierbar gesammelt wird. Veröffentlichungen zum Thema Buntpapier orientierten bzw. referenzierten bisher vor allem auf die Veröffentlichungen von Albert Haemmerle bzw. bauten darauf auf. Auch im Handbuch Buntpapier werden entsprechende Bezüge hergestellt, jedoch schließt das hier besprochene Handbuch Buntpapier in erster Linie an das 2009 und 2016 erschiene „Buntpapier-Bestimmungsbuch“ und an die im Zusammenhang mit dem Arbeitskreis Buntpapier stehende Webseite (www.buntpapier.org) an.
Im Mittelpunkt des Handbuches Buntpapier stehen Definitionen, Techniken, Terminologie, Hersteller, Sammlungen und auch weiterführende Literatur zum Thema Buntpapier. Für die beiden Herausgeberinnen – Julia Rinck und Susanne Krause – steht das Thema Buntpapier seit vielen Jahren im Mittelpunkt ihres Berufslebens und Forschungsinteresses. Die beiden anerkannten Spezialistinnen auf diesem Fachgebiet konnten zudem weitere namhafte Gastautoren für einzelne Aspekte des Themas Buntpapier gewinnen.
Erklärtes Ziel des Handbuches Buntpapier ist es, dass es „bisher nicht intensiv mit der Materie vertrauten Personen den Zugang zu fundiertem Basiswissen ermöglicht“ (S.9). Es ist nach Techniken der Hauptgruppen/-typen gegliedert, schränkt jedoch schon in der Einleitung zugleich wieder ein, dass es bei Kombinationstechniken, „die bei manchen Sorten eher die Regel als die Ausnahme darstellen“, an seine Grenzen stößt (S.9).
Zum Inhalt:
Nach Abgrenzungen im Hinblick auf Begriffsdefinition (J.Rinck, S.13), Linguistik (A.Krause, S.16) und die technischen Hauptgruppen (S.Krause, S.20) folgt ein kurzer geschichtlicher Abriss zum Auftreten der einzelnen Buntpapierarten in niederländischen Archiven (H.Porck, S.23). Anschließend setzt F.Schmidt, (S.32ff.) zunächst die für die Buntpapierproduktion Verwendung findenden Rohpapiere in ihren papiergeschichtlichen Kontext und nimmt anschließend gleiches für den Kontext der Papierfarbmittel vor (S.40ff.). Danach gibt es Exkurse „zum Farbe sehen“ von S.Krause (S.56f.), gefolgt von einem historischen Abriss zum Übergang von der handwerklichen zur industriellen Buntpapierfertigung von F.Schmidt (S.58ff.) und Buntpapier in der Kunst (J.Rinck, S.64ff.). Im eigentlichen Hauptteil werden 25 Buntpapiersorten in alphabetisch geordneter Reihenfolge von den unterschiedlichen Autoren besprochen. Hierbei werden ein kurzer geschichtlicher Überblick sowie Erläuterungen zur Technik und deren unterschiedlichen Ausprägungen gegeben. Diese einzelnen Kapitel sind teilweise zahlreich bebildert, sodass sich der Leser des Handbuches Buntpapier anschließend auch in der Lage sieht, eine grobe Bestimmung von Buntpapiersorten vorzunehmen. Es folgen mehrere Exkurse – so zu „Sammeln und Sammlungen“ von Buntpapieren (J.Rinck, S.308ff.), „Datierung und Provenienz“ (S.Krause, S.312f), „Ornament, Muster, Flächendekor“ (J.Rinck, S.314f), „Restaurierung, Konservierung“ (S.Krause, S.316f.), „Handel und Antiquariatshandel“ (S.Krause, S.318f.), „Freizeit, Schule und Therapie“ (S.Krause, S.320ff.), „Tapeten“ (S.Krause, S.328f.), „Buntpapier am Möbel“ (M.Kehrli, S.330ff.) und „Buntpapier für Buchreihen“ (F.Sellinat, S.337ff.). Seinen Abschluss findet das Handbuch Buntpapier in einem Anhang miteiner umfangreichen „Bibliographie und Onlinequellen“, einem Sachwortverzeichnis und einem Personenregister.
Gefallen hat, dass das Handbuch Buntpapier seinem eingangs erklärten Anspruch, dass es „bisher nicht intensiv mit der Materie vertrauten Personen den Zugang zu fundiertem Basiswissen ermöglicht“ (S.9), eindeutig gerecht wird. Dank reichlicher Bebilderung sowie klarer und prägnanter Beschreibungen findet der Interessierte einen schnellen Zugang zum Thema. Die angeführten Literaturangaben bieten bei Bedarf zudem einen Einstieg in weiterführende Recherchen. Das Handbuch Buntpapier ist daher vorbehaltlos zu empfehlen. Es hat in jedem Fall seinen Platz in Handbibliothek und Bücherschrank verdient.
Der DAP dankt dem Hauswedell Verlag für die kostenlose Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.
Angaben zur hier besprochenen Veröffentlichung:
Julia Rinck und Susanne Krause, „Handbuch Buntpapier“, Hauswedell Verlag, Stuttgart, 2021, Hardcover mit Fadenbindung, 378 Seiten, mit 279 Abbildungen.
ISBN 978-3-7762-2100-8
Preis: 129,00 Euro
Wasserzeichen und Musikwissenschaft – Virtuelle Fachtagung am 21. und 22. Mai 2021
Am 21. und 22. Mai 2021 veranstaltet die Bayerische Staatsbibliothek eine virtuelle Fachtagung zum Thema „Wasserzeichen und Musikwissenschaft“. Die Veranstaltung bildet den Abschluss eines DFG-Projekts zur digitalen Erfassung der Wasserzeichen in Musikhandschriften bis zum 17. Jahrhundert.
Das Thema Wasserzeichen und Musikwissenschaft soll dabei aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und neue Entwicklungen im Bereich der Digitalisierungstechnik und der wissenschaftlichen Infrastruktur diskutiert werden.
Programm
Freitag, 21. Mai 2021
09:00 – 09:15 Uhr
Begrüßung
(Dorothea Sommer und Reiner Nägele, Bayerische Staatsbibliothek)
09:15 – 09:45 Uhr
Keynote
Wasserzeichen in Musikphilologie und Musikhistoriographie
(Ulrich Konrad, Universität Würzburg)
Technik – Portale – Dokumentation: Filigranologie und wissenschaftliche Infrastruktur
9:45 – 10:45 Uhr → Session 1
The Memory of Paper – das Portal Bernstein und Wasserzeichen in Musikquellen
(Emanuel Wenger, Österreichische Akademie der Wissenschaften)
Mehr als Briefmarken sammeln: Wasserzeichenanalyse mittels WZMA und WZIS
(Maria Stieglecker, Österreichische Akademie der Wissenschaften)
11:00 – 12:00 Uhr → Session 2
Paper Trails: Wasserzeichenabnahme in Island mittels Hyperspektralkamera
(Silvia Hufnagel, Árni Magnússon Institute for Icelandic Studies)
Detailgenaue Erfassung von Wasserzeichen mittels Transmissionsthermografie
(Thorsten Allscher, Bayerische Staatsbibliothek)
13:00 – 14:00 Uhr → Session 3
Wasserzeichenprojekte im Kontext des Handschriftenerschließungszentrums / Die Wasserzeichenanalyse als notwendige Arbeitshilfe für Datierung und Lokalisierung griechischer Handschriften
(Marina Molin Pradel und Carolin Schreiber, Bayerische Staatsbibliothek)
Das Wasserzeichen-Informationssystem WZIS. Zur Erschließung, Dokumentation und Auswertung von Wasserzeichen
(Erwin Frauenknecht, Landesarchiv Baden-Württemberg)
14:15 – 15:15 Uhr → Session 4
Die Dokumentation von Wasserzeichen in der Münchner Arbeitsstelle des RISM am Beispiel ausgewählter Bestände
(Steffen Voss, RISM Arbeitsstelle München)
Metadaten, Thermographie, Muscat und WZIS: Ein Praxisbericht
(Andrea Hartmann, RISM Arbeitsstelle Dresden)
Samstag, 22. Mai 2021
Wasserzeichen in Musikquellen: Einzeluntersuchungen und Sammlungsanalysen
10:00 – 11:00 Uhr → Session 1
Wasserzeichen in Musikhandschriften der Bayerischen Staatsbibliothek: Chorbücher, Tabulaturen und Stimmbücher
(Veronika Giglberger und Bernhard Lutz, Bayerische Staatsbibliothek)
Wasserzeichen in Bach-Quellen
(Alan Dergal Rautenberg, Staatsbibliothek zu Berlin)
11:15 – 12:15 Uhr → Session 2
Notenpapiere in der Musiksammlung des Salzburger Domes zwischen 1700 und 1850
(Eva Neumayr, Archiv der Erzdiözese Salzburg)
Wasserzeichen und Kopisten in Wiener Opernpartituren 1771 – 1774
(Martin Eybl, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien)
13:00 – 14:00 Uhr → Session 3
Wasserzeichen in Berliner Beethoven-Autographen: Aspekte der Erschließung im WZIS
(Julia Neumann, Staatsbibliothek zu Berlin)
Notenpapiere in Kurköln 1750 – 1794. Neue Erkenntnisse und Forschungsfragen
(John Wilson, Universität Wien)
14:15 – 14:45 Uhr → Session 4
Wasserzeichenforschung an Autographen von Franz Schubert. Ein neues Projekt
(Andrea Lindmayr-Brandl, Universität Salzburg)
14:45 – 15:45 Uhr
Roundtable
Abschlussdiskussion und interdisziplinärer Austausch
Tagungsinformationen im Überblick
Termin Freitag, 21. Mai 2021 → 9:00 – 15:15 Uhr
Samstag, 22. Mai 2021 → 10:00 – 15:45 Uhr
Ort Die Veranstaltung wird über das Videokonferenzsystem Zoom durchgeführt.
Kosten und Anmeldung Die Teilnahme an der Tagung ist kostenfrei, eine Anmeldung per E-Mail bis zum 17. Mai 2021 ist erforderlich: wasserzeichen@bsb-muenchen.de
Alle registrierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten einige Tage vor der Veranstaltung die Zugangsdaten zum Konferenzsystem per E-Mail.
Ansprechpartner Kontakt und Information
Dr. Veronika Giglberger und Bernhard Lutz
Bayerische Staatsbibliothek
wasserzeichen@bsb-muenchen.de
Tagung „Mehr Schein als Sein?! Papierne Imitation und Illusion“ – jetzt auch online-Teilnahme möglich
Das Forum BildDruckPapier, das Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde sowie das Stadtmuseum Dresden laden am 17. und 18. Mai 2021 ein zur Online-Tagung „Mehr Schein als Sein?! Papierne Imitation und Illusion“. Diese 4. Jahrestagung des Forums BildDruckPapier widmet sich den papiernen Surrogaten und Attrappen. Mit Hilfe von Druck-, Mal- und Prägetechniken imitieren sie andere Materialien. Sie täuschen optisch und ahmen Oberflächenstrukturen plastisch nach. Anhand verschiedener Beispiele vom Luxuspapier bis zur Raumausstattung spürt die Tagung den Fragen nach, wo, wie und warum solche papiernen Imitationen und Illusionen Verwendung fanden.
Die Anmeldung für die kostenfreie Teilnahme ist ab sofort bis zum 12. Mai 2021 möglich. Bitte nutzen Sie dafür das Anmeldeformular unter http://www.isgv.de/forumbdp
Aus dem Tagungsprogramm:
Andrea Rudolph
Forum BildDruckPapier
c/o Stadtmuseum Dresden
Wilsdruffer Str. 2
D-01067 Dresden
http://www.stadtmuseum-dresden.de/forum-bilddruckpapier
https://twitter.com/bilddruckpapier
Dr. Frieder Schmidt machte uns heute darauf aufmerksam, dass es die Papiertagung „Paper in Motion“ vom 12. Februar 2021 in Fabriano jetzt als Folge von mehreren YouTube-Videos gibt. Der einleitende Text kann jeweils auch auf Englisch aufgerufen werden.
http://www.fondazionefedrigoni.it/it/664/workshop_paper_in_motion_12/02/2021_video_delle_relazioni_dei_relatori
Mark Riedel informierte uns bezüglich einer Sonderausstellung zu „Schwarzen Kunst in Mecklenburg“.
Buchbesprechung zu: Samshuizen, Jelle; Catalogue of a collection of 352 Dutch watermarks from 17th – 19th Century
Vor einigen Tagen erreichte uns ein Exemplar von Jelle Samshuizens Catalogue of a collection of 352 Dutch watermarks from 17th – 19th Century.
Nach Hauptmotiven der Wasserzeichen geordnet, findet sich zu diesen ein kurzer einleitender bzw. zusammenfassender Text zum zeitlichen Aufkommen, Verbreitung und evtl. auch der entsprechenden Hersteller. Die im Durchlicht aufgenommen Wasserzeichen sind zwar jeweils individuell verkleinert aber mit Lineal abgebildet, sodass sich die originalen Größenverhältnisse rekapitulieren lassen. In der Abbildungsbeschriftung finden sich der Bezeichnung des Wasserzeichenmotives, ggf. eine Abbildung der Gegenmarke, Angaben zur Bogengröße und des Papiergewichtes.
Die Bedeutung und die Qualität der im 17.Jh. aufkommenden holländischen Papiere ist bereits Gegenstand zahlreicher Publikationen. Die hier aber besprochnene Publikation von Samshuizen unterscheidet von diesen jedoch, da sie die ungebrauchten Origalbogen zum Gegenstand hat. Papierhistorisch interessant ist diese Veröffentlichung weniger für die Datierung mittels Wasserzeichen, sondern vielmehr weil sie Auskunft zu den originalen Bogenabmessungen und mitunter auch zu Anzahl der Kettlinien, Positionen der Wasserzeichen im Bogen und den Abständen untereinander gibt.
Die hier besprochene Ausgabe ist auf 200 Exemplare limitiert und zeigt ausschließlich die Sammlung von 352 Wasserzeichen im Durchlicht. Sie baut auf einer früheren Veröffentlichung aus dem Jahr 2018 mit 225 Wasserzeichen auf bzw. ergänzt diese. Unter nahezu gleichem Titel gibt es:
– eine weitere Ausgabe mit 25 Originalpapiermustern (Preis: 195,- Euro, limitiert auf 50 Exemplare) und
– eine Ausgabe als Sammelbox mit 391 Orginalpapieren (Preis: 12.000,- Euro)
Angaben zum hier besprochenen Buch:
Catalogue of a collection of 352 Dutch watermarks from 17th – 19th Century,
Verlag Rockingstone, Wageningen (NL), 2021, Softcover, 142 Seiten,
ISBN 9789071249006
Preis: 49,50 Euro
Geschichte der Papiermühle in Duszniki-Zdrój
Eine englischsprachige Geschichte der Papiermühle in Duszniki-Zdrój ist erschienen und kann als PDF über diesen Link geladen werden:
https://muzeumpapiernictwa.pl/wp-content/uploads/2020/12/Mlyn-co-zboza-ang-300dpi-wersja-ostaczna.pdf
Wo kommt die Fahne her ?
Mark Riedel (dessen Vorfahren von 1841 – 1948 in Parchim/Mecklenburg eine Papierfabrik hatten) erhielt vor ein paar Tagen die Firmenfahne der Parchimer Papierfabrik von 1904 geschenkt. Weiter schreibt er hierzu: Ich wusste nicht bis vor ein paar Tagen nicht, dass es das schöne Teil überhaupt noch gibt. Als die Villa meiner Großeltern 1968 verkauft wurde, war die Fahne in dem Haus. Nachfahren der damaligen Käufer gaben sie mir nun zurück.
Seine Frage in die DAP-Runde lautete nun: Wurden solche Fahnen zu bestimmten Anlässen verliehen oder hat man sich damals einfach eine Fahne machen lassen? Das Jahr 1904 steht mit keinem Firmenjubiläum in Verbindung. Ich würde auf eine Verleihung tippen, da in meinen Fall, das Mecklenburger Wappen drauf ist.
F.Schmidt schlug hierzu vor:
Das Branchenadressbuch von Güntter-Staib nennt sowohl in der 18. Auflage (1899-1900), der 19. Auflage (1903-1904) als auch in der 20. Auflage (1908-1909) unter Papier-Fabriken und Cellulose-Fabriken „Gottfr. Rasenack & Sohn“, das (F. e. B.) der der Cellulose-Fabrik bedeutet „für eigenen Bedarf“. Die Fahne nennt also nicht die Firma der beiden Fabriken, sondern das Gewerbe, das ausgeübt wird: Papier- und Zellstoff-Fabrik Parchim. Was dürfte der historische Kontext sein?
Ein Auktionsangebot aus dem Jahr 2017 bot eine Medaille an: MEDAILLE 22. MECKLENB. BUNDESSÄNGERFEST ZU PARCHIM 1904
Einem Postkartenangebot können wir entnehmen, dass dieses Fest am 18. und 19. Juni 1904 stattfand.Sicherlich gab es damals aus Anlass dieses Fests einen Festumzug, voran die Fahne des Mecklenburgischen Sängerbunds (wie auf der Postkarte), hinter der Fahne der Papierfabrik versammelte sich dann die Belegschaft der Papierfabrik. Vielleicht gab es einen örtlichen Gewerbeverein, der das alles anregte?
M.Riedel ergänzte weitere Bilder von dem Umzug oder was auch immer das 1936 war. Das Motto auf dem Wagen lautete wohl: „Vom heimatlichen Nadelholz zu Papier und Tüten“. Alle Fotos auf denen eine Fahne zusehen ist, sind von ca. 1936, Aufgenommen auf dem Firmengelände. Ich erkenne auf beiliegenden Bild meinen Grossvater(ganz links im Bild), der kleine Junge ist warscheinlich der Cousin meiner Mutter (Jahrgang 1930). Auch von einigen Arbeitern auf den anderen Bildern gibt es Aufnahmen von 1938. Ich vermute das diese Bilder mit dem Wagen und der Fahne zu einem Festumzug gehören. Ich tippe auf Tag der Arbeit im Mai oder so.
D.Pothmann ergänzte hierzu: Der Junge (links auf dem Bild) trägt die Uniform der „Pimpfe“, also des „Jungvolks“ in der Hitlerjugend. Damit ist 1936 sehr wahrscheinlich. – Die im Hintergrund wehende Fahne könnte die „Hakenkreuzfahne“ sein.
Handbuch Buntpapier erschienen
Seit dem 15. Jahrhundert werden Buntpapiere in Europa für eine Vielzahl von Anwendungen verwendet. Besonders verbreitet ist der Gebrauch als Bucheinband, Buchumschlag, Vorsatzpapier, Titelpapier oder Überzugspapier für Kartonagen. Seit gut 100 Jahren werden auch in Europa und Nordamerika die Techniken für unikale grafische Blätter angewandt. Buntpapier ist Arbeitsmaterial und Inspiration für beispielsweise Archivare, Wissenschaftler, Einbandforscher, Bibliothekare, Buch- und Papierliebhaber, Restauratoren, Auktionatoren, Sammler, Kuratoren und Antiquare, für Handwerker, Künstler und Gestalter. Hierzu haben zwei angesehene Expertinen auf diesem Gebiet – Julia Rinck und Susanne Krause – nun ihr Kompendium vorgelegt.
Das „Handbuch Buntpapier“ bietet umfassende technische und historische Informationen zu etwa 25 europäischen Buntpapiersorten aus sechs Jahrhunderten. In Exkursen und Kurzkapiteln werden zudem Aspekte wie Terminologie, Möbelpapier, Handel und Restaurierung besprochen.
Zum Inhaltsverzeichnis
Julia Rinck und Susanne Krause: Handbuch Buntpapier.
Hauswedell Verlag, Stuttgart 2021.
ISBN 978-3-7762-2100-8
379 Seiten, über 280 Farbabbildungen, ca. 27 x 20 cm, 1300 Gramm
€ 129,-
Erhältlich ab sofort im Buchhandel und online.
Hildesheimer Tag der Restaurierung 6. März 2021
Am Hildesheimer Tag der Restaurierung (6. März 2021) werden die aktuellen Abschlussarbeiten – erstmals in Form einer Online-Veranstaltung – vorgestellt. Wir freuen uns auf interessante Vorträge und einen regen fachlichen Austausch im digitalen Format. An dieser Stelle sei u.a. auf den Vortrag ab 10:40 von Dawoon Jung (M.A.) zu „Vergleichenden Untersuchungen an Hanji und Japanpapier“ verwiesen.
Mehr zum Hildesheimer Tag der Restaurierung 6. März 2021:
http://www.hawk.de/b/hildesheimer-tag-der-restaurierung
Link zur zoom-Präsentation:
https://www.hawk.de/de/hochschule/veranstaltungskalender/hildesheimer-tag-der-restaurierung
Ausblick:
Tagung „Das Fragment im digitalen Zeitalter“ 7.-8. Mai 2021 https://www.hornemann-institut.de/german/Fragment_Tagung.php
Der DAP trauert um Dr. Wolfgang Schlieder (1926–2021)
– Ein Nachruf von Dr. Frieder Schmidt
In Leipzig ist am 5. Februar 2021 Dr. Wolfgang Schlieder nur wenige Wochen nach seinem am 16. Dezember begangenen 94. Geburtstag gestorben. Als er 1996 seinen 70. Geburtstag feiern durfte, ehrten ihn der Deutsche Arbeitskreis für Papiergeschichte und der Leipziger Arbeitskreis zur Geschichte des Buchwesens mit einer „Papiergeschichte(n)“ betitelten Festschrift. In einem Vorwort wurden damals von Lothar Poethe und Frieder Schmidt ganz wesentliche Lebensbezüge und Leistungen des Geehrten benannt. Als im Jahr 2016 der 200. Geburtstag des Holzschlifferfinders Friedrich Gottlob Keller gefeiert wurde, rückten noch einmal die einschlägigen Forschungen und Publikationen des Verstorbenen ins Blickfeld. Hier seien in ehrender Erinnerung wesentliche Passagen aus dem genannten Vorwort von 1996 wiedergegeben.
(Dr. Wolfgang Schlieder auf einer Veranstaltung im Buchmuseum in Leipzig am 18. September 2017 / Foto: Wolfgang Hohensee)
1926 in Luckenwalde geboren, widmete er sein ganzes Berufleben der Papiergeschichtsforschung. Durch die Veröffentlichung einschlägiger Forschungsergebnisse, durch Vorträge und Ausstellungen hat er dem Fach viele neue Freunde gewonnen. Von ihm sind viele wichtige Impulse ausgegangen, die ihren Niederschlag in der täglichen Arbeit verschiedener musealer Einrichtungen und des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte sowie in den Publikationen derer gefunden haben, die auf seine stete und qualifizierte Auskunftsbereitschaft hoffen konnten und können.
Im Jahre 1959 gehörte Wolfgang Schlieder zu den Gründungsmitgliedern der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker (IPH). Sein Engagement in Wasserzeichenkunde wurde 1994 durch die Verleihung der IPH-Ehrenmitgliedschaft honoriert. 1996 verlieh ihm der Verein der Zellstoff und Papierchemiker und Ingenieure (Verein ZELLCHEMING) den Ehrenring Papiergeschichte. Die Laudatio abgedruckt in Das Papier 50 (1996), H. 7/8, S. 428429 benennt wesentliche Stationen seines Lebenswegs und seines Wirkens:
Dr. Schlieder hat von 1947 bis 1950 eine Lehre in der Finanzverwaltung des Landes Brandenburg absolviert. Er wurde nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften (1952 bis 1956 an der HumboldtUniversität zu Berlin) wissenschaftlicher Assistent am Institut für Geschichte an der Deutschen Akademie der Wissenschaften.
Er promovierte 1963 an der HumboldtUniversität mit einer Dissertation zum Dr. rer. oec., die 1966 unter dem Titel Zur Geschichte der Papierherstellung in Deutschland von den Anfängen der Papiermacherei bis zum 17. Jahrhundert veröffentlicht wurde. 1964 trat er in den Dienst des Deutschen Buch und Schriftmuseums der Deutschen Bücherei in Leipzig und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter von Dr. Wisso Weiß, der im selben Jahr von Greiz kommend als Leiter des Deutschen Papiermuseums dessen Integration in die Leipziger Einrichtung bewerkstelligte.
Nach der Pensionierung von Dr. Weiß im Jahre 1969 übernahm Dr. Schlieder die Leitung der Papierhistorischen Sammlungen und übte dieses Amt bis zur Vollendung des 65. Lebensjahres aus. In seiner Amtszeit sorgte Dr. Schlieder für den systematischen Ausbau und für die intensive Erschließung dieser Sammlungen (Wasserzeichen, Papierproben, Buntpapiere, Riesaufdrucke etc.) und der papiergeschichtlichen Fachbibliothek. Die Frucht dieser Anstrengungen ist ein papiergeschichtliches und wasserzeichenkundliches Dokumentationszentrum, dessen herausgehobener Rang auch international unbestritten ist. Durch eine gegenwärtig in der Drucklegung befindliche internationale papiergeschichtliche Bibliographie wird diese Leistung bald auch breiteren Kreisen für die alltägliche Arbeit zur Verfügung stehen.
Neben dieser eher stillen, aber umso langfristiger wirkenden wissenschaftlichen Kärrnerarbeit ist Dr. Schlieder in vielfältigster Weise an die Öffentlichkeit getreten. Durch Vorträge und Lehrveranstaltungen an der Altenburger Ingenieurschule und im Rahmen der Leipziger Restauratorenausbildung förderte er in Fachkreisen das Verständnis für die Papiergeschichte. Museale Ausstellungen sorgten für Breitenwirkung. In den papier und zellstofferzeugenden Betrieben der damaligen DDR regte er Mitarbeiter zur Pflege der Betriebsarchive und zu betriebsgeschichtlichen Forschungen an. Sein besonderes Interesse und seine stete Förderung galt und gilt dem Denkmalschutz sowie papiergeschichtlichen Gedenkstätten (Papiermühle Niederzwönitz, Neumannmühle, Keller-Museum Krippen etc.)
Nach der Wende und dem Zusammenschluß der beiden deutschen Staaten engagierte sich Dr. Schlieder in besonderer Weise für das Zusammenwirken der Fachleute in Ost und West und hatte ganz maßgeblichen Anteil an der Gründung des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte. Der Verein ZELLCHEMING und das Deutsche Museum in München honorierten die in Leipzig unter seiner Leitung erbrachten Leistungen durch Überlassung der von Alfred Schulte gegründeten Wasserzeichensammlung der 1938 gegründeten Forschungsstelle Papiergeschichte.
Das Wirken Dr. Schlieders beschränkt sich jedoch nicht nur auf den nationalen Raum. Über Jahrzehnte hinweg hat Dr. Schlieder eng mit Fachleuten u. a. in Polen, der Tschechoslowakei, Estland und Ungarn, aber auch den Niederlanden, Frankreich, Großbritannien, der Schweiz und den USA kooperiert. Sein Rat ist im In und Ausland gesucht und geschätzt. In den letzten Jahren hat er intensiv an der Erstellung eines Normenentwurf zur Beschreibung von Wasserzeichen und Buntpapieren mitgewirkt.
Online Konferenz: „Paper in motion“
Von Simancas nach Fabriano – Die online-Konferenz hat sich zum Ziel gesetzt, „le vie della carta“ (die Papierwege) im Mittelmeerraum (dem Kreuzungspunkt von Bevölkerungen und Ideen seit Anbeginn der Zeit) zu rekonstruieren. Nach dem ersten Workshop, der im vergangenen Januar in Simancas in Spanien stattfand, wird der Workshop „Paper in Motion“ der COST Action PIMo (People in Motion) in Fabriano, dem frühen Zentrum der Europäischen Papierherstellung, stattfinden.
Wissenschaftler renommierter italienischer und europäischer Universitäten werden sich am Freitag, den 12. Februar 2021 von 9.30 bis 17.30 Uhr mit dem Ziel zusammenfinden, die Geschichte und die Verbreitung der in Südeuropa und im Mittelmeerraum verwendeten Technologien der Papierherstellung zu rekonstruieren. Insbesondere sollen die materiellen Bedingungen seit dem Beginn der Papierherstellung sowie die damit verbundenen sozialen, kulturellen, politischen und weitreichenden Folgen im Rahmen eines umfassenderen Projekts analysiert werden.
Der Workshop, der bisher im Papierpavillon von Fabriano stattfand, wird vollständig online abgehalten und in direktem Streaming übertragen. Weitere Informationen finden Sie unter http://www.fondazionefedrigoni.it.
NEUIGKEITEN von IPH
35th IPH Congress: Investigating American Collections on Paper June 7-11, 2021
Die International Association of Paper Historians (IPH) freut sich, ihren bevorstehenden 35. biennalen Kongress vom 7. bis 11. Juni 2021 anzukündigen. Die mit Spannung erwartete Veranstaltung mit dem Titel „Investigating American Collections on Paper“ wird gemeinsam von der Library of Congress, der National Gallery of Art und der National Archives and Records Administration ausgerichtet. Die Organisatoren in Washington, DC, haben den ursprünglichen Präsenzkongress in ein Online-Kolloquium umgewandelt, das eine größere Beteiligung von Papierhistorikern, Wissenschaftlern und Studenten aus der ganzen Welt ermöglichen wird.
Zum Ablaufplan des 35.IPH-Kongresses
IPH-Program and Arbeitsgruppen
The mill that does grind grain. History of the paper mill in Duszniki-Zdrój
Ende Dezember 2019 gab das Museum für Papierherstellung eine Publikation mit dem Titel „Die Mühle, die das Korn mahlt. Geschichte der Papiermühle in Duszniki-Zdrój“ heraus. Die Publikation, die von den Museumsmitarbeitern des Papiermuseums in Duszniki herausgegeben wird, ist vergleichbar mit einer kleinen Monographie in polnischer Sprache (in einer Auflage von 5 Tausend Exemplaren). Sie wird kostenlos an die Museumsbesucher verteilt. Ihre Autoren sind Prof. Maciej Szymczyk, Rafał Eysymontt, Rainer Sachs und Marta Nowicka. Genau ein Jahr nach der Veranstaltung wurde die Publikation ins Englische übersetzt und in 2000 Exemplaren gedruckt. Das Buch „Die Mühle, die kein Korn mahlt“ ist auch als pdf in elektronischer Form erhältlich.
Research project: Export of French papers to England (and / or Ireland) during the 17th century
Louise O’Connor von der National Library of Ireland forscht zum Export französischer Papiere nach England (und / oder Irland) im 17. Jahrhundert.
The publication of the 2 last Hicsa conferences is online
https://hicsa.univ-paris1.fr/page.php?r=133&id=1071&lang=fr
Paper and Paper making history : Research News II
Die HiCSA (Histoire Culturelle et Sociale de l’Art, Université Paris I Panthéon-Sorbonne) organisiert in Kooperation mit AFHEPP, (Association Française pour l’Histoire et l’Etude du Papier et des Papeteries), INP (Institut National du Patrimoine, Département des Restaurateurs) und ITEM (Institut des Textes et Manuscrits Modernes) eine Konferenz unter dem Titel „Paper and Paper making history : Research News II“.
Diese Veranstaltung findet am 13. Oktober 2020 im INHA (Institut National d’Histoire de l’Art), 6 rue des Petits champs 75002 Paris, 1. Stock, Saal Vasari statt. Der Eintritt ist frei, bei Verfügbarkeit von Plätzen. Das Tragen einer Maske ist obligatorisch.
Siehe Details im Programm
Contacts: Mme/Ms Claude LAROQUE
Maître de conférences / Senior Lecturer
Responsable du / Head of Master de Méthodologie et Pratique de la Conservation Restauration des Biens Culturels
Université Paris I Panthéon – Sorbonne
17 rue de Tolbiac, 75013 Paris – France
HiCSA EA 4100 Histoire Culturelle et Sociale de l’Art
Der DAP trauert um Maaike Schijffelen
aus Holland erhielten wir die traurige Nachricht, dass Maaike Schijffelen am 10. Januar 2021 an den Folgen einer Brustkrebserkrankung gestorben ist. Wir wünschen ihrem Mann Daan viel Kraft für die kommende Zeit.
Foto: H.-G.Wöllmer
Peter Reinhard (1937–2020) – ein Nachruf von Dr.Frieder Schmidt
Acht Monate nach seiner Gattin Ursula ist am 19.12.2020 nun auch Peter Reinhard gestorben; er wurde in Hemer beigesetzt. Der am 12. Mai 1937 geborene Papiergroßhändler war Nachkomme des aus Oberbieber bei Neuwied stammenden gleichnamigen Papiermachers Peter Reinhard (1797–1880). Dieser hatte 1827 durch Eheschließung mit Wilhelmine Ebbinghaus in die Papiermühle der Gebrüder Ebbinghaus in Westig bei Hemer eingeheiratet und zudem in Niederhemer die alte „Wehrmühle“ ausgebaut und in einem Fachwerkhaus mit großräumiger Diele seine Wohnung und sein Papierlager unterhalten. Das Unternehmen wurde von den Söhnen Gustav (1832–1916) und Julius Reinhard unter der Firma Gebrüder Reinhard, Papierfabrik und Papiergroßhandlung weitergeführt. 1891 übernahm Gustav Reinhard eine im Jahr 1873 von Caspar Hoeborn gegründete Maschinenfabrik, die sich unter der Firma Gustav Reinhard & Co. einen Namen als Papiermaschinenfabrik machte. Dessen Sohn Max (*1870) studierte Maschinenbau und wurde zum Alleininhaber der Fabrik. Gustav Reinhards Enkel Max (1901–1966) übernahm das väterliche Erbe 1948.
Peter Reinhard hatte 1997 bei der DAP-Tagung in Hemer über „Die Papiermühle zu Niederhemer“ und über seinen Vorfahren berichtet: „Gustav Reinhard modernisierte die Papierfabrik. Nach einem Großbrand im Jahr 1902 ließ er 2 in der Maschinenfabrik Gustav Reinhard gebaute Langsiebpapiermaschinen dort aufstellen, die bis zum Jahr 1945 Packpapier und Pappe produzierten.“ Von einer wirtschaftlichen Blüte ist die Rede, doch nach dem 2. Weltkrieg wurde die Papierproduktion eingestellt und dort der Großhandelsbetrieb eingerichtet, denn das Großhandelslager von Gebrüder Reinhard war am 13. April 1945 durch Kriegseinwirkung vernichtet worden.
In einem Nachruf der Wirtschaftsinitiative Hemer heißt es jetzt: „Peter Reinhard ist in Hemer aufgewachsen, hat später die Internatsschule „Landschulheim am Solling“ in Holzminden besucht. Im Anschluss hat er im Bereich Druckerei und Papier seine Ausbildung gemacht. Nach dem Tod des Vaters Max Reinhard im Jahr 1966 hat er in der Papiergroßhandlung Gebrüder Reinhard die Bereiche Rechnungswesen und Finanzen geleitet.“ Nachdem er als Kind in den letzten Kriegstagen bereits einmal großen Schaden erleben musste, war er ein Vierteljahrhundert später erneut mit einem solchen katastrophalen Ereignis konfrontiert: „Am 28.11.1970 war einer der schwärzesten Tage im Firmengeschehen von Gebrüder Reinhard. Das Flachlager wurde durch einen Brand zerstört. Gleichwohl wurde der Lebensnerv der Firma nicht vollends getroffen. In den soliden Mauern der früheren Papierfabrik „Wehrmühle“, die vom Brand verschont blieben, lief der Großhandelsbetrieb bis zur Inbetriebnahme eines Hochregallagers im Jahre 1973 weiter. Die Lagerkapazität des neuen Lagers vergrößerte sich auf 9 000 t Papier.“ (Peter Reinhard, 1997, S. 18).
Zum Jahresanfang 1988 brachten die Gesellschafter von Gebrüder Reinhard ihr Unternehmen mit in die Papier Union ein, eine Fusion mehrerer deutscher Papiergroßhandlungen. Peter Reinhard war bis 1995 in der Geschäftsführung des Unternehmens tätig. Seit dieser Zeit engagierte er sich zusammen mit seiner Ehefrau Ursula in vielfältiger Weise ehrenamtlich. Sie organisierten für den Verkehrsverein der Stadt Hemer Stadtrundfahrten und Studienreisen, unterstützten die Landesgartenschau in Hemer und die Städtepartnerschaft mit Doberlug-Kirchhain. Mit großem Interesse engagierte er sich bei der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte und dokumentierte deren Exkursionen und Sonderfahrten anlässlich der DGEG Jahrestagungen.
Zur Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker (IPH) war er 1984 gestoßen, als deren 17. Kongress in Hagen abgehalten wurde. Seit jener Zeit war er bis zum Jahr 2018 als Beisitzer Mitglied des Vorstands. Seit der 1994 in Düren abgehaltenen Tagung des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) war er regelmäßiger Teilnehmer unserer Zusammenkünfte.
Wir hatten uns wohl 1987 in Heilbronn bei der Veranstaltung zum 225-jährigen Jubiläum der Papiergroßhandlung Gebr. Rauch kennen gelernt, die bald auch unter dem gemeinsamen Dach der Papier Union stand. Seitdem haben uns Tagungen der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker (IPH) und des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) immer wieder zusammengeführt. In ganz besonderer Erinnerung bleiben mir dabei die mir 1996 bei der Umsetzung des Leipziger IPH-Kongresses gewährte Unterstützung und die 1997 von Ursula und Peter organisierte DAP-Tagung in Hemer. Über Jahrzehnte hinweg war er unser treuer Bildchronist, der mit seinen Dias zu Beginn jeder Tagung unseren Arbeitskreis so anschaulich an das jeweils vorige Treffen erinnerte und dadurch sehr für Kontinuität der Treffen und den persönlichen Zusammenhalt unseres Kreises sorgte. Selbst im vorletzten Jahr besuchte er für einen Abend unser Treffen in Düren, um unsere vorhergehende Tagung in Osnabrück in Erinnerung zu bringen. Diese letzte persönliche Begegnung ist mir unvergesslich, zumal ich stets große Hochachtung für seine Haltung im Umgang mit seiner Erkrankung hatte.
Quellen:
Dossmann, Ernst: Papier aus der alten Grafschaft Mark. Papierherstellung und Verarbeitung im Wirtschaftsraum zwischen Volme Ruhr und Hönne. Iserlohn: Mönnig 1987 (Veröffentlichungen des Heimatbundes Märkischer Kreis).
Reinhard, Peter: Die Papiermühle zu Niederhemer. In: Deutscher Arbeitskreis für Papiergeschichte DAP. Vorträge und Berichte. 8. Tagung, Hemer 02. bis 05.10.1997, S. 17-18.
https://www.wi-hemer.de/aktuelles/detail/news/nachruf-peter-reinhard-im-ruhestand-in-ehrenamtlichem-engagement-aufgegangen/
Frieder Schmidt (Stuttgart)
Die Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker wird ihren von 2020 auf 2021 verschobenen IPH-Kongress in Washington DC nun virtuell durchgeführen. Termin ist der 7.-11. Juni 2021.
—–Ursprüngliche Nachricht—–
FROM IPH TO ALL OLD AND NEW MEMBERS
We had all looked forward to meet each other in 2020 at the national paper-historical conferences during the summer and in the autumn at the 35th International IPH Congress in Washington, DC – the second IPH Congress in United States in 60 years. The brilliant 2020iph local organizing committee had planned everything in details, but all meetings and cultural events had to be postponed to 2021. The program of the 35th IPH Congress in Washington, DC will in this New Year for the first time in the history of IPH be presented on a virtual platform, followed online all over the world by the speakers and congress participants with interest in the history of paper.
In IPH we have in spite of restrictions, isolation and closed frontiers been in contact with each other as usual via emails, phone calls and letters. Through online meetings in 2020 we have learned that it is possible to discuss and plan together, continue research projects and publish articles of the research in periodicals and books. Online meetings, conferences and congresses will take place in the New Year, but before the end of 2021 we can look forward to meet each other again in person. The increasing numbers of new IPH members during the last two years illustrate the growing interest in the history of paper, in studies of watermarks, paper trade and technology and how to preserve the cultural heritage of manuscripts, prints and drawings in collections and libraries through conservation, restoration and storage of the paper.
On behalf of IPH I send all of you my best wishes for a peaceful and happy New Year, where I look forward to meet you at the 35th IPH Congress in Washington, DC on the virtual platform in June 7-11, 2021.
Anna-Grethe Rischel
President of IPH
Der DAP trauert um Peter Reinhard (1937-2020)
Zwischen der Weihnachtspost erreichte uns die traurige Nachricht aus Hemer, dass Peter Reinhard acht Monate nach seiner Gattin Ursula, am 19.12.2020 verstorben ist. Der DAP hat damit seinen langjährigen Bildchronisten verloren.
Dieses Foto aus der offiziellen Pressemitteilung der Stadt Hemer zeigt die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Ursula und Peter Reinhard für deren unermüdlichen Einsatz für die Städtepartnerschaft der Stadt Hemer und Doberlug-Kirchhain und die anschließende Eintragung in Goldene Buch der Stadt Hemer.
DIE PAPIERFABRIK PENIG. Geschichte und Geschichten. Teil 2.
Heiner Unger legt einen weiteren Band zur Geschichte der Papierfabrik Penig vor. Die Geschichte das Werk Wilischthal, das lange zum Peniger Unternehmen gehörte, wird ausführlich behandelt. Das Buch ist über den Buchhandel oder direkt beim Mironde-Verlag ( http://www.mironde.com) beziehbar.
Die Papierfabrik Zerkall lebt!
Am 3. November 2020 wurde beim Amtsgericht Aachen ein Antrag auf Eigenverwaltung gestellt. Dem Antrag wurde am selben Tag stattgegeben. Der Geschäftsbetrieb wird im Rahmen der Eigenverwaltung uneingeschränkt fortgeführt. Zielsetzung des Verfahrens ist die Sanierung des Unternehmens mit einer grundlegenden Neuausrichtung für die Zukunft.
Mit besten Grüßen, Felix Armin Renker, GF der Papierfabrik Zerkall.
Der DAP verwirrt vom Canabis – oder vom Manila-Hanf, der kein Hanf ist:
Den DAP erreichte eine Anfrage/Anmerkung bezugnehmend auf einen Artikel vom 30.10.2020 in der Osnabrücker Zeitung:
„Als einer der ersten Bauern im Osnabrücker Land baut Stephan Künne auf einer Fläche von 40 Hektar HANF an. Es handele sich nicht um eine Cannabis-Plantage, sondern um Industriehanf, der den Boden verbessern soll.“ Es heißt ferner, Hanf verarbeitet Gülle zu Nährstoffen und bindet vor allen Dingen Nitrate und Phosphor. Es gibt keine Pflanze die so viel Hunger auf Gülle hat! Für mich war aber folgende Aussage wichtig:
„Genutzt wird das Hanfstroh, das aus festen Fasern besteht. Aus der Naturfaser stellt die Papierindustrie feinstes Filter-, Bütten – oder Banknotenpapier her.“
An den Kreis der Papierhistoriker wurde nun die Frage gestellt, in welcher Firma diese Faser verarbeitet wird und wie und wo Hanf für den Einsatz auf-, und zubereitet wird.
Hier sei dokumentarisch aus den eingegangenen Antworten zitiert:
SK (31.10.2020):
„Hanfpapier gibt es beispielsweise bei Gmund. Ich habe es nie verarbeitet, nur ein Pröbchen angefasst. (https://de.gmund.com/content/de/gmund-hanf-papier) Faserstoff bekommt man bei John Gerard, Eifeltor-Mühle.“
FS (31.10.2020):
„Soweit ich informiert bin werden heutzutage für die Papierherstellung keine Hanffasern mehr verwendet, es sei denn, dass vielleicht einige wenige Banknoten-Papierhersteller noch solche in Mischung mit z.B. Baumwolle oder Leinenfasern einsetzen. Hanffaserpapiere hat früher noch die Papierfabrik Biberist in der Schweiz verarbeitet. Die schönste und bestens ausgerüstete Papierfarbrik des Landes ist jedoch seit Jahren geschlossen. Biberist hat sich mit einer damals zu großen neuen Maschine verspekuliert, wurde dann mehrmals verkauft; das letzte Mal für einen Schweizer Franken, was denn auch das Ende bedeutete. Die Biberister Hanfpapiere wurden für wertvolle langlebige Dokumente verwendet weil keine andere Naturfaser eine solche Stärke gegen Durchreißen besitzt. Übrigens kann man mit einem sehr starken Holländer aus alten Kartoffelsäcken selbst Hanffasern herstellen zum Papiermachen. Alte Kartoffelsäcke bestanden immer aus 100 % Hanf. Ob Banknoten-Papierfabriken heute noch Hanf in geringen Mengen benötigen frägst du am besten Ekkehart Schircks ehemals Produktionsleiter bei der Papierfabrik in Landquart / Schweiz an. Er hast solche Papiere vor seiner Pensionierung täglich produziert. Ekkehard ist ja auch ein begeistertes Mitglied der Papierhistoriker und ein Kollege von mir aus unserer gemeinsamen Münchner Studienzeit. Der weltbeste Spezialist für Hanffasern im Zusammenhang mit Hanfpapieren lebt in Canada und heißt Helmut Becker. Er hatte oder hat immer noch eine Professorenstelle an einer kanadischen Universität. Helmut Becker hat sein ganzes Leben der Forschung von Hanf und der Herstellung von Hanfpapieren gewidmet und viele Publikationen darüber verfasst. Ich bin sicher, dass er auch weiß, wo man heute noch Hanffasern in größeren Mengen kaufen kann. Helmut ist ein guter Bekannter von mir und war einer der ersten Mitglieder 1986 als ich die IAPMA (International Association of Hand Papermakers and Paper Artists) gründete.“
HPL (1.11.2020)
„Ich kann bestätigen, dass in der Büttenpapierfabrik Gmund bei Florian Kohler. Hanf bei speziellen Papieren verwendet wird. Ich habe auch schon Hanf von ihm bezogen. Der Hanf stammte aus Indien. Auch für die handgefertigten Vorsatz- und Ergänzungspapiere bei der Restaurierung der Bücher der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar wurden Papiere aus Hanf verwendet (Faserzusammensetzung nicht zuviel Baumwolle, eher Flachs oder Hanf).“
FH (1.11.2020):
„Wenn ich lese, dass der Hanf aus Indien bezogen wurde, dann kommt bei mir der Verdacht auf, dass es sich dabei nicht um Cannabis, sondern um den sogenannten Manilahanf einer völlig anderen Pflanzengattung handelt, nämlich um Abacá (Musa textilis) einer Pflanzenart aus der Gattung Bananen. Diese Fasern werden u. a. für Teebeutel, Zigarettenpapier und Banknoten verwendet, auch Manilapapier für Briefumschläge (gelbliche Färbung) wurden ursprünglich daraus gefertigt. In Greiz wurde über viele Jahrzehnte Manilakarton hergestellt, allerdings solange ich selbst daran beteiligt war, ist kein Manilahanf dafür verwendet worden, die Sortenbezeichnung sollte nur eine besondere Festigkeit suggerieren. Auf Grund der besonderen Festigkeit und der Salzwasserresistenz der Fasern werden sie auch für Seile, Taue und Fischernetze verwendet. Dazu fällt mir ein, dass in verschiedenen Veröffentlichungen zur Papiergeschichte auch die Verwendung von verbrauchten Fischernetzen für das alte chinesische Papier beschrieben wird, das waren dann sicher auch Abacáfasern.“
HD (1.11.2020):
„Während meiner aktiven Zeit der Langfser-Papierproduktion in England bei Crompton Bros. Ltd, Manchester, haben wir jede Menge „hemp“/„Hanf“ (Musafaser – Manilahanf) benötigt. Ich hatte nur mit den Seidenpapieren zu tun – die Kollegen haben auf viele weitere Sorten und Anwendungsgebiete hingewiesen. Der beste Hanf für Langfaserpapiere kommt von der Philippinen-Insel Davao. Er wurde in den 3 Werken von Crompton – immerhin 6 Schrägsieb-Maschinen – in Kugelkochern aufbereitet. Hauptprodukt war in den 60er und Anfang 70er Jahren Dauerschoblonen-Rohpapier (Günther Wagner – Pelikanwerke, Geha, beide Hannover, Greif Goslar, Bruns Berlin, Koreska Kopenhagen und Wien, Gestettner London, AB Dick USA) um nur die wichtigsten zu nennen. Die Selen-Technik (anfangs Xerox und danach die japanischen und heute koreanischen Kopiergeräte-Hersteller) haben der Dauerschablone (Siebdrucktechnik) innerhalb kurzer Zeit den Garaus beschert. Haupteinsatz der Langfaserpapiere heute: Teebeutelpapier – nicht heißsiegelfähig und heißsiegelfähig, Faserdarm-Rohpapier, Kaffeefilter, spezielle Luftfilter. Solche Papiere für die industrielle Verarbeitung waren – neben den Japanpapieren – mein Hauptgeschäft.“
DP (27.12.2020)
Bei diesem Thema ist an dieser Stelle der Bogen vom Hanf zum Tau zu schlagen – genauer zum Schiffstau. Auch Julius Schulte Söhne hat in der Vergangenheit „Tauenpapier“ hergestellt. Dies war ein Packpapier mit besonderer Festigkeit. Es wurde auch zum Auskleiden von Schrank-Fächern benutzt. Als Knabe habe ich den „Tauenschneider“ noch gesehen, allerdings nicht in Betrieb. Er hat den 2.Weltkrieg nicht überlebt. In ihm wurden die Taue regelrecht zerhackt; dies geschah mit einem auf- und herabgehenden Messerblock. Ich füge eine Seite unserer Preisliste von 1887 an. Es dürfte die erste Preisliste der Firma sein, die 1886 gegründet worden war.
KW (31.12.2020):
Zu der „Hanf“-Frage sei auf die Systematik der Faserstoffsammlung der Bundesanstalt für Materialprüfung verwiesen, aus der hervorgeht, dass Manila und Hanf wohl auch eigenständig betrachtet wurden. Um näheres zu erfahren müsste man die entsprechende Kiste mal ansehen. Wie eine Kiste innen aussieht, sieht man bei unserem Objekt des Monats aus dem August (https://technikmuseum.berlin/objekt/kiste-mit-proben-von-graspapier/).
Bildquelle: Deutsches Technikmuseum Berlin (https://technikmuseum.berlin/objekt/kiste-mit-proben-von-graspapier/)
Messerlose Holländerwalze als Sperr- und Haushaltsmüll in der Natur entsorgt – der DAP gibt Umweltsündern keine Chance
Für wen ist es kein Ärgernis, wenn man auf Spaziergängen Gegenstände im Wald umherliegen sieht? Aber wer hat schon mal im Wald eine messerlose Holländerwalze gefunden?
Mitte Oktober 2020 führte der DAP intern einen reichlichen Schriftwechsel, der an dieser Stelle in Auzügen veröffentlicht sein soll.
Foto: Herr Berghoff, Sommer 2020
Zum Vorfall schildert Zeuge AB zunächst:
Diese Bilder hat mir Herr P.B. aus der Gegend von Bad Muskau zu geschickt. Die Papierfabrik Muskau-Köbeln ist bald nach der Wende stillgelegt worden, die Papiermaschine soll aber noch heute vorhanden sein.
Zeuge WN stellt zunächst in den Raum, dass diese Holländerwalze womöglich durch Ablage an dieser Stelle im Wald vor Reparationsleistungen an Russland gerettet werden sollte, damit man sie „in ruhigen Zeiten“ wieder verwenden kann. Seiner Ansicht nach handelt es sich nach dem Aussehen um eine Walze mit Basaltbelag, mit der man im Holländer schmierig mahlen konnte. Der Zeuge WN berichtet weiter:
„In meinen ersten Semesterferien 1955 erhielt ich bei der Firma S den Auftrag, die Brauchbarkeit eines mit Basaltbelag bestückten Kegels im Refiner zu testen, um dort die gleichen Werte wie mit einem Holländer erreichen zu können. Das angestrebte Ziel wurde seinerzeit nicht erreicht, da wir den Zellstoff im Holländer mindestens 6 Std. mahlen ließen, bis dass er 96 – 97 Grad Schopper-Riegler erreicht hatte. Damit wurde ein hoch-transparentes Papier für Röntgen-Aufnahmen produziert. Der Zeuge WN unterstreicht seine Aussage durch sein Angebot, bei unserem nächsten DAP-Treffen entsprechende Beweismuster des hochtransparenten Röntgenpapiers vorzulegen.
Zeuge DP zieht den vorgeschlagenen Ablagezeitpunkt jedoch in Zweifel, da „die Walze so, wie sie da liegt, gebrauchsfertig (ist), und ich glaube sogar, an den verschiedenen hellen Flecken Gebrauchsspuren zu sehen – merkwürdig nach so langer Liegezeit im Wald (oder war die Walze woanders und ist erst vor Kurzem dorthin gekommen?). Die Räume zwischen den steinernen Mahlschienen sind augenscheinlich mit Holz gefüllt. Das Holz quillt, sodass sich ein fester Block bildet. Nicht erkennen kann ich, ob oder wie die Mahlschienen noch zusätzlich befestigt sind. Ich kann mich auf die Erinnerung stützen, die ich aus der Zeit habe, in der wir in unserer Firma noch Rohfilzpappe (Rohdachpappe) herstellten. Damals schlossen wir die vorgeschnittenen Lumpen in Holländern auf, deren Walzen mit eisernen Schienen bestückt waren.“
Zeugin SK pflichte daraufhin dem Zeugen DP bei und vermisst „ein moosiges Mäntelchen für die Walze.“
Zeuge FH gibt zu Protokoll: „In Bad Muskau wurde neben Zigarettenpapier Elektroisolierpapier und Kondensatorpapier produziert, das erforderte einen extrem hohen Mahlgrad und deshalb wurde eine Mahlgarnitur mit Basaltbestückung gewählt. Die Fabrik ist dann nach 1990 stillgelegt worden“, womit ein neues Datum zum Ablagezeitpunkt im Rennen ist.
Zeuge AB kann sich nun genauer erinnern, dass die Holländerwalze 1982 zum ersten Mal an dieser Stelle entdeckt worden war, aber wie lange sie dort schon vorher gelegen hat, konnte er (noch) nicht klären. Der Umstand, dass die Walze unbemoost ist, erklärt sich für den Zeugen AB „weil sie an einer sonnigen, trockenen Stelle liegt, direkt hinter dem Grenzzaun des Papierfabrik -Grundstücks. In der Papierfabrik Köbeln wurde Kondensator- und Zigarettenpapier hergestellt, also ganz feine Papiere aus schmierigen Ganzstoff mit hohem Grad SR. Deshalb habe ich auch an eine Holländerwalze mit Steinmesser gedacht. Ich nehme an, man sieht es an den relativ breiten Rillen in denen die Basaltmesser eingekeilt, befestigt werden? Bei Messing-Messern sind diese Rillen schmäler. Diese Steinmesser müssen ab und an vom Steinmetz geschärft werden.“
Zeuge WN erklärt sich hierauf eingehend zu seiner Erfahrung mit Holländerwalzen:
„Kurz nach dem Kriegsende im Mai 1945 hatte ich das Glück, bei der Firma S eine Lehre als Tischler beginnen zu können. In dieser Tätigkeit wurde ich auch zur Instandsetzung von Holländerwalzen eingesetzt. Bei den mit Basalt bestückten Walzen wurde folgendermaßen verfahren: Zuerst wurde die Rohwalze mit Sand abgestrahlt, um allen Rost und Schmutz zu entfernen. Dann wurden fertige Basaltelemente von ca 1m Länge in schon vorhanden „Kästen“ eingelegt. Mittels einer Schablone wurde nun der Basaltstein zunächst mit dünnen Pockholzschienen ausgerichtet, um später bei der Gesamtausrichtung der Walze alles mit sehr dünnen Keilen fest zu fixieren. (Pockholz ist das härteste Holz und wird gelegentlich auch als Eisenholz bezeichnet.) Die Stein-Elemente waren ganz eben konkav (halbrund) geschliffen, und dem Durchmesser der Walze angepasst. Das Gegenteil geschah mit dem Grundwerk. Auch hier war es ein Kasten, in dem ein Stein eingepasst wurde, der etwas konkav (hohl) vorbehandelt war. Alles war eine Arbeit von vielen Stunden (2 Tage). Zum Abschluss wurde Blaupapier auf das Grundwerk gelegt und die Walze mit „Gefühl“ abgesengt. Von Hand wurde nun die Walze Element zu Element über das Grundwerk gedreht. Das Blaupapier zeigte an, wo noch sog. „Druckstellen“ waren. Wenn man in dem Glauben war, dass alles zueinander passte, wurde der Holländer mit Wasser gefüllt, die Walze in Bewegung gebracht und ganz behutsam abgelassen, bis man das erste Knirschen hörte. Das war das Zeichen, dass nun Stein auf Stein sich abrieben. Der Holländer lief viele Stunden, wobei immer darauf gehört wurde, ob sich alles gut eingeschliffen hatte. Das Wasser im Holländer verfärbte sich nach und nach ganz dunkel bis schwarz und war später so heiß, das man mit der Hand nicht mehr in das Wasser fassen konnte. Dann wurde der Holländer gereinigt und für die Produktion freigegeben. Ähnlich wie bei Basaltstein Holländern wurde auch mit Messerwalzen verfahren. Je nach Bedarf waren sowohl die Grundwerke als auch die Messer bei den Walzen in einem Winkel von 6 – 8° ausgerichtet (Schneideffekt wie bei einer Schere). Nun noch einmal zur Erinnerung: mit Basaltsteinen bestückte Walzen gaben eine schmierige Mahlung (Transparentpapier). Eine mit „Messern“ ausgerüstete Walze erzeugte eine rösche Mahlung, wobei die Fibrillen der Zellstoff Fasern nur je nach Bedarf mehr oder weniger aufgespalten wurden: Das ist meine praktische Erfahrung in 50-jähriger Tätigkeit.“
Zeuge DP gibt ein weiteres Foto von Günther Rapp/Görlitz aus dem Jahre 1986 zu den Akten, auf welchem eine alte Holländerwalze zu sehen ist, welche aufgrund des Aufnahmezeitpunktes des Fotos bereits 1986 hinter der Papierfabrik Muskau-Köbeln im Wald lag. Er führt mehrere Indizien an, „die zeigen, dass es sich um ein und dieselbe Walze handelt, z.B. die 3 Bohrungen in der Stirnwand oberhalb des Zapfens„. Übrigens ist mir zur Holländerwalze noch eingefallen, dass die Hölzer, mit denen die Walze zwischen den „Messern“ bestückt ist, aus edlem Holz gewesen sein könnten; das würde erklären, warum die Hölzer nicht verrotteten.
Zeuge WN erklärt bezüglich des verwendeten Holzes:
Wir haben früher zum Befestigen der Messer Amerikanisches POCK-Holz genommen. Ich glaube, dass die Amerikaner es Eisenholz nannten.
Bildquelle: Deutsche Fotothek (df_rp-d_0650004)
Ich wage an dieser Stelle die Prognose, dass dem DAP vermutlich in Kürze der Anfang der 1980er-Jahre verantwortliche Betriebsleiter der Firma in Bad Muskau bekannt sein wird … .
Die IMT School for Advanced Studies Lucca (IT) hat eine „Research collaborator“ Stelle ausgeschrieben. Es geht um ein Forschungs- und Katalogisierungsprojekt zu Wasserzeichen im Museo della Carta in Pietrabuona (Toskana). Die Stellenausschreibung ist zu finden auf: https://www.imtlucca.it/it/jobopportunity/studio-catalogazione-filigrane
Italienisch ist erforderlich, Englisch gewünscht.
Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen
Ausstellung vom 24. September 2020 – 7. Februar 2021 im Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren
Eröffnung: Mittwoch, 23. September 2020, 19 Uhr*
Aus der Pressemitteilung zur Ausstellung:
Jeden Tag werden Milliarden Emojis über digitale Endgeräte versendet. Seit ihrer plattformübergreifenden Standardisierung 2009 entwickelten sich Emojis innerhalb weniger Jahre zu einem Phänomen digitaler Massenkommunikation. Sie haben den alltäglichen Umgang mit Piktogrammen, also Informationen, die über ein System von Bildern vermittelt werden, nachhaltig verändert. Die heute weit über 3000 standardi- sierten Emojis sind in den sozialen Netzwerken ständig präsent. Sie spiegeln die Sehnsucht nach einzigar- tigen Gefühlsäußerungen in einer hoch funktionalen, globalisierten Welt. Die Ausstellung „Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen“ geht der Frage nach, mit welchen Überlegungen, Zielsetzungen und Hoffnungen die Entwicklung moderner Bildzeichensprachen einschließlich der Emojis verbunden ist. Auf welche Probleme ihrer Zeit reagieren sie jeweils? Erweitern sie unsere Ausdrucksmög- lichkeiten oder schränken sie diese durch die Festlegung von Stereotypen ein?
Im Jahr 1925, zur Zeit des „Roten Wien“, gründete der Nationalökonom Otto Neurath das Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum Wien. Dort sollten volkswissenschaftliche Daten und Tatsachen auch denjenigen Menschen vermittelt werden, die nicht lesen konnten. Otto Neurath, seine Frau Marie Neurath, der Künstler Gerd Arntz und ihr Team entwickelten für diesen Zweck eine sogenannte „Bildpädagogik“ – die Wiener Me- thode der Bildstatistik (später ISOTYPE – International System of TYpographic Picture Education). Ihre Entwürfe spiegeln das Spannungsfeld, in dem sich das Projekt bewegt: zwischen wissenschaftlichem Ob- jektivitätsanspruch auf der einen Seite und freiem künstlerischen Ausdruck auf der anderen. Besonders deutlich wird dieser doppelte Ansatz im Vergleich zu der Arbeit von Otl Aicher. Dessen grafisches System für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München setzt auf strenge Gestaltungsregeln und maximale Funktionalität. Eine emotional aufgeladene Bildsprache lehnt er nach der Erfahrung des Nationalsozialismus ab.
An der Ausstellung beteiligte Gestalter*innen und Künstler*innen:
Otl Aicher, Moritz Appich / Jonas Grünwald / Bruno Jacoby, Gerd Arntz, Johannes Bergerhausen / Ilka Hel- mig, Karsten de Riese, Antje Ehmann / Harun Farocki, Juli Gudehus, Pati Hill, Heinrich Hoerle, Timothée Ingen-Housz, Shigetaka Kurita, Warja Lavater, Marie Neurath, Otto Neurath, Yukio Ota, Wolfgang Schmidt, Franz Wilhelm Seiwert, Lilian Stolk, Augustin Tschinkel, Edgar Walthert
„Mehr Schein als Sein?!“
Das Forum BildDruckPapier veranstaltet vom 16.-18. Mai 2021 in Dresden seine nächste Jahrestagung, die in Kooperation mit dem Stadtmuseum Dresden und dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde organisiert wird. Unter der Überschrift „Mehr Schein als Sein?!“ widmet sich die Konferenz papiernen Imitationen und Illusionen. Hierfür werden im aktuell laufenden Call for Papers Beitragsvorschläge gesucht.
Der DAP trauert um Hellmut Stadelmann (1926—2020)
– ein Nachruf von Frieder Schmidt, Stuttgart
Aus Aschaffenburg kommt die traurige Nachricht, dass unser Papiergeschichtsfreund Hellmut Stadelmann im Alter von 93 Jahren gestorben ist. Wir verlieren mit ihm einen der besten Kenner des früheren Zentrums der deutschen Buntpapierindustrie und einen stets interessierten Teilnehmer unserer Tagungen. Er war ein Nachkomme von Joachim Stadelmann und dessen Ehefrau Mathilde Nees, einer Tochter des Aschaffenburger Buntpapierfabrikanten Theodor Nees. Dank seiner Hilfe konnte die 1922 an der Universität Würzburg abgeschlossene und maschinenschriftlich überlieferte Dissertation seines Onkels Albert Stadelmann über „Die Buntpapierindustrie in Aschaffenburg“ digitalisiert und der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. Umsichtig sorgte er in den letzten Jahren für die Überlieferung geschichtlicher Quellen des Unternehmens A. Nees Buntpapierfabrik, Aschaffenburg, die jetzt den Bestand F 141 im Bayerischen Wirtschaftsarchiv München bilden.
Unvergessen bleibt die Tagung des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte im September 2017 in Aschaffenburg, der Hellmut Stadelmann ihr ganz spezielles Profil verliehen hatte. Im Schloss Johannisburg präsentierte das Schlossmuseum der Stadt Aschaffenburg seine wertvollen Bestände zur Geschichte der örtlichen Buntpapierindustrie. Gemeinsam mit Anja Lippert führte er in einer eindrucksvollen Präsentation die Standorte, Betriebsstätten und wichtige Persönlichkeiten dieser weltweit aktiven Unternehmen vor, und unter den gezeigten Musterkollektionen fanden sich wichtige Gaben, die er den historischen Sammlungen seiner Vaterstadt überlassen hatte. Die durch seine Vermittlung organisierten Betriebsbesichtigungen bei den Firmen MDV papier- und kunststoffveredlung in Karlstadt am Main und Transfertex GmbH & Co. Thermodruck KG in Kleinostheim führten zu wichtigen Stationen, die sich nach dem Niedergang der Aschaffenburger Buntpapierindustrie als Nachfolgeunternehmen entwickelt hatten. Auch die DAP-Tagung in Düren im Oktober 2019 besuchte er mit großem Interesse und ließ sich die Neugestaltung des Papiermuseums Düren erläutern, wie immer in fürsorglicher Begleitung seiner Gattin Romy, der nun unser herzlichstes Beileid gilt.
Diss. Albert Stadelmann: urn:nbn:de:101:1-201212146288
Firmenarchiv A. Nees Buntpapierfabrik, Aschaffenburg: (https://www.bwa.recherche.findbuch.net/php/main.php?ar_id=3254&be_kurz=4620313431#4620313431).
Buchbesprechung zu: „Vernetzte Papiermärkte. Blicke in den Amsterdamer Handel mit Papieren im 18. Jahrhundert“, eine Veröffentlichung von Daniel Bellingradt im Herbert von Halem Verlag, Köln, 2020
Gerade in den größeren Digitalisierungsprojekten in der Musik-, Architektur- und Kunstgeschichte der letzten Jahre (hier sei beispielsweise an die Projekte RISM, Planschatz Schwerin oder Niederländische Zeichnungen Weimar gedacht), zeigte sich die Präsenz bzw. zumeist auch die Dominanz von holländischen Wasserzeichen, die ursächlich auf die Dominanz des Amsterdamer Papierhandels zurückzuführen ist. Welche Rolle Amsterdam in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts für den Papierhandel spielte, wird schon allein dadurch deutlich, dass für diesen Zeitraum mehr als 60 aktive Papierhändler in Amsterdam verzeichnet werden. Hinzu kommen weitere Kaufleute, die den Papierhandel neben ihren eigentlichen Haupthandelsgeschäften betrieben (S. 130). Die Gründe für das Aufblühen des Papierhandels in Amsterdam waren in seiner vorteilhaften geografischen Lage zu sehen und der guten internationalen Anbindung sowohl über den Seeweg in den Nord- und Ostseeraum als auch über den Landweg an die teilweise schon seit dem Mittelalter bestehenden Handelsrouten wie die von Amsterdam über Utrecht, Nijmegen, Koblenz, Mainz, Worms, Straßburg nach Basel (S. 137f.). Bellingradt verweist auf 800 von Amsterdam aus für den regionalen und überregionalen Handel regelmäßig eingesetzte Schiffe, um diese Vernetzung zu illustrieren (S. 138).
Zu den unbestreitbaren Stärken dieser Veröffentlichung zählen, dass der Papierhandel zum Forschungsthema gemacht wurde, dass zahlreiche Primärquellen zum Papierhandel (z.B. Archiv der Amsterdamer Buchhandelsgilde zwischen 1662-1812) erschlossen wurden (Kapitel 4) oder auch der sehr interessante und lesenswerte Einblick in die Handelsaktivitäten des Papierhändlers Zacharias Segelke, der veranschaulicht, wie Papierhandel am Ende des 18. Jahrhunderts in Amsterdam funktionierte (Kapitel 7). Die Auffassung des Autors Daniel Bellingradt, dass der Papierhandel bisher kaum betrachtet wurde, ist uneingeschränkt zu teilen. Diese Veröffentlichung dokumentiert zudem den aktuellen Forschungsstand umfassend und beruht auf dem von 2012 bis 2015 von der DFG finanzierten Forschungsprojekt „Publizistik als Handelsware. Transregionale Märkte, Räume und Netzwerke im frühneuzeitlichen Europa, 1750-1800“.
Der Amsterdamer Papierhandel spielt – obwohl der Buchtitel es suggeriert – leider in großen Teilen der vorgelegten Publikation nur eine untergeordnete Rolle. Oft ist es eher eine kommunikationsgeschichtliche Abhandlung über Einzelaspekte des Handels mit Papier, dessen Rohstoffen bzw. auch dessen Produkten allgemein. Zu den weniger gelungenen Aspekten dieser Veröffentlichung zählt, dass sich der Leser eher mit einer Aneinanderreihung einzelner (Fach-)Artikel konfrontiert sieht, die sich sowohl inhaltlich als auch sprachlich an ein unterschiedliches Publikum richten. Dies führt dazu, dass es zwischen den einzelnen Kapiteln mitunter zu inhaltlichen Doppelungen (so z.B. Wiederholung des Papierherstellungsprozesses (S. 70 f.), Übergang vom Pergament zum Papier (S. 78 und S. 90), Papierbedarf (S. 78, S. 87, S. 93) kommt.
Bellingradt ist sicher beizupflichten, wenn er in seinem – angesichts des Gesamtumfangs des Buches – sehr ausführlich geratenen Vorwort („Vortrab“) die bisher ausgeübte Papiergeschichte kritisiert. Diese ist seiner Meinung nach auf die Geschichte der Papierherstellung und Wasserzeichen fokussiert (S.14) und lässt dabei die Aspekte des Papierhandels vollkommen außer Acht. Genau in diesem Bereich liegen jedoch zugleich die Schwächen dieses Buches. Papierhistoriker und -technologen werden sich angesichts verschiedener Äußerungen zur Papierherstellung gelegentlich verwundert die Augen reiben. So wird zum Beispiel die Rundsiebmaschine zu einer Übergangstechnik („die nur eine kurze Blüte“ erlebte), hin zur Entwicklung zur Langsiebmaschine erklärt (S.72 – Rundsiebmaschinen spielen noch heute z. B. bei der Künstler- und Wertpapierherstellung oder aber auch bei der Kartonherstellung etc. eine wesentliche Rolle). Aussagen wie jene, dass es „kein Zufall ist, dass die Papierherstellung in Europa immer dort florierte, wo Textilindustrien in der Nähe waren oder wohin Textilindustrie leinene Rohstoffe hinliefern konnten“ (S.174), blenden die technologischen Standortbedingungen für den Betrieb einer Papiermühle komplett aus. So waren ausreichende Wasser- oder später auch Windkraft und reines Wasser seit jeher die entscheidenden Standortfaktoren für den Betrieb einer Papiermühle und konnten auch – sofern diese Faktoren nicht (mehr) gegeben waren – zur Aufgabe oder auch zur Umsetzung bestehender Papiermühlen an einen neuen Standort führen (siehe Umsetzung der Papiermühle Homburg). Insofern hat einerseits Bellingradt sicher recht, wenn er die Papiergeschichte ohne kultur- und wirtschaftshistorische Kontextualisierungen kritisiert. Andererseits bleibt aber auch jede wirtschaftshistorische Betrachtung zum Papierhandel ohne eine entsprechend korrekte papiergeschichtliche Kontextualisierung und Kenntnis um Papierherstellungsverfahren streitbar. Bellingradts Werk sollte daher als eine Aufforderung zur Zusammenarbeit beider Disziplinen verstanden werden – mehr denn je!
DAP-Tagung 2020 auf Ende April 2021 verschoben
Die ursprünglich für November 2020 geplante Jahrestagung des Deutschen Arbeitskreises Papiergeschichte (DAP) in Gernsbach wird wegen der Covid19-Lage auf den 29.04. bis 02.05.2021 verschoben. Wir freuen uns sehr, dass wir unsere Tagung auch zu diesem Termin im Papiermacherzentrum Gernsbach abhalten können.
Zum 85. Geburtstag von Anna-Grethe Rischel – der DAP gratuliert herzlich!
Anna-Grethe Rischel – Papierrestauratorin und ist seit 2008 Präsidentin der International Association of Paper Historians (IPH) feiert am 7.5.2020 ihren 85. Geburtstag. Einigen DAP-Tagungsteilnehmern wird sich sicher noch von der Tagung 2013 in Leipzig bekannt sein, an der sie zuletzt teilnahm. Für die einzelnen Lebens- und Arbeitsstitionen sei von Anne-Grethe sei an dieser Stelle auf den entsprechenden Beitrag bei Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Anna-Grethe_Rischel) verwiesen.
Der Deutsche Arbeitskreis für Papiergeschichte wünscht von Herzen alles erdenkliche Gute, vor allem Gesundheit und Wohlergehen.
DAP trauert um Ursula Reinhard
(ein Nachruf von Frieder Schmidt)
Aus Hemer in Westfalen kommt die traurige Nachricht, dass uns die für den Deutschen Arbeitskreis für Papiergeschichte seit langen Jahren unermüdlich tätige Ursula Reinhard am 8. April 2020 für immer verlassen hat. Unser Mitgefühl gilt ihrem Gatten Peter Reinhard und seiner Familie. Beide durften noch wenige Tage zuvor aus der Hand von Landrat Thomas Gemke und Bürgermeister Michael Heilmann das von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verliehene Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland in Empfang nehmen. Bereits diese Amtshandlung musste in Zeiten der Corona-Pandemie in kleinstem Kreis stattfinden, nun fand auch die Trauerfeier im engsten Familienkreis statt.
Ursula Reinhard (Foto: Hans-Georg Woellmer)
Der Papierwirtschaft war für Ursula Reinhard bestens vertrautes Umfeld. Die Papiergroßhandlung Gebr. Reinhard, Hemer, wurde 1988 eines der Gründungsunternehmen der Papier Union, bis die bisherigen Gesellschafter ihre Anteile an die Inapa-Gruppe veräußerten (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Papier_Union).
Das besondere Engagement von Ursula Reinhard galt der 1991 begründeten Städtepartnerschaft zwischen Hemer und Doberlug-Kirchhain in Brandenburg, dem Felsenmeermuseum im heimatlichen Hemer und der Organisation von Bildungsreisen. Vom dieser Erfahrung profitierten auch die Papierhistorikerinnen und Papierhistoriker, denn sie verfasste für jede Tagung des DAP eine Publikation, die den Zugang zum jeweiligen Tagungsort und seiner Wirtschafts- und Kulturlandschaft vermittelte. Auf Exkursionen war ihr Platz im Bus am Mikrofon, und zusammen mit Ehemann Peter Reinhard sorgte sie jeweils in Form eines Bildberichts für die Erinnerung an die vorjährige Tagung. Auch für die Internationale Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker engagierte sie sich sehr.
Weitere Informationen:
http://d-nb.info/gnd/107903966X
https://www.lr-online.de/lausitz/finsterwalde/staedtepartnerschaft-ursula-reinhard-in-hemer-verstorben-45451547.html
https://www.hemer.de/rathaus-politik/pressemitteilungen/artikel/bundesverdienstkreuz-an-ursula-und-peter-reinhard-verliehen
HOLY PICTURES – ANDACHTSBILDCHEN ALS RELIGIÖSE VOLKSKUNST im Papiermuseum Düren
28. März bis 01. November 2020 (verlängert)
Eröffnung: Freitag, 27. März 2020, 19 Uhr
Seit dem Aufkommen von Andachtsgrafiken im 14. Jahrhundert hat sich eine Vielzahl unterschiedlicher Formen entwickelt, die von Klosterarbeiten, Pergamentminiaturen, Schnittbildern, Spitzen- und Sprickelbildern bis zu Holzschnitten, Kupfer- und Stahlstichen sowie Lithografien reicht. Die Entwicklung der Andachtsgrafik dokumentiert nicht nur Fortschritte in der Druck- und Reproduktionstechnik, sondern auch der Papierverarbeitung.
Spitzenbilder, eine Sonderform der Andachtsbildchen, sind papierene Schmuckstücke und wurden bis ins 18. Jahrhundert mit Federmessern von Hand geschnitten und zu filigranen Papierkunstwerken verarbeitet, bis schließlich Stanzwerkzeuge die industrielle Herstellung einläuteten. Abbildungen von Heiligen – gemalt oder gedruckt – zieren diese kunstvoll gestalteten Papierarbeiten.
Andachtsbildchen dienten nicht nur der Vermittlung von Glaubensinhalten im kirchlichen Bereich, sie waren kostbare Andenken, die bei Wallfahrten und Festen des Kirchenjahres, wie Ostern, Kommunion, Priesterweihe oder Heiligsprechungen zu erwerben waren. Missionare und Wanderprediger setzten sie als „Propagandamittel“ ein, um kirchliche Botschaften weiterzutragen und neu eingeführte Heilige bekannter zu machen. Das Format der kleinen Bildchen entsprach ihrem Gebrauch als Einlage in Gebetbüchern. Leider begegnen sie uns heute nur noch selten.
Der aus Nord-Düren stammende Pastor Ralf Freyaldenhoven überließ dem Leopold-Hoesch-Museum und dem Papiermuseum Düren eine aus über 500 Andachtsbildchen bestehende Sammlung 2019 als Schenkung. Jahrelang war Ralf Freyaldenhoven Hüter dieser papierernen Kostbarkeiten, die sein Vorgänger Pastor Peter Jacobs zusammengetragen hatte. In der Ausstellung „Holy Pictures – Andachtsbildchen als religiöse Volkskunst“ wird diese nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Andachtsbildchen, ohne Titel (Jesus als Kind), um 1870, Kupferstich auf Stanzspitze, 11 x 6,7 cm, Foto: Peter Hinschläger, Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren
Zahlreiche Mariendarstellungen, die bei Sichtung des Sammlungskonvoluts zutage kamen, gaben den Anstoß für eine Kooperation mit der benachbarten Gemeinde St. Marien der Pfarre St. Lukas. An diesem zweiten Ausstellungsort werden vom 1. Oktober bis zum 1. November 2020 ausgewählte Exponate in einer Sonderschau im sakralen Kontext präsentiert. Die Marienkirche, am Hoeschplatz in Düren, ist jeweils eine Stunde vor und nach den Gottesdiensten für Besucher*innen geöffnet. Gottesdienste sind freitags um 18.30 Uhr, samstags um 18 Uhr und sonntags um 11 Uhr.
Adresse/Ort:
Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren
Hoeschplatz 1
52349 Düren
Von der Rolle. KloPapierGeschichten
Aus der Pressemitteilung zur neuen Ausstellung im LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach:
Begleiten Sie uns auf die Toilette! Im Ausstellungsraum mit weiß gefliesten Wänden und jeder Menge „Klo-Graffiti“ erfährt der Besucher Interessantes über die Geschichte des „stillen Örtchens“, den Umgang mit Hygienepapieren und mancherlei Unausgesprochenes über das Klo. Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem LWL-Freilichtmuseum Detmold, Westfälisches Landesmuseum für Alltagskultur, entstanden.
Bitte nehmen Sie Platz!
Wir wagen den Blick über den Schüsselrand. Auf modernen Designer-WCs sitzend blickt der Besucher auf die Toiletten der Welt. Privat oder öffentlich, auf dem Land oder in den Städten, in Deutschland, Europa oder an abgelegenen Orten in der Wüste, im Dschungel und im Gebirge – Toiletten sehen sehr unterschiedlich aus, und doch dienen alle demselben Zweck.
Bitte treten Sie ein!
Der Gang zur Toilette ist intim und gleichzeitig alltäglich. Unser heutiger Standard eines separaten, belüfteten Raums für eine Toilette mit Wasserspülung ist noch nicht sehr alt. Viele Menschen erinnern sich noch an den Gang über den Hof, das Entleeren der Jauchegrube oder an das Zeitungspapier, das geschnitten neben der Toilette lag.
Bis ins späte 19. Jahrhundert besaßen viele Menschen keine Toilette. Auf dem Land ging man in den Stall, an den Misthaufen oder „in die Büsche“, um seine Notdurft zu verrichten. In den Städten, in Klöstern oder Burgen gab es oftmals Abtritte in Erkern der Außenmauern. Im Laufe des 19. Jahrhunderts verbreiteten sich Abortanlagen auch auf kleineren Bauernhöfen oder in Handwerkerhäusern. Ihre abgelegene Lage führte übrigens zur Bezeichnung „Abort“. Um nachts den Weg zum Abort zu vermeiden, gehörten zur Einrichtung der Schlafkammern bereits im Mittelalter Nachttöpfe, manchmal verborgen in einem Stuhl oder einer Kommode.
Im frühen 20. Jahrhundert kannte man bereits Wasserklosetts; sie wurden unter anderem in Katalogen für Sanitärwaren angeboten. Doch häufig waren die Voraussetzungen dafür noch nicht geschaffen: Der Anschluss an fließendes Frischwasser und an die Abwasser-Kanalisation erfolgte in vielen Kleinstädten und auf den Dörfern erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Toiletten ohne Wasserspülung – im Volksmund auch „Plumpsklo“ genannt – waren also noch bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus in vielen ländlichen und kleinstädtischen Gegenden üblich. Oft modernisierte man ältere Aborte, indem man anstelle der hölzernen Kästen Klosettschüsseln mit Toilettensitz, aber ohne Spülung einbaute. Badezimmer und WC – die Kurzbezeichnung ist abgeleitet vom englischen „water-closet“ – fanden erst in den 1960er/70er Jahren flächendeckend ihren Weg auch in alle Haushalte.
Für’n Arsch – Toilettenpapiere
Seit Papier industriell und damit preiswert hergestellt wird, ist es zu einem wichtigen Helfer bei der Körperpflege und im Haushalt geworden, weil man es nach einmaligem Gebrauch wegwerfen kann.
1857 kam in den USA das erste Toilettenpapier auf den Markt. Hierzulande begann seine Produktion um 1880, von Anfang an entweder in Rollen mit Perforation zum Abreißen oder als Einzelblätter. Das Adressbuch der Papier-Industrie nennt 1929 bereits 18 Hersteller für Klosettpapier in Deutschland. Hans Klenk, Firmengründer und Namensgeber der Hakle Produkte – brachte 1928 Klopapier von der Rolle mit fester Blattzahl – „garantiert 1000 Abrisse“ – auf den Markt. 1958 stellt die Firma erstmals das weichere Tissuepapier her. Bis dahin wurde Toilettenpapier aus dem harten und rauen Krepp produziert.
Die Produktion von Toiletten- und Hygienepapier wächst weiter. 2017 verbrauchte jeder Deutsche 15 Kilogramm Toilettenpapier im Jahr. Es ist bei weitem das wichtigste Hygienepapier-Produkt; Taschentücher, Servietten, Küchentücher, Papierhandtücher und weitere kleine Helfer für den Alltag kommen hinzu.
Dass Toilettenpapier nicht unbedingt in der Kanalisation enden muss, sondern auch für ganz andere Zwecke eingesetzt werden kann, zeigen in unserer Ausstellung Kreationen von Abendkleidern, die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Wildeshausen gefertigt haben.
Ausstellung vom 1. März 2020 bis zum 7. Februar 2021
Öffnungszeiten
Dienstag – Freitag 10 – 17 Uhr
Samstag und Sonntag 11 – 18 Uhr
Eintritt 3 €, ermäßigt 2,50 €, Kinder und Jugendliche frei, Kombikarte mit Papiermühle 6 €
LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach
Alte Dombach, 51465 Bergisch Gladbach
Führungen
Öffentliche Kurzführungen durch die Ausstellung: Sonntag 19.4.2020, 17.5.2020, 21.6.2020, 19.7.2020, 16.8.2020, 20.9.2020, 18.10.2020, 15.11.2020, 17.1.2021, jeweils 15 Uhr
Mittwoch, 26.8.2020 und Donnerstag, 19.11.2020, jeweils 17 Uhr Kuratorenführung zum weltweiten „Tag des Toilettenpapiers“ bzw. zum „Welttoilettentag“
Weitere Informationen unter http://www.industriemusem.lvr.de
DAP-Tagung 2019 im Wochenblatt
Vor einigen Tagen ist der Bericht zu unserer 2019ner DAP-Tagung im Wochenblatt erschienen. Interessierte können diesen über folgenden link downloaden.
„Von der Rolle. KloPapierGeschichten“
Ausstellung 1. März 2020 bis 7. Februar 2021
Seit Papier industriell und damit preiswert hergestellt wird, ist es zu einem wichtigen Helfer bei der Körperpflege und im Haushalt geworden, weil man es nach einmaligem Gebrauch wegwerfen kann. Bis jedoch weiches, mehrlagiges Tissuepapier zum Standard auf jede Toilette gehörte, dauerte es noch fast 100 Jahre. Neben den rauen historischen Krepppapieren und „Abortpapieren für die Reise“ werden weitere papierene Helfer präsentiert – vom frühen und „Tempo“-Taschentuch über Rasiermesser- und Abschminkpapiere bis zum Lippentupfer.
In einem zweiter Teil der Ausstellung mit weiß gefliesten Wänden und jeder Menge „Klo-Graffiti” erfährt der Besucher einiges über die Geschichte des „stillen Örtchens“, den Umgang mit Hygiene, den Anschluss an die Kanalisation und mancherlei Unausgesprochenes über das Klo. Ein als Sessel getarnter Nachtstuhl, ein englisches Water-Closet aus der Zeit um 1900, Zimmerklosetts mit und ohne Wasserspülung bis zur modernen Hightech-„Popodusche“ zeigen den Wandel der Toilette.
Zur Eröffnung am 1. März um 11 Uhr sind sie herzlich eingeladen!
Eintritt 3 €, ermäßigt 2,50 €, Kinder und Jugendliche frei,
Kombikarte mit Papiermühle 6 €
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung:
Sonntag 19.4.2020, 17.5.2020, 21.6.2020, 19.7.2020, 16.8.2020, 20.9.2020, 18.10.2020, 15.11.2020, 17.1.2021, jeweils 15 Uhr
Bitte keine Gruppen! 3 €, Kinder und Jugendliche frei
Mittwoch, 26.8.2020 und Donnerstag, 19.11.2020, jeweils 17 Uhr Kuratorenführung zum weltweiten „Tag des Toilettenpapiers“ bzw. zum „Welttoilettentag“
Tagungsbericht zur Tagung des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) von 24. bis 27.10. in Düren von Walter Niemeyer
Donnerstag, 24.10.:
Am Nachmittag des 24.10. trafen sich die ersten Teilnehmer der diesjährigen DAP-Tagung zur gemeinsamen Besichtigung des vor wenigen Monaten neu eröffneten Dürener Papiermuseums. Frau Reich gab einen Überblick anhand von Modellen der Papierherstellung aus den Anfängen bis in die Neuzeit. Ergänzt wurde die museale Präsentation durch Objekte zur Papiergeschichte aus der Sammlung Peter Viehövers, der auch einigen DAP-Teilnehmern noch bekannt sein dürfte, und einen Ausblick in die Zukunft des Papiers. Gespannt darf man auf die Entwicklung der Grasfaser warten, ob sie eine Alternative zum Zellstoff wird.
Freitag, 25.10.:
Am traditionellen DAP-Exkursionstag stand als erster Programmpunkt eine Besichtigung der Filztuchfabrik Heimbach an. Nach einer theoretischen Einweisung folgte eine Führung durch den Betrieb, um hier die Fertigung der Papiermaschinenbespannung vor Ort und in der Praxis zu sehen. Die gewaltigen Dimensionen der Maschinen beeindruckte, die noch vielfach notwendige Handarbeit überraschte.
Nach einer Erfrischung in der Kantine der Firma Heimbach folgte die Weiterfahrt zur Firma REFLEX. Hier erhielten wir zunächst eine Einführung in die Geschichte der Firma, die in den letzten Jahrzehnten häufig den Besitzer gewechselt hat. Auf dem Betriebsgelände wird eine Papiermaschine (PM) von der finnischen Firma Metso betrieben, zwei andere kleinere PM von der heutigen Firma Reflex (mit neuen Investoren), die dort Feinpapiere produzieren.
Auf dem Heimweg machten wir noch einen Abstecher zum Schloss Burgau, wo eine Ausstellung von dreizehn Papierkünstlerinnen zu sehen war, unter dem Motto „Geheimnis Papier“.
Am Abend gab es von Herrn Peter Reinhard noch eine Lichtbildpräsentation von der letzten Tagung in Osnabrück.
Samstag, 26.10.:
Herr Georg Dietz begrüßt alle Teilnehmer und eröffnet die Tagung.
Herr Walter Niemeyer hält den Eröffnungsvortrag und berichtet über die Schoeller Dynastie in Düren, deren Anfänge sich auf das Jahr 1795 zurückführen lassen, als Rüttger von Scheven eine Mühle in Düren erwarb und sie „Schevensmühle“ nannte. Damit begann ein Entwicklungsprozess von Papiermühlen. Zweige der Familie sind heute weltweit in den verschiedensten Branchen als erfolgreiche Unternehmer tätig.
Frau Evamaria Bange berichtete „Von vorindustrieller zu maschineller Papierproduktion in Luxemburg“. Hierbei gab sie einen detaillierten Einblick in die Geschichte des Luxemburger
Druckergewerbes, welches einen stetig steigenden Bedarf an Papier hatte. Das war auch der Anlass, schon sehr früh auf einer Donkin-Maschine Papier zu produzieren.
Frau Sabine Schachtner vom Industriemuseum „Papiermühle Alte Dombach“ berichtete in Wort, Bild und Film von der Umsetzung der alten Papiermaschine der Fa. Zanders an den heutigen musealen Standort.
Herr Georg Dietz sprach über „Entwicklungsgeschichtliche Meilensteine des Papiermaschinenbaus/der Bespannung“. In einer Reihe von Lichtbildern zeigte er uns die erste PM bis hin zum jetzigen modernen Schnellläufer.
Wolfgang Sievers hatte aus seinem langen Berufsleben eine Präsentation mit der Bezeichnung „Schmunzelgeschichten und Erlebtes“ zusammengestellt, wobei neben zahlreichen Fotoaufnahmen auch Anekdoten seines Berufslebens eingefügt worden waren.
Herr Gernold Stier konnte jetzt, 30 Jahre nach der Maueröffnung, über eine abenteuerliche Geschichte aus Neu Kaliss (Schoeller & Bausch) berichten, bei der die Feinpapierfabrik Neu Kaliss von der STASI den Auftrag erhielt, ein Papier zu produzieren, welches anstelle von Wasser mit reinem Alkohol hergestellt wurde. Die Besonderheit dieses Papiers war es, dass es sich später in Flüssigkeit (Speichel, Wasser ) vollständig und sehr schnell auflöst. Dies demonstrierte Herr Stier an einem Papiermuster den Tagungsteilnehmern.
Herr Frieder Schmidt berichtete über Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, der vor 300 Jahren in Leipzig geboren wurde, als Buchstabendrucker begann und sich dann als Schriftgießer und Buchdrucker bis hin zum Verleger hocharbeitete.
Herr Hermut Kormann berichtete von dem Forschungsprojekt seiner Doktorandin Quratul Aan zum Thema: Warum bestehen (Familien-)Unternehmen lange oder warum gehen sie unter. In diesem Zusammenhang suchte er auch das Gespräch mit mehreren DAP- Tagungsteilnehmern, um mehr über deren persönliche Erfahrungen im Bezug auf dieses Thema zu erfahren.
Herr Paul Schweitzer-Martin berichtete über Ergebnisse und aktuelle Forschung aus dem Heidelberger Projekt „Die papierene Umwälzung im spätmittelalterlichen Europa“.
In den sich anschließenden Werkstattberichten berichtete Herr Heinzig von den aktuellen Entwicklungen im Papiermuseum Fockendorf. Anschließend beschloss das Plenum, die nächste DAP-Tagung vom 12. bis zum 15. November 2020 in Gernsbach stattfinden zu lassen. Als Tagungsthema soll das Thema „Ausbildung“ im Mittelpunkt stehen.
Manifest: Die Schwarze Kunst darf niemals sterben !
Der DAP sieht dies genauso und schließt sich dieser Aufforderung gerne an. Handsatz auf handgeschöpftem Papier gehört einfach seit Jahrhunderten zusammen! Beides sind elementare Bestandteile unserer kulturellen Identität und Basis unseres heutigen Wohlstandes.
Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, vor 300 Jahren zu Leipzig geboren
Am 23. November 1719 kam der Verleger, Typograf und Papierhistoriker Johann Gottlob Immanuel Breitkopf als Sohn des Buchdruckers Bernhard Christoph Breitkopf und dessen Gattin Maria Sophia in Leipzig zur Welt. Diese war Witwe des Schriftschneiders und Schriftgießers Johann Caspar Müller, dessen nachgelassenes Unternehmen nun seit der Heirat am 14. Januar 1719 unter der Leitung des 1695 in Clausthal am Harz geborenen B. Ch. Breitkopf einen großen Aufschwung nehmen sollte. Der daraus hervorgegangene Musikverlag Breitkopf & Härtel konnte 2019 sein weltweit beachtetes 300-jähriges Jubiläum feiern. In den 1730er Jahren kam es zwischen Vater und Sohn Breitkopf zu allerhand Auseinandersetzungen. Der Sohn zeigte wenig Neigung, dem Vater als Druckerei- und Verlagsleiter zu folgen. Schließlich absolvierte er sowohl ein Studium an der Universität Leipzig, als auch eine Buchdrucker- und Schriftschneiderlehre. Die mathematische Behandlung der Schrift durch Albrecht Dürer übte dabei großen Einfluss auf ihn aus (Underweysung der Messung, mit dem Zirckel und Richtscheyt, in Linien, Ebenen unnd gantzen corporen, vgl. https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/17139/1/). 1745 über trug ihm der Vater die Leitung der Buchdruckerei und Schriftgießerei. In der Chronik der Schriftgießereien von Friedrich Bauer heißt es: „seine Schriftgießerei arbeitete mit gegen 40 Leuten an 12 Öfen und seine Schriften gingen in alle Länder der Welt“ (vgl. http://www.klingspor-museum.de/KlingsporKuenstler/ChronikSchriftgiessereien/ChronikderSchriftgiesserei.pdf).
Besondere Bedeutung erlangte die Neugestaltung der Frakturschrift. Einen Namen machte sich J. G. I. Breitkopf mit diversen typografischen Experimenten und Innovationen. Er befasste sich mit einem neuen System, Musiknoten mit beweglichen Typen zu setzen, und hatte damit in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts großen Erfolg. Seine Bemühungen, den Landkartendruck und den Satz chinesischer Schriftzeichen mittels typografischer Mittel rationell zu bewältigen, fanden auf Grund diverser Musterdrucke zwar erhebliche Beachtung, mündeten aber in keine geschäftlichen Erfolge. Für das Jahr 1779 vermerkte Wisso Weiß in seiner Zeittafel zur Papiergeschichte (Leipzig 1983): „Johann Gottlob Immanuel Breitkopf (1719 bis 1794) in Leipzig übernimmt die 1763 gegründete Spielkartenfabrik in den „Goldenen Bären“ und fertigt mit 30 Arbeitern 37 verschiedene Sorten Kartenspiele im Kupferdruck. Infolge großer Verluste wird die Spielkartenfabrik 1782 verkauft. Mit der Kartenfabrik war eine Buntpapierfabrik verbunden.“ (S. 198)
J. G. I. Breitkopf war nicht nur ein innovativer Unternehmer und international vernetzter Buch- und Musikalienhändler, sondern auch ein versierter Gelehrter, der über eine umfangreiche private Bibliothek verfügte und ausführliche Forschungen anstellte. 1779 erschien seine Untersuchung Ueber die Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst. Nebst der vorläufigen Anzeige des Inhaltes seiner Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst. Diese Arbeit liegt nunmehr im Rahmen des VD18-Projekts auch sehr ordentlich digitalisiert bei der Bayerischen Staatsbibliothek vor (vgl. urn.nbn:de:bvb:12-bsb10692624-4). Uns interessiert hier vor allem seine Arbeit von 1784 Versuch, den Ursprung der Spielkarten, die Einführung des Leinenpapieres und den Anfang der Holzschneidekunst in Europa zu erforschen, die 200 Jahre später beim Zentralantiquariat in Leipzig und bei K. G. Saur in München als Reprint erschienen ist. In seiner Widmung an den sächsischen Konferenzminister Friedrich Ludewig von Wurmb betonte Breitkopf: „Wenige Manufacturen des Landes sind demselben so eigen und nutzbar, als die Papier-Manufactur; […] welche neben der neuen Beschäfftigung für eine Menge Arbeiter, zur Mutter vieler andern Fabriken, und zur Schatzkammer aller menschlichen Weisheit, Wissenschaft und Kenntnisse wird.“ Diese Untersuchung ist seitens der Papiergeschichtsforschung gar nicht mehr aufgegriffen worden, weder Dard Hunter (Papermaking. The history and technique of an ancient craft) noch Peter Tschudin (Grundzüge der Papiergeschichte) gingen auf diese Untersuchung ein. Sicherlich hat dies damit zu tun, dass sich die Arbeit über weite Teile mit dem Thema Baumwollpapier befasste, das seit den fasermikroskopischen Forschungen von Julius von Wiesner (1838–1916) als erledigt gilt. Breitkopf schilderte das Forschungsproblem so: „Die mehresten Forschungen aber haben sich dabey in das baumwollene Papier verlohren, welches dem leinenen Papiere einige Jahrhunderte vorgegangen ist. Diese beyde Papierarten gränzen auch so nahe aneinander, und sind sich so ähnlich, daß es sehr schwer ist, durch äußerliche Kennzeichen sie von einander zu unterscheiden.“ Wir finden in der Arbeit eine fleißige Zusammenfassung des damaligen Forschungsstands zur Frühgeschichte der Papiererzeugung und Papierverwendung unter einer Fragestellung, die heute völlig obsolet ist. Aber die Untersuchung besteht zu großen Anteilen aus Fußnoten voller interessanter Details und steht heutzutage der Forschung in sehr gut digitalisierter Form zur Verfügung, darunter auch eine Kupfertafel, auf der 19 Ochsenkopf-Wasserzeichen zusammengestellt sind (vgl. http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/breitkopf1784bd1/0130). Im Kommentar heißt es dazu: „Seitdem die Antiquaren, durch nachgekünstelte Jahreszahlen und Unterschriften der ersten Drucker die Liebhaber erster Ausgaben zu betrügen, ihre Kunst geübt haben, sind vielleicht auch manche Ochsenköpfe im Papier nachgekünstelt worden.“ (J. G. I. Breitkopf, Versuch … 1784, S. 110).
Als der Unternehmer und Fachhistoriker am 28. Januar 1794 in Leipzig starb, hatte er keine Vorkehrungen getroffen, was aus seiner großen Bibliothek und aus den über Jahrzehnte hinweg in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragenen Forschungsunterlagen werden sollte. Die Büchersammlung voller bibliophiler Kostbarkeiten wurde in zwei Auktionen 1795 und 1799 öffentlich versteigert. Ein Teil seiner Notizen und Manuskripte fand 1801 Eingang in eine Publikation: Breitkopf, Johann Gottlob Immanuel: Beyträge zu einer Geschichte der Schreibekunst, so wie der Schönschreibekunst, und der Kinder der Zeichenkunst, Bildschnitzerey, Mahlerey und Musaik, so wohl an den Decken und Fußböden, als auch an den Wänden und Fenstern, nebst einer Geschichte der Mahlerey in den Handschriften u.s.w. Aus des Verfassers Nachlasse herausgegeben und mit einer Vorrede begleitet von Johann Christian Friedrich Roch. Leipzig, 1801. Heute erleichtert das Projekt VD 18 den Zugriff auf diese Publikation: https://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0007/bsb00075471/images/. Der Herausgeber Roch beschrieb sehr anschaulich den aus lauter Notizzetteln vielfältigster Art bestehenden wissenschaftlichen Nachlass, den er angekauft und teilweise ediert hatte. Wo diese Dokumente verblieben sind? Die Wikipedia weiß im Artikel „Allgemeiner Litterarischer Anzeiger“ über deren Gründer zu berichten: „Roch wurde am 24. Dezember 1801 als vermisst gemeldet und am 11. Februar 1802 bei Großzschocher ‚im Wasser gefunden‘. Die Umstände seines Todes wurden nie geklärt.“
Verleihung der Ehrennadel für besondere Verdienste im Ehrenamt in Mecklenburg-Vorpommern an Mark Riedel
Kultur und die Pflege der geschichtlichen Erinnerung beruht in Deutschland zu großen Teilen auf der ehrenamtlichen Tätigkeit Vieler. Es ist daher wichtig dass dies seine Anerkennung und Würdigung findet. Unser langjähriges DAP-Mitglied Mark Riedel wurde diese Würdigung für seine ehrenamtlichen Arbeiten als Vorsitzender des Heimatbundes und als Stadtvertreter Parchims zu Teil.
Die Verleihung Ehrennadel für besondere Verdienste im Ehrenamt in Mecklenburg-Vorpommern
erfolgte anläßlich des „Tag des Ehrenamts“ am 8.12.2018 im Goldenen Saal des Neustädtischen Palais in Schwerin. Es bekamen an diesem Tag insgesamt 63 Männer und Frauen aus Mecklenburg-Vorpommern diese Auszeichnung. Erstmals wurde die Nadel 2013 verliehen. Es sind seitdem jedes Jahr ca. 70 Leute aus dem ganzen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern damit ausgezeichnet worden.
Der DAP gratuliert herzlich !
Neuer Friedenspreis
OSNABRÜCK, BERLIN (epd). Die Berliner Fotografin Johanna Maria Fritz (25) hat den erstmals verliehenen Deutschen Friedenspreis für Fotografie gewonnen. Sie nahm die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung am Samstag in Osnabrück entgegen, wie die Stadt mitteilte. Fritz wurde für ihre Fotoserie „Like a Bird“ geehrt. Sie zeigt Zirkus-Aufnahmen aus krisengeschüttelten Ländern des Nahen und Mittleren Ostens. Die Stadt Osnabrück hatte den Wettbewerb für Profi-Fotografen mit dem Papier-Hersteller Felix Schoeller Group ausgelobt.
Der DAP gratuliert herzlich.
Leidenschaft Papier. Die Sammlung des Papiermachers und Gewerkschafters Peter Viehöver
9.9.2019 – 16.2.2020
Zum Jubiläum des Museumsneubaus lädt das Papiermuseum Düren zur Geburtstagsfeier und Ausstellungseröffnung ein. Seit nun einem Jahr erstrahlt der weiße Bau wie ein gefaltetes Papier neben dem Leopold-Hoesch-Museum im Stadtraum Dürens. Die Ausstellung „Leidenschaft Papier. Die Sammlung des Papiermachers und Gewerkschafters Peter Viehöver“ gewährt erstmals Einblicke in die umfangreiche Sammlung des für die Stadt Düren unersetzlichen Stifters Peter Viehöver.
Foto: Leidenschaft Papier. Die Sammlung des Papiermachers und Gewerkschafters Peter Viehöver“ (8.9.2019-16.2.2020), Papiermuseum Düren, Foto: Peter Hinschläger (Ausschnitt)
Peter Viehöver (1929 – 2004) war nicht nur ein leidenschaftlicher Papiermacher, sondern auch ein fleißiger Sammler. Gemeinsam mit Heinrich August Schoeller, Alfred Hoesch und Dr. Dorothea Eimert war er maßgeblich an der Gründung des Papiermuseum Düren und dessen Eröffnung 1990 beteiligt. Seine umfangreiche Sammlung wurde dem Papiermuseum am 20.6.2006 als Schenkung übergeben. Als eine der ersten Ausstellungen im Museumsneubau wird dieser wichtige Bestandteil der Sammlungen des Leopold-Hoesch-Museum / Papiermuseum Düren nun der Öffentlichkeit präsentiert und anschließend dauerhaft im Schaudepot zugänglich sein.
Peter Viehövers Sammelleidenschaft schloss alles ein, was zum Themenkreis Papier gehört. Ein besonderes Augenmerk des Gewerkschaftsführers galt den Arbeitsbedingungen und Produktionstechniken in der Papierherstellung sowie der Geschichte der Dürener Papierindustrie. Zu den Sammlungsbeständen zählen Papiermuster, Wasserzeichenpapiere, Faltblätter und Klappkarten. Historische Grafiken, wie Lithografien, Kupfer- und Stahlstiche, Zeichnungen, Holzschnitte von Papiermaschinen und Darstellungen der Handpa- piermacherei, belegen seine Affinität zur Kunst auf Papier. Der umfangreichste Teil der Sammlung besteht aus Fachliteratur, die heute zum Arbeitsmaterial des Museums gehört und im neuen Papiermuseum auch der Wissenschaft zugänglich gemacht werden soll. Paradestück der spannenden Sammlung ist das von Viehöver selbst im Stil eines Puppenhauses gefertigte Modell einer Papiermühle, das mit Werkstätten, Wohnräumen und dem charakteristischen Trockenboden eingerichtet ist.
1. Sommerakademie Papier thematisierte handgeschöpftes Papier
Vom 23.6. bis 4.8.2019 fand im Kunsthaus Dosse Park in Wittstock das Projekt „pappel witt. Papierkunst in Wittstock“ mit der 1. Sommerakademie Papier und anschließender Ausstellung statt. Acht Papierkünstlerinnen aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern experimentierten eine Woche lang mit den künstlerischen Möglichkeiten der Papierherstellung und erweiterten ihre Kenntnisse speziell im Hinblick auf handgeschöpfte Papiere. Einheimische Fasern wie Flachs, Heu und Stroh wurden auf traditionelle Art aufbereitet und als Faserstoffe in verschiedenen künstlerischen Techniken erprobt. Neben dem Schöpfen aus der Bütte konnten Schwimmsiebtechnik und Pulp Painting angewendet werden – Methoden, die großformatiges Arbeiten ermöglichen.
Die künstlerische Leitung lag in Händen des renommierten Papiermachers Gangolf Ulbricht, einem der wenigen Handpapiermacher in Deutschland. Initiiert wurde das Projekt von Ute Fürstenberg vom paho. Zentrum für Papier. Sie hat bereits mehrere Papierkunstausstellungen in der Patent-Papierfabrik Hohenofen organisiert. Das Projekt nahm Bezug zur Landesgartenschau in Wittstock und fand im Rahmen des landesweiten Kulturprogramms „fontane.200“ statt. (Text: © paho/Ute Fürstenberg)
Fotos: © paho/Petra Walter-Moll
Frieder Schmidt verwies auf zwei interessante Belege zum Wirtschaften eines Papiermachers aus der Mitte des 19. Jahrhunderts (finden sich in der Heimatstube Stetten am Kalten Markt-Frohnstetten):
https://www.landesstelle.de/scheffelsaecke-des-papiermachers-johannes-lang/
Die Landesstelle für Museumsbetreung Baden-Württemberg hat sie im Mai 2019 zum Objekt des Monats erklärt:
https://www.landesstelle.de/publikationen/objekte-des-monats/
PapierMarkt
im LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach in Bergisch Gladbach
am Sonntag, den 1. September 2019 von 11 bis 18 Uhr
Neben den historischen Maschinen in der Papiermaschinenhalle der Alten Dombach präsentieren Künstler und Kunsthandwerker Schönes und Ausgefallenes aus Papier: handgeschöpfte und marmorierte Papiere, Bücher und Alben, Schachteln und Dosen, Schmuck und Schalen.
Auf dem Hof des Museums bauen weitere Kunsthandwerker ihre Stände auf. Große und kleine Besucher können am Stand des Vereins der Freunde und Förderer des LVR-Industriemuseums Papier schöpfen. Außerdem kann man die Papiertradition in Nepal kennenlernen und sich vom Scherenschneider porträtieren lassen.
Der Eintritt zum Markt und alle Angebote im Freien sind kostenfrei. Museumseintritt für Erwachsene 4,50 €, Kinder und Jugendliche frei.
Der PapierMarkt findet im Rahmen des großen „Strundetalfestes“ statt. Die Straße durch das schöne bewaldete Tal ist an diesem Tag autofrei und lädt zum Flanieren und Radeln ein, es gibt Kutschen und Bus-Shuttles. An dem Fest beteiligen sich viele Institutionen und Vereine im Tal mit Mitmachangeboten für Klein und Groß.
Zum 90. Geburtstag von Walter Niemeyer – der DAP gratuliert herzlich!
Mit Walter Niemeyer feiert ein weiteres Urgestein des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) seinen 90. Geburtstag. Wir alle sind über viele Jahre hinweg in den Genuss der von Walter Niemeyer gut konzipierten, mit großem Engagement vorbereiteten und dann mit fast schon militärischer Exaktheit umgesetzten Arbeitskreistagungen gekommen. Gemeinsam mit ihm durften wir Papierfabriken in Osnabrück, Penig und Weißenborn zum Teil mehrfach besuchen und dabei besondere Einblicke in die Welt der Papiermacher erlangen. Nicht zuletzt mit seinen Vorträgen auf den DAP-Tagungen brachten Walter Niemeyer uns den breiten Blick eines Lösungsorientierten Praktikers nahe.
Bei ganz individuellen Fragestellungen hatte er immer ein offenes Ohr und sorgt mit seinem Fachwissen und persönlichen Kontakten für kompetente Antworten und Lösungen.
Der Deutsche Arbeitskreis für Papiergeschichte wünscht von Herzen alles erdenkliche Gute, vor allem Gesundheit und Wohlergehen.
Die Hoeschs, Poensgens und Heyers zu Gast am Kaffetisch – Buchbesprechung zu Poensgen & Co.Akt.Ges., Papierfabrik Kieppenmühle in Bergisch Gladbach; herausgegeben von A.Eßer, S.Schachtner und J.Schneider.
Die vorliegende Publikation zeichnet die Entwicklung eines Familienunternehmens von der Gründung bis zu seiner Aufgabe über drei Jahrhunderte nach. Anders als bei herkömmlichen Firmenchroniken, die sich häufig auf die Aneinandereihung von Ergeignissen beschränken, wird hier ein sehr persönlicher Rückblick auf den Aufstieg und Niedergang einer Papierfabrikationsfirma mit einer Familiengeschichte verwoben. An den vielen kleinen Episoden (Produktinnovationen, Bilanzierungen, Finanzierungen, Erbregelungen, Grundstückstauschgeschäften) wird deutlich, wie sehr der Aufstieg der Kieppenmühle zwar immer von persönlichem Engagement, Geschick und Entbehrungen einzelner Führungspersönlichkeiten geprägt war, aber über zwei Jahrhunderte stets von einer ganzen (mitarbeitenden) Familie getragen wurde.
Über den gesamten Zeitraum (1670-1966) kam es auf dem Gebiet der Papierherstellung zugleich zu mehreren bedeutenden technologischen und auch politischen Umbrüchen, denen sich die Kieppenmühle und die Familie Poensgen immer wieder neu stellen mussten, was sie über viele Jahrzehnte auch erfolgreich meisterten.
Es wird zugleich nachvollziehbar, wie mit wachsender Größe die Bedeutung der Firma, aber auch deren Wirkungs- und Absatzraum stieg, weshalb externe Einflüsse (z.B. 1. WK, Inflation, Zwangsbewirtschaftung, 2. WK) für die Kieppenmühle in zunehmendem Maße einschneidende Entwicklungshemmnisse darstellten.
Mit der 1922 sicherlich notwendigen Umstellung auf eine Kapitalgesellschaft/AG werden Firma und Familie immer mehr – nicht nur örtlich – voneinander entkoppelt, wenngleich auch einzelne Familienmitglieder bis zu Produktionseinstellung noch an entscheidenden Positionen für die Firma tätig sind.
Besonders für die Zeit nach dem 2. Weltkrieg/ab 1950 gewinnt man den Eindruck, dass es einerseits der Familie nicht mehr gelang, die für notwendige Investitionen notwendigen Finanzmittel bereitzustellen oder zu beschaffen („Die Bemühungen, die Kieppenmühle durch die Herstellung von Spezialitäten auf eine gesunde Basis zu stellen, scheiterten immer wieder an den unzureichenden technischen Voraussetzungen, die nur mit einer Modernisierung und Vergrößerung des weitaus größten Teils des Maschinenparks hätten geschaffen werden können.“S.228), und es andererseits der Familie am Ende mehr um ihre Interessen aus den entsprechenden Kapitalanteilen ging („Als Kaufpreis verpflichtete sich Waldhof, die Rentenansprüche der Familie Poensgen, (…) zu übernehmen. Sie setzen sich zusammen aus den Aktienanteilen der Familie einschließlich der Schwestern unseres Vaters Felix Poensgen zuzüglich der Pensionsansprüche aus den Vorstandsverträgen unseres Vaters (Witwenrente für unsere Mutter) und Max Poensgen.“ S.232).
Aufgrund großen Investitionsbedarfs (durch Wiederaufbau und technologische Weiterentwicklungen) entstehen neue finanzielle Abhängigkeiten, für deren rein wirtschaftliche Entscheidungen am Ende die regionale Verwurzelung keine Rolle mehr spielt, was letztlich zur Schließung der Firma 1966 führt.
Mitunter verliert man als Familienfremder bei der Schilderung der Familienverhältnisse und als Ortsfremder bei den örtlichen Bezügen etwas die Übersicht. Alles in allem gibt diese lesenswerte Veröffentlichung jedoch einen sehr persönlichen Blick auf eine fast 300-jährige Firmen- und Familiengeschichte.
Ein Atömchen von schwarz – ein Buntpapierkurs zum Mitmachen von und mit der Buntpapiererin Frau Reschke am Deutschen Technikmuseum Berlin
Am Sonntag, 17.03.2019, von 10.00 -12.30 Uhr und von 14.00-16.30 Uhr gab Frau Reschke für jeweils 6-8 Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Workshop zu Buntpapieren in Kleistertechniken. Nach einer kurzen Einführung durch Frau Reschke und der Begrüßung der zur Verfügung gestellten Arbeitsgeräte, erhielt jeder Teilnehmer ein erstes Gefäß mit Kleister („5 Hände Reisstärke auf 1 Liter kochendes Waser; am Vorabend angesetzt und durch einen Nylonstrupmf hindurchgedrückt“). Hierzu wurden die individuell gewünschten Farben hinzugegeben – und nicht zu vergessen, das Reschke typische „Atömchen von schwarz“.
Anschließend alles im Storchengang verrührt und schon ging es ans Papier. Frau Reschke führte jeweils die einzelnen Möglichkeiten zunächst vor, anschließend arbeitete jeder Teilnehmer diese für sich individuell nach. Hierbei entstanden verschiedene Buntpapierbogen z.B. nach Kleisterpapier nach Herrnhuter Art, oder mit Rollmodel oder Drucke von originalen Druckstöcken.
Obwohl die Ausgangsmaterialien für alle Teilnehmer gleich waren, sind in dem 2,5 Stunden dauernden workshop, ganz unterschiedliche Buntpapiere entstanden. Es waren die vielen kleinen und großen Aha-Erlebnise, die den Blick auf die Schönheit und Vielfalt der Kleisterpapiere erweiterten.
Herzlicher Dank für diese rundum gelungene Veranstaltung gilt den beiden Organisatoren – Frau Reschke und Frau Wallbach – und natürlich dem Deutschen Technikmuseum Berlin, die gemeinsam erst diese Veranstaltung möglich gemacht haben.
Hier noch ein paar bewegte Impressionen:
Veranstaltungsangebote zunächst exklusiv für den DAP
1. Teil
Am Tag der Druckkunst (Freitag, 15.03.2019) hat das Deutsches Technikmuseum Berlin in diesem Jahr Gisela Reschke zu Gast.
In öffentlichen Vorführungen werden Buntpapiere sowohl mit historischen Druckmodeln gedruckt, als auch die Gestaltung von Buntpapieren in Kleistertechnik (u.a. mit Rollmodeln) und mit der Hand vorgeführt.
Ort & Zeit:
15.03.2019; 10.30 bis 12.00, 13.00 bis 14.30 und 15.00 bis 16.30 Uhr im Neubau, 1. OG, Bildungsraum.
Am 15.03.2019 können Sie darüber hinaus auch von 11.00-14.00 Uhr eine Steindruck-Vorführung des Stein- und Offsetdruckmeisters Dietmar Liebsch in der neu gestalteten Dauerausstellung zur Drucktechnik, Altbau, 2. OG, besuchen.
2. Teil
Am Sonntag, 17.03.2019, von 10.00 -12.30 Uhr und von 14.00-16.30 Uhr wird jeweils 6-8 Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Gelegenheit geben, an einem Buntpapier-Workshop mit Frau Reschke im kleineren Kreis teilzunehmen und die selbst gestalteten Werke mitzunehmen.
Ort & Zeit:
Sonntag, 17.03.2019, von 10.00-12.00 und von 13.00-15.00
Neubau, 1. OG, Bildungsraum.
Eine Schürze ist mitzubringen!
Diese insgesamt 12-14 Plätze in zwei Gruppen sollen vorab nur besonders interessierten Besucherinnen und Besuchern (wie dem DAP) angeboten werden. Erst wenn sich bis 11.03.2019 nicht genügend Personen verbindlich angemeldet haben, werden beide Veranstaltungen über Facebook und über unsere Website weiter beworben.
Kosten:
Beide Veranstaltungen kosten jeweils nur den Museumseintritt i.H.v. 8,00 EUR (ohne Ermäßigung), die Eintrittskarte gilt den ganzen Tag für das gesamte Museum.
Anmeldung: Bitte direkt bei: Kerstin Wallbach, Mail: wallbach@sdtb.de, Telefon: 030/90254-188
Geschichte der Papierfabrik Poensgen auf der Kieppemühle
Im Pressetext dazu heißt es weiter:
Der Bergische Geschichtsverein Rhein-Berg e.V. hat in seiner Schriftenreihe in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv die Geschichte der Papierfabrik Poensgen & Co. veröffentlicht. Bereits seit 1670 war auf der Kieppemühle in Gronau Papier produziert worden. Von 1824 bis 1880 wurde die Papierfabrik von Carl August Koch geführt, seit 1893 firmierte sie als Poensgen & Co und blieb bis 1958 im Besitz der Familie Poensgen.
Die Firma Poensgen & Co. war nach Zanders der zweitgrößte Hersteller von Feinpapieren in Bergisch Gladbach und bot im Jahre 1902 rund 240 Beschäftigten Arbeit. Der Text zur Geschichte der Kieppemühle seit dem 17. Jahrhundert stammt aus der Feder von Felix Poensgen (1892-1953), über viele Jahre hinweg Vorstand der Familien-Aktiengesellschaft.
Er schildert in diesem Band die eng miteinander verwobene Entwicklung von Betrieb und Familie. Sein durch zahlreiche Abbildungen illustrierter Text spiegelt das Traditionsbewusstsein und das unternehmerische Selbstverständnis eines mittelständischen protestantischen Papierfabrikanten. In der Darstellung und Begründung unternehmerischer Entwicklungen und Entscheidungen werden Antrieb und Denkweise einer rheinischen Unternehmerfamilie nachvollziehbar.
Felicitas Poensgen (1925-2018), die älteste Tochter des Verfassers, führt den Text des verstorbenen Vaters fort und berichtet über den Verkauf des Familienbetriebes an die Zellstofffabrik Waldhof in Mannheim im Jahre 1958 und über die letztendliche Schließung des Werks Poensgen im Jahre 1966. Auch ihre Darstellung gewährt vielfältige Einblicke in die Entwicklung von Produktion, Absatz und Firmenführung. Da zahlreiche Firmenunterlagen nicht mehr existieren, haben ihre Erinnerungen – ebenso wie der Text ihres Vaters – historischen Quellenwert.
Die Herausgeber
Albert Eßer, Leiter des Stadtarchivs Bergisch Gladbach, bietet in zahlreichen Anmerkungen Hinweise und Literaturangaben zum Verständnis und zur historischen Einordnung der Textaussagen.
Sabine Schachtner vom LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach hat Erklärungen papiertechnischer Fachbegriffe ergänzt.
Prof. Jürgen Schneider, emeritierter Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Bamberg. Er ist bei seinen Forschungen zu den verschiedenen Zweigen der Unternehmerfamilie Poensgen – unter anderem in Gemünd in der Eifel, in Düsseldorf und in Altdorf bei Nürnberg – auf die Geschichte der Kieppemühle in Bergisch Gladbach gestoßen. Aus seiner Feder enthält der Band ein Geleitwort, das diesen überregionalen Familienzusammenhang beleuchtet.
Das vom Bergischen Geschichtsverein Rhein-Berg e.V. veröffentlichte und 247 Seiten starke Buch ist also nicht nur für jeden wichtig, der sich für Bergisch Gladbach und seine Geschichte interessiert, sondern stellt über die Ortsgeschichte hinaus auch beispielhaft die langjährige Entwicklung eines Familienunternehmens detailliert dar.
Bibliographische Angaben:
Felix Poensgen und Felicitas Poensgen: Poensgen & Co. Akt. Ges., Papierfabrik Kieppemühle in Bergisch Gladbach (1670-1966). Herausgegeben von Albert Eßer, Sabine Schachtner und Jürgen Schneider (Schriftenreihe des Bergischen Geschichtsvereins Rhein-Berg e.V., Band 79), Bergisch Gladbach: Bergischer Geschichtsverein Rhein-Berg e.V in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Bergisch Gladbach 2019, 247 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, ISBN 978-3-932326-79-0, 19,00 Euro.
Erhältlich ist es im Geschichtelokal des Bergischen Geschichtsvereins an der Eichelstraße 25 in Bensberg, im Stadtarchiv Bergisch Gladbach an der Scheidtbachstraße 23, im LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach und im örtlichen Buchhandel.
Das Buch kann ebenso auch per mail beim Bergischen Geschichtsverein bestellt werden: info@bgv-rhein-berg.de
Viel Freude beim Lesen!
Sabine Schachtner
Zerstörungen vor 75 Jahren
Am 4. Dezember 1943 erfolgte ein zweistündiger Luftangriff auf Leipzig, der große Verheerungen mit sich brachte (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_Leipzig). In einer Pressemitteilung erinnert die Deutsche Nationalbibliothek an die großen Zerstörungen im Leipziger Buchhändlerviertel: https://www.dnb.de/DE/Aktuell/Presse/buecherUndBomben.html. Auch das Deutsche Buch- und Schriftmuseum hatte damals große Verluste zu verzeichnen. Auf dem Schreibtisch des Museumsdirektors Prof. Dr. Hans H. Bockwitz verbrannten die Unterlagen zu einer überarbeiteten Neuauflage seiner 1935 als Teil der Feldmühle-Festschrift publizierten Arbeit „Zur Kulturgeschichte des Papiers“ (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_H._Bockwitz). Zusammen mit der Bibliothekarin Martha Debes leitete er die Bergungsarbeiten und begann mit dem Wiederaufbau von Sammlungen und Fachbibliothek.
Elaine Koretsky (*1932 – 2018)
Wir erhielten Kenntnis, dass Elaine Koretsky vor einigen Tagen gestorben ist.
Elaine Koretsky passed away at home at age 86 on November 11. She was a loving wife, mother, grandmother, a great mentor and an inspiration to all. Elaine was an internationally renowned scholar and contributor to the world of hand papermaking. We will miss her. There will be a celebration of her life on Sunday December 30.
Gemeinsam mit ihrem Mann Sidney ist Elaine Koretsky der Papiergeschichtsforschung u.a. durch ihre Tagungsbeiträge (IPH) und Filme zu den unterschiedlichsten handwerklichen Papierherstellungstechnologien bekannt. Zu den Publikationen von Elaine siehe http://d-nb.info/gnd/1026196833 und Filmen auf DVDs veröffentlicht: https://carriagehousepaper.com/supplies/books-dvds/dvds-by-elaine-koretsky
Über eine solche Reise berichtete Dieter Pothmann auf einer DAP-Tagung. Die Ergbenisse von Koretskys Forschungen bildeten den Grundstock des 1994 gegrundeten Research Institute of Paper History and Technology.
Elaine (links) und Sidney Koretsky (rechts) und in der Mitte die Tochter Donna Koretsky (Foto: Frieder Schmidt, an der Basler Papiermühle beim IPH-Kongress 2012)
Zu Wochenbeginn erreichte uns nachstehender Tagungshinweis:
The Paper Trade in early modern Europe: Practices, Materials, Networks
Veranstaltungsort: Bürgersaal im Palais Stutterheim, Erlangen
Veranstalter: Juniorprof. Dr. Daniel Bellingradt, Universität Erlangen-Nürnberg
Datum: 26.02.2019 – 27.02.2019
Das Vortragsprogramm und weitere Informationen unter: https://www.hsozkult.de/event/id/termine-38466.
Hier ein link zu einer sehenswerten Papierkunst-Ausstellung in Bergisch Gladbach:
https://villa-zanders.de/htdocs_de/home/index.html
Inside out, mit Werken von Jonathan Callan (von dem vor allem Skulpturen aus Büchern zu sehen sind) und Andreas My (der Wellpappe filigran verarbeitet). Die Ausstellung läuft noch bis zum 6. Januar.
Trauer um Prof. Lothar Göttsching
Gestern erhielten wir die traurige Nachricht, dass Prof. Lothar Göttsching am 26. September 2018 gestorben ist.
Göttsching – allgemein hin für seine Verdienste um die Altpapierverwendung bei der Papierherstellung geschätzt und als der „Altpapierpapst“ angesehen – wurde 1971 als Nachfolger von Walter Brecht an die TH Darmstadt berufen und war bis 2002 Leiter des Instituts für Papierfabrikation der Technischen Universität Darmstadt. Professor Göttsching hatte im April 2007 an unserem Arbeitskreistreffen in Weißenborn/Weigmannsdorf teilgenommen.
buntpapier als pArt der Wiener Werkstätte. Max Morgenstern, Josef Hoffmann und die Wiener Werkstätte
Die Wiener Werkstätten – stilprägend in Ihrer Gestaltung und Maßstäbe in der Qualität der Umsetzung setzend – sind sicher vielen ein Begriff. Dass das Betätigungsfeld der Wiener Werkstätten auch Buntpapiere umfasste, dürfte dabei aber wahrscheinlich für die meisten unter uns neu sein. Wohl zumeist im Auftrag von Max Morgenstern, einem Textilfabrikant und bibliophiler Sammler, zeichnete der Architekt Josef Hoffman die Entwürfe für die Buntpapiere, die die Handwerker und Künstler der Wiener Werkstätten anschließend umsetzten. Frau Gisela Reschke hat sich diesem Thema nun angenommen und hierzu ein Künstlerbuch herausgegeben.
Erschienen bei pars artis edition (Hamburg, 2018), gibt es dieses Werk in 3 verschiedenen Ausgaben (Normalauflage / 40 Exempl., Vorzugsausgabe / 3 Exempl. und Luxusausgabe / 3 Exempl.).
ISBN: 978-3-00-060197-2
Die Preise variieren zwischen 555,- und 1.111,- Euro
Nähere Informationen hierzu unter: mail@uvr-hh.de
Neueröffnung des Papiermuseums in Düren
Foto: Peter Hinschläger
Für den 9. September 2018 ist die Wiedereröffnung des Papiermuseum in Düren geplant. Mit einem spektakulärem Bau, bei dem die Ausstellungsfläche durch den Einbau eines zweiten Geschosses von 500 qm auf 900 qm vergrößert wurde, hat zugleich die Ausstellungspräsentation eine zeitgemäße Neukonzeption erfahren.
Mehr Details (vorerst nur aus den Pressetexten):
Pressetext 1 & Pressetext 2
Copyrights für Foto und Pressetexte: Papiermuseum Düren 2018
Foto: Peter Hinschläger
Adresse:
Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren ǀ Hoeschplatz 1 ǀ 52349 Düren
PapierMarkt
mit Trödelständen
im LVR-Industriemuseum Bergisch Gladbach
am Sonntag, den 2. September 2018 von 11 bis 17 Uhr
Papiermarkt im LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach in Bergisch Gladbach
am Sonntag, den 2. September 2018, von 11 bis 17 Uhr
Die Papiermaschinenhalle und das Museumsgelände verwandeln sich in einen bunten Markt. Im Mittelpunkt stehen Schönes und Ausgefallenes aus Papier: handgeschöpfte und marmorierte Papiere, Bücher und Alben, Schachteln und Dosen, Schmuck, Schalen und vieles mehr. Herzhaftes und Süßes für den Magen ergänzen die bunten Stände.
Verleihung des Ehrenringes für Papiergeschichte an Dieter Pothmann
Am Mittwoch, dem 27. 06., verlieh der „Zellcheming“ auf seiner diesjährigen Jahresversammlung in Frankfurt den Ehrenring für Papiegeschichte an unser langjähriges DAP-Mitglied Dieter Pothmann.
Der DAP gratuliert sehr herzlich und freut sich mit Dieter Pothmann über die Würdigung seiner papiergeschichtlichen Forschungen, insbesondere zu den Papiermacherfamilien Schulte und Wiede, und die Anerkennung seiner Arbeiten für die Studenten der Fachrichtung Papiertechnik im Rahmen der Papierhistorischen Seminare in Homburg.
Stefan Feyerabend (1932-2018)
Gestern erhielten wir die traurige Nachricht, dass Stefan Feyerabend am 13. Juni 2018 nach langer Parkinson-Erkrankung gestorben ist.
Stefan Feyerabend hat sich nach seinem aktiven Berufsleben als Papiergroßhändler, dem Sammeln von Wasserzeichen aus Maschinenpapieren verschrieben und so sicher die auf diesem Gebiet bedeutendste Wasserzeichensammlung aufgebaut. Diese Wasserzeichensammlung wurde von der Papierhistorischen Sammlung der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig angekauft und ist unter http://www.papierstruktur.de/feyerabend/, sowie über das Bernsteinportal digital verfügbar.
Stefan – langejähriger Teilnehmer der Tagungen des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte – haben wir über die vielen Jahre als profunden Kenner der Maschinenpapierwasserzeichen und -geschichte, als engagierten Papierhistoriker und als einen herzlichen Freund sehr zu schätzen gelernt !
Zum Nachruf von Dr.Frieder Schmidt
Der Deutsche Arbeitskreis wünscht der Familie Feyerabend viel Kraft in diesen schweren Stunden.
300. Geburtstag von Jacob Christian Schäffer
Am 31. Mai 2018 ist die 300. Wiederkehr jenes Tages zu feiern, an dem in Querfurt Jacob Christian Schäffer ins Taufbuch eingetragen wurde. Ein langer Artikel in dem Online-Lexikon wikipedia macht deutlich (https://de.wikipedia.org/wiki/Jacob_Christian_Sch%C3%A4ffer), warum nicht nur die Papierfreunde dieses fleißigen Mannes gedenken, der Theologie und Naturkunde, den Aufbau einer musealen Sammlung und Erfindertätigkeit (Waschmaschine! Vgl. http://www.deutsches-museum.de/bibliothek/unsere-schaetze/technikgeschichte/schaeffer-waschmaschine/) miteinander zu vereinigen wusste.
Einen raschen Einblick in seine „Versuche und Muster ohne alle Lumpen oder doch mit einem geringen Zusatze derselben Papier zu machen, Band 1“ von 1765 ermöglicht https://books.google.de/books?id=v9VWAAAAcAAJ.
Viele seiner Publikationen sind nunmehr digitalisiert und über den Server der Bayerischen Staatsbibliothek abrufbar: https://opacplus.bsb-muenchen.de/metaopac/hitList.do?methodToCall=pos&identifier=100_SOLR_SERVER_1998083497&curPos=31#100.
6. Schriftenfest am 16. und 17. Juni 2018 in Dresden
Am 16. und 17. Juni 2018 findet das nunmehr 6.Schriftenfest in den Räumlichkeiten der Offizin Haag-Drugulin in Dresden statt.
Vorträge, Besichtigung und Vorführungen
Anläßlich einer großherzigen Stiftung einer frühen Dingler-Pressen (1. Hälfte des 19. Jahrhunderts) an die Offizin soll diese Presse mit einem Druck eines Textes von Beatrice Ward This is a Printing Office – in der seltenen Schrift Spectrum gesetzt – auf dem Schriftenfest eingeweiht werden. Jeder darf drucken, und jeder kann das selbst gedruckte Poster als Erinnerung mit nach Hause nehmen.
Diese Dingler-Presse gehörte früher Hermann Zapf, die nun von Gudrun Zapf-von Hesse, an die Offizin Haag-Drugulin gestiftete wurde.
Inhaltlich setzt das Vortragsprogramm des 6.Schriftenfestes die Themen des Vorjahrs fort: Lesbarkeit, Erkennbarkeit der Zeichen – auch das Schriftschreiben als solches. In der Tagungsankündigung heißt es hierzu weiter: Es ist eine wichtige Kulturtechnik. Die fließende Bewegung stärkt die feinmotorische Leistung und trägt dazu bei, Sprache in unserem Gehirn zu verankern. Die Schulausgangsschrift besteht jetzt seit 50 Jahren, Renate Tost, die maßgeblich daran beteilig war, berichtet von ihrer Arbeit. – Doch es gibt so viele Schulschriften. Nicht ganz einfach bei einem Schulwechsel! Thomas Bettinger schildert seine Vorstellungen und seine Bemühungen um eine Europäische Schulschrift. – Hohes Ansehen genoß zu DDR-Zeiten der Schrift- und Plakatmaler. Zentrum der Ausbildung war die Betriebsschule der Deutschen Werbe- und Anzeigengesellschaft, an der Andreas Frohloff sowohl Schüler als auch Lehrer war. Die Tätigkeit an dem Institut zu dokumentieren, hat er sich zusammen mit Fritz Grögel zum Ziel gesetzt. – Ebenfalls um Schrift, aber auch um Grafik geht es, wenn uns Gabriele Netsch einen Blick werfen läßt in die Schatzkammer der Deutschen Nationalbibliothek. – Können Dyslexie-Fonts von legasthenen Menschen schneller als Standardschriften gelesen werden? Dieser Frage ist Bettina Andresen mit der Hilfe eines Lesbarkeitstests nachgegangen, der vom MIT entwickelt wurde. – Rosalie Heinen beschäftigt zusammen mit Ulrike Borinski die Frage: Was macht einen Physiktext für sprachschwache Schüler so schwierig? Und: Kann er durch ein gutes Layout sprachlich verständlicher wirken?
Nähere Informationen zum Programm, den Übernachtungsmöglichkeiten und den Tagungskosten entnehmen Sie: http://www.schriftenfest.de/
Kontakt zum Veranstalter:
»Schriftenfest Dresden 2018«
Offizin Haag-Drugulin Dresden
Großenhainer Straße 11a
01097 Dresden – (im Gebäude der früheren Schriftgießerei Typoart)
Telefon 03 51/8 08 52-0
Karl Marx und das Papier (zum 200. Geburtstag am 5. Mai)
Im März 1865 füllte Karl Marx einen Fragebogen im Confession book seiner Tochter Jenny aus. Als favourite occupation (Lieblingsbeschäftigung) gab er bookworming (in Büchern stöbern) an. Beim Stöbern in seinem Hauptwerk „Das Kapital“ von 1867 kann auch der Papierhistoriker fündig werden.
„Als ein Beispiel sowohl der Kontinuität der Produktion als der Durchführung des automatischen Prinzips kann die moderne Papierfabrik gelten. An der Papierproduktion kann überhaupt der Unterschied verschiedner Produktionsweisen, auf Basis verschiedner Produktionsmittel, wie der Zusammenhang der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse mit diesen Produktionsweisen, im einzelnen vorteilhaft studiert werden, da uns die ältere deutsche Papiermacherei Muster der handwerksmäßigen Produktion, Holland im 17. und Frankreich im 18. Jahrhundert Muster der eigentlichen Manufaktur und das moderne England Muster der automatischen Fabrikation in diesem Zweig liefern, außerdem in China und Indien noch zwei verschiedne altasiatische Formen derselben Industrie existieren.“
(Marx, Karl und Friedrich Engels: Werke. Bd. 23.: Karl Marx: Das Kapital Bd. 1. Nach d. 4., von Friedrich Engels durchges. u. hrsg. Aufl. Hamburg 1890], Berlin 1970; zukünftig: MEW, Bd. 23, S. 402)
„In den Papierfabriken, wo das Papier mit Maschinen gemacht wird, ist Nachtarbeit die Regel für alle Prozesse außer dem der Lumpensortierung. In einigen Fällen wird die Nachtarbeit, vermittelst Ablösungen, unaufhörlich die ganze Woche durch fortgesetzt, gewöhnlich von Sonntagnacht bis 12 Uhr nachts des folgenden Samstags. Die Mannschaft, die sich an der Tagesreihe befindet, arbeitet 5 Tage von 12 und einen von 18 Stunden, und die der Nachtreihe 5 Nächte von 12 Stunden und eine von 6 Stunden, in jeder Woche.“
(MEW Bd. 23, S. 274-275, Anm. 98)
„Eine der infamsten, schmutzigsten und schlechtbezahltesten Arbeiten, wozu mit Vorliebe junge Mädchen und Weiber verwandt werden, ist das Sortieren der Lumpen. Man weiß, daß Großbritannien, abgesehn von seinen eignen unzähligen Lumpen, das Emporium für den Lumpenhandel der ganzen Welt bildet. Sie strömen dahin von Japan, den entferntesten Staaten Südamerikas und den kanarischen Inseln. Ihre Hauptzufuhrquellen aber sind Deutschland, Frankreich, Rußland, Italien, Ägypten, Türkei, Belgien und Holland. Sie dienen zur Düngung, Fabrikation von Flocken (für Bettzeug), Shoddy (Kunstwolle) und als Rohmaterial des Papiers. Die weiblichen Lumpensortierer dienen als Medien, um Pocken und andre ansteckende Seuchen, deren erste Opfer sie selbst sind, zu kolportieren.“
(MEW Bd. 23, S. 487)
„Z.B. in der modernen Manufaktur von Briefkuverts faltete ein Arbeiter das Papier mit dem Falzbein, ein andrer legte den Gummi auf, ein dritter schlug die Klappe um, auf welche die Devise aufgedrückt wird, ein vierter bossierte die Devise usw., und bei jeder dieser Teiloperationen mußte jede einzelne Enveloppe die Hände wechseln. Eine einzige Enveloppemaschine verrichtet alle diese Operationen auf einen Schlag und macht 3000 und mehr Enveloppes in einer Stunde. Eine auf der Londoner Industrieausstellung von 1862 ausgestellte amerikanische Maschine zur Bereitung von Papiertuten schneidet das Papier, kleistert, faltet und vollendet 300 Stück per Minute. Der innerhalb der Manufaktur geteilte und in einer Reihenfolge ausgeführte Gesamtprozeß wird hier von einer Arbeitsmaschine vollbracht, die durch Kombination verschiedner Werkzeuge wirkt.“
(MEW Bd. 23, S. 399)
„In den englischen Buchdruckereien z.B. fand früher ein dem System der alten Manufaktur und des Handwerks entsprechender Übergang der Lehrlinge von leichtren zu inhaltsvollren Arbeiten statt. Sie machten einen Lerngang durch, bis sie fertige Drucker waren. Lesen und schreiben zu können war für alle ein Handwerkserfordernis. Alles das änderte sich mit der Druckmaschine. Sie verwendet zwei Sorten von Arbeitern, einen erwachsnen Arbeiter, den Maschinenaufseher, und Maschinenjungen, meist von 11-17 Jahren, deren Geschäft ausschließlich darin besteht, einen Bogen Papier der Maschine zu unterbreiten oder ihr den gedruckten Bogen zu entziehen. Sie verrichten, in London namentlich, diese Plackerei 14, 15, 16 Stunden ununterbrochen während einiger Tage in der Woche und oft 36 Stunden nacheinander mit nur zwei Stunden Rast für Mahlzeit und Schlaf! Ein großer Teil von ihnen kann nicht lesen, und sie sind in der Regel ganz verwilderte, abnorme Geschöpfe.
(MEW Bd. 23, S. 509)
Website „Forum Bestandserhaltung“ eingestellt
Mit großem Bedauern müssen wir feststellen, dass die bisher immer so informative und hilfreiche Website „Forum Bestandserhaltung“ zum 31. Dezember 2017 eingestellt wurde.
Damit sind auch die während den vergangenen Jahren in mühevoller und gewissenhafter Arbeit erstellten Beiträge einer Vielzahl von Mitarbeitern und Beiträgern nicht mehr greifbar. Es ist deshalb zu hoffen, dass zumindest diese Informationen als Archivbestand von der UBL Münster wieder zugänglich gemacht werden können. Über Jahre hinweg hat diese Website die für den Katastrophenfall wichtigen Informationen über Bergungsmaßnahmen und Dienstleister zugänglich gemacht, es ist nicht nachvollziehbar, warum von den Kulturgut bewahrenden Stellen in Deutschland für eine solch wichtige Aufgabe keine Mittel bereitgestellt werden können.
34. Kongress der IPH
Noch bis Ende März 2018 können Vorträge angemeldet werden zum 34. Kongress der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker, der vom 19. bis zum 23. September 2018 in Ghent (Belgien) stattfinden wird. Erläuterungen zum Kongressthema und zum Ablauf finden sich hier:
http://www.paperhistory.org/Congress-events/congress2018/IPH22_callforpapers.pdf
1. SommerAkademie Papier (2019) an der Patent-Papierfabrik Hohenofen
Im Jahr 2019 wird der Landkreis Ostprignitz-Ruppin zwei Höhepunkte begehen: den 200. Geburtstag von Fontane und die Landesgartenschau Wittstock. Hinzu kommt ja der 200. Jahrestag der Maschinenpapierherstellung in Deutschland.
paho. Zentrum für Papier plant in diesem Kontext die erste „Sommerakademie Papier“. Sie soll sich theoretisch und praktisch mit Fragen der Papierherstellung und -geschichte befassen. Das Projekt ist in die Planungen für Fontane.200 aufgenommen worden und wird bereits beworben: https://fontane-200.de/de/1-sommerakademie-papier/
Ich würde mich über Kooperationspartner freuen, die sich am dem Vorhaben beteiligen. Wie sich das konkret gestaltet, könnte man abstimmen.
Sommerprojekt in der Papierfabrik Hohenofen (Foto: Ute Fürstenberg)
Kontakt:
Ute Fürstenberg (+49 151 53 57 93 04 | paho@zentrumfuerpapier.de)
paho. Zentrum für Papier UG (haftungsbeschr.)
Patent-Papierfabrik Hohenofen
Neustädter Str. 25 | 16845 Sieversdorf-Hohenofen
http://www.zentrumfuerpapier.de
http://www.facebook.com/zentrumfuerpapier/
Projekt „In Betrieb“ (2018) in der Patent-Papierfabrik Hohenofen
Eine Projektgruppe des Vereins realisiert zurzeit das Projekt „In Betrieb“. Geplant ist die Erarbeitung einer multimedialen Installation für die Papierfabrik Hohenofen. Ziel ist es, den Besuchern einen Eindruck von der Produktionsanlage „in Betrieb“ zu vermitteln. In der kommenden Woche werden wir in der Papierfabrik Gmund Film- und Tonaufnahmen von der dortigen Papiermaschine machen, die ja der in Hohenofen sehr ähnlich ist. Im April und im Juni sind Workshops in Hohenofen geplant, zu denen wir auch ehemalige Beschäftigte einladen. Gemeinsam wollen wir versuchen, einen möglichst authentischen Eindruck zu erarbeiten. Leider gibt es nicht mehr viele, die wir ansprechen können. Vielleicht gibt es jemanden aus dem Umfeld des DAP, der Interesse hätte an den Workshops teilzunehmen und uns zu beraten?
Projekt „In Betrieb“: Andreas Schulte und Robert Lucas bei Ton- und Filmaufnahmen am Pulper in der Papierfabrik Gmund (Foto: Petra Walter-Moll)
Kontakt:
Ute Fürstenberg (+49 151 53 57 93 04 | paho@zentrumfuerpapier.de)
paho. Zentrum für Papier UG (haftungsbeschr.)
Patent-Papierfabrik Hohenofen
Neustädter Str. 25 | 16845 Sieversdorf-Hohenofen
http://www.zentrumfuerpapier.de
http://www.facebook.com/zentrumfuerpapier/
Mehr Informationen hier:
http://www.maz-online.de/Lokales/Ostprignitz-Ruppin/Betriebsamkeit-als-Kunstobjekt,
https://www.facebook.com/inbetrieb/?ref=bookmarks
Ist das möglich ? – Eine Experimentier-Ausstellung für Kinder, Jugendliche und Familen
An der Papiermühle Alte Dombach in Bergisch Gladbach ist vom 2.3. bis zum 16.12.2018 die Ausstellung „Ist das möglich ? – Eine Experimentier-Ausstellung für Kinder, Jugendliche und Familen“ zu sehen. Es sprechen zur Eröffnung der Austellung – am 2.3.2018 um 11:00 – Prof. Dr. Jürgen Wilhelm und Dr. Walter Hauser.
Ort:
LVR-Industriemuseum
Papiermühle Alte Dombach
51465 Bergisch Gladbach
weitere Informationen:
http://www.istdasmoeglich.lvr.de
Frau Dr. Renate Goldmann hat das Leopold-Hoesch-Museum / Papiermuseum Düren zum Jahreswechsel 2017/18 verlassen
Beginn Januar erfuhren wir, dass die Direktorin des Leopold-Hoesch-Museum / Papiermuseum Düren – Frau Dr. Renate Goldmann – nach achtjähriger Tätigkeit zum 31.12.2017 aus dem Museum in Düren ausgeschieden ist. Einen umfassenden Rückblick auf wichtigsten Projekte von Frau Goldmann in Düren finden Sie hier.
Als ein wichtiger Meilenstein aus Sicht der Papiergeschichtsforschung bleibt die unter Leitung Frau Dr. Goldmanns (mit weiteren Beteiligten) organisierte Tagung „Paper is part of the picture. Europäische Künstlerpapiere von Albrecht Dürer bis Gerhard Richter“ vom 18. bis 21. März 2015 in Erinnerung. Anlässlich des 625 Jahrestages der Papierherstellung in Deutschland und dem 25jährigen Jubiläums des Papiermuseums Düren fand diese dem Thema „Künstlerpapiere“ gewidmete Tagung mit hoher internationaler Beteiligung statt. Das Zusammentreffen von Papiermachern, -händlern, -historikern, Kunstsammlern, Kuratoren und Restauratoren brachte interessante Aspekte zu den unterschiedlichen Facetten und Sichtweisen auf das Thema „Künstlerpapier“ zu Tage.
Zum 77. Geburtstag von Ine und zum 90. Geburtstag von Dieter Pothmann – der DAP gratuliert herzlich!
Ine und Dieter Pothmann – „Urgesteine“ des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) – berichteten seit der 8. Tagung des DAP in Hemer (1997) regelmäßig von ihren papiergeschichtlichen Forschungen. In unserer Zeit sehr selten geworden, war und ist bei Pothmanns Papiergeschichte immer eng mit der eigenen Unternehmens- und Familiengeschichte verknüpft. Wie Dieter Pothmann selbst waren schon seine Vorfahren über mehrere Generationen Papiermacher.
Durch sein primär sicher unternehmerisches Interesse am Rohstoff für die Wellpappenproduktion kam Dieter Pothmann fast zwangsläufig mit Altpapier und so den Papieren der Vorgänger in Berührung.
Forschten Pothmanns zunächst zur eigenen Firmengeschichte, so beschäftigten sie sich anschließend mit Jakob Oechelhäuser und dessen Papiermaschinenbau (auch hier gab es wohl einen entfernten Familienbezug) und schließlich mit der Geschichte der Papierfabrik Trebsen (eng verbunden mit der Papierfabrik Wiede).
Über ihr papiergeschichtliches Interesse kamen Ine und Dieter Pothmann zu IPH (International Paper Historians) und dort in Kontakt mit Sid und Elaine Koretsky (Museum of Paper History at the Research Institute of Paper History and Technology, Massachusetts, USA). Mit Koretskys unternahmen Pothmanns mehrere papiergeschichtliche Reisen (zu historischen Papierherstellungstechnologien) nach Asien, von denen sie auf den DAP-Tagungen mehrfach in Wort, Bild und Film berichteten.
Auch das Engagement von Dieter und Ine Pothmann im Rahmen des Papierhistorischen Seminars für Studenten der TU Darmstadt und der Papiermacherschule Gernsbach an der Papiermühle Homburg soll hier nicht unerwähnt bleiben.
In Anerkennung seiner Arbeiten erhielt Dieter Pothmann 1975 die Hans-Klemm-Denkmünze.
Liebe Ine, lieber Dieter – wir wünschen Euch alles Gute und weiterhin viel Schaffenskraft!
25-Jähriges Bestehen der Werkstatt für Papier
Gangolf Ulbricht feierte am 11.11.2017 das 25-jährige Jubiläum seiner Werkstatt für Papier mit einer Ausstellung im Projektraum des Kunstquartier Bethanien (Berlin). Gezeigt wurden ausgewählte Arbeiten auf und aus Papieren aus seiner Werkstatt. Seit 25 Jahren schöpft der 53-Jährige im Keller der Druckwerkstatt Papier (Kulturwerk des Berufsverbands Bildender Künstler, Berlin).
Ulbricht absolvierte zunächst eine Papiermacherlehre in der Uckermark und studierte anschließend an der TU Dresden Verfahrenstechnik. Ausgestattet mit einem Stipendium machte er sich danach auf den Weg nach Japan, um dort bei verschiedenen Papiermachern seine Fertigkeiten und sein Wissen um die dortigen Techniken zu erweitern.
Heute zählt Ulbricht mit seiner Werkstatt zu den geschätzten Spezialisten seines Faches. Er produziert für Künstler, Drucker, Designer, Architekten und Restauratoren. Gerade von letzteren lautete der Auftrag oftmals, ein Papier in Farbe, Dicke und Struktur originalgetreu nachzubilden. Ulbricht ist aber nicht nur mit alten Papierherstellungstechniken vertraut, sondern war beispielsweise auch Partner in einem Forschungsprojekt zur Herstellung von Papier im 3D-Drucker.
Der DAP gratuliert herzlich und wünscht weiterhin viel Erfolg!
Papiergeschichte am Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig
Mit Ablauf des 31. Oktober 2017 ist in Leipzig Dr. Frieder Schmidt nach 25-jähriger Tätigkeit als Leiter der Papierhistorischen Sammlungen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums in den Ruhestand getreten. In der Zwischenzeit ist er wieder nach Stuttgart gezogen, wo er 1976-1983 an der Universität Stuttgart studiert hatte und 1990 mit einer papiergeschichtlichen Arbeit promoviert wurde.
Jetzt hat die Deutsche Nationalbibliothek die Stelle der Referatsleitung für das Referat DBSM.2 – Blattsammlungen, Archivalien, Nachlässe, Benutzungsorganisation ausgeschrieben:
http://www.dnb.de/DE/Wir/Arbeitgeber/Stellen/3417DBSM2652Referatsleitung.html
Bewerbungen können bis zum 8. Dezember 2017 eingereicht werden.
PATENT-PAPIERFABRIK HOHENOFEN: WANDKALENDER 2018 „PAPIERSKULPTUREN“
Der Wandkalender 2018 mit Ansichten aus der Patent-Papierfabrik Hohenofen ist in limitierter Auflage erschienen. Zum vierten Mal wird dieser besondere Ort aus einem spezifischen künstlerischen Blickwinkel vorgestellt. Der Kalender 2018 zeigt Papierskulpturen von Künstlerinnen und Künstlern, die in Ausstellungen in der Papierfabrik zu sehen waren. Die Beziehung zu dem ehemaligen Produktionsort und die prägnanten Räume stellen die Arbeiten in einen eindrücklichen Kontext.
Format: 33,5 x 48,5 cm
Preis: 26,00 Euro (zzgl. Versand).
Bezug: über Fr. Fürstenberg vom paho. Zentrum für Papier
Hier steht er zur Ansicht bereit: http://www.zentrumfuerpapier.de/seiten/PPF_Kalender_2018.html (Blättern durch Klicken oben rechts).
Buntpapier-Treffen 2018 in Wien zum Thema: Das Buntpapier, seine Funktionen und seine Verwendung
Buntpapiere hatten und haben unterschiedliche Funktionen – von der Verwendung am Buch über das Auskleiden von Schränken und Schachteln. Selten wird aber der Zusammenhang von Funktion und Technik oder von Funktion und Form untersucht. Das Schwerpunkthema der Tagung widmet sich u.a. den Fragen mit welcher Intention Buntpapiere hergestellt wurden bzw. werden oder ob und inwiefern verschiedene Techniken und Formen bevorzugt zu bestimmten Zeiten und für bestimmte Zwecke eingesetzt wurden bzw. werden.
Termin: Freitag, 23. Februar und Samstag, 24. Februar 2018
Ort: Josephinum, Sammlungen der Medizinischen Universität Wien, 1090 Wien, Währingerstrasse 25, Vortragssaal
Tagungszeiten:
Freitag, 23. Februar 2018 13:00 – 18:00
Samstag, 24. Februar 2018 09:30 – 12:30 und 13:30 – 18:00
Um Einreichung von Beiträgen zu folgenden Themenbereichen wird gebeten:
– Beispiele für den Einsatz von Buntpapieren jenseits des Bucheinbandes
– Der Zusammenhang zwischen Technik, Form und Funktion des Buntpapiers: Lässt sich beispielsweise zeigen, dass für bestimmte Arten von Büchern, zu verschiedenen Zeiten, bestimmte Formen von Buntpapieren bevorzugt verwendet wurden und umgekehrt?
– Unterschiedliche Funktionen des Buntpapiers in verschiedenen Ländern und Kulturen: Wann, wo und wofür wurden welches Arten von Buntpapieren verwendet?
– Beispiele für „funktionslose“ Buntpapiere: Buntpapiere im Übergang von angewandter zu freier Kunst
Wie immer sind aber auch über unser Schwerpunktthema hinaus Beiträge zu anderen Themen, zu eigenen Projekten etc. willkommen.
Ferner wird ein interessantes Vorprogramm geboten. Hier steht zur Auswahl:
Donnerstag, 22. Februar 2018, 19:00 – 21:00, Austausch von Buntpapiermacher/innen und Sammler/innen, Atelier Papierwespe, 1030 Wien, Kleistgasse 18/4, kostenfrei
Freitag, 23. Februar 2018, 10:00, Führung Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek, Kosten Euro 12.- Maximal 20 Teilnehmer. Es gilt die Reihenfolge der Anmeldung
weitere Informationen zum Rahmenprogramm:
Freitag, 23. 02. 2018, ab 18:30 Heuriger in Grinzing (Selbstbezahlung Kostenschätzung ca. 15 – 30 €)
Samstag, 24. 02. 2018 12:30 Mittagessen (Selbstbezahlung Kostenschätzung: 10 – 15 €)
Nachprogramm:
Samstag, 24. 02. 2018, 16:00 Führung im MAK (Museum für Angewandte Kunst), angefragt!
Um Anmeldung bis 5.12.2017 unter ilse.muehlbacher@gmx.at wird gebeten.
Die Teilnehmerzahl sollte 45 Personen nicht überschreiten, Anmeldungen werden in der Reihenfolge der Anmeldung berücksichtigt. Für die Tagung wird vor Ort € 45,- in bar als Kostenbeitrag eingehoben.
Weitere Details zu bisherigen Tagung und zu Buntpapieren im Allgemeinen sind auch auf der Webseite http://www.buntpapier.org einzusehen.
DAP-Tagung 2017 zum Thema Buntpapier
Vom 7. bis 10. September 2017 kam der Deutsche Arbeitskreis Papiergeschichte (DAP) und zahlreiche Mitglieder des Arbeitskreises Buntpapier zu einer gemeinsamen Tagung zum Thema „Buntpapier“ zusammen.
Frau Anja Lippert und ihre Kollegen von den Museen der Stadt Aschaffenburg, Herr Bernd Reichert (mit seinen Kollegen Herrn Krishna, Herrn Rimann und weiteren Mitarbeitern) von MDV Papier- und Kunststoffveredelung GmbH, Herr Thomas Brencick (und Kollegen) von der Transfertex GmbH & Co. und Johannes Follmer (und Familie) von dem Museum Papiermühle Homburg ermöglichten den Tagungsteilnehmern sehr interessante Einblicke zum Thema Buntpapier und Papiergeschichte. Aus zahlreichen Gesprächen mit Tagungsteilnehmern im Nachgang zu den Besichtigungen ging deutlich hervor, wie nachhaltig die Tagungsteilnehmer von dem Gesehenen beeindruckt waren. Unser herzlicher Dank hierfür nochmals !
Dank der freundlichen und fachkundigen Unterstützung aus unserem Kreis – hier sind insbesondere Hans-Georg Wöllmer, Herr und Frau Stadelmann und Johannes Follmer zu erwähnen – gelang es ein sehr interessantes Rahmenprogramm zusammenzustellen.
Ferner gilt der Dank allen Vortragenden, ohne die eine solche Tagung nicht möglich gewesen wäre.
Anbei noch zwei Pressestimmen über unsere Tagung
MainEcho (v.11.9.2017; S.18)
und
Homburger lokalen Presse
18. Buchbinder-Messe in Köln.
Treffpunkt für Hand-Buchbinder, Restauratoren, Papier- und Schriftkünstler und ALLE andere Interessenten. Die Messe findet am Sonntag 22. Oktober 2018 statt
von 11.00 bis 17.00 Uhr
im
Bürgerzentrum Engelshof,
Oberstrasse 96
D-51149 Köln.
4. Internationale Konferenz für Wasserzeichen in Digitalen Sammlungen (19. und 20. Oktober 2017, Wien – Österreich)
Seit zwei Jahrzehnten ist auch das Gebiet der Wasserzeichenforschung von der Digitalisierung mehr und mehr erfasst und werden die bis dahin gedruckten Wasserzeichenkataloge durch Datenbanken ergänzt oder gar ersetzt. Ebenso sind in der Zwischenzeit zahlreiche neue Wasserzeichen-Sammlungen entstanden, die ausschließlich online/in digitaler Form verfügbar sind.
Ziel dieser aller zwei Jahre stattfindenden Konferenz ist es, Interessierte, Papierexperten, Konservatoren, Kuratoren und andere, die auf dem Gebiet der Wasserzeichenforschung arbeiten oder sich für dieses Thema interessieren, zusammenzubringen, um neue Entwicklungen und Methoden auf dem Gebiet der Wasserzeichenkunde vorzustellen, zu diskutieren und mögliche zukünftige Projektideen zu entwickeln.
Bei der diesjährigen Konferenz wird ein besonderer Schwerpunkt auf neuen Wasserzeichen-Sammlungen, Datenbanken und Projekten liegen, die sich entweder in der Planungsphase befinden oder in den vergangenen zwei Jahren in das Bernstein-Portal (www.memoryofpaper.eu) eingebunden worden. Hierbei soll es nicht nur um die technische Seite der Verknüpfung mit dem Bernstein-Portal gehen, sondern sollen insbesondere Hintergrundinformationen zu den einzelenen Sammlungen, ihrer Geschichte, der potenzielle Nutzer und zukünftigen Pläne gehen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Konferenz ist die Aufnahme und Digitalisierungstechniken von Wasserzeichen (Erfahrungsberichte von traditionellen Methoden und Präsentationen neuer Techniken).
Außerdem sind auch alle anderen Themen willkommen. Wenn Sie eine Präsentation geben möchten, melden Sie bitte vor dem 31. August an maria.stieglecker@oeaw.ac.at und / oder emanuel.wenger@oeaw.ac.at.
Ihr Vorschlag für einen Vortrag sollte einen vorläufigen Titel, eine Zusammenfassung von 200-300 Wörtern und Ihre Kontaktinformationen enthalten. Die Sprache der Konferenz ist Englisch und die Vorträge sind auf 20 Minuten plus 10 Minuten Diskussion begrenzt.
Anmeldung zur Konferenz unter: http://www.memoryofpaper.eu/registration/4conf.html
Es wird keine Teilnahmegebühr erhoben. Jeder Teilnehmer organisiert und bezahlt Reisen und Unterkunft für sich selbst.
Kleidung, Smartphone und Bananen aus Papier
Wie die Chinesen ihre Liebe ins Jenseits senden
In China ist Papier nicht nur vor über 2000 Jahren erfunden worden, sondern es spielt dort bis heute bei den Ritualen zum Tod von geliebten Menschen eine wichtige Rolle. Dinge, die der Verstorbene für ein gutes Leben im Jenseits braucht, werden ihm in Form von Nachbildungen aus Papier gesandt: Sie werden verbrannt und nehmen dabei den Weg in die Welt der Toten. Die Gaben orientieren sich an der Lebensweise und den Vorlieben des Verstorbenen – Kleidung und Speisen, Geld, aber auch Handtaschen, Computer, Häuser oder Musikinstrumente. Die Ausstellung beleuchtet dieses über tausend Jahre alte Ritual und seine heutige Praxis mit zahlreichen papierenen Opfergaben aus dem Jahr 2016.
(Text: Auszug aus der Presseinformation des LVR-Industriemuseum Alte Dombach, Juni 2017)
Häuser fürs Jenseits – Papieropfergaben am Friedhof von Nanking / Foto: Thomas Täubner Kürten, 2016
Ausstellung im LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach
in Bergisch Gladbach vom 12. März bis zum 22. Dezember 2017
Öffnungszeiten:
Dienstag – Freitag 10 – 17 Uhr
Samstag und Sonntag 11 – 18 Uhr
Führungen: Sonntag, 9. Juli, 10. September, 8. Oktober und 12. November, jeweils 14 Uhr
„Papierene Brandopfer im chinesischen Ahnenkult
Über das wichtigste Glaubenssystem der Chinesen“
Vortrag mit Führung und anschließender Diskussion
Sonntag, 26. November 2017, 11.30 Uhr
Eintritt 3 €, ermäßigt 2,50 €, Kinder und Jugendliche frei
Begleitprogramm und weitere Informationen unter http://www.industriemuseum.lvr.de
Bahnriss?! Papier | Kultur // Eine virtuelle Ausstellung der Deutschen Digitalen Bibliothek kuratiert vom Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek
Anlässlich des Welttages des Buches geht am 23. April 2017 die virtuelle Ausstellung „Bahnriss?! Papier | Kultur“ online. Die Ausstellung nimmt die wechselvolle Geschichte des Allerweltstoffes Papier unter die Lupe. Von der Lumpenwirtschaft vorindustrieller Zeiten über das Sicherheitswasserzeichen und stillgelegte Zeitungsdruckpapierfabriken spannt die Schau den Bogen bis in die Gegenwart. Die enge Bindung von Papier und Kultur, die unsere Zivilisation über Jahrhunderte geprägt hat, bekommt durch die modernen Medien Konkurrenz – eine Konkurrenz, die nicht etwa den Untergang der Kultur einleitet, sondern die zu ganz neuen Lösungen führen kann.
Die virtuelle Ausstellung „Bahnriss?! Papier | Kultur“ macht die wissenschaftlichen Recherchen zur gleichnamigen Wechselausstellung, die 2016 im Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig zu sehen war, für ein breites Publikum weltweit zugänglich und sichert zugleich die nachhaltige Verfügbarkeit.
http://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/bahnriss
Pressemitteilung hierzu: http://www.dnb.de/DE/Aktuell/Presse/bahnrissDDB.html
Zum heutigen 65. Geburtstag von Frieder Schmidt – der DAP gratuliert herzlich und wünscht alles Gute!
Dr. Frieder Schmidt – seit 1992 Sammlungsleiter der Papierhistorischen Sammlung am heutigen Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig – ist sicher den meisten Aktiven in der Papiergeschichtsforschung als DIE Anlaufstelle und DER Netzwerker bekannt. Für viele unter uns ist Frieder Schmidt der Erstkontakt (um einen für das Gebiet der Papiergeschichtsforschung zu begeistern), ein Katalysator (für das Schärfen von Forschungsansätzen), ein Multiplikator (für den Fortgang vieler Forschungsprojekte), der Wahrer und Bewahrer von einem riesigen Fundus papierhistorischer Quellen, der stets einen kollegialen Zugang ermöglichte.
Neben seiner jahrzehntelanger Rolle als „Vorsitzender“ des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte war und ist er in den zurückliegenden Jahren für den Arbeitskreis Buntpapier und zahlreiche weitere Projekte eine große Stütze (z.B. „Bernsteinprojekt“) gewesen.
Lieber Frieder – heute (zum 6.4.2017) sei Dir ganz herzlich im Namen aller, die sich durch Dich für papiergeschichtliche Fragen (und Antworten) begeistern ließen, gratuliert und alles Gute gewünscht!
Seit 480 Jahren Papier aus Penig
Am 14.April 1537 erfolgte die Begründung der Papierherstellung in Penig. Zum Bau der Papiermühle erhielt der aus Glauchau stammende Burckhardt Schmidt vom Burggrafen Hugo von Leisnig ein Darlehen von 200 Meißnischen Gulden und einen Bauplatz. Über diesen Vorgang wurde die unten abgebildete Urkunde ausgestellt.
Die Peniger Papiermühle war eine der ersten an der Zwickauer Mulde. Die Untere Papiermühle Glauchau entstand schon um 1525, wurde aber letztmalig 1849 erwähnt. Die Gründung der Papiermühle Colditz erfolgte 1543.
Bis 1603 war die Papiermühle im Besitz der Familie Schmidt. Neuer Besitzer wurde Caspar Lenckersdorffer I. 1729 kaufte Johann Christian Keferstein die Papiermühle. Sie blieb mehr als 100 Jahre in Familienbesitz. In dieser Zeit, 1772, wurde das erste deutsche Papiergeld, die „Churfürstlich Sächsischen Cassenbillets“, gedruckt. Lieferant des Papieres war die Papiermühle Penig.
1834 ist für die weitere Entwicklung der Papiermühle ein entscheidendes Jahr: Ferdinand Traugott Flinsch, Papiergroßhändler aus Leipzig, wurde Teilhaber seines Vetters Gustav Franz Keferstein an der Papiermühle. Auf Betreiben Flinschs erfolgte der Kauf der ersten Papiermaschine 1835. Der Anlauf derselben war mit großen Schwierigkeiten verbunden, worauf Keferstein das Unternehmen verlies und Flinsch am 25. Juni 1836 alleiniger Inhaber wurde. Durch Aufstellung weiterer Papiermaschinen wuchs das Unternehmen ständig.
Während bis 1836 jährlich nur ca. 30 t handgeschöpfte Papiere den Betrieb verließen, betrug die Jahresproduktion 1872 schon 2000 t. Der steigende Kapitalbedarf führte 1872 zur Aufgabe des Modells eines Familienunternehmens und Gründung der Aktiengesellschaft „Patentpapierfabrik zu Penig“. Flinsch blieb Teilhaber. Weitere Investitionen und Zukäufe, wie z.B. der Papierfabrik Wilischthal, ließen das Unternehmen zu einem der größten Papierhersteller Deutschlands wachsen.
Beide Weltkriege überstand das Unternehmen ohne große materielle Schäden. Schon im Herbst 1945 gelang es, die Produktion langsam wieder in Gang zu bringen. Es erfolgte weiterhin die Fertigung einer breiten Palette von grafischen Papieren, Schreib- und Löschpapieren sowie speziellen technischen und Verpackungspapieren. Ein neues Produktionssegment waren Verarbeitungs-erzgeunisse wie z.B. Schreibhefte und Schreibblocks.
Ende 1958 erfolgten erste Versuche mit Dekorpapieren. Nach Einstellung der Produktion von Schreib- und Druckpapieren 1975 wurden diese in einer breiten Palette von Farbstellungen für die verschiedenen Verarbeitungstechnologien zum Standardprogramm. Die Jahresproduktion betrug 1989 29.500 t.
Nach der politischen Wende 1989 mussten neue Märkte erschlossen werden. Am 1.9.1991 kaufte die Firma Felix Schoeller jr. GmbH & Co. KG, Osnabrück, den Betrieb. Nach gründlicher Analyse des Anlagenbestandes wurden viele Investi-tionen getätigt, die bis Ende 2015 die 40 – Millionen- Grenze überschritten. 2016 kam ein neues Kraftwerk zur Aufstellung.
Penig hat heute wieder einen festen Platz als zuverlässiger Lieferant von Dekor-papieren und Gegenzugpapieren für Fußbodenlaminat im In- und Ausland. Die Jahresproduktion beträgt in Abhängigkeit von der Auslastung der Arbeitsbreite der Papiermaschine bis zu 30.000 t/Jahr.
Penig ist die älteste Papierfabrik Deutschlands, die seit ihrer Gründung noch heute am Gründungsstandort produziert.
Frieder Schmidt zum 200. Geburtstag: Heinrich Voelter
Nur wenige Monate nach dem 200. Geburtstag des Holzschlifferfinders Friedrich Gottlob Keller am 27. Juni 1816 gilt es, sich der Geburt seines Geschäftspartners Heinrich Voelter zu erinnern. Dieser war am 1. Januar 1817 als Sohn des Papierfabrikanten Heinrich Bernhard Voelter (1784-1847) in Heidenheim an der Brenz zur Welt gekommen. Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung in einer Weberei und Färberei. Bereits in seiner Jugend arbeitete er mit dem Heilbronner Papiermaschinenbauer Johann Jakob Widmann (1799-1876?) und mit dem Heidenheimer Mechaniker Johann Matthäus Voith (1803-1874) zusammen. Als junger Mann war er nach Bautzen in die Papierfabrik von Carl Friedrich August Fischer (1778-1842) berufen worden, weil er sich mit den frühen deutschen Papiermaschinen auskannte, und wurde dort nach dem Tod des Eigentümers zum Technischen Direktor ernannt. Am 19.und 20. Juni 1846 besuchte ihn Keller in Bautzen, und nachdem der sächsische Blattbindermeister sein Holzschleifverfahren demonstriert hatte, kam es zwischen den beiden zu einer Vereinbarung, wie sie dieses gemeinsam nutzen wollten.
Heinrich Voelter verließ 1847 seine Direktorenstelle in Bautzen und kehrte nach Heidenheim zurück und bemühte sich seit seiner Übereinkunft mit Keller systematisch um eine Patentierung des Verfahrens im In- und Ausland, wobei die Schutzdauer oft nur fünf Jahre betrug. Der Papierfabrikant Adolf Benedello hat diese Anstrengungen 1957 in seinem Werk „Keller – Voelter“ ausführlich dokumentiert.
Seit 1847 enthielt das aus Heidenheim gelieferte Papier des „Schwäbischen Merkur“ bis zu fünfundzwanzig Prozent Holzstoff. Die „Allgemeine Ausstellung deutscher Industrie- und Gewerbs-Erzeugnisse“, die 1854 in München stattfand, brachte Voelter seine erste öffentliche Anerkennung. Eine Medaille II. Klasse erhielt Heinrich Voelter für ein Sortiment von Papieren mit Holzbeimischung, das er auf der Pariser Weltausstellung von 1855 präsentierte. Die Zusammenarbeit mit dem Heidenheimer Mechaniker Johann Matthäus Voith trug Früchte. Von 1852 bis 1860 entstanden einundzwanzig Holzschleifer, die Voelter an in- und ausländische Kunden lieferte. 1859 war von Johann Matthäus Voith der Raffineur als wichtige Verfahrensverbesserung erfunden worden. Dies hielt Voelter nicht davon ab, diese Maschine 1861 unter seinem eigenen Namen patentieren zu lassen, was zu allerhand Auseinandersetzungen führte.
1863 beteiligte sich Voelter an der neu gegründeten Maschinenfabrik Gebr. Decker & Co. in Cannstatt. Diese Firma benutzte die 1867 erneut in Paris abgehaltene Weltausstellung zur Demonstration einer kompletten Holzschleiferanlage. Die Werbekampagne erzielte viel Aufmerksamkeit. Im Anschluss kam es zu vielen Bestellungen aus Skandinavien und Amerika. Bis 1879 betrieb Heinrich Voelter sein 1858 eingerichtetes technisches Büro, dem ursprünglich auch Friedrich Voith, der Sohn des Mechanikers J. M. Voith und Absolvent des Stuttgarter Polytechnikums, angehörte. Heinrich Voelter starb am 12. September 1887 im Alter von 70 Jahren.
Ernst Raithelhuber, langjähriger Archivar der Maschinenfabrik J. M. Voith in Heidenheim (Brenz), betonte 1966, wie hilfreich die neue Branche für viele Gegenden war: „Die Einführung des Holzschleifereiwesens hatte für die Volkswirtschaft vieler Länder bedeutsame Folgen. Nicht mehr florierende Mahlmühlen, Spinnereien, alte Sägewerke und Eisenhämmer konnten nun durch die verbesserten Ausnutzungsmöglichkeiten ihrer Wasserkräfte zu rentablen Handelsholzschleifereien ausgebaut werden. Sie lagen vorwiegend abgelegen in holzreichen Gegenden und konnten dort das Holz billig heranschaffen. Der Holzschliff wiederum eignete sich in Pappenform für den Transport weit eher als das voluminöse Nadelholz.“
Doch bereits vor 50 Jahren stellte Ernst Raithelhuber auch fest: „Abgesehen von Gedenkartikeln, die von Zeit zu Zeit in den Fachbüchern und –Zeitschriften der Holzstoff- und Papierindustrie über ihn erscheinen, ist es seitdem still um ihn geworden. Dagegen wurde F. G. nach seinem Tod weitergehende Ehrungen zuteil: am 18. 10. 1908 wurde in Hainichen ein Denkmal für diesen Erfinder des Holzschliffs enthüllt.“
Text: Frieder Schmidt
Literatur & Verweise:
https://www.swp.de/heidenheim/lokales/heidenheim/heinrich-voelters-geburtstag-jaehrt-sich-zum-200.-mal-14239517.html
Benedello, Adolf: Keller — Voelter. Hagen-Kabel 1957.
Raithelhuber, Ernst: Heinrich Voelter. Pionier des Holzschleifereiwesens ; Papierfabrikant in Heidenheim an d. Brenz ; 1817-1887. In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken. Bd. 10. Stuttgart, 1966. – S. [388]-414.
Hinweise von Frieder Schmidt für die Jahresplanungen 2017:
Buntpapier-Workshop an der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig vom 24. + 25. Februar 2017. Das Tagungsprogramm befindet sich im Moment noch in der Feinabstimmung und wird im Januar 2017 an dieser Stelle auch bekanntgegeben.
Aktuelle Ausstellung in Augsburg:
„Mehr als Muster – Bunt- und Vorsatzpapiere aus der Grafischen Sammlung“
21. Oktober 2016 bis 15. Januar 2017; Grafisches Kabinett im Höhmannhaus, Maximilianstr. 48, 86150 Augsburg
Öffnungszeiten: Di – So 10-17 Uhr
Eintritt frei
In Straßburg findet gegenwärtig diese Ausstellung statt:
„Alter Ego“ -Freundschaften und Netzwerke vom 16. bis zum 21. Jahrhundert
Diese Ausstellung zum Thema „Stammbücher“ zeigt die WLB in Kooperation mit ihrer französischen Partnerbibliothek vom 30. November 2016 bis zum 12. Februar 2017 an der Bibliothèque Nationale et Universitaire in Straßburg.
http://www.wlb-stuttgart.de/die-wlb/kulturprogramm/ausstellungen/ausstellung-strassburg/
http://www.bnu.fr/de/node/17663
Wer Zeit hat, sei am 24. Januar in Berlin herzlich willkommen:
http://staatsbibliothek-berlin.de/aktuelles/wissenswerkstatt/?action=details&client=1&appointment=249
Der Deutsche Arbeitskreis für Papiergeschichte (DAP) wird sich im September 2017 in Aschaffenburg treffen und u.a. interessante Exkursionen unternehmen:
http://www.ak-papiergeschichte.de/tagungen/dap-tagung-2017-zum-thema-buntpapier/
Zum heutigen 90. Geburtstag von Wolfgang Schlieder – der DAP gratuliert herzlich und wünscht Alles Gute!
Dr. Wolfgang Schlieder – langjähriger Sammlungsleiter (1969-1991) der Papierhistorischen Sammlung am heutigen Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig – legte im Rahmen des Symposiums „Zum Stand der Papiergeschichtsforschung“ am 3. und 4. November 1990, zusammen mit Dr. Günther Bayerl und Dr. Rolf Stümpel, die Fundamente für den Deutschen Arbeitskreis für Papiergeschichte. Im Wissen um sein Wirken ehrten ihn 1996 Fachkolleginnen und Fachkollegen aus dem In- und Ausland anlässlich seines 70. Geburtstags mit einer Festschrift „Papiergeschichte(n)“ (vgl. http://d-nb.info/948900350).
Heute (zum 16.12.2016) sei ihm ganz herzlich gratuliert im Namen aller, die sich durch ihn für papiergeschichtliche Fragen (und Antworten) begeistern ließen.
Jahresrückblick des Traditionsvereins Papierfabrik Fockendorf 2016
Dank der hohen Einsatzbereitschaft konnten wir in diesem Jahr einen Besucherrekord erreichen. Über 2.100 Besucher haben im Jahr 2016 von März bis November unsere Museen aufgesucht, darunter 61 Gruppen an Wochentagen und davon 26 Schulklassen. Unsere externen Veranstaltungen begannen 2016 mit einem Paukenschlag und zwar mit der Teilnahme an der Grünen Woche in Berlin. Außerdem haben wir uns an einer Veranstaltung in Marienberg, an den Westerntagen in Haselbach und am Rositzer Bauernmarkt beteiligt.
Im Laufe der Saison 2016 haben wir drei Sonderausstellungen gestaltet. Die erste wurde im März unter dem Titel „Erstaunliche Kunstwerke aus Papier“ eröffnet. Schwerpunkt dabei waren Papierplastiken des sächsischen Künstlers Horst Schumann, die viel bewundert worden sind. Eine zweite Sonderausstellung war Friedrich Gottlob Keller gewidmet, dem Erfinder des Holzschliffs. Die dritte Sonderausstellung war dem 20jährigen Jubiläum unseres Vereins gewidmet, der 1996 gegründet worden war.
Auch 2016 haben wir erhebliche Zuwendungen erhalten. Erneut wurde mit der Mitteldeutschen Gasversorgung GmbH (MITGAS) ein Sponsoringvertrag abgeschlossen und wir erhielten von dieser Firma wieder 500,- €. Vom Landratsamt erhielten wir eine Zuwendung aus Mitteln der Thüringer Ehrenamtsstiftung zur Förderung des Ehrenamtes in Höhe von 450,- €. Außerdem erhielten wir mehrere bedeutende Sachzuwendungen. Im März dieses Jahres hat uns die Urenkelin des letzten privaten Besitzers der Papierfabrik Greiz, Felix Günther, dessen papiergeschichtlichen Nachlass übereignet. Es handelt sich dabei um über 200 kg Material, darunter mehr als 20 Fotoalben, zahlreiche gerahmte Bilder und unzählige originale Dokumente aus der Zeit vom 18. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Des Weiteren hat uns die Papierfabrik Grünperga in Grünhainichen eine historische Wickelpappenmaschine kostenlos angeliefert und die Firma Heimbach GmbH & Co. KG hat uns im Dezember zwei neue Trockensiebe im Wert von insgesamt 1.114,- € für unsere Papiermaschine gesponsert.
Die Übernahme des papiergeschichtlichen Nachlasses des Greizer Papierfabrikanten Felix Günther hat uns dazu bewogen, in der kommenden Saison eine Sonderausstellung über die Papierfabrik Greiz zu gestalten. Diese Fabrik ist heute die älteste Papierfabrik in Thüringen, die noch existiert, sie wurde 1591 gegründet. Unser Verein steht schon seit vielen Jahren in Kontakt mit der Greizer Firma und es gibt dort großes Interesse und auch Unterstützung für diese Sonderausstellung, die am 25. März 2017 eröffnet werden soll.
Nach wie vor ist unser Wasserkraftwerk die wichtigste Finanzierungsquelle. In diesem Jahr haben wir für die Einspeisung von Elektroenergie eine Vergütung von 5.280 € von der Firma MITNETZ erhalten. Leider gab es 2016 aber auch immer wieder Stillstände des Kraftwerks, wegen notwendiger Reparaturen, Wassermangel und Vereisung.
Gegenwärtig hat der Verein 26 Mitglieder, aber für die Betreuung der Besucher, vor allem an den Wochentagen kommen praktisch nur die Mitglieder infrage, die nicht mehr berufstätig oder anderweitig gebunden sind. Diese Situation führt zwangsläufig dazu, dass künftig nicht mehr alle Anmeldungen von Gruppen, insbesondere von Schulklassen angenommen bzw. realisiert werden können, was natürlich einen Rückgang der Besucherzahlen nach sich ziehen wird. Aus gleichem Grund können wir auch nur noch in Ausnahmefällen externe Veranstaltungen durchführen.
Saisonbeginn im Jahr 2017 wird wiederum im März sein.
Frank Heinzig
Vereinsvorsitzender (12.12.2016)
Rückblich auf den Tag der offenen Tür in der Peniger Papierfabrik am 15.10.2016
Einen ausführlichen Bericht, reichlich bebildert über den Tag der offenen Tür in Penig finden Sie unter:
http://www.mironde.com/litterata/5659/allgemein/tag-der-offenen-tuer-in-der-peniger-papierfabrik
Die Geschichte der Papierfabrik Penig stellt unser langjähriges DAP-Mitglied, Heiner Unger, in seinem jüngst (Sept. 2016) erschienen Buch: Die Papierfabrik Penig. Geschichte und Geschichten (80 Seiten mit zahlreichen Fotos und Abbildungen, UVP 12,50 Euro, ISBN 978-3-96063-001-2) ausführlich dar. Hierbei baut er auf seine früheren Veröffentlichungen (Johannes Mädel/ Heiner Unger: Die Peniger Papiermühle und ihre Wasserzeichen. Ein historischer Streifzug durch die Jahrhunderte.; 2005 und Heiner Unger: 475 Jahre Papier aus Penig, 2013) auf.
„Frühling, Sommer, Herbst & Winter“ – Origami-Ausstellung in Freiburg im 3-Ländereck
Vom 29. Oktober bis 1. November 2016 veranstaltet der Triogami-Stammtisch (Trio=Mitglieder aus dem Dreiländer-Eck Deutschland-Frankreich-Schweiz) im großen Ausstellungssaal der AWO-Begegnungsstätte eine Ausstellung mit zahlreichen Objekten, die mit der ganzen Bandbreite industrieller bunter Papiere aus Japan, Frankreich, Holland, Österreich und Deutschland gefaltet wurden. Auch unser langjährige DAP-Tagungsteilnehmerin Christine Trautwein wird einige Ihrer Objekte zeigen. Ferner findet ein Workshops für groß und klein statt und können original-japanischer Origami-Papiere gekauft werden.
Eröffnung der Ausstellung:
Samstag, 29. Oktober um 11.00 Uhr
Öffnungszeiten:
MO- SA: von 10.00 bis 17.00 Uhr
SO: von 14.00 bis 17.00 Uhr
Adresse:
AWO-BEGEGNUNGSSTÄTTE – Tennenbacher Straße 38 – 79106 Freiburg i. Br.
Heute erreicht uns die traurige Nachricht, dass Ekkehard Schaarschmidt, einer unserer langjährigen DAP-Teilnehmer, am 5.10.2016 verstorben ist. Mir persönlich wird Herr Schaarschmidt insbesondere mit seinen Diskussionsbeiträgen in Erinnerung bleiben, mit denen er unserem Arbeitskreis Standpunkte aus Sicht der Papierindustrie näherbrachte.
Traueranschrift: Familie Schaarschmidt, Langenhagen 60, 33617 Bielefeld.
Rückblick auf die Vorführung des Japanischen Papiermeister NAITŌ im „Lichthof“ des Deutschen Technikmuseums Berlins
Nach einer Einführung in Wort und Film am 27.9.2016 im Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin über die Herstellung von Japanpapieren fand ein öffentliches Gespräch zwischen dem japanischen Papiermachermeister NAITŌ und dem Berliner Papiermacher Gangolf Ulbricht statt. Gangolf Ulbricht – seit vielen Jahren selbst Meister seines Faches – verbrachte während seines einjährigen Japanaufenthaltes 1998 mehrere Wochen in der Werkstatt von NAITŌ in Sichtweite des Berges Fuji, um dort die ganz traditionelle Art des Papierschöpfens in Japan kennenzulernen.
Die „traditonelle japanische Art“ beim Handschöpfen bedeutet, dass ausschließlich Fasern aus dem Bast von Kozo-, Mitsumata- oder Gampisträuchern, unter Zusatz von Nori und Wasser in die Stoffbütte gegeben werden. Das Schöpfsieb besteht aus mehreren stirnseitig aneinander gestoßenen Bambusstengeln identischen Durchmessers, die von Fäden umschlungen nebeneinander gebunden werden. Hierdurch bleibt das Sieb in einer Richtung sehr flexibel, was das „abgautschen“ (die Abnahme des feuchten Papierbogens vom Sieb) sehr erleichtert. Da dies in einer rollenden Bewegen geschiet, spricht man auch vom Rollsieb. Zum Schöpfen eines gleichmäßigen Bogens muss jedoch die absolute Planlage des Siebes gewährleistet sein. Daher wird das Sieb für den eigentlichen Schöpfvorgang in einen Rahmen eingespannt.
Beim Schöpfen nach der „Nagashi-zuki“-Methode werden zunächst 2 bis 3 dünnste Faserlagen auf dem Rollsieb abgelegt, auf die dann eine dickere Zwischenlage und abschließend nochmals eine dünne Faserlage aufgeschöpft werden. Im Gegensatz zur europäischen Handschöpferei wird das Sieb zur Herstellung eines Bogens mehrfach (üblicherweise vier- bis neunmal) in die Bütte getaucht. Anschließend wird das Rollsieb mit dem neuen Bogen aus dem Schöpfrahmen genommen und direkt Bogen auf Bogen abgegautscht. Anders als in Europa üblich werden also keine Filze zwischengelegt. Papiermachermeister NAITŌ hilft sich hier lediglich mit einem dünnen Faden, den er je Lage dazwischenlegte. Dies erleichtert die spätere Trennung der noch feuchten Bogen. Über Nacht werden diese ganz langsam gepresst. Nach traditioneller japanischer Papierschöpfmethode werden die Bögen anschließend auf Trockenbretter – wegen seiner Saugfähigkeit aus Gingkoholz – aufgestrichen und in die Sonne zum Trocknen gestellt. Um das frühzeitige Abrollen der noch nicht ganz durchgetrockneten Bogen zu verhindern, werden die Trockenbretter mit einem feuchten Kamelienblatt eingerieben.
Nach NAITŌs Angaben schöpfen heute in Japan noch ca. 160 Papiermachermeister in dieser traditionellen Art. Seine Ein-Mann-Tagesproduktion liegt bei ca. 200 Bogen. Im November 2014 wurde die Tradition des japanischen Papierschöpfens („Washi“ – zu dtsch. Japanpapier), durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Von 29. September bis 1. Oktober 2016 führte Herr NAITŌ im Deutschen Technikmuseum Berlin seine traditionelle japanische Papierherstellung praktisch vor. Lediglich Mitsumatafasern – die ein weiches Papier ergeben – der Schleim der Nori-Pflanze und Berliner Wasser diente als Rohstoffe für seine dort vor einem interessierten Publikum hergestellten Papiere. Er arbeitete mit der Original-Ausrüstung einer japanischen Handschöpferei, die ursprünglich von der JAPICO Drissler Feinpapiere KG aus Japan nach Deutschland gebracht und sich seit den 1980er-Jahren im Besitz des Deutschen Technikmuseums befindet. Herr NAITŌ ware bereits im Jahr 2000 mit einer vergleichbaren Veranstaltung schon einmal zu Gast in Berlin. Es gibt wohl kaum authentischere Methoden, in Europa mehr über die japanische Papierherstellung zu erfahren, außer sie an Originalgeräten von Meistern ihrer Zunft vorgeführt zu bekommen. Trotz der sprachlichen Hindernisse konnte man so einen anschaulichen und vor allem authentischen Einblick in die jahrhundertealte Kunst der japanischen Papierherstellung gewinnen. Den Organisatoren – der Deutsch-Japanischen Gesellschaft, Gangolf Ulbricht und den Gastgebern (dem Deutschen Technikmuseum Berlin und hier insbesondere Herrn Prof. J. Hoppe, Frau Wallbach und Herrn Schröder) – sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
Einführung in die Geschichte und Herstellung von Washi in Japan
Am 27.9.2016 um 19:00 wird im Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin (Saargemünder Str. 2) der Japanische Papiermeister NAITŌ Tsuneo eine Einführung in die Geschichte und Herstellung von Washi in Japan geben. Im Anschluss erfolgt ein moderiertes Gespräch zwischen Herrn NAITŌ und Herrn Gangolf Ulbricht.
Um Anmeldung mit Stichwort „PAPYRUS“ unter kultur@jdzb.de wird gebeten.
Vom 29. September bis 1. Oktober 2016 wird Herr NAITŌ im sogenannten „Lichthof“ des Deutschen Technikmuseums Berlin mit seinen Vorführungen (11:00- 16:00) einen Einblick in die traditionelle japanische Papierherstellung (insbesondere für Kalligraphie- und Zeichenpapiere) geben.
PapierMarkt mit Trödelständen
im LVR-Industriemuseum Bergisch Gladbach
am Sonntag, den 4. September 2016 von 11 bis 18 Uhr
Die Papiermaschinenhalle und das Museumsgelände verwandeln sich in einen bunten Markt. Im Mittelpunkt stehen Schönes und Ausgefallenes aus Papier: handgeschöpfte und marmorierte Papiere, Bücher und Alben, Schachteln und Dosen, Schmuck, Schalen und vieles mehr. Auch bei Kunsthandwerkern, die mit anderen Materialien arbeiten, oder an den Trödelständen lässt sich vielleicht das ein oder andere Schätzchen finden. Herzhaftes und Süßes für den Magen ergänzen die bunten Stände.
Der Eintritt zum Markt ist frei!
Museumseintritt: Erwachsene 4,50 €, erm. 4 €,
Kinder/Jugendliche bis 18 Jahren frei
http://www.industriemuseum.lvr.de
Besucherinformationen: kiR – kulturinfoRheinland, Tel.: 02234/ 99 21 555
33. IPH-Kongress in Valencia (Spanien) vom 20. – 24.9.2016
Im Jahr 2016 steht die aller zwei Jahre stattfindende IPH-Tagung unter dem Motto „The Paper Road from Xàtiva and Valencia to the Mediterranean countries and to the New World“. Wegen des dicht gefüllten Vortragprogrammes, finden meist je Vorträge parallel statt. (Leider) sind viele Vorträge nicht in Englisch. Die Anmeldung/Registrierung zum IPH-Kongress ist inzwischen auch online unter:
http://www.paperhistory.org/registration/
möglich.
Rückblick auf die DAP-Tagung 2016
Vom 16.-19.6.2016 tagte der Deutsche Arbeitskreis Papiergeschichte (DAP) im Zusammenhang mit einer Festveranstaltung zu Ehren Friedrich Gottlob Keller anlässlich dessen 200.Geburtstages in Hainichen, Freiberg und Weigmannsdorf.
Teile dieser Tagung wurden durch die Stadt Hainichen, den Akademischen Papieringenieurverein an der TU Dresden e.V. (APV), den Vereinigten Papierfachverband Sachsen/Thüringen (VPM) und dem Deutschen Arbeitskreis Papiergeschichte gemeinsam organisiert.
Dem vielseitigen und unterhaltsammen Festakt in der Aula der Keller-Oberschule in Hainichen, folgte ein Festkonzert in der Trinitatiskirche Hainichen.
Fachvorträge anlässlich des Keller Jubiläums (gemeinsamme Fachtagung im Freiberger Brauhof):
• Begrüßung durch Herrn Ocken
• F.Schmidt, „Kellers Holzschliffverfahren – Invention, Innovation und Diffusion“
• H.Cedra, „Rohstoffsituation der Papiererzeugung vor der Erfindung des Holzschliffs am Beispiel der Lumpensammlung“
• F.Niethammer, „Erstanwendung von Kellers Holzschliff in der Papierfabrik Kriebstein“
• C.Bleyl, W.Göhler, H.Koch und R.Ocken, „Ausbreitung des Holzschliffverfahrens in Sachsen und seine Auswirkungen auf den einheimischen Maschinenbau“
• D.Kutschke und E.Möller, „Schleifersteinproduktion in der Sächsischen Schweiz“
• S.Heinemann, „Holzstoffprüfung vom 19.Jahrhundert bis zur Gegenwart“
• P.-G.Weber, „Bedeutung von Holzstoff in Gegenwart und Zukunft“
Am Nachmittag setzte der DAP seine eigene Tagung nach einer Exkursion in die letzte Holzschleiferei Deutschlands im Gasthof Weigmannsdorf fort.
• Frau Prof. Ulrike Hähner stellte eindrücklich die „Herausforderungen für die Restaurierung von Archiv- und Bibliotheksgut auf Papier/Karton – ein Überblick“ dar, die sich gegenwärtig für die Bestandserhaltung ergeben.
• Im Anschluss hieran brachte uns Frau Laura Völkel (M.A.) mit ihrem Vortrag „Die Untersuchung von Nanocellulosen für einen Einsatz in der lokalen Papierstabilisierung“ einen in der Restaurierung neuartigen Rohstoff nahe.
• Herr Wolfgang Gottschalk stieß mit seinem Vortrag „Celluloseabbau – Ansätze zur Konsolidierung spröder Blattfragmente“ spannende Diskussionen nicht nur über gelungene oder weniger gelungene Restaurierungen an.
• Nach der Kaffepause vertiefte der Vortrag von Frau Claudia Förster mit ihrem „Abriss über die Geschichte der Streicherei – von der Bürstenstreicherei zur Inkjetpapierbeschichtung“ unsere am Vormittag auf der Exkursion gewonnenen Erkenntnisse.
• Der Vortrag von Herrn Joachim Preuss zur „Faszination Papiermaschine“ gab einen Einblick über die verschiedenen Entwicklungen in der mehr als 200-jährigen Geschichte des Papiermaschinenbaues.
• Abschließend gab Herr Dieter Pothmann einen „Rückblick auf das Papierhistorische Seminar in Homburg und die dortigen Holzschleifversuche“.
Der Dank des DAPs gilt der Firma Felix Schoeller, die uns interessante Einblicke gab, und ferner nochmals Hans-Georg Wöllmer, der für einen reibungslosen Tagungsablauf sorgte!
Weitere Details zur DAP-Tagung 2016 finden Sie hier.
Am 12. Juni um 15 Uhr wird im Kulturhaus Zanders die Ausstellung: „Ergens, een plek – Irgendwo, ein Ort – Somewhere, a place“ mit einer Klangperformance Edo Hebinck & Laurens van der Zee eröffnet. Ausgestellt werden vom 12.6.2016 bis zum 3.7.2016 Papierarbeiten von KünstlerInnen aus den Niederlanden und Deutschland.
Kulturhaus Zanders
Hauptstraße 267 – 269
51465 Bergisch Gladbach
Öffnungszeiten Di / Do / So 15 – 18 Uhr
Papier autark – 30 Jahre International Asseciation of Hand Papermakers and Paper Artists (IAPMA)
Im Museum Papiermühle Homburg (www.papiermuehle-homburg.de) sind vom 1. Mai bis 25. September 2016 Arbeiten von 20 deutschen Papierkünstlern der IAPMA zu sehen. Zum Abschluß von „Papier autark“ veranstaltet das Museum einen Papiermarkt mit vielen Ausstellern und Aktionen „Rund ums Papier“.
Die nächste Tagung des Deutsche Arbeitskreis Papiergeschichte (DAP) wird im Zusammenhang mit einer Festveranstaltung zu Ehren Friedrich Gottlob Keller anlässlich seines 200.Geburtstages vom 16.-19.6.2016 in Hainichen, Freiberg und Umgebung stattfinden.
Teile dieser Tagung werden durch die Stadt Hainichen, den Akademischen Papieringenieurverein an der TU Dresden e.V. (APV), den Vereinigten Papierfachverband Sachsen/Thüringen (VPM) und dem Deutschen Arbeitskreis Papiergeschichte gemeinsam organisiert. Mehr Informationen hierzu finden Sie unter:
Am 19. Juni wird in der Papiermühle Alte Dombach in Bergisch Gladbach die Ausstellung „Die Welt in 1000 Teilen – Zur Geschichte des Puzzlespiels“ eröffnet. Hier werden viele historische Puzzles zu sehen sein und ambitionierten Besuchern die Möglichkeit geboten, selbst zu puzzeln.
Mit der Sendung „Papier – Wunderstoff oder reif für die Tonne“ informierte der Bayrische Rundfunk im Dezember 2015 für die verschiedenen Aspekte der Papierherstellung und -verwendung.
Der Link zur Sendung: http://br.de/s/249rKTa
36. Tagung des Arbeitskreises Bild-Druck-Papier
Der Arbeitskreises Bild-Druck-Papier wird 2016 zu seiner 36. (und leider letzten) Tagung in Wrocław (Kulturhauptstadt Europas 2016) zusammenkommen. Veranstaltet wird die Tagung von dem Instytut Filologii Germańskiej/Institut für Germanistik der Universität Wrocław und dem Muzeum Miejskie Wrocławia (Städtisches Museum der Stadt).
Referenten aus verschiedenen Ländern werden über die verschiedenen Aspekte mehrerer Jahrhunderte polnischer Kulturgeschichte, den Besonderheiten der Drucker- und Verlegerstadt Breslau und in die Geschichte der Fotografie in Polen einführen. Vorträge zu Themen Luxuspapier, Graphische Sammlungen und Bild– und Künstlersprachen runden die Tagung ab.
Als Begleitprogramm wird eine Exkursion nach Niederschlesien (u.a. zur Friedenskirche von Świdnica – Schweidnitz /Weltkulturerbestätte) angeboten.
Die verbindliche Anmeldungen zur 36. Tagung des Arbeitskreises Bild-Druck-Papier muss bis zum 9. Februar 2016 bei Dr. Irene Ziehe, Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin erfolgen.
Konferenz zur Dresdner Hofmusik 21.-23. Januar 2016
Vom 21. bis 23.1.2016 findet an der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) eine Konferenz zum Forschungsstand der Geschichte der Dresdner Hofmusik statt. Zur Zeit der sächsisch-polnischen Union (1697–1763) sind hier bedeutende Werke entstanden. Das Forschungsprojekt zur Dresdner Hofmusik an der SLUB (zu den vokalen Notenbestände aus der Dresdner katholischen Hofkirche und der Königlichen Privat-Musikaliensammlung), widmete sich der Instrumentalmusik. Im Rahmen dieses Projektes kam es zu zahlreichen musikalischen Wiederentdeckungen, die dem Fachpublikum und der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden sollen.
Als ein weiteres Projektergebnis wurden etwa 1.500 Musikalien, die der Forschung und Praxis bislang verborgen waren, digital frei zugänglich. Dieser Datenbestand wurde nach neuestem Stand des internationalen Quellenverzeichnisses RISM erschlossen und digitalisiert. Auch den verwendeten Papieren ist ein Vortrag auf dieser Konferenz gewidmet.
„Ich Bin, Was da ist. Beethoven im Blick moderner und historischer Kunst“ – Eine Ausstellung anläßlich 25 Jahre Deutscher Einheit im Kulturhaus Zanders, Bergisch Gladbach.
Vom 18.10. bis 15.11.2015 werden jeweils am Dienstag, Donnerstag und Sonntag verschiedene Objekte auf und aus Papier gezeigt.
Ausstellung: Stadt, Land, Garten – Zur Kulturgeschichte des Nutzgartens
Vom 22. März bis 20. Dezember 2015 findet in den Gemüsegärten, die zum Gelände der Papiermühle Alte Dombach in Bergisch Gladbach eine Ausstellung zur Kulturgeschichte des Nutzgartens statt. In der Ausstellungsankündigung heißt es weiter:
„Die heutigen Museumsgärtner führen fort, was für die Papiermacher früherer Zeiten Alltag war. Schon damals ergänzten die Familien ihren Speisezettel mit Obst und Gemüse, das sie selbst anbauten. Dies war vor der Industrialisierung überlebenswichtig. Säen und pflanzen, gießen und jäten, schneiden und umgraben, ernten, einlagern und konservieren – ohne diese Arbeiten kam man nur schlecht durch den Winter.“
Die Austellung beleuchtet die verschiedenen Formen der Gartennutzung – Gärtnern in den Städten des Industriezeitalters (von der Brachflächen-Nutzung über Kleingartenanlagen bis zu Siedlungen mit Gärten hinter dem Haus), Gärtnern in Notzeiten (z.B. „Steckrübenwinter“ 1916/17 ) und Gärtnern in der Gegenwart (wichen Gemüsegärten viele Jahre lang neuen Rasenflächen und Blumenbeeten so ist diese Entwicklung mit den jungen Familien, die naturnah leben möchten oder einen Gegenpol zum Alltag in der globalisierten Gesellschaft suchen, scheinbar gestopt).
Ort:
LVR-Industriemuseum | Papiermühle Alte Dombach
51465 Bergisch Gladbach
Laufzeit: 22. März bis 20. Dezember 2015
Eintritt: 3 €, ermäßigt 2,50, Kombikarte mit Dauerausstellung 5 €, Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt
Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10 – 17 Uhr, samstags und sonntags 11 – 18 Uhr
Karfreitag, Ostermontag und 1. Mai geschlossen
weitere Informationen
Hildesheimer Tag der Restaurierung
Am 20.2.2015 lädt die Fachhochschule Hildesheim zur Präsentation von aktuellen Abschlussarbeiten des Studiengangs „Konservierung und Restaurierung“. Mit den Beiträgen zur:
* „Untersuchung von Nanocellulosen für einen Einsatz zur lokalen Papierstabilisierung“ (Laura Völkel)
und
* „Entwicklung von Konservierungseinbänden für holz- und säurehaltige Skizzenbücher des Otto Modersohn Museums Fischerhude“ (Lisa Dittmann)
wird es auch zwei Beiträge zum Thema „Papier“ geben. Nähere Informationen hierzu:
HAWK | Fakultät Bauen und Erhalten |
Sekretariat Studiengänge Konservierung und Restaurierung |
Birgit Delp | Bismarckplatz 10/11 | 31135 Hildesheim
Tel. 0 51 21/881-385 | E-Mail: birgit.delp@hawk-hhg.de
http://www.hawk-hhg.de/bauenunderhalten
Tagung „Paper is part of the picture. Europäische Künstlerpapiere von Albrecht Dürer bis Gerhard Richter“ vom 18. bis 21. März 2015 in Düren
Der Veranstalter teilte uns hierzu weiter mit:
“Das Leopold-Hoesch-Museums & Papiermuseum Düren feiert 2015 das Jahr des Papiers. Seit nunmehr 625 Jahren besteht die deutsche Papierherstellung und gleichzeitig begeht das Papiermuseum Düren sein 25jähriges Jubiläum. Aus diesem Grund veranstalten wir die internationale Expertentagung „Paper is part of the picture“. Sie wird in Kooperation mit Herrn Professor Georg Satzinger von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, mit Herrn Professor Nils Büttner von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und mit Wissenschaftlern der Morgan Library und des Metropolitan Museum New York durchgeführt. Auf der Tagung sollen gezielt Papiere untersucht werden, die Künstler seit der Renaissance für Zeichnungen und Druckgraphiken verwendeten. Bisher galten diese Papiere nicht als Teil, sondern lediglich als Träger der Darstellung. Mit ihnen beschäftigten sich daher fast ausschließlich Restauratoren, die auch die einzige Tagung weltweit zu diesem Thema bisher 1999 in Toronto veranstalteten. Ein Hauptaugenmerk unserer Tagung soll auf der Frage liegen, wann und aus welchen ästhetischen Überlegungen heraus Künstler Papiere für ihre Zeichnungen und Druckgraphiken wählten und wie sich hierin zeitgeschichtliche Kontexte widerspiegeln.” (Zitat aus der Tagungseinladung des Veranstalters)
Der Tagungsort (19. und 20.3.2015) ist das Meeting-Center der KANZAN Spezialpapiere GmbH (Nippesstraße 5, 52349 Düren). Da nur 80 Sitzplätze im Tagungssaal zur Verfügung stehen, bittet der Veranstalter um eine schriftliche Anmeldung bis zum 15. Februar 2015.